Freitag, 10. Oktober 2025

InterviewVolle Unterstützung für Holzenergie

[05.12.2024] Die energetische Holznutzung ist eine wichtige Säule für die Wertschöpfung im ländlichen Raum, sagt Hubert Aiwanger. stadt+werk sprach mit dem bayerischen Wirtschaftsminister über die Ziele des Pakts Holzenergie Bayern.

Hubert Aiwanger

(Bildquelle: StMWi/R. Kerl)

Herr Staatsminister Aiwanger, im Freistaat wurde im Frühjahr der Pakt Holzenergie Bayern geschlossen. Welche konkreten Ziele verfolgt der Pakt?

Bayern ist ein Wald- und Holzland. Im Freistaat stehen pro Hektar die größten Holzvorräte Europas. Der Rohstoff Holz ist damit von großer Bedeutung. Die Unterzeichner des Pakts Holzenergie Bayern stehen zu dem Ziel, die Holzverwendung verstärkt in Richtung langlebiger Holzprodukte zu entwickeln. Bayern trägt rund ein Drittel zur gesamten Wärmebereitstellung aus fester Biomasse in Deutschland bei. Aus Sicht der bayerischen Staatsregierung ist eine klima- und umweltschonende, nachhaltige Nutzung von Holz zur Energieerzeugung eine bedeutende Säule der Energiewende in Bayern. Energieholz ist ein vor Ort verfügbarer, erneuerbarer Energieträger. Auf Bundes- und EU-Ebene brauchen wir die volle Unterstützung für die Holzenergie, um deren Potenziale für die Energiewende nutzen zu können. Daher hat es sich die Bayerische Staatsregierung zur Aufgabe gemacht, gemeinsam mit den Inte­ressenvertretungen der Waldbewirtschafter, der Energieholzbranche sowie den Kommunen und Bürgern die energetische Nutzung von Holz zu stärken und weiterzuentwickeln — insbesondere im Rahmen der Wärmewende.

Welchen Beitrag leistet die Holzenergie zur Energiewende in Bayern und welche Rolle spielt dabei die nachhaltige Waldbewirtschaftung?

Im Jahr 2023 hat Holzenergie mit mehr als 70 Prozent zur Bereitstellung der Wärme aus erneuerbaren Energien in Bayern beigetragen. Neben der multifunktionalen, nachhaltigen Bewirtschaftung wird der bevorstehende Baumartenwechsel zur Anpassung der Wälder an ein wärmeres Klima die Rohstoffverfügbarkeit deutlich erhöhen. Neben der energetischen ist auch die stoffliche Nutzung von Holz unverzichtbar, wie zum Beispiel in der Bayerischen Bioökonomiestrategie „Zukunft.Bioökonomie.Bayern.“ beschrieben.

Wie schätzen Sie das Potenzial der Holzenergie im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energiequellen in Bayern ein?

Holz ist vor Ort verfügbar und erneuerbar. Die Wärme ist speicherbar und damit grundlastfähig. Außerdem sparen wir durch die Verwertung von Holz fossile Energieträger ein. Es gilt allerdings, die erneuerbaren Energien nicht gegeneinander auszuspielen. Wir sehen zum Beispiel auch die moderne Holzenergie für die Wärmeversorgung von Einzelgebäuden mit Biomasseheizungen, in denen Holzenergie mit anderen erneuerbaren Energieträgern kombiniert wird. Insgesamt brauchen wir das Zusammenspiel aller erneuerbarer Energien, denn sie alle haben spezifische Stärken. Bei der Photovoltaik sind wir in Bayern deutschlandweit führend, bei Wind sehen wir aktuell eine große Anzahl an neuen Genehmigungsanträgen. Wasserkraft und Biogas sind hier im Freistaat besonders stark aufgestellt.

Welche Maßnahmen sieht der Pakt vor, um die Nutzung von Holz als nachhaltige Energiequelle weiter zu fördern?

Mit dem Pakt stärken wir den Ausbau der effizienten und nachhaltigen Holzenergienutzung bei der Wärmeerzeugung und Bereitstellung von Wärmeenergie in Wärmenetzen auch in Kombination mit anderen erneuerbaren Energieträgern. Hier liegt der Fokus auf Kommunen im ländlichen Raum. Außerdem treibt der Pakt die Holzenergie bei der Bereitstellung von Prozesswärme in Gewerbe- und Industrieunternehmen voran, insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen. Einzelgebäude können mit Holz geheizt werden – wobei wir hier auch stark auf so genannte Hybridheizungen schauen, also solche, in denen Holzenergie mit anderen Erneuerbaren kombiniert wird. Auch bei der gekoppelten Strom- und Wärmeerzeugung in Holzvergaser-Blockheizkraftwerken setzt der Pakt an. Wir bieten Know-how und Networking auf Fachveranstaltungen bei Akteuren vor Ort, im Rahmen des Südbayerischen Forums Holzenergie, auf regionalen Fachveranstaltungen unter anderem von C.A.R.M.E.N. und dem Projekt LandSchafftEnergie+ und treiben Projekte und Initiativen auf lange Sicht voran, die dem Austausch der zentralen Akteure dienen. Wir stellen auf breiter Basis Erfahrungswerte zusammen, informieren Kommunen, Unternehmen sowie Vertreter der Forst- und Holzwirtschaft. Wir erweitern bedarfsgemäß das erfolgreiche bayerische Förderprogramm BioWärme Bayern und stärken das bayerische Fachnetzwerk Holz­energie, um auch zur weiteren Effizienz der Energieholznutzung und technischen Modernisierung beizutragen.

