Donnerstag, 18. September 2025

StrommarktThüga beflügelt die Diskussion

[23.01.2013] Der derzeitige Ordnungsrahmen für den Strommarkt ist nicht geeignet, um die Energiewende umzusetzen. Diese Aufassung vertritt die Thüga-Gruppe. Nun legt das Stadtwerke-Netzwerk ein Konzept für ein künftiges Strommarktdesign vor: ein Integrated-Market-Model.
Thüga-Chef Ewald Woste will mit den Vorschlägen  die Diskussion über die Ausgestaltung des zukünftigen Energiemarktes beflügeln.

Thüga-Chef Ewald Woste will mit den Vorschlägen die Diskussion über die Ausgestaltung des zukünftigen Energiemarktes beflügeln.

(Bildquelle: Thüga AG)

Durch die Energiewende und steigenden Anteil der erneuerbaren Quellen an der Stromerzeugung ist der Energiemarkt aus dem Rahmen geraten. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) hat nach Ansicht vieler Experten zu einem ungesteuerten Ausbau von Wind- und Photovoltaikanlagen geführt, was nun auf den Strompreis durchschlägt. Ewald Woste, Vorstandsvorsitzender der Thüga AG, meint: „Das EEG hat in den zurückliegenden Jahren Pionierarbeit ermöglicht. Wir erreichen jetzt aber Ausbau- und Finanzierungsdimensionen, die ein neues, effizientes Vorgehen erfordern.“ Gleichzeitig führen nach Ansicht der Thüga die bestehenden Regeln des Energy-Only-Marktes zu einer Erosion des bestehenden konventionellen Kraftwerksparks, was die Versorgungssicherheit gefährde.

Neuer Zuschnitt für Strommarkt

Die Thüga-Gruppe hat deshalb Vorschläge für einen neuen Zuschnitt des Strommarkts entwickelt. Ewald Woste begründet dies so: „Wir sind der Überzeugung, dass das bestehende Markt-Design mit seinen langfristig angelegten preisbasierten Einspeisevergütungen für erneuerbare Energien und dem auf Grenzkosten ausgerichteten Energy-Only-Market für konventionelle Kraftwerke nicht geeignet ist, um die Energiewende zu realisieren.“ Dies sei der Auslöser gewesen, ein neues Markt-Design zu entwerfen, das gegenüber dem bestehenden Kostenvorteile biete und eine bessere Steuerung der Energiewende ermögliche. Im einzelnen schlägt die Thüga vor:

Umbau der Förderung erneuerbarer Energien: Im Gegensatz zur bisherigen Förderung des EEG je produzierter Kilowattstunde Strom, führt in dem Integrated-Market-Model der Staat Auktionen zum Bau von Windkraft- und Photovoltaikanlagen durch. Dieses wettbewerbliche Verfahren versetzt den Staat in die Lage, den Zubau der erneuerbaren Energien und damit die Geschwindigkeit der Energiewende exakt zu steuern. Die Gewinner der zeitlich gestaffelten Auktionen erhalten einen Investitionskostenzuschuss zum Bau der Anlagen. Im Gegenzug bieten diese ihre Produktion gegen Grenzkosten auf dem Markt für elektrische Arbeit an. Somit würden auf dem Arbeitsmarkt dauerhaft diejenigen Anlagen bevorzugt eingesetzt, die in der jeweiligen Situation die niedrigsten variablen Kosten haben. Dies sind in vielen Stunden des Jahres Wind- und Photovoltaikanlagen. Dieses Vorgehen erhöht die Systemstabilität, da die Anlagenbetreiber – bei Marktpreisen unter ihren Grenzkosten – dann auch ihre Erzeugung dem Bedarf anpassen.

Versorgungssicherheit: Trotz des zunehmenden Ausbaus der Stromerzeugung aus Wind und Sonne werden weiterhin Kraftwerke benötigt, welche die Versorgungssicherheit garantieren, wenn Sonne und Wind nicht zur Verfügung stehen. Die Vorhaltung und der Betrieb dieser konventionellen Kraftwerke kann jedoch nicht aus den wenigen Stunden im Jahr finanziert werden, in denen sie Strom erzeugen. Daher erhalten die Betreiber dieser Kraftwerke – dies können auch Biomassekraftwerke sein – ein Entgelt für die Bereitstellung von Leistung. Durch diese Kapazitätszahlungen ist dauerhaft die Versorgungssicherheit gewährleistet. Im Gegensatz zu allen bisher diskutierten Modellen eines Kapazitätsmarktes, stellt das Integrated-Market-Model der Thüga-Gruppe den Verbraucher in eine starke Nachfrageposition. Er bestimmt, welche Leistung für ihn dann vorzuhalten ist, wenn weder Wind- noch Sonnenstrom zur Verfügung stehen. Aus Sicht der Thüga-Gruppe kann der Kunde so nicht nur über seinen Verbrauch, sondern auch über die von ihm bestellte Mindestleistung unmittelbar Einfluss auf die Höhe seines Strompreises nehmen.

