Donnerstag, 31. Juli 2025

InterviewStärkung der kommunalen Energiekompetenz

[02.10.2015] Der Wärmemarkt gilt als Stiefkind der Energiewende. stadt+werk sprach mit Staatssekretär Uwe Beckmeyer über die Strategie der Bundesregierung zur Reduzierung des Heizbedarfs und zum Einsatz erneuerbarer Energien für die Wärmeerzeugung.
Staatssekretär Uwe Beckmeyer sieht in der Umgestaltung des Wärmemarkts einen langfristigen Prozess.

Staatssekretär Uwe Beckmeyer sieht in der Umgestaltung des Wärmemarkts einen langfristigen Prozess.

(Bildquelle: Bundesregierung/Bergmann)

Herr Staatssekretär Beckmeyer, die Bundesregierung hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt. Bis zum Jahr 2050 soll der Gebäudebestand in Deutschland nahezu klimaneutral sein. Ist das zu schaffen?

Der Wärmebereich ist schon seit Langem zentraler Bestandteil der Energiewende. Die Umgestaltung des Wärmemarkts ist jedoch ein langfristiger Prozess. Da ein klimafreundlicher Gebäudebestand ganz entscheidend zum Erfolg der Energiewende beiträgt, verstärken wir die Maßnahmen in diesem Bereich. Derzeit werden im Gebäudebereich fast 40 Prozent der Gesamtenergie in Deutschland verbraucht. Daher wollen wir auch hier ansetzen, um die deutschen Energie- und Klimaziele zu erreichen. Das Ziel ist, Sie weisen zu Recht darauf hin, ein nahezu klimaneutraler Gebäudebestand in Deutschland bis zum Jahr 2050. Das bedeutet, dass der Primärenergiebedarf um 80 Prozent gegenüber dem Jahr 2008 reduziert wird. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie erarbeitet derzeit eine Energieeffizienzstrategie, um Wege zu diesem Ziel aufzuzeigen. Diese umfasst Effizienzmaßnahmen zur Senkung des Energiebedarfs und den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien im Wärmebereich. Dabei werden alle Gebäudetypen betrachtet, ob Wohn- oder Nichtwohngebäude, selbstgenutzt oder vermietet, Neubau oder Bestand. Mit dem Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz wurden bereits im vergangenen Jahr Eckpunkte der Strategie vorgelegt.

Die öffentliche Hand soll mit gutem Beispiel vorangehen. Wie unterstützt der Bund die Kommunen, ihre Gebäude energetisch zu optimieren?

Im Rahmen des CO2-Gebäudesanierungsprogramms unterstützt der Bund seit 2007 Kommunen, Gemeindeverbände, gemeinnützige Organisationen inklusive Kirchen und Vereine sowie kommunale Unternehmen bei der energetischen Sanierung ihrer Gebäude. Die Förderung erfolgt in Form zinsverbilligter Kredite in Verbindung mit Tilgungszuschüssen. Die energetische Sanierung der bundesweit rund 300.000 Gebäude auf kommunaler Ebene leistet einen wichtigen Beitrag zur Energieeinsparung und Minderung des CO2-Ausstoßes in Deutschland. Wir setzen hier vor allem auf Anreizeffekte der Programme und die Stärkung der Energiekompetenz bei den Kommunen.

„Das Ziel ist ein nahezu klimaneutraler Gebäudebestand.“
Wie sieht die Bilanz bis dato aus?

Bisher konnten Energieeinsparmaßnahmen an mehr als 2.200 Gebäuden der kommunalen und sozialen Infrastruktur wie Kindergärten, Schulen oder Krankenhäuser mit einem Investitionsvolumen von über 1,8 Milliarden Euro gezielt finanziell unterstützt werden.

Welche Maßnahmen und Technologien sind aus Ihrer Sicht besonders vielversprechend bei Neubau und Sanierung?

Der Instrumentenkatalog, mit dem der nahezu klimaneutrale Gebäudebestand erreicht werden soll, ist bewusst technologieneutral gehalten. Maßnahmen an der Gebäudehülle gehören ebenso dazu wie die Anlagentechnik. Welche Maßnahmen sinnvollerweise zum Einsatz kommen, hängt von vielerlei Faktoren ab. Dabei wird den individuellen Gegebenheiten – wie dem Gebäudezustand, der jeweiligen Nutzung, aber auch den finanziellen Möglichkeiten des Eigentümers – Rechnung getragen werden.

