[24.4.2017] Viele Industriebetriebe können sich vorstellen, künftig selbst Strom zu produzieren und auf dem Strommarkt anzubieten. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Befragung des Digitalverbands Bitkom.
In den kommenden Jahren könnten in Deutschland Tausende neue Stromproduzenten entstehen. So könnten sich vier von zehn Industrieunternehmen vorstellen, künftig selbst Strom zu erzeugen und zu verkaufen. Bei größeren Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern stimmten dem sogar zwei Drittel der Unternehmen zu. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Befragung von 506 Unternehmen im Auftrag des Digitalverbands Bitkom. Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder sagt: „Die Industrieunternehmen erkennen die Chancen aus der Digitalisierung der Energieversorgung. Für die Unternehmen bieten sich völlig neue Einnahmequellen durch die Energiewende.“
Eine gewisse Skepsis herrsche jedoch vor. Zwar können sich nur sieben Prozent überhaupt nicht vorstellen in die Stromproduktion einzusteigen, gleichzeitig geben aber 48 Prozent an, dass sie sich das eher nicht vorstellen können. Als Gründe dagegen nennen 64 Prozent der Unternehmen, dass sie sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren wollen, die hohen Investitionskosten scheuen dagegen 41 Prozent. Ein Viertel der Betriebe schätzt das Vertragspotenzial als zu gering ein, während 22 Prozent fehlende rechtliche Voraussetzungen beklagen. Jedes zehnte Unternehmen, das sich eine eigene Stromproduktion nicht vorstellen kann, gibt als Grund fehlende Technologien zur einfachen Abrechnung an. „Unternehmen müssen nicht alles selbst machen. Die digitale Energiewende ist eine Chance für neue Dienstleistungen, gerade auch kleine und mittelständische Betriebe sollten dazu mit Spezialisten kooperieren“, so Rohleder. Eine Möglichkeit sieht der Digitalverband etwa darin, dass Betriebe die Dächer ihrer Produktionshallen für die Erzeugung von Solarstrom vermieten.
Ein weiteres Geschäftsmodell wird auch Gegenstand der Integrated Energy Plaza auf der Hannover Messe (24. bis 28. April 2017) sein: die kurzfristige Anpassung des Energieverbrauchs zur Stabilisierung des Stromnetzes. Immerhin zahlen Netzbetreiber rund 7.000 Euro je Megawatt flexibler Leistung. Hinzu kommt eine Vergütung für den tatsächlichen Abruf. Während bislang vor allem die energieintensive Industrie solche Ausgleichszahlungen beanspruchen konnte, sollen künftig auch Unternehmen mit einem geringeren Verbrauch über so genannte Aggregatoren als Dienstleister abschaltbare Lasten bereitstellen können.
(me)
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