Einladung zur Diskussion

#bild2
Thüga-Chef Ewald Woste will mit den Vorschlägen die Diskussion über die Ausgestaltung des zukünftigen Energiemarktes beflügeln: „Wir haben uns bewusst für ein Design entschieden, das viele marktwirtschaftliche Elemente enthält. Alle Teilnehmer und Beobachter des Energiemarktes sind eingeladen, das vorgelegte Modell zu prüfen, eventuelle Schwachstellen zu identifizieren, Optimierungsansätze zu formulieren und konstruktiv an einem neuen Energiemarktmodell zu arbeiten.“

al


Stichwörter: Politik, Ewald Woste, Strommarkt


Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik
bericht

Monitoringbericht: Positives Echo und Kritik

[17.09.2025] Die Reaktionen auf den Monitoringbericht zur Energiewende zeigen: Der eingeschlagene Kurs wird überwiegend bestätigt, doch die Bewertungen der Akteure fallen unterschiedlich aus. Während Verbände die Klimaziele bekräftigen und den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien einfordern, kritisieren andere eine Verlangsamung und fehlende Planungssicherheit. mehr...

bericht

Monitoringbericht: Energiewende am Scheideweg

[16.09.2025] Die Bundesregierung hat den aktuellen Monitoringbericht zur Energiewende vorgelegt. Er zeigt Erfolge beim Ausbau erneuerbarer Energien, macht aber auch erhebliche Probleme sichtbar. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche schlägt deshalb zehn wirtschafts- und wettbewerbsfreundliche Maßnahmen vor. mehr...

KRITIS-Dachgesetz: Kabinett beschließt Entwurf

[11.09.2025] Die Bundesregierung will Deutschland widerstandsfähiger gegen Krisen und Angriffe machen. Jetzt hat das Kabinett den Entwurf für ein neues KRITIS-Dachgesetz beschlossen. mehr...

GAIA: Kritik an geplanter Änderung des Referenzertrags

[11.09.2025] GAIA warnt vor einem Aus der Windenergie in Süddeutschland. Der Projektentwickler sieht durch die geplante Änderung des Referenzertrags tausende Anlagen, Arbeitsplätze und Investitionen bedroht. mehr...

Baden-Württemberg: Pflicht zur Wärmeplanung ausgeweitet

[05.09.2025] Seit dem 6. August gilt in Baden-Württemberg ein novelliertes Klimaschutzgesetz. Laut KEA-BW betrifft die wichtigste Änderung die Pflicht aller Kommunen, eine Wärmeplanung vorzulegen. mehr...

BDEW: Statement zum Monitoring Energiewende

[01.09.2025] Anlässlich des vom Bundeswirtschaftsministerium beauftragten Monitorings zur Energiewende fordert der BDEW größere Handlungsspielräume für die Digitalisierung. mehr...

NRW: PV-Initiative gestartet

[27.08.2025] Nordrhein-Westfalen will mehr Sonnenstrom von den Dächern seiner Städte holen. Landesregierung und Wohnungswirtschaft haben dazu eine gemeinsame Initiative für Photovoltaik auf Mehrparteienhäusern gestartet. mehr...

Metropolregion Nordwest: Förderaufruf für Projektideen

[26.08.2025] Die Metropolregion Nordwest ruft zur Einreichung neuer Projektideen für die Energietransformation auf. Bis zum 15. Oktober 2025 können Vorhaben beantragt werden, die Innovationen und länderübergreifende Kooperationen in Bremen und Niedersachsen fördern. mehr...

BSW-Solar: Einschätzung zu Referentenentwurf des Bundesfinanzministeriums

[21.08.2025] Der Bundesverband Solarwirtschaft sieht im aktuellen Entwurf zur Änderung des Energiesteuer- und Stromsteuergesetzes Fortschritte, warnt aber vor fortbestehenden Hürden. Besonders die doppelte Stromsteuer-Belastung für Speicher und E-Autos müsse dringend korrigiert werden. mehr...

Sachsen: Zweiter Umsetzungsbericht zur Wasserstoffstrategie

[15.08.2025] Sachsen treibt den Ausbau seiner Wasserstoffwirtschaft voran. Der zweite Umsetzungsbericht zur Wasserstoffstrategie zeigt Fortschritte bei Infrastruktur, Forschung und Kooperationen – und benennt zugleich bestehende Hürden. mehr...

Biogasrat/BDEW: Bilanz nach 100 Tagen

[14.08.2025] Nach 100 Tagen im Amt ziehen der Biogasrat und der BDEW jeweils eine gemischte Bilanz der schwarz-roten Bundesregierung. Während erste Schritte in der Energiepolitik begrüßt werden, mahnen sie mehr Tempo, klare gesetzliche Rahmenbedingungen und entschlossenes Handeln für Klimaschutz und Versorgungssicherheit an. mehr...

BSW-Solar: Kritik an Reiche

[13.08.2025] Der Bundesverband Solarwirtschaft warnt vor Plänen, die Förderung neuer privater Solaranlagen zu streichen. Ohne Unterstützung drohten Rückschläge für die Klimaziele und die Solarbranche. mehr...

Mecklenburg-Vorpommern: Stand bei der Energiewende

[13.08.2025] Mecklenburg-Vorpommern sieht sich als führend bei der Energiewende. Ministerpräsidentin Manuela Schwesig will die Position mit Windkraft, Wasserstoff und moderner Infrastruktur weiter ausbauen. mehr...

BMWE: Energiepaket beschlossen

[12.08.2025] Die Bundesregierung hat ein umfassendes Energiepaket beschlossen, das Entlastungen für Verbraucher und Unternehmen, den Ausbau erneuerbarer Energien sowie mehr Verbraucherschutz bringen soll. mehr...

DVGW: Statement zu energiepolitischen Vorhaben

[08.08.2025] Der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches begrüßt die energiepolitischen Vorhaben des Bundeskabinetts, kritisiert aber Schwächen bei Wasserstoffspeichern. mehr...