Viele Kommunen setzen Projekte zur energetischen Sanierung von Stadtteilen um. Gibt es auch hier Hilfen des Bundes?

Nach dem Motto Vom Gebäude zum Quartier werden seit November 2011 über die KfW-Programme der Energetischen Stadtsanierung integrierte Quartierskonzepte gefördert. Die Konzepte dienen Eigentümern und Kommunen als Entscheidungsgrundlage für Investitionen an Gebäuden und im Quartier. Um die Umsetzung der im Konzept vorgeschlagenen Maßnahmen zu unterstützen, wird der Einsatz eines Sanierungsmanagers gefördert. Seit Februar 2012 werden außerdem Investitionen in die quartiersbezogene Wärmeversorgung sowie in die energieeffiziente Wasserversorgung und Abwasserentsorgung mit zinsgünstigen Darlehen gefördert.

Welche weiteren Maßnahmen sind geplant?

Am 1. Januar 2015 hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie im Rahmen des Nationalen Aktionsplans Energieeffizienz die Förderung kommunaler Energieeffizienz-Netzwerke gestartet. Im Herbst 2015 folgt die Energieberatung für Kommunen, mit der diesen eine konkrete Fachberatung für das jeweilige Gebäude beziehungsweise die Anlage zur Verfügung gestellt wird. Auch die investiven KfW-Förderprogramme werden weiterentwickelt. Kommunen, soziale Einrichtungen und kommunale Unternehmen werden dadurch ab dem 1. Oktober 2015 zusätzlich die Möglichkeit haben, für energieeffiziente Neubauten Fördergelder zu erhalten. Die bereits bestehende Sanierungsförderung wird noch einmal spürbar verbessert. Zum Beispiel werden Tilgungszuschüsse in Höhe von fünf Prozent für energetische Einzelmaßnahmen eingeführt und die Baualtersbeschränkung entfällt.

Interview: Alexander Schaeff

Beckmeyer, UweUwe Beckmeyer (SPD) ist parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Energie, Koordinator der Bundesregierung für die maritime Wirtschaft und Sonderbeauftragter der Bundesregierung für die EITI-Umsetzung in Deutschland (Initiative für Transparenz in der Rohstoffwirtschaft).



Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Energieeffizienz

Hamburger Energienetze: Weitere Aufträge für Energieeinsparungen

[29.07.2025] Dank digitaler Heizungsoptimierung konnten städtische Gebäude in Hamburg ihren Energieverbrauch deutlich senken. Nach erfolgreichen Pilotprojekten beauftragen Sprinkenhof und der Bezirk Bergedorf die Hamburger Energienetze mit weiteren Maßnahmen. mehr...

Stadtwerke Bochum: Neue App fürs Energiemanagement

[28.07.2025] Die Stadtwerke Bochum bringen mit dem EnergieHub eine neue App für intelligentes Energiemanagement in Haushalten auf den Markt. In Kooperation mit Vattenfall können Kunden künftig Stromflüsse im Haus aktiv steuern und ihren Verbrauch an dynamische Stromtarife anpassen. mehr...

Schwalm-Eder-Kreis: KI senkt Energieverbrauch

[24.07.2025] Fünf Kommunen im Schwalm-Eder-Kreis setzen auf Künstliche Intelligenz, um den Energieverbrauch ihrer öffentlichen Gebäude deutlich zu senken. Das Land Hessen fördert das Projekt mit über einer Million Euro aus dem Programm „Starke Heimat Hessen“. mehr...

Kreis Ebersberg: Pilotkommune für digitales Energiemanagementsystem

[22.07.2025] Mit Unterstützung des Bayerischen Digitalministeriums startet der Landkreis Ebersberg die landesweite Transferphase seines digitalen Energiemanagementsystems. Die Plattform soll nun bayernweit Kommunen helfen, Energie zu sparen, Kosten zu senken und CO₂-Emissionen zu reduzieren. mehr...

