Mittwoch, 6. August 2025

ThüringenGroßes Potenzial für Agri-Photovoltaik

[25.07.2022] Für das Land Thüringen birgt die Agri-Photovoltaik großes Potenzial. Dies zeigt eine Studie der Fachhochschule Erfurt.

Eine jetzt von der Fachhochschule Erfurt erstellte Studie bescheinigt dem Land Thüringen bei der so genannten Agri-Photovoltaik großes Potenzial. Wie das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz mitteilt, kombiniert die Agri-PV Pflanzen- und Energieproduktion auf dem Feld.
Studienleiterin Professorin Kerstin Wydra erläutert: „Der größte, produktionsbegrenzende Faktor in Thüringen ist bereits die Trockenheit, und diese wird in Zukunft noch bedeutender. Eventuelle Beeinträchtigungen durch eine circa 30 prozentige Verschattung würden dann durch die positiven Effekte für Pflanzen und Boden kompensiert. Benötigt würde, wenn der PV-Ausbau nach Vorgaben aus dem Bund zu 50 Prozent auf Dach- und versiegelten Flächen erfolgte, bei einer 50:50 Aufteilung zwischen Freiflächenanlagen und Agri-PV, nur eine Fläche von knapp 7.000 Hektar für die Stromproduktion. Landwirtinnen und Landwirte werden aber gerade zum Schutz der Kulturen und zur Wasserersparnis wohl einen größeren Bedarf anmelden.“

Kombinierte Nutzung von Flächen

Dem Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz zufolge setzt die Agri-PV statt auf Flächenkonkurrenz auf die kombinierte Nutzung von Flächen. Die Autorinnen und Autoren der Studie hätten für Thüringen ein technisches Potenzial von 459 Gigawatt (GW) errechnet – das entspreche 700 Kilowatt (kW) pro Hektar. Zum Vergleich: Die drei verbliebenen deutschen Kernkraftwerke hätten zusammen eine Bruttoleistung von rund 4,3 GW.
Die Ergebnisse sieht das Energieministerium als guten Ausgangspunkt für Gespräche mit der Landwirtschaft und interessierten Betrieben. So sollten Partner für erste Pilotprojekte gefunden werden. Den Vorteilen ständen laut Studie gegenwärtig noch Hürden im Baurecht gegenüber. Eine Lösung wäre demnach, die Agri-PV in die Liste der „privilegierten Vorhaben“ aufzunehmen. Damit könnten die vielen Vorteile der Agri-PV die Thüringer Energiewende einen großen Schritt nach vorn bringen.
Die Autorinnen und Autoren der Studie betonten, dass angesichts der wetterbedingten Ertragsverluste der letzten Jahre und der zukünftig zu erwartenden Schäden nahezu alle Kulturen vor Hagel, Starkregen, Frost, Trockenheit, Sturm, Hitze und Sonnenbrand geschützt würden. Die Gesamtproduktivität, das heißt der Ertrag aus Landwirtschaft und Energieproduktion der agriphotovoltaisch genutzten Fläche, lasse sich nach wissenschaftlichen Untersuchungen generell um mindestens 60 bis 70 Prozent in trockenen Jahren sogar um 90 Prozent steigern. Zusätzlich böten Agri-PV-Anlagen das Potenzial zur Steigerung der Biodiversität durch den Einsatz von Blühstreifen oder Hecken als Umrandung.

Klein- und großflächiger Ausbau

Die Studie empfehle den Aufbau von klein- und großflächigen Agri-PV-Anlagen in Thüringen zu unterstützen, um die Realisierung des aufgezeigten hohen Potenzials von Agri-Photovoltaik umzusetzen, was auch zu einer Verbesserung der Einkommen von Landwirtinnen und Landwirten sowie Kommunen beitrage. Außerdem würde dies, je nach Betreiberkonstellation, einen günstigeren Stromtarif für die Bürgerinnen und Bürger in der Region zu ermöglichen.
Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg der Sonnenenergie vom Acker hätte die Bundesregierung bereits auf den Weg gebracht. Bei der Agri-Photovoltaik solle die Förderung der Landwirtschaft mit EU-Mitteln aus der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) weiterhin möglich sein, sofern die landwirtschaftliche Nutzung nur bis zu 15 Prozent durch die Stromerzeugung beeinträchtigt ist. Bislang habe Landwirten der Verlust der GAP-Förderung gedroht, wenn sie zusätzlich für die Photovoltaik eine EEG-Förderung in Anspruch nehmen.
Die Studie im Auftrag des Solar-Input e.V. ist unter Leitung von Professorin Kerstin Wydra (Lehrgebiet: Pflanzenproduktion im Klimawandel) an der Fachhochschule Erfurt entstanden. Das Thüringer Umweltministerium habe die Arbeit mit 20.000 Euro gefördert.





Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Photovoltaik | Solarthermie

Baden-Württemberg: Photovoltaik-Ausbau bleibt auf hohem Niveau

[05.08.2025] Der Photovoltaik-Ausbau in Baden-Württemberg bleibt trotz eines leichten Rückgangs auf hohem Niveau. Große Unterschiede zeigen sich dabei zwischen den Landkreisen – mit Biberach an der Spitze und Pforzheim als Schlusslicht. mehr...

