[11.12.2018] Laut einer aktuellen Detecon-Studie glauben 80 Prozent der befragten Energieversorgungsunternehmen, dass die Blockchain die Energiewirtschaft verändern wird. Allerdings werde es noch mindestens zwei Jahre dauern, bis die Technologie die dazu nötige Marktreife erreicht.
Der Umstieg auf regenerative Stromerzeugung, verbunden mit einer dezentralisierten Energieproduktion sowie die Digitalisierung stellen Energieversorgungsunternehmen (EVU) vor große Herausforderungen. Ob die Blockchain-Technologie vor diesem Hintergrund die Chance bietet, den Energiemarkt disruptiv zu verändern, wollte das Management- und Technologieberatungsunternehmen Detecon wissen und hat dazu 65 Vertreter von EVU aus Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt. Ergebnis: 46 Prozent der befragten Unternehmen beschäftigen sich bereits mit Maßnahmen, die den Einsatz von Blockchain-Technologien vorbereiten; knapp 80 Prozent glauben, dass Blockchain die Energiewirtschaft verändern wird. Allerdings war die Hälfte der Umfrageteilnehmer der Ansicht, dass es mindestens noch zwei Jahre dauern werde, bis die Technologie die nötige Marktreife erreicht.
Im Wesentlichen getrieben wird die Relevanz der Blockchain in der Energiewirtschaft durch intelligente Stromzähler (Smart Meter) und das Internet der Dinge. Dem haben laut Detecon mehr als 80 Prozent aller Befragten zugestimmt. Zudem werde die Technologie neue Geschäftsmodelle unterstützen – vor allem in den Bereichen E-Mobilität und Nachbarschaftsmodelle, so genannte Microgrids. Hier können zum Beispiel Prosumer selbst erzeugten Solarstrom untereinander handeln. Eine mögliche Anwendungsform bieten große Peer-to-Peer Handelsplattformen, über die EVU Stromgroßhandel ohne Intermediär betreiben.
Wie Detecon weiter berichtet, zeigten sich zudem knapp 70 Prozent der Befragten überzeugt, dass die Blockchain den Aufbau der Lade-Infrastruktur für E-Mobilität unterstützen könne. Ein bereits eingesetzter Anwendungsfall seien Smart Contracts, die den Abrechnungs- und Bezahlprozess beim Aufladen und Nutzen von Lade-Infrastruktur revolutionieren und damit die Prozesse des Anbieters zwischen Laden und Bezahlen deutlich effizienter und günstiger gestalten.
Darüber hinaus kann die Blockchain zur Stabilisierung des Stromnetzbetriebs und damit zur Versorgungssicherheit und -qualität beitragen. So wendet ein niederländischer Netzbetreiber nach Angaben von Detecon die Blockchain bereits für sein Engpass-Management an. Auf Basis vernetzter Heimspeicher und Ladestationen von Elektrofahrzeugen greift der Netzbetreiber mittels Blockchain je nach Netzsituation flexibel auf dezentrale Kapazitäten zu, was der Nutzung eines virtuellen Kraftwerks gleichkommt.
„Blockchain hat das Potenzial, die Beziehungen der Marktteilnehmer auf den Kopf zu stellen. Erzeuger und Verbraucher interagieren direkt miteinander, was den Energiehandel und -vertrieb komplett verändern wird“, fasst Rüdiger Schulze, Partner bei Detecon zusammen. So werden laut Studie der Handel und der Vertrieb an Bedeutung verlieren. „Wir empfehlen den EVU, Blockchains zunächst in einem geschützten Raum zu pilotieren“ so Schulze weiter. „Denn die Einführung der Blockchain stellt Unternehmen vor große technische und organisatorische Herausforderungen. Ein Pilot hilft, die Technologie zu verstehen und sorgt innerhalb der Organisation für Akzeptanz.“
(bs)
Studie „Ist Blockchain die disruptive Technologie für das Utility 4.0?“ zum Download (Deep Link)
http://www.detecon.com
Stichwörter:
Informationstechnik,
Blockchain,
Studie,
Detecon