[14.3.2018] Ein flexibles Nahverkehrskonzept wird jetzt im baden-württembergischen Schorndorf erprobt. Busse fahren dann nicht mehr nach Fahrplan, sondern werden je nach Bedarf bestellt – etwa via App.
Busfahren nach Bedarf statt Fahrplan – so lautet der Grundgedanke im „Reallabor Schorndorf“. Ziel ist es, den öffentlichen Nahverkehr flexibler und nachhaltiger zu gestalten und gleichzeitig enger an den Bedürfnissen der Nutzer auszurichten. Nach rund zwei Jahren Entwicklungs- und Vorbereitungszeit ist das Forschungsprojekt unter Leitung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) jetzt in der nahe Stuttgart gelegenen Kommune in den Pilotbetrieb gestartet.
Zentrales Element des neuartigen Buskonzepts ist das digitale Bestellsystem. Wie das DLR mitteilt, übermitteln die Nutzer dabei via Smartphone-App, am heimischen PC, per Telefon oder über insgesamt 13 teilnehmende Einrichtungen, Geschäfte, Restaurants und Cafés ihren jeweiligen Fahrtwunsch. Das Bestellsystem berechne dann die reale Abholzeit und teile dem Nutzer mit, wo er vom Bus abgeholt wird. Neben den bisherigen Haltestellen gebe es dazu in Schorndorf künftig mehr als 200 potenzielle Ein- und Ausstiegsorte, so genannte virtuelle Haltepunkte. Liege der durchschnittliche Weg zum nächsten Busstopp bislang bei rund 500 Metern, verkürze sich die Wegstrecke mit dem neuen Konzept auf 150 bis 200 Meter, so das DLR weiter. Zudem fahre der Bus nur, wenn er gebraucht werde – unnötige Leerfahrten lassen sich damit vermeiden und Ressourcen gezielter einsetzen.
Das flexible Konzept wird jeweils im Zeitraum von Freitagnachmittag bis
Sonntagnacht mit einem Kleinbus bis zwei Kleinbussen – sowie bei erhöhtem Fahrgastaufkommen mit einem regulären Omnibus – erprobt. Außerhalb dieses Zeitraums gilt der bisherige reguläre Fahrplan.
Zusätzlich zur Entwicklung des Bestellsystems machen sich die Wissenschaftler des DLR im Reallabor Schorndorf auch über innovative Fahrzeugkonzepte Gedanken, die den Anforderungen eines bedarfsorientierten Buskonzepts am besten gerecht werden: Größe, Zahl der Sitzplätze und Innenraumgestaltung sind dabei ebenso relevant wie Fragen nach der geeigneten Antriebstechnologie, dem Energieverbrauch und Emissionen. Erste Konzeptstudien und Modelle werden nach Angaben des DLR im Herbst dieses Jahres präsentiert.
Das „Reallabor Schorndorf: Zukunftsweisender Öffentlicher Verkehr – Bürgerorientierte Optimierung der Leistungsfähigkeit, Effizienz und Attraktivität im Nahverkehr (BOOLEAN)“ ist eines von sieben Forschungsprojekten, die vom baden-württembergischen Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst gefördert werden und in denen zukunftsfähige Lösungen für Herausforderungen in Ballungsräumen erprobt werden sollen. Das Projekt erhält über eine Projektlaufzeit von drei Jahren eine Förderung von rund 1,2 Millionen Euro.
(bs)
http://www.reallabor-schorndorf.de http://www.dlr.de
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Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)
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