Mittwoch, 12. November 2025

ENERGY-TRANSDie neuen Akteure des Energiesystems

[22.03.2016] Die Forschungsallianz ENERGY-TRANS konnte die Bürgerbeteiligung als notwendige Voraussetzung für die Akzeptanz von Infrastrukturprojekten belegen. Ihre Ergebnisse aus fünf Jahren Forschungsarbeit hat das Bündnis jetzt als Empfehlungen an die Politik formuliert.
Die Untersuchung neuer Rollen und Akteure des künftigen Energiesystems waren ein Schwerpunkt der Helmholtz-Allianz ENERGY-TRANS.

Die Untersuchung neuer Rollen und Akteure des künftigen Energiesystems waren ein Schwerpunkt der Helmholtz-Allianz ENERGY-TRANS.

(Bildquelle: ENERGY-TRANS)

Die Helmholtz-Allianz ENERGY-TRANS zeigt, dass die Energiewende mehr ist als der Ersatz alter durch neue Technologien. Das Forscher-Team konnte vielmehr belegen, wie wichtig partizipative Verfahren für die Akzeptanz neuer Infrastrukturprojekte sind. Dass die Energiewende eine gesellschaftliche Aufgabe sei, zeige sich beispielsweise darin, dass Privathaushalte zu Stromproduzenten werden, dass sich ganze Landschaften verändern, aber eben auch in Protesten gegen neue Hochspannungstrassen, in Diskussionen um die Umweltauswirkungen von Windparks oder in Vorbehalten gegenüber der Elektromobilität. „Sie ist eine gesellschaftliche Transformation, die viele Lebensbereiche betrifft“, sagt Armin Grunwald, Leiter des Instituts für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und einer der beiden Sprecher des Forschungsverbundes. Die vom ITAS koordinierte Allianz hat jetzt bei einer Abschlusstagung in Berlin ihre Ergebnisse vorgestellt und Empfehlungen an die Politik formuliert. Davor hatte die Allianz über einen Zeitraum von fünf Jahren das Energiesystem von der Bedarfs- und Nutzerseite aus untersucht. Wie die Forschungspartner mitteilen, waren vier Helmholtz-Zentren, vier Universitäten und das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung an dem Verbund beteiligt. Ortwin Renn, Soziologieprofessor an der Universität Stuttgart und zweiter Sprecher der Allianz: „Die Energiewende wird häufig als ein technisches Projekt verstanden, bei dem die bestehende nukleare und fossile Energieerzeugung durch erneuerbare Energiequellen ausgetauscht werden soll. Aber sie ist viel mehr als das: Sie ist eine gesellschaftliche Transformation, die Konsum, Produktion und die Art, wie unsere Gesellschaft politische Entscheidungen trifft, nachhaltig prägen wird.“ Renn betont, dass es ohne neue und effektive Formen der aktiven Beteiligung der Bürger an der Umsetzung der Energiewende nicht gehen wird.

