Samstag, 8. November 2025

ESYSAllianz für den Klimaschutz

[10.09.2019] Wissenschaftler des Akademienprojekts Energiesysteme der Zukunft (ESYS) haben einen Maßnahmenkatalog vorgelegt, wie die Klimaziele in Deutschland noch erreicht werden können. Leitinstrument ist dabei ein wirksamer CO2-Preis.

Deutschland soll bis zum Jahr 2050 treibhausgasneutral werden. Noch im September will das Klimakabinett der Bundesregierung entscheiden, wie dieses Ziel erreicht werden kann. Fachleute des Akademienprojekts Energiesysteme der Zukunft (ESYS) haben zehn Punkte identifiziert, welche die Politik zügig umsetzen sollte. ESYS-Sprecher Dirk Uwe Sauer von der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen erläutert: „Um die Klimaziele zu erreichen, brauchen wir systemübergreifende Ansätze. Dazu zählen beispielsweise innovative und effiziente Technologien zur direkten Stromnutzung wie Wärmepumpen und Elektrofahrzeuge sowie wasserstoffbasierte Anwendungen. Doch nur wenn die Rahmenbedingungen stimmen und Lösungen für die Energiewende gemeinsam mit den Bürgern entwickelt werden, lassen sich diese auch durchsetzen.“

CO2-Preis als Leitinstrument

Einen wirksamen CO2-Preis über alle Sektoren sehen die Wissenschaftler als Leitinstrument für den Klimaschutz an. Der stellvertretende ESYS-Sprecher Christoph M. Schmidt, Präsident des RWI – Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung, fasst die Vorteile eines sektorübergreifenden CO2-Preises zusammen: „Ein Preis auf CO2 stellt das Ziel, die Treibhausgasemissionen spürbar zu senken, in den Mittelpunkt. Die Idee ist simpel: Klimafreundliches Verhalten wird belohnt, die Nutzung von Kohle, Öl, Benzin oder Diesel wird bestraft.“ Damit der CO2-Preis sein volles Potenzial entfalten könne, sollte sich Deutschland mit starken Partnern in Europa verbünden. Nur mit einer internationalen Allianz für den Klimaschutz ließe sich etwa verhindern, dass Unternehmen ihre Produktion in andere Länder verlagern. Die ESYS-Fachleute sprechen sich dafür aus, den europäischen Emissionshandel auf alle Sektoren auszuweiten und einen Mindestpreis einzuführen. Zugleich sollten Ausgleichszahlungen sicherstellen, dass niemand unverhältnismäßig stark belastet wird.
Darüber hinaus betonen die Wissenschaftler, die Energiewende könne nur gelingen, wenn die erneuerbaren Energien deutlich schneller ausgebaut würden als bisher. Eigene Modellrechnungen würden zeigen, dass die Leistung der Windkraft- und Solaranlagen bis 2050 auf ein Fünf- bis Siebenfaches anwachsen müsste, damit grüner Strom auch zum Heizen, für industrielle Prozesse und als Antrieb im Verkehr genutzt werden könne. Energieeffizienz könne helfen, diesen Ausbau zu begrenzen und die Belastungen für die Bürger möglichst gering zu halten.

Vorschläge für klimafreundlichen Verkehr

Auch für einen klimafreundlichen Verkehr liefern die ESYS-Fachleute Vorschläge. Sie skizzieren denkbare Technologien für die Mobilität der Zukunft: Elektrofahrzeuge im Stadt- und Kurzstreckenverkehr, Wasserstoff und elektrische Oberleitungen im Schwerlast- und Fernverkehr sowie Biokraftstoffe und synthetische Kraftstoffe im Güter-, Schiffs- und Flugverkehr. Aufgrund hoher Infrastrukturkosten könnten jedoch nicht alle Optionen parallel umgesetzt werden. Hier sei die Politik gefragt, im Dialog mit Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft kluge Entscheidungen zu treffen. Neben innovativen Technologien brauche es neue Konzepte zur Verkehrsvermeidung und -verlagerung, etwa indem mehr Fahrzeuge geteilt und der öffentliche Personennahverkehr sowie der schienengebundene Verkehr ausgebaut werden. Maßnahmen wie ein Tempolimit auf Autobahnen, zeitvariable Mautsysteme und eine Besteuerung von Flugbenzin könnten ebenfalls helfen, die Emissionen im Verkehr zu reduzieren.

Hintergrund: Die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften und die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften unterstützen Politik und Gesellschaft unabhängig und wissenschaftsbasiert bei der Beantwortung von Zukunftsfragen zu aktuellen Themen. Für die gemeinsame Initiative Energiesysteme der Zukunft (ESYS) hat acatech die Federführung übernommen. Im Akademienprojekt erarbeiten rund 100 Energiefachleute aus Wissenschaft und Forschung Handlungsoptionen zur Umsetzung einer sicheren, bezahlbaren und nachhaltigen Energieversorgung.



Stichwörter: Klimaschutz, ESYS


Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Klimaschutz

Berlin: Führerschein für heiße Öfen

[31.10.2025] Die Berliner Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt bietet auch in dieser Heizsaison wieder den kostenlosen „Berliner Ofenführerschein“ an. Der Onlinekurs soll Kaminofenbesitzern helfen, Holz effizienter und umweltfreundlicher zu nutzen und so Feinstaubbelastung und Emissionen zu senken. mehr...

