[24.6.2020] In Wuppertal fahren jetzt zehn Busse mit Wasserstoff im Linienverkehr. Brennstoffzellen liefern in jedem Bus 285 PS. Der Wasserstoff kommt aus einem Müllheizkraftwerk.
Ob in Barmen, Oberbarmen, Heckinghausen, Ronsdorf, Langerfeld oder auch Uellendahl-Katernberg, ab jetzt gehören die neuen Wasserstoffbusse der Wuppertaler Stadtwerke (WSW) zum Stadtbild der nordrhein-westfälischen Kommune. Wie die WSW mitteilen, hat am 20. Juni 2020 der Linienverkehr der aktuell zehn Fahrzeuge umfassenden Busflotte begonnen. Rein optisch unterscheiden sich die zwölf Meter langen WSW-blauen Solobusse kaum von ihren dieselbefeuerten Kollegen. Der zentrale Unterschied komme aus dem Auspuff, produziere der Wasserstoffbus doch weder Stickoxid noch CO2. Die Busse stoßen stattdessen reinen Wasserdampf aus. Im Bus wird der Wasserstoff in einer Brennstoffzelle in Strom umgewandelt. Der Strom treibt den Elektromotor an, der 285 PS auf die Straße bringt. Wie bei allen Elektrofahrzeugen steht das volle Drehmoment sofort zur Verfügung.
Das macht sich laut den Stadtwerken insbesondere auf den Bergstrecken in Barmen, Heckinghausen oder hoch nach Ronsdorf bemerkbar. Während der nicht vorhandene Schadstoffausstoß Fußgänger und die Umwelt freut, sticht für Fahrgäste und Anwohner der Strecken eine zweite Eigenschaft der Wasserstoffbusse positiv heraus. Die Busse haben kein Motorengeräusch, sie sind auch bei laufendem Motor an der Haltestelle fast lautlos, auf der Strecke hört man nur die Rollgeräusche. Der eigentliche Clou der Wasserstoffmobilität bei den WSW sei jedoch das so genannte Wuppertaler Modell. Weltweit einmalig werde unter dem Dach der Wuppertaler Stadtwerke nicht nur der ÖPNV, hier die Busse, mit Wasserstoff betrieben, sondern auch der Treibstoff produziert. Das erledige die Abfallwirtschaftsgesellschaft AWG am Standort des Müllheizkraftwerks Korzert in Cronenberg. Im Schatten des Kraftwerks wurde seit dem Winter ein Elektrolyseur inklusive Wasserstofftankstelle errichtet. Bei der Elektrolyse wird Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespaltet. Die Energie zur Aufspaltung des Wassers komme aus dem Strom, der bei der Müllverbrennung erzeugt wird. Für NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst ist das Wuppertaler Modell daher auch mehr als nur eine kluge lokale Lösung. Da es noch keine Serienfertigung von Wasserstoffbussen, Elektrolyseuren oder Wasserstoff-Tankstellen gibt, wurde das Projekt laut den Stadtwerken umfangreich gefördert. Mit insgesamt 6,5 Millionen Euro haben die Europäische Union, der Bund, das Land NRW und der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr das Vorhaben unterstützt. Die Gesamtkosten für das Projekt betragen zwölf Millionen Euro. Im kommenden Jahr wird die Wasserstoffbusflotte der WSW mobil auf 20 Fahrzeuge erweitert.
Die Wasserstoffbusse des belgischen Herstellers Van Hool bieten Platz für 75 Fahrgäste. Die Fahrzeuge wiegen 14 Tonnen. Wie die WSW berichten, sind die Busse mit einer 85-Kilowatt-Brennstoffzelle und einer Lithium-Titanat-Oxyd-Batterie ausgerüstet. Die maximale Wechselleistung betrage 210 Kilowatt. Ein Bus koste rund 650.000 Euro und damit fast dreimal so viel wie ein herkömmlicher Dieselbus.
(ur)
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Bildquelle: WSW