[10.10.2016] Eine Studie im Auftrag des Nürnberger Versorgers N-ERGIE zeigt: Die Energiewende gelingt auch mit weniger Hochspannungstrassen, wenn bislang wenig beachtete Faktoren berücksichtig werden.
Die aktuellen politischen Rahmenbedingungen für die Energiewende sehen einen umfangreichen Ausbau der Übertragungsnetze vor, damit der erzeugte Strom sicher in die Verbrauchszentren transportiert werden kann. Was wäre aber, wenn man diese Rahmenbedingungen verändern würde? Diese Frage beantwortet eine Studie, die der Nürnberger Versorger N-ERGIE bei Prognos und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg in Auftrag gegeben hat. Wie das kommunale Unternehmen mitteilt, konzentrierten sich die Forscher in der Studie auf die Parameter, die in der heutigen Netzentwicklungsplanung wenig beachtet werden. Dazu zählen die Ansiedlung der Erneuerbare-Energien-Anlagen, die Flexibilität von Verbrauchern, die Verteilung von KWK-Anlagen (Kraft-Wärme-Kopplung) und ein optimales Einspeise-Management für die erneuerbaren Energien.
Die Analysen zeigen laut N-ERGIE, dass im Netzentwicklungsplan bereits im Modell „Marktgleichgewicht“ Verbesserungspotenzial vorhanden ist. Aus volkswirtschaftlicher Gesamtperspektive sei die regionale Ansiedlung von Erneuerbare-Energien-Anlagen mit einem „Wohlfahrtsgewinn“ von 1,7 Milliarden Euro pro Jahr verbunden, wenn sie mit einem optimierten Einspeise-Management, dem Redispatch sowie einer optimierten räumlichen Ansiedlung von KWK- und Power-to-X-Anlagen (Umwandlung von Strom in Gas oder Wärme) kombiniert werden. Die Studie zeige zudem, dass keine Notwendigkeit bestehe, den Ausbau erneuerbarer Energien zu dämpfen. Im Gegenteil: Bei Einsatz der vorgeschlagenen Maßnahmen lasse sich dieselbe erneuerbare Erzeugung mit wesentlich weniger Netzausbau realisieren.
N-ERGIE-Vorstand Josef Hasler erklärte bei der Vorstellung der Studie am vergangenen Freitag (7. Oktober 2016): „Die heutige Netzausbauplanung wird den vielen technischen Entwicklungen zur Integration der erneuerbaren Energien nicht gerecht.“ Der weitere Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland lasse sich auch mit der Hälfte der im Netzentwicklungsplan vorgesehenen HGÜ-Trassen (Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung) realisieren, gab sich Hasler überzeugt. Der N-ERGIE-Chef plädiert deshalb für einen zellularen Ansatz, in dem Energie entsprechend dem Subsidiaritätsprinzip soweit möglich auf der lokalen und regionalen Ebene erzeugt, gespeichert und verbraucht wird.
(al)
http://www.n-ergie.deZum Download der Studie (Deep Link)
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Bildquelle: N-ERGIE