[19.6.2019] Bis 2030 sollen 65 Prozent des Stroms in Deutschland regenerativ erzeugt werden. Dazu muss die installierte Leistung der Erneuerbare-Energien-Anlagen verdoppelt werden. Wie das geht, rechnet der BDEW vor.
Wenn Deutschland das Ziel von 65 Prozent erneuerbaren Energien bis 2030 erreichen will, müssen die Zubauraten massiv erhöht werden. Darauf weist der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hin. Eine reine Fortschreibung der bisherigen Pfade aus dem EEG 2017 reiche nicht aus – dies würde lediglich zu einem Erneuerbare-Energien-Anteil von 54 Prozent führen.
Der Branchenverband hat deshalb zwei Szenarien berechnet, wie diese Lücke geschlossen werden könnte. BDEW-Hauptgeschäftsführer Stefan Kapferer erklärt: „Aus den Rechnungen geht hervor, dass das 65-Prozent-Ziel grundsätzlich auf mehreren Pfaden erreichbar ist.“ Die erforderliche installierte EE-Leistung für 2030 bewege sich zwischen 215 und 237 Gigawatt (GW). Im Jahr 2018 seien allerdings erst Erneuerbare-Energien-Anlagen mit einer Gesamtleistung von 120 GW installiert gewesen.
Ausbau-Deckel heben
Kapferer warnt: „Die derzeit bestehenden Flächenbegrenzungen für verschiedene EE-Technologien behindern ausreichende Zubauraten und das Ausschöpfen bestehender Potenziale in den jeweiligen Segmenten.“ Konkret gehe es dabei um die Zehn-MW-Größenbeschränkung für Photovoltaik-Freiflächenprojekte im EEG, den 15-GW-Deckel für Wind auf See bis 2030 und den 52-GW-Deckel für PV-Anlagen. Letztgenannter Deckel sollte aus Sicht des BDEW aufgehoben werden, verbunden mit weiteren Maßnahmen zur besseren Markt- und Systemintegration von Strom aus PV-Anlagen.
Die Berechnungen des BDEW zeigten, dass höhere Ausbauziele für Windenergieanlagen auf See und Photovoltaik sinnvoll sind, um Zeit für die Lösung der Akzeptanzprobleme von Windenergie an Land zu gewinnen. Trotz forciertem Ausbau von Offshore-Windparks und Photovoltaikanlagen bleibe allerdings ein erheblicher Zuwachs auch von Wind an Land erforderlich, um das 65-Prozent-Ziel zu erreichen.
Die Flächenverfügbarkeit darf nach den Worten von Kapferer deshalb keinesfalls weiter eingeschränkt werden. Dies gelte insbesondere im Hinblick auf die aktuellen Diskussionen um Mindestabstände zur Wohnbebauung oder Höhenbeschränkungen für Windenergieanlagen an Land. Diese würden die Erreichbarkeit des 65-Prozent-Ziels gefährden und zudem die Erreichung des CO2-Minderungsziels für die Energiewirtschaft verhindern.
Wirtschaftliches Förderregime
Weil ein massiver Ausbau der erneuerbaren Energien erforderlich ist, müsse weiter an einem möglichst wirtschaftlichen Förderregime gearbeitet werden. Der BDEW habe deshalb sein „3-Säulen-Modell“ für einen neuen Finanzierungsrahmen für EE-Anlagen weiter konkretisiert. Säule 1 sehe die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit erneuerbarer Energien im Rahmen des Strommarktes vor. Der Markt und dessen Preissignale sollen die Basis für die Investitionsentscheidung darstellen. Säule 2 diene der Flankierung des Erneuerbare-Energien-Zubaus und stellt das Erreichen der Ausbauziele für erneuerbare Energien sicher. Säule 3 soll dazu beitragen, Prosumer-Lösungen effizient voranzubringen und auf sinnvolle Weise in das Energieversorgungssystem zu integrieren.
BDEW-Hauptgeschäftsführer Kapferer sagt: „Eine erfolgreiche Energiewende ist ohne Verantwortung für das Gesamtsystem nicht möglich. Mit seinem 3-Säulen-Modell will der BDEW die Förderung der Erneuerbaren fit für das kommende Jahrzehnt machen. Es ist damit der Vorschlag der Energiewirtschaft für eine zukunftsweisende EEG-Reform.“
(al)
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