[5.6.2018] Mit einer Studie greift die Deutsche Energie-Agentur in die Diskussion um Elektrifizierung aller Sektoren oder Technologieoffenheit ein. Ergebnis: Mit einem Technologie- und Energieträgermix sind die Klimaziele bis zum Jahr 2050 einfacher zu erreichen. Zudem ist dieser Weg laut der Untersuchung um bis zu 600 Milliarden Euro kostengünstiger.
Die Deutsche Energie-Agentur (dena) hat gestern (4. Juni 2018) eine Leitstudie zur Energiewende vorgelegt. Laut der Untersuchung lassen sich die Klimaziele der Bundesregierung – 80 bis 95 Prozent weniger CO2-Emissionen bis 2050 im Vergleich zu 1990 – zwar mit verschiedenen Ansätzen wie Technologieoffenheit oder Elektrifizierung erreichen. Je nachdem, welches Ende des Korridors realisiert werden soll, ergeben sich aber bereits für die Ausrichtung auf das Jahr 2030 unterschiedliche Weichenstellungen, so die Studie. Deshalb rät die dena: Die Bundesregierung sollte noch in dieser Legislaturperiode ihr Klimaziel für das Jahr 2050 präzisieren.
Gemeinsam mit wissenschaftlichen Gutachtern und über 60 Unternehmen und Wirtschaftsverbänden hat die bundeseigene Energieagentur vier Szenarien erarbeitet, wie die CO2-Reduktionsziele von entweder 80 oder 95 Prozent bis 2050 erreicht werden können: Zwei Elektrifizierungsszenarien gehen davon aus, dass der Verbrauch in den Sektoren Gebäude, Industrie und Verkehr weitgehend mit Strom gedeckt wird, zum Beispiel durch verstärkten Einsatz von Wärmepumpen, strombasierten Produktionsanlagen und Elektroantrieben. In zwei Technologiemix-Szenarien kommt ein breiteres Spektrum an Technologien und Energieträgern zum Einsatz, darunter mehr gasförmige und flüssige Kraft- und Brennstoffe, die mithilfe von erneuerbaren Energien synthetisch erzeugt werden.
Laut der Studie sind die Technologiemix-Szenarien zielführender, weil sie stärker auf bestehende Infrastrukturen aufbauen und auf mehr gesellschaftliche Akzeptanz stoßen. In den Elektrifizierungsszenarien seien dagegen mehr Flächen für den Ausbau von Wind- und Solaranlagen und ein stärkerer Ausbau des Stromnetzes erforderlich. Der Gebäudebestand müsse stärker energetisch saniert werden, um mehr Wärmepumpen effizient nutzen zu können. Insgesamt seien die Transformationspfade mit einem breiten Technologie- und Energieträgermix bis 2050 unter den getroffenen Annahmen um bis zu 600 Milliarden Euro kostengünstiger als solche, die verstärkt auf strombasierte Anwendungen setzen.
Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung, sagte bei der Vorstellung der Studie in Berlin: „Unsere Szenarien zeigen: Nicht alles, was auf den ersten Blick als naheliegende Lösung erscheint, führt unter Berücksichtigung der Wechselwirkungen mit anderen Sektoren zum gewünschten Ziel. Daraus folgt auch: Es reicht nicht, heute nur über die Klimaziele 2030 zu diskutieren. Abhängig vom Ambitionsniveau für das Jahr 2050, sieht schon 2030 sehr unterschiedlich aus. Und die Ziele für das Jahr 2030 werden mit Sicherheit verfehlt, wenn nicht bereits in dieser Legislaturperiode entsprechende Maßnahmen auf den Weg gebracht werden.“
(al)
http://www.dena.dedena-Leitstudie Integrierte Energiewende (PDF, 8 MB) (Deep Link)
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Bildquelle: Deutsche Energie-Agentur (dena)