Dorfen: Agri-PV-Anlage eingeweiht

[05.08.2025] In Dorfen ist eine der größten Agri-Photovoltaikanlagen Bayerns in Betrieb gegangen: Auf über 18 Hektar erzeugen Solarmodule rund 20 Megawatt Strom und ermöglichen zugleich die Beweidung durch Jungrinder. Die doppelte Nutzung soll helfen, Flächenkonkurrenz zwischen Landwirtschaft und Energieproduktion zu entschärfen. mehr...

bericht

Quartierskonzepte: Krisensichere Energieversorgung

[04.08.2025] Die Kombination aus BHKW, Photovoltaikanlage und einem Batteriespeicher mit Notstromfunktion gewährleistet in der Gemeinde Wackersdorf die Versorgungssicherheit sowohl im Alltag als auch im Krisenfall. mehr...

Mannheim: Solaranlage versorgt Betriebshof

[30.07.2025] Der Luisenpark in Mannheim wird künftig teilweise mit eigenem Solarstrom versorgt. Eine neue Photovoltaikanlage auf dem Betriebshof liefert jährlich rund 256.000 Kilowattstunden klimafreundliche Energie. mehr...

Kreis Schwäbisch-Hall: Baustart von Solarpark

[30.07.2025] Im Landkreis Schwäbisch-Hall hat RES mit dem Bau eines Solarparks begonnen – gemeinsam mit IBC SOLAR als Generalunternehmen. Die Freiflächenanlage in Oberrot soll ab Ende 2025 klimafreundlichen Strom für rund 2.500 Haushalte liefern. mehr...

Hamm: Spitzenplatz beim PV-Ausbau

[29.07.2025] Hamm belegt beim Photovoltaik-Zubau im Ruhrgebiet einen Spitzenplatz. 2024 war für die Region ein Rekordjahr beim Ausbau der Solarenergie. mehr...

bericht

Bauwerkintegrierte Photovoltaik: Das Dach als Kraftwerk

[28.07.2025] Um Solarstrom rund um die Uhr nutzen zu können, sind moderne Speicherlösungen und intelligente Steuerungssysteme erforderlich. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Kombination von bauwerkintegrierter Solartechnik mit Batterien, Wärmepumpen und Smart-Home-Lösungen. mehr...

Hennef: Kläranlage hat PV-Anlage erhalten

[24.07.2025] Die Kläranlage Hennef deckt ihren Strombedarf künftig größtenteils selbst – mithilfe einer neuen Photovoltaikanlage. 200 Solarmodule auf dem Dach ergänzen die vorhandenen Blockheizkraftwerke und leisten einen Beitrag zum kommunalen Klimaschutz. mehr...

Oldenburg: Schule verfügt über größte städtische PV-Anlage

[23.07.2025] Die BBS Wechloy in Oldenburg beherbergt nun die leistungsstärkste städtische Photovoltaikanlage der Stadt – mit innovativer Technik, die auch mit einem begrünten Dach funktioniert. Die 244-kWp-Anlage liefert bilanziell mehr Strom, als die Schule im Jahr verbraucht. mehr...

IBC Solar: Agri-PV mit Tracker installiert

[18.07.2025] IBC Solar hat in Veringenstadt seinen ersten Agri-Photovoltaikpark mit nachgeführten Solarmodulen ans Netz gebracht. Die Anlage vereint Stromerzeugung mit aktiver landwirtschaftlicher Nutzung und liefert jährlich rund elf Gigawattstunden. mehr...

Braunschweig: Energiegenossenschaft bei PV-Ausbau führend

[18.07.2025] Die Energiegenossenschaft Braunschweiger Land führt beim Ausbau von Photovoltaik in Braunschweig. Mit 94 Anlagen und 3,2 Megawatt installierter Leistung ist sie laut Bundesnetzagentur Spitzenreiterin in der Stadt. mehr...

Kreis Heilbronn: Großes Interesse an Bürgersolarpark

[17.07.2025] Der Kreis Heilbronn erhält einen 56‑Megawatt‑Solarpark, an dem sich Bürger über Genossenschaftsanteile beteiligen können. Zwei Infoabende in Gemmingen zeigen: Das Interesse ist groß, finanziell an der regionalen Energiewende mitzuwirken. mehr...

Karlsruhe: Solaroffensive beschleunigt

[17.07.2025] Karlsruhe beschleunigt seine Solaroffensive: Auf städtischen Dächern oder durch Beteiligungen speist die Verwaltung bereits rund zwölf Megawatt peak in das 110‑Megawatt-peak‑Gesamtportfolio der Fächerstadt ein. mehr...

K2 Systems: Neue Informationsplattform zur Photovoltaik

[11.07.2025] Mit einer neuen Informationsplattform richtet sich K2 Systems gezielt an Stadtwerke und Kommunen. Die Website bündelt Wissen und digitale Werkzeuge für die Planung und Umsetzung von Photovoltaikprojekten auf öffentlichen Gebäuden. mehr...

Uniper: Universitäten erhalten Ökostrom

[09.07.2025] Ab 2026 beziehen vier Universitäten in Baden-Württemberg jährlich rund 86 Gigawattstunden Ökostrom von Uniper. Die Versorgung erfolgt über einen Dreijahresvertrag mit flexiblen Herkunftsnachweisen aus neuen Photovoltaikanlagen in Spanien. mehr...