Stuttgart: Schwerpunktsitzung zur Wärmewende

[30.10.2025] In einer Schwerpunktsitzung des Ausschusses für Klima und Umwelt hat Stuttgart den Stand der Wärmewende und die nächsten Schritte zur Klimaneutralität 2035 beraten. Stadt, Stadtwerke, EnBW und Energieberatungszentrum setzen dabei auf Wärmenetze, Wärmepumpen und aktive Bürgerbeteiligung. mehr...

Frankfurt am Main: Pilotprojekt für begrünte Trafostationen

[20.10.2025] In Frankfurt am Main startet ein Pilotprojekt für begrünte Trafostationen. Die Initiative von Mainova, dem Stadtplanungsamt und der Firma Gritec soll technische Infrastruktur umweltfreundlicher gestalten und das Stadtklima verbessern. mehr...

Kreis Borken: Mehr Erzeugung als Verbrauch

[17.10.2025] Der Kreis Borken produziert rechnerisch mehr Strom aus erneuerbaren Energien, als er selbst verbraucht. Laut dem Energieatlas NRW deckt der Kreis bereits 110 Prozent seines Strombedarfs aus regenerativen Quellen – ein Spitzenwert im Land. mehr...

Nürnberg: Klimaneutral bis 2035

[16.10.2025] Nürnberg setzt auf Sonne, Biomasse und klimafreundliche Mobilität. Für ihr Engagement wurde die Kommune von der AEE als Energie-Kommune gewürdigt. Nürnberg will bis 2035 klimaneutral werden und arbeitet bereits mit zahlreichen Projekten daran. mehr...

AEE: Unterstützung für Kommunen bei der Energiewende

[16.10.2025] Kommunen stehen bei der Energiewende zwischen knappen Kassen und großen Aufgaben. Ein neues Nachschlagewerk der Agentur für Erneuerbare Energien zeigt, wie Städte und Gemeinden Klimaschutz in ihre Pflichtaufgaben integrieren können. mehr...

Rheinland-Pfalz: Investitionsprogramm für Klimaschutz verlängert

[13.10.2025] Das Land Rheinland-Pfalz verlängert die Fristen für das Kommunale Investitionsprogramm Klimaschutz und Innovation (KIPKI). Damit sollen Kommunen mehr Zeit erhalten, ihre Klimaschutzprojekte trotz Fachkräftemangel und Lieferproblemen umzusetzen. mehr...

Hochschule Hamm-Lippstadt: Nachhaltige Wirtschaftsflächen in Südwestfalen

[08.10.2025] Wie lassen sich Industrie- und Gewerbeflächen so gestalten, dass sie wirtschaftlich und nachhaltig sind? Das Projekt „Nachhaltige Wirtschaftsflächen in Südwestfalen“ entwickelt dafür integrierte Konzepte und Werkzeuge. mehr...

regio iT: Neue Lösung für kommunalen Klimaschutz

[08.10.2025] regio iT hat gemeinsam mit ClimateView, Gertec und Drees & Sommer eine Komplettlösung für den kommunalen Klimaschutz vorgestellt. Die neue Plattform soll Städten und Gemeinden helfen, Klimadaten zu bündeln, Maßnahmen zu planen und Fortschritte messbar zu machen. mehr...

Potsdam: Klima-Monitor vorgestellt

[26.09.2025] Potsdam hat ein neues Online-Werkzeug für den Klimaschutz vorgestellt. Der Klima-Monitor zeigt aktuelle Daten zu Energie, Verkehr und Emissionen und macht Fortschritte wie Defizite sichtbar. mehr...

Niedersachsen: Task Force schließt Arbeit ab

[26.09.2025] Die niedersächsische Task Force Energiewende hat ihre Arbeit nach rund zweieinhalb Jahren beendet. Laut Umweltministerium konnten Genehmigungen für Windräder beschleunigt und Photovoltaik-Zubau auf Rekordniveau gesteigert werden. mehr...

Osnabrück: Stadtwerke legen CO₂-Bilanz vor

[19.09.2025] Die Stadtwerke Osnabrück haben ihre erste CO₂-Bilanz erstellt. Grundlage hierfür ist ein neues digitales Berichtssystem, das nach eigenen Angaben Branchenstandards setzen soll. Der erste Nachhaltigkeitsbericht soll 2026 erscheinen. mehr...

Stockholm: Meilenstein für CO2-Abscheidung

[12.09.2025] Der schwedische Energieversorger Stockholm Exergi realisiert ein Großprojekt zur CO2-Abscheidung aus Biomasse. Bis zu 800.000 Tonnen CO2 sollen künftig unter der Nordsee eingelagert werden. Die dafür verwendete Technologie stammt vom Unternehmen Everllence. mehr...

Hannover: Klimaschutzmonitor ist online

[08.09.2025] Hannover hat den Klimaschutzmonitor online gestellt. Die Stadt will damit transparent machen, wie weit sie auf dem Weg zur angestrebten Klimaneutralität bis 2035 ist. mehr...

AEE: Hoyerswerda ist Energie-Kommune des Monats

[21.08.2025] Die Stadt Hoyerswerda ist jetzt von der Agentur für Erneuerbare Energien als Energie-Kommune des Monats ausgezeichnet worden. Mit wissenschaftlicher Begleitung bereitet sich die Lausitzstadt auf das Ende der Kohlewärme vor. mehr...