[6.10.2020] Im Projekt „Energiesysteme der Zukunft“ fordern acatech, Leopoldina und die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften ein neues Marktdesign für die Energiewende. Damit sollen Netzengpässe bewältigt und die Sektorenkopplung gefördert werden.
In ihrem Projekt Energiesysteme der Zukunft (ESYS) machen die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften acatech, die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina und die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften in zwei Stellungnahmen Vorschläge für ein zeitgemäßes Marktdesign, das die Sektorenkopplung fördert und Netzengpässe effektiv und effizient bewältigt. Laut den drei wissenschaftlichen Institutionen ist der heutige Strommarkt historisch gewachsen und spiegelt die Entwicklungen der jüngsten Zeit nicht ausreichend wider. Wenn klimaschonende Technologien wirksam und zu möglichst geringen Kosten zur Energiewende beitragen sollen, brauche es einen unverzerrten Wettbewerb zwischen erneuerbaren und fossilen Energieträgern, in dem sich klimaschädliches und klimafreundliches Verhalten auch im Preis niederschlägt. Gleichzeitig gelte es, das gewohnt hohe Niveau an Versorgungssicherheit auch in einem Energiesystem beizubehalten, das in stärkerem Ausmaß auf volatile Energieträger vertraut.
Eine Arbeitsgruppe des ESYS-Projekts zeigt in zwei Stellungnahmen auf, wie Änderungen im Marktdesign einen wesentlichen Beitrag zu einer kostengünstigen und wirkungsvollen Energiewende leisten können. Wie Netzengpässe behoben oder bestenfalls sogar verhindert werden können, diskutieren die Wissenschaftler in der Stellungnahme „Netzengpässe als Herausforderung für das Stromversorgungssystem“. Netzengpässe sind Situationen, in denen die Transportkapazitäten der Netze nicht ausreichen, um alle gewünschten Stromhandelsgeschäfte durchzuführen. Im besseren Fall können sie behoben werden, was aktuell zu hohen Kosten führt. Im schlechteren Fall stellen sie eine Bedrohung für Netzstabilität und Versorgungssicherheit dar.
Im Zentrum der Stellungnahme „CO2 bepreisen, Energieträgerpreise reformieren – Wege zu einem sektorenübergreifenden Marktdesign“ steht die Frage, wie eine stärkere Integration von Strom-, Wärme- und Verkehrssektor hin zu einem klimafreundlichen Gesamtsystem gelingen kann. Die Experten sprechen sich darin für eine Kombination aus einer umfassenden CO2-Bepreisung und einer Reform der Steuern, Umlagen und Abgaben als Lösungsansatz aus. Dies würde nicht nur zu einer Reduktion von Treibhausgasemissionen führen, sondern könnte auch private Haushalte und die Industrie entlasten.
(ur)
Die Stellungnahmen sind hier abrufbar. (Deep Link)
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