Ergebnisse und Empfehlungen an die Politik

So konnten die Wissenschaftler belegen, dass Anwohner Entscheidungen über Infrastrukturprojekte eher mittragen, wenn intensive partizipative Verfahren vorgeschaltet werden. Projekte wie neue Stromtrassen, Wind- und Solarparks könnten sogar von der speziellen Expertise der Bürger vor Ort profitieren, wenn diese sich emotional mit einem Infrastrukturprojekt identifizieren und seinen Stellenwert für die weitere Entwicklung des örtlichen Umfeldes erfassen. Eine neue Rolle im Energiesystem übernehme auch der Prosument, der als Kombination aus Produzent und Konsument etwa mit Solarenergie den Eigenbedarf deckt und gleichzeitig Strom ins Netz einspeist. Ein Feldversuch mit intelligenten Zählern und Haushaltsgeräten beziehungsweise Smart-Home-Geräten habe zudem gezeigt, dass eine detaillierte Analyse und Darstellung des Stromverbrauchs zu einer deutlichen Stromeinsparung in den Haushalten führen kann. Projektpartner für dieses Teilvorhaben waren die Stadtwerke Heidelberg und das Gemeinschaftsunternehmen Trianel. Die Verfasser der Studie sprechen sich darüber hinaus gegen zusätzliche Kapazitätszahlungen an Betreiber fossiler Kraftwerke aus: Einmal eingeführt, wären sie nur schwer wieder zurückzunehmen. Um die schwankende Stromerzeugung aus Wind- und Sonnenenergie auszugleichen, empfehlen sie alternativ einen Instrumentenmix bestehend aus einem Ausbau der Netze, Speichern und einem intelligenten Last-Management. Die Verbreitung von erneuerbaren Energien und Elektromobilität könne nicht nur durch Anreizprogramme, sondern auch durch kommunikative Maßnahmen gefördert werden: „Soziale Netzwerke, Sichtbarkeit und Kommunikation über diese Neuerungen haben weit mehr Bedeutung als allgemein angenommen. Man kann die Verbreitung von technischen Innovationen daher nicht nur durch Anreizprogramme fördern, sondern sollte auch die Vernetzung und Kommunikation der Akteure gezielt unterstützen und begleiten“, sagt die Umweltpsychologin Ellen Matthies von der Universität Magdeburg.





Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik
Dr. Karin Thelen, Geschäftsführerin Regionale Energiewende der Stadtwerke München (SWM), im Unternehmenssitz der SWM.

Wärme-Gesetz: SWM fordern Nachbesserungen

[06.11.2025] In einer Anhörung des Bundestags haben die Stadtwerke München die Pläne der Bundesregierung zum schnelleren Ausbau klimaneutraler Wärmequellen begrüßt. SWM-Managerin Karin Thelen betrachtet den Gesetzentwurf zwar als wichtigen Schritt, fordert jedoch verbindliche Fristen, klare Zuständigkeiten und einfachere Verfahren. mehr...

Zwei große Fernwärmerohre werden in einem aufgeschütteten Graben entlang einer Straße verlegt, im Hintergrund sind Bauarbeiten und Gebäude zu sehen.
bericht

BDEW: Kein überhöhtes Preisniveau bei Fernwärme

[06.11.2025] Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft begrüßt die Einschätzung der Monopolkommission zum Wettbewerb im Energiesektor, sieht aber bei der Bewertung der Fernwärme Nachbesserungsbedarf. Auch zur Elektromobilität äußert sich der Verband zustimmend – mit Einschränkungen. mehr...

Thüga: Klare Regeln beim Gas-Gesetz gefordert

[06.11.2025] Thüga fordert beim geplanten Gas-Gesetz klare Regeln für den Umbau der Verteilnetze hin zu Wasserstoff und Biomethan. Vorstandschef Constantin H. Alsheimer warnt vor überzogenen Vorgaben und ungelöster Finanzierung. mehr...

Bundesrechnungshof: Wasserstoffstrategie gefährdet

[05.11.2025] Der Bundesrechnungshof sieht die Umsetzung der deutschen Wasserstoffstrategie weit hinter den Zielen zurück und warnt vor massiven Risiken für Energiewende, Industriestandort und Bundesfinanzen. Trotz Milliardenförderung drohen Preisprobleme, Infrastrukturfehler und zusätzliche Emissionen. mehr...

Mecklenburg-Vorpommern: Zurück zum Atom

[05.11.2025] Sechs Bundesländer bündeln ihre Kräfte zur Weiterentwicklung der Kernfusion in Deutschland. Mecklenburg-Vorpommern unterzeichnet die Eckpunkte der neuen Fusionsallianz und bringt seine Forschungskompetenz ein. mehr...

Nordrhein-Westfalen: Von Dänemark bei der Wärmewende lernen

[05.11.2025] Nordrhein-Westfalen und Dänemark vertiefen ihre Zusammenarbeit bei der Wärmewende. Eine auf drei Jahre angelegte Vereinbarung soll den Austausch über Fernwärme, Digitalisierung und industrielle Abwärme beschleunigen. mehr...

