Donnerstag, 25. April 2024

Stadtwerke Augsburg:
Fernwärme mit eXergiemaschine


[8.10.2020] Die Stadtwerke Augsburg steigern in einer Wohnanlage die Effizienz der Fernwärme durch das Verringern der Rücklauftemperatur. Dafür wird die eXergiemaschine von varmeco eingesetzt.

In diesem Augsburger Wohngebäude arbeitet in der Heizzentrale die eXergiemaschine. Vor allem im Sommerhalbjahr stehen Fernwärmeanbieter vor einem Problem: In Wohngebäuden führt ein Zirkulationsbetrieb der Warmwasserversorgung in Verbindung mit geringen Heizlasten zu einem sehr ineffizienten Betrieb. Grund sind die hohen Rücklauftemperaturen an den Fernwärmeanschlüssen. Die Stadtwerke Augsburg Energie testen daher seit April 2020 eine Lösung, die Abhilfe schafft: die eXergiemaschine, eine Entwicklung von varmeco und dem Schweizer Partnerunternehmen BMS-Energietechnik. Die eXergiemaschine arbeitet laut varmeco in Kombination mit einem Wärmepuffer und stellt in diesem Speicher eine optimale Temperaturschichtung her. Ist die Temperaturschichtung im Speicher zum Beispiel durch einen langen Zirkulationsbetrieb bei einer geringen Warmwasserzapfung zerstört, ziehe die eXergiemaschine Wasser aus der Speichermitte. Ein Teil davon werde erwärmt und oben im Speicher eingespeist, der andere Teil gelange abgekühlt unten in den Speicher. Auf Verbraucherseite entstehe so wieder die gewünschte, hohe Vorlauftemperatur und in Richtung der Wärmequelle eine niedrige Rücklauftemperatur. Aus Sicht der Quelle, in diesem Fall des Fernwärmeanschlusses, ergibt sich laut varmeco so eine hohe Temperaturspreizung, was den Wirkungsgrad steigert. Gleichzeitig werde die Zahl der Speicherladezyklen verringert.

Test in 50 Jahre altem Wohnblock

Die Stadtwerke Augsburg Energie testen das Prinzip nun in einem fast 50 Jahre alten Wohnblock im Stadtteil Hammerschmiede, den sie seit 2012 im Contracting mit Wärme beliefert. „Wir liefern dort seit 2012 Wärme und haben die Heizzentrale damals von einer Erdgaszentralanlage auf umweltfreundlichere Fernwärme umgestellt. Weil wir einen Fernzugriff auf die Technik der Anlage haben und ihre Betriebsdaten und die wichtigsten Temperaturen in der Gebäudeleittechnik ablesen können, ist es ein ideales Testobjekt für die eXergiemaschine“, erklärt Hermann Egger, Leiter Anlagentechnik der Stadtwerke Augsburg Energie. Rund 90 Wohneinheiten werden über den 320-Kilowatt-Fernwärmeanschluss der Heizzentrale versorgt, berichtet varmeco weiter. Diese wurde kürzlich modernisiert und mit zwei neuen 1.000-Liter-Wärmespeichern sowie mit Frischwassererwärmern von varmeco ausgerüstet. Warmwasser stelle eine exergieoptimierte Zweier-Kaskade von Frischwassererwärmern FWE 50 bis 50 Liter pro Minute je Gerät bei 60 Grad Celsius bereit. Dabei arbeite einer der Frischwassererwärmer auch der Warmwasserzirkulation zu. Die große Menge zirkulierenden Wassers führte jedoch bei geringer Zapfung und Heizlast trotz Exergieoptimierung der Durchlauferhitzer nach wenigen Stunden zu einer Temperatur von etwa 55 Grad Celsius in den Wärmespeichern – überall, oben wie unten.
Im April 2020 wurden die letzten Installationsarbeiten der eXergiemaschine, die elektrische Verdrahtung, durchgeführt.
„Dies passiert mit der eXergiemaschine nicht mehr", sagt Egger. Er verspricht sich von der Optimierung der Temperaturschichtung nicht nur eine technische Verbesserung der hygienischen Warmwasserbereitstellung, sondern auch wirtschaftliche Vorteile: „Mit einem Rücklauf auf niedriger Temperatur, wie ihn die eXergiemaschine ermöglicht, arbeitet das Fernwärmenetz effizienter. Denn erzeugerseitig wird seltener nachgeladen und wir können unser Heizkraftwerk mit einem höheren Wirkungsgrad betreiben."

