[19.3.2021] Die EU verschärft ihr Klimaziel für das Jahr 2030. Das könnte die CO2-Preise im europäischen Emissionshandel steigern und den deutschen Kohleausstieg marktgetrieben beschleunigen, zeigt eine Analyse des Energiewirtschaftlichen Instituts der Universität zu Köln.
Die Verschärfung des europäischen Klimaziels könnte zu einem deutlichen Anstieg der CO2-Preise im europäischen Emissionshandel und somit zu einer frühzeitigen, marktgetriebenen Reduktion der deutschen Stromerzeugung aus Kohle führen. Das berichtet das Energiewirtschaftliche Institut der Universität zu Köln (EWI). Während die Steinkohleverstromung bereits bis zum Jahr 2030 weitgehend zum Erliegen kommen könnte, spielt auch die Braunkohleverstromung nach 2030 nur noch eine untergeordnete Rolle im deutschen Strommix. Der Rückgang der Erzeugung aus Kohlekraftwerken führt zu einem deutlichen Rückgang der Treibhausgasemissionen. Das sektorale Klimaziel 2030 des deutschen Energiesektors würde mit 156 Tonnen CO2-Äquivalent deutlich unterschritten. Hintergrund ist, dass die EU ihr Klimaziel für das Jahr 2030 verschärft. Statt der bislang geplanten Reduktion von 40 Prozent soll ein Minus von 55 Prozent für das Jahr 2030 gegenüber dem Jahr 1990 erreicht werden. Die Analyse zu den Auswirkungen einer Verschärfung der europäischen Klimaziele auf den deutschen Strommarkt des EWI zeigt die möglichen Folgen der Klimazielverschärfung auf den Kraftwerkspark, die Stromerzeugung, die Großhandelsstrompreise und das sektorale Klimaziel der Energiewirtschaft in Deutschland im Jahr 2030.
Auf Basis einer modellbasierten Abbildung des europäischen Emissionshandels werden mögliche CO2-Preisentwicklungen berechnet. Beim ursprünglichen Klimaziel würde der CO2-Preis im europäischen Emissionshandel auf 73 Euro je Tonne CO2-Äquivalent im Jahr 2038 steigen. Mit dem verschärften Klimaziel könnte der Preis hingegen im gleichen Zeitraum auf 85 Euro/tCO2-Äq steigen. Im Jahr 2019 lag der durchschnittliche Preis bei 25 Euro/tCO2-Äq. Die steigenden Preise für Emissionszertifikate erhöhen die Wettbewerbsfähigkeit von Gaskraftwerken gegenüber den verbleibenden Kohlekraftwerken, deren Betrieb durch den höheren CO2-Preis weniger rentabel wird. In der Modellrechnung ergibt sich daher in den kommenden Jahren in Deutschland ein stärkerer Zubau von effizienten Gas-und-Dampf-Kombikraftwerken (GuD-Kraftwerken) von derzeit 24 Gigawatt auf bis zu 35 GW im Jahr 2038. Der Betrieb von Gaskraftwerken würde im Verhältnis zum Betrieb von Kohlekraftwerken günstiger.
(ur)
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