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MVV Energie:
"Wir haben einen Plan"


[14.12.2015] Die Energiewende schüttelt die Branche kräftig durcheinander. Die Stromkonzerne E.ON und RWE reagieren mit Abspaltungen. Eine andere Strategie verfolgt das Mannheimer Unternehmen MVV Energie.

MVV Energie entwickelt sich nach dem Motto „Mein Zukunftsversorger“ vom Versorger zum Dienstleister. Ein Tsunami vor der japanischen Küste löst im März 2011 ein Beben in der deutschen Energiewirtschaft aus. Die Flutwelle verursacht die Reaktorkatastrophe von Fukushima, in Deutschland ruft Bundeskanzlerin Angela Merkel die Energiewende aus. In der hiesigen Energiewirtschaft bleibt danach kein Stein auf dem anderen. Den Unternehmen brechen die früher üppig sprudelnden Gewinne aus dem traditionellen Geschäft weg. Der Grund: Erneuerbare Energien sorgen für einen Preisverfall an den Strombörsen, konventionelle Erzeugung in Großkraftwerken lohnt sich kaum noch. Die Folge: Zwei große deutsche Energiekonzerne spalten sich auf. E.ON will sich auf die Bereiche erneuerbarer Energien fokussieren, die konventionelle Stromerzeugung wird in das Unternehmen Uniper ausgelagert (wir berichteten). Auch RWE bündelt die Geschäftsfelder erneuerbare Energien, Netze und Vertrieb in einer neuen Tochtergesellschaft (wir berichteten).

Weichenstellung bei MVV Energie

Eine andere Strategie verfolgt der Mannheimer Konzern MVV Energie. Im Jahr 2009, also zwei Jahre vor Merkels Energiewende, startet das börsennotierte Unternehmen, das mehrheitlich der Stadt Mannheim gehört, ein Investitionsprogramm mit einem Volumen von drei Milliarden Euro. Das Geld fließt in erneuerbare Energien, Kraft-Wärme-Kopplung und die energetische Nutzung von Abfällen, in den Ausbau der Fernwärme sowie in die Modernisierung von Netzen und Anlagen. Unter dem Motto „Neue Energie“ werden insbesondere Erzeugungskapazitäten im Bereich erneuerbarer Energien aufgebaut.
Die Energiewende wird zum zentralen strategischen Anker für die Ausrichtung des Unternehmens. Entscheidende Weichen werden im Jahr 2014 gestellt. Im September kauft MVV den insolventen Windprojektentwickler Windwärts (wir berichteten). Wenige Wochen später wird bekannt, dass die Mannheimer die Mehrheit am Unternehmen juwi übernehmen (wir berichteten). Der Projektentwickler für erneuerbare Energien ist ebenfalls in Turbulenzen geraten. Ein weiterer Baustein der Zukunftsstrategie kommt im November 2014 hinzu: MVV gründet mit Partnern das Joint Venture BEEGY. Der Plan: Industrie, Handel, Gewerbe und Privatkunden sollen für Planung, Bau und Management dezentraler Erneuerbarer-Energien-Anlagen auf nur einen Anbieter zurückgreifen können (wir berichteten).

Marktentwicklung schlägt durch

Ob die Strategie aufgeht, ist noch nicht erwiesen. MVV Energie ist ebenfalls von sinkenden Margen und Umsätzen betroffen. Im Geschäftsjahr 2012/13 verzeichnet der Konzern zwar mit über vier Milliarden Euro einen Rekordumsatz, das operative Ergebnis (Adjusted EBIT) sinkt jedoch um knapp sechs Prozent auf 210 Millionen Euro. MVV kann sich nicht von der Entwicklung in der Energiewirtschaft abkoppeln. Das wird auch im folgenden Geschäftsjahr deutlich. Der Umsatz geht um sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 3,8 Milliarden Euro zurück. Das operative Ergebnis liegt bei 170 Millionen Euro.
Auf der diesjährigen Bilanzpressekonferenz, die vergangene Woche (10. Dezember 2015) in Frankfurt am Main stattfand, verkündet MVV-Vorstandschef Georg Müller, dass Umsatz und Gewinn im Geschäftsjahr 2014/15 erneut gesunken sind. Müller zeigt sich dennoch zufrieden, weil das operative Ergebnis um drei Prozent auf 175 Millionen Euro stieg. „Wir haben die Ergebnisdelle überwunden“, erklärt Müller vor der Presse. Für das laufende Geschäftsjahr 2015/16 erwartet MVV ein deutliches Plus: Der Umsatz soll wieder die Marke von vier Milliarden Euro überschreiten (wir berichteten).
Der Grund für den Optimismus: Die strategische Ausrichtung auf erneuerbare Energien greift. Laut Müller trägt regenerativ erzeugte Energie bereits zu einem Drittel zum Unternehmensergebnis bei, die Rückgänge im Bereich der konventionellen Erzeugung würden dadurch ausgeglichen. Zum Ergebnis beitragen werden auch zwei Kraftwerke in Großbritannien, die MVV Energie nach Verzögerungen im Oktober 2015 in Betrieb genommen hat (wir berichteten). Auch das Unternehmen juwi wird nach den Worten von Müller die Wende schaffen und das MVV-Ergebnis um einen zweistelligen Millionenbetrag verbessern. juwi sei Deutschlands führender Projektentwickler und habe gute internationale Perspektiven. „Das Unternehmen wird uns noch viel Freude machen“, erwartet der MVV-Chef. Denn: Der Ausbau erneuerbarer Energien sei der globale Megatrend.

Weitere Milliarden für Investitionen

Auf der Bilanzpressekonferenz wird deutlich: Das Mannheimer Unternehmen lässt sich nicht beirren und setzt seine Strategie fort. Mit Blick auf die Branche sagt Müller: „Wir haben einen Plan und setzen diesen bereits um.“ Der MVV-Chef kündigt an, dass in den kommenden Jahren weitere drei Milliarden Euro für Investitionen bereitgestellt werden. Gegenüber den Kunden positioniert sich MVV Energie jetzt als „Mein Zukunftsversorger“. Die gesamte Wertschöpfungskette – von der Erzeugung über die Vermarktung bis hin zu Energiedienstleistungen für Endkunden – wird abgedeckt. Wie sich das Unternehmen vom Versorger zum Dienstleister verändert, deutet Vertriebsvorstand Ralf Klöpfer in einem Nebensatz an: „Wir haben mehr Strom von Kunden vermarktet als an sie geliefert.“
Alexander Schaeff

http://www.mvv-energie.de

Stichwörter: Unternehmen, MVV Energie,

Bildquelle: MVV Energie AG

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