[23.10.2018] Nägel mit Köpfen wollen die Unternehmen Tennet, Gasunie Deutschland und Thyssengas bei der Kopplung von Strom- und Gasnetzen für die Energiewende machen und eine 100 Megawatt Power-to-Gas-Anlage in Niedersachsen errichten.
Der Übertragungsnetzbetreiber Tennet und die Fernleitungsnetzbetreiber Gasunie Deutschland und Thyssengas planen in Niedersachsen den Bau einer mit 100 Megawatt bis dato größten deutschen Power-to-Gas-Pilotanlage. Das melden die Unternehmen in einer gemeinsamen Pressemitteilung. In Betracht kommen Standorte im Bereich der Tennet-Umspannwerke Diele und Conneforde, in denen vor allem Offshore-Windstrom aus der Nordsee gesammelt und weiterverteilt wird. Mit dem Pilotprojekt ELEMENT EINS wollen die Unternehmen erste Erfahrungen mit Power-to-Gas-Anlagen im industriellen Maßstab sammeln. Die Pilotanlage soll schrittweise ab dem Jahr 2022 ans Netz gehen und grünen Strom in Gas umwandeln, um so neue Speicherpotenziale für erneuerbaren Strom zu erschließen. Den Partnern gehe es dabei um die umfassende Kopplung der Sektoren Energie, Verkehr und Industrie. So könne der in Gas umgewandelte Grünstrom nicht nur über bestehende Gasleitungen von der Nordsee ins Ruhrgebiet transportiert, sondern unter anderem auch über Wasserstoff-Tankstellen für Mobilität und über die Speicherung in Kavernen für die Industrie zur Verfügung stehen, melden die Netzbetreiber.
Stromnetz entlasten
Für Tennet hat Power to Gas großes Potenzial, da so dem Stromnetz dringend benötigte Flexibilität zur Verfügung stehen kann: „Wir brauchen leistungsfähige Speichertechnologien, um das ambitionierte Ausbauziel für erneuerbare Energien 2030 zu realisieren“, sagt Lex Hartman, Geschäftsführer von Tennet. „Wenn wir große Mengen an erneuerbarem Strom speichern können, entlasten wir das Stromnetz. Das hilft uns, die teure Abregelung von Windanlagen zu begrenzen und macht die Stromversorgung sicherer. Mehr Speicherung von grünem Strom bedeutet für die Zeit nach dem Jahr 2030 auch weniger zusätzlichen Netzausbau.“ Das Projekt gehört zum Innovationsprogramm von Tennet, mit dem Möglichkeiten untersucht werden, mehr Flexibilität für den sicheren Netzbetrieb verfügbar zu machen. „Mit dem Bau einer Power-to-Gas-Großanlage ist auch klar, dass die Energiewende eine Ingenieursaufgabe werden muss, soll sie denn gelingen“, fügt Thomas Gößmann, Vorsitzender der Geschäftsführung von Thyssengas hinzu. „Technische Innovationen und die sektorübergreifende Suche nach tragfähigen Engineering-Lösungen sind die entscheidenden Erfolgsfaktoren für die Energiewende.“
(sav)
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