Die rheinland-pfälzische Umweltministerin Katrin Eder steht im Freien vor ihrem Ministerium in Mainz. Sie trägt einen dunkelblauen Blazer und ein weißes T-Shirt mit Blumenmotiv. Im Hintergrund sind Bäume, ein Platz und Verwaltungsgebäude zu sehen.

Rheinland-Pfalz: Neue Aufgaben für Energieagentur

[03.11.2025] Die rheinland-pfälzische Energieagentur trägt jetzt den Zusatz „Klimaschutz” im Namen. Sie firmiert nun unter Energie- und Klimaschutzagentur Rheinland-Pfalz. Mit der Namensänderung gehen neue Aufgaben einher: Die Agentur soll Kommunen noch stärker bei Klimaschutzprojekten, Wärmeplanung und Förderberatung unterstützen. mehr...

BDEW: Kritik an Anreizregulierung NEST

[31.10.2025] Die Bundesnetzagentur hat den Länderausschuss über Anpassungen bei der neuen Anreizregulierung NEST informiert. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) begrüßt einzelne Änderungen, hält sie insgesamt aber für unzureichend, um dringend nötige Investitionen in die Energienetze zu sichern. mehr...

BDEW: Wärmewende im Neubau bereits Praxis

[27.10.2025] Wärmepumpen und Fernwärme dominieren laut BDEW den Heizungsmarkt im Neubau. Drei von vier neuen Ein- und Zweifamilienhäusern werden bereits mit Wärmepumpen beheizt – fossile Energieträger verlieren weiter an Bedeutung. mehr...

Solarförderung: Mehrheit ist für Beibehaltung

[23.10.2025] Eine deutliche Mehrheit der Eigenheimbesitzer in Deutschland will die Solarförderung beibehalten. Laut einer Umfrage im Auftrag von Green Planet Energy lehnen 62 Prozent den Plan ab, die Unterstützung für Dachanlagen zu streichen. mehr...

Hochschule Nordhausen: Kooperation für Fachkräftesicherung

[21.10.2025] Die Hochschule Nordhausen und die Stadtwerke Sondershausen bündeln ihre Kräfte für die Fachkräftesicherung in Nordthüringen. Ein neuer Kooperationsvertrag soll ein praxisorientiertes Studium ermöglichen, das Wissenschaft und Arbeitswelt enger verbindet. mehr...

Brandenburg: Netzentgelte für Strom und Gas sinken

[21.10.2025] Die Netzentgelte für Strom und Gas in Brandenburg sollen im Jahr 2026 deutlich sinken. Energieminister Daniel Keller sieht darin einen Erfolg jahrelanger Bemühungen der Landesregierung. mehr...

EnWG-Novelle: Verbände fordern Nachbesserungen

[16.10.2025] Die Branchenverbände BDEW und BEE begrüßen die Reform des Energiewirtschaftsgesetzes, mahnen aber einfachere Verfahren und weniger Bürokratie an. Beide sehen beim Energy Sharing und beim Netzanschluss dringenden Änderungsbedarf. mehr...

BMWE: Entwurf für Wasserstoff-Beschleunigungsgesetz verabschiedet

[06.10.2025] Die Bundesregierung will den Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur beschleunigen. Das Kabinett hat dazu einen Gesetzentwurf beschlossen, der Verfahren vereinfacht, digitalisiert und rechtlich absichert. mehr...

BMWE: Förderaufruf für Wasserstoffprojekte gestartet

[30.09.2025] Das Bundeswirtschaftsministerium hat den zweiten Förderaufruf für internationale Wasserstoffprojekte gestartet. Unternehmen können bis 18. Dezember 2025 Projektskizzen einreichen, um bis zu 30 Millionen Euro Förderung zu erhalten. mehr...