Potenzial soll sichtbar sein

Der Praxistest in dem laut Unternehmensangaben heizungstechnisch gesehen sehr transparenten Objekt in Hammerschmiede soll das Potenzial der eXergiemaschine über alle Jahreszeiten sichtbar machen. In dem Versuchsobjekt sei ein Nullserien-Modell mit 15 kW thermischer Leistung installiert; die Serienmodelle der eXergiemaschine bieten 5, 10, 20 oder 40 kW maximale Wärmeleistung. Die ersten Ergebnisse im Sommerbetrieb seien vielversprechend: Während die Rücklauftemperatur ohne eXergiemaschine oft auf über 55 Grad Celsius steige, könne sie mit der eXergiemaschine auf 31 Grad Celsius gesenkt werden. Gleichzeitig steige die Temperaturspreizung im Speicher auf über 40 Kelvin (Vorlauf 73 Grad Celsius) und die Zahl der Nachladungen durch den Fernwärmeanschluss werde beinahe halbiert. Nach erfolgreichem Ausgang des Langzeittests möchten die Stadtwerke Augsburg weitere fernwärmeversorgte Gebäude mit einer eXergiemaschine ausstatten, teilt varmeco mit. (ur)

https://www.sw-augsburg.de
https://www.varmeco.de
https://www.exergiemaschine.com

Stichwörter: Wärmeversorgung, Stadtwerke Augsburg, eXergiemaschine

Bildquelle v.o.n.u.: varmeco, Stadtwerke Augsburg / Thomas Hosemann

Druckversion    PDF     Link mailen


Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich Wärmeversorgung

Iqony/RWE: Fernwärme aus Müll bis 2026
[23.4.2024] Iqony Fernwärme und RWE schließen einen neuen Wärmeliefervertrag. Dabei wird Abwärme aus dem Essener Müllheizkraftwerk Karnap zu Fernwärme gewandelt. Der Vertrag läuft bis Ende 2036. mehr...
Stadtwerke Bochum: Grüne Fernwärme durch Pflanzenkohle
[19.4.2024] Das Climate Tech Start-up Novocarbo hat jetzt die Stadtwerke Bochum als Partner für den neuesten Standort seiner Net-Zero-Lösung gewonnen. Der gemeinsam geplante Carbon Removal Park Bochum soll künftig nicht nur die Fernwärme in Bochum grüner machen, sondern auch eine besondere Kohle produzieren, die im Kampf gegen den Klimawandel helfen kann. mehr...
Der Carbon Removal Park Bochum soll künftig eine besondere Kohle produzieren, die im Kampf gegen den Klimawandel helfen kann.
Wiesbaden: Neue Pumpe für Fernwärme
[19.4.2024] Wiesbaden will die Wärmeversorgung umbauen. Dazu wurde eine neue Fernwärme-Pumpstation durch den Energiedienstleister ESWE installiert. mehr...
Mit großem Interesse besichtigten die Besucher die neue Anlage.
Hamburg: Wärmeprojekt vollständig in Betrieb
[18.4.2024] Das Hamburger Wärmeprojekt in der Müllverwertungsanlage Borsigstraße ist jetzt vollständig in Betrieb gegangen. Das Projekt steigert die Effizienz der Wärmeerzeugung ohne Brennstoff-Mehreinsatz sowie ohne Veränderung der Emissionsfracht. mehr...
Das Wärmeprojekt der Müllverwertungsanlage Borsigstraße in Hamburg ist jetzt vollständig in Betrieb gegangen.
RheinEnergie: 23 Meter hoher Speicher in Betrieb
[16.4.2024] RheinEnergie hat einen großen Fernwärmespeicher in Betrieb genommen. Er soll eine tragende Säule für die Wärmeversorgung in Köln werden. mehr...
Der neue Speicher ist 23 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 13 Metern.

Suchen...

 Anzeige

 Anzeige



Aboverwaltung


Abbonement kuendigen

Abbonement kuendigen
Ausgewählte Anbieter aus dem Bereich Wärmeversorgung:
Meriaura Energy Oy
22761 Hamburg
Meriaura Energy Oy
Trianel GmbH
52070 Aachen
Trianel GmbH

Aktuelle Meldungen