NRW.Energy4Climate: Drei Projekte erhalten Auszeichnung

[15.07.2025] Nordrhein‑Westfalen hat drei weitere Projekte als KlimaQuartier.NRW ausgezeichnet. Die neuen Vorzeigequartiere in Düsseldorf und Leopoldshöhe belegen, wie serielles Sanieren, die Umnutzung leerstehender Bürobauten und konsequenter Holzbau den Weg zur klimaneutralen Wärmeversorgung ebnen. mehr...

Ennepe-Ruhr-Kreis: Planungsprojekte für klimafreundliche Energiezukunft

[10.07.2025] Mit der kommunalen Wärmeplanung und dem Projekt EMG.Ruhr verfolgt der Ennepe-Ruhr-Kreis zwei parallel laufende Ansätze für eine klimafreundliche Energiezukunft. Während die Wärmeplanung den Blick auf Wohnquartiere richtet, analysiert EMG.Ruhr systematisch die Energieversorgung von Gewerbegebieten. mehr...

KEA-BW: Energiespiegel zu öffentlichen Gebäuden veröffentlicht

[27.06.2025] Eine neue Auswertung der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg zeigt, wie effizient öffentliche Gebäude im Land mit Energie umgehen. Grundlage der Untersuchung sind gesetzlich erhobene Verbrauchsdaten aus 538 Kommunen mit rund 14.500 Liegenschaften. mehr...

Baden-Württemberg: Energie bei landeseigenen Gebäuden eingespart

[24.06.2025] Mit über 500 Einzelmaßnahmen hat das Land Baden-Württemberg im vergangenen Jahr gezielt in den Klimaschutz seiner Liegenschaften investiert. Der Energieverbrauch wurde deutlich gesenkt, die Nutzung erneuerbarer Energien ausgebaut – bei Kosten von mehr als 90 Millionen Euro. mehr...

Kreis Ebersberg: Energiemanagementsystem eingeführt

[03.06.2025] Der Landkreis Ebersberg hat ein digitales Energiemanagementsystem für seine Liegenschaften eingeführt. Die Lösung zeigt erste Erfolge beim Verbrauchsmonitoring und stößt auch bei anderen Kommunen auf Interesse. mehr...

Unstrut-Hainich-Kreis: Klimaschutz mit Contracting

[28.05.2025] Der Unstrut-Hainich-Kreis beteiligt sich an einem bundesweiten Modellprojekt zum Energiespar-Contracting. Das Ziel besteht darin, die Kosten zu senken und den CO₂-Ausstoß zu reduzieren. ENGIE Deutschland ist für die Planung und Umsetzung verantwortlich. mehr...

Leitstern Energieeffizienz: Stuttgart und Karlsruhe ausgezeichnet

[27.05.2025] Stuttgart erhält den Sonderpreis für besondere Effizienzmaßnahmen, Karlsruhe wird als bester Stadtkreis ausgezeichnet: Beim Landeswettbewerb Leitstern Energieeffizienz Baden-Württemberg überzeugten gleich zwei Großstädte mit Sanierungs- und Klimaschutzmaßnahmen. mehr...

Hanau: Neue LED-Leuchten im Schlossgarten

[15.05.2025] Im Hanauer Schlossgarten sorgen ab sofort smarte LED-Leuchten für mehr Sicherheit und deutlich weniger Energieverbrauch. mehr...

berta & rudi: Software erhält Auszeichnung

[12.05.2025] Die Software berta & rudi ist als KI-Champion Baden-Württemberg 2025 ausgezeichnet worden. Die Anwendung zur Planung nachhaltiger Energiesysteme überzeugte mit ihrer intelligenten Kombination aus Bedarfsprognose und Anlagenauslegung. mehr...

Kreis Soest: Energiemonitor online

[24.04.2025] Der neue Energiemonitor des Kreises Soest zeigt erstmals detailliert die Stromflüsse aus erneuerbaren Quellen in allen 14 Kommunen. Das Dashboard ermöglicht eine genaue Analyse von Erzeugung, Verbrauch und Autarkiegrad in Echtzeit. mehr...

Havelberg: Energie-Kommune durch Bürgerbeteiligung

[17.04.2025] Havelberg ist Energie-Kommune des Monats April dank Beteiligung, Windkraft und nachhaltiger Wärmeversorgung. mehr...