„Holzenergie ist eine wirtschaftliche Option.“

Welche Rolle spielen die Kommunen in Bayern beim Ausbau der Holzenergie, und wie können sie konkret zur Umsetzung der Ziele des Pakts beitragen?

Gerade den Kommunen vor Ort kommt jetzt mit der Wärmeplanung eine besondere Verantwortung zu. Sie sind es, die die Bürger informieren und mit Fakten zu Potenzialen, Möglichkeiten und Umweltwirkungen transparent und offen beraten. Mit den Maßnahmen im Holzpakt Bayern unterstützen wir die Kommunen: zum Beispiel mit den Fachveranstaltungen vor Ort und dem Wissen über die Forstwirtschaftlichen Vereinigungen sowie dem Verein C.A.R.M.E.N. und dem Projekt LandSchafftEnergie+.

Welche Herausforderungen sehen Sie im Hinblick auf den Umweltschutz und die Nachhaltigkeit?

Insbesondere vor dem Hintergrund des Klimawandels müssen die Wälder umgebaut werden – also dort, wo sich etwa die Fichte auf lange Sicht nicht hält, einen klimatoleranten Mischwald entwickeln. Das heißt, dass in den kommenden Jahren viel Holz anfallen wird. Zentral für die energetische Nutzung von Holz ist aber auch die erfolgreiche Weiterentwicklung. Wir beabsichtigen das bayerische Fachnetzwerk für die Holzenergie durch gemeinsame Veranstaltungen und Aktivitäten zu erweitern und zu stärken. Langfristig wollen wir die Effizienz der Energieholznutzung mit möglichen technischen Modernisierungen weiter steigern und gleichzeitig Umweltauswirkungen – zum Beispiel durch Staub­emissionen – reduzieren.

Welche Unterstützung bietet der Freistaat Bayern den Waldbesitzern und der Forstwirtschaft?

Die Bayerische Staatsregierung unterstützt die Waldbesitzer und die Forstwirtschaft mit ihren zahlreichen Ämtern und Instituten im Bereich der Waldbewirtschaftung und der Waldnutzung bereits seit vielen Jahren. Waldbesitzer werden durch verschiedene Förderungen unterstützt. Das Bayerische Wirtschaftsministerium fördert bereits seit Jahren Biomasseheizwerke und seit 2023 über das Förderprogramm BioWärme Bayern Biomasseheizwerke mit einer Nennwärmeleistung von mindestens 60 Kilowatt und zugehörige Wärmenetze. Aufgrund des großen Erfolgs setzen wir uns dafür ein, dass das Programm mit einer Mittelausstattung in Höhe von zehn Millionen Euro wie bisher fortgeführt wird.

Wie kann sichergestellt werden, dass Holzenergie auch langfristig eine nachhaltige und wirtschaftlich tragfähige Option bleibt?

Die energetische Holznutzung ist eine wichtige Säule für die Wertschöpfung im ländlichen Raum. Sie ist elementarer Teil einer dezentralen Selbstversorgung mit erneuerbarer Energie. Besonders für den Kleinprivatwald ist die Energieholznutzung ein wichtiger Antrieb, den Wald zu erhalten und zu pflegen. Aber auch im Bereich der Wärmeversorgung in Kombination mit anderen Erneuerbaren ist und bleibt Holzenergie eine wirtschaftlich tragfähige Option.

Wie werden die Fortschritte und Erfolge des Pakts gemessen und bewertet?

Die Ziele des Pakts Holzenergie Bayern sollen mit den Unterzeichnern regelmäßig besprochen, überprüft und weiter vorangetrieben werden.

Interview: Alexander Schaeff

Im Interview, Hubert AiwangerHubert Aiwanger ist seit November 2018 Bayerischer Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie. Bis dahin war er Fraktionsvorsitzender der Landtagsfraktion der Freien Wähler. Zudem engagiert er sich seit 2008 als Stadtratsmitglied in Rottenburg an der Laaber.

Stichwörter: Politik, Bayern, Holzenergie


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