Donnerstag, 31. Juli 2025

WindenergieMehr Nutzen vor Ort

[09.04.2019] Um die Akzeptanz von Windparks in der Bevölkerung zu stärken, schlagen Experten des Projektentwicklers Windwärts ein Instrument zur Beteiligung der Kommunen an der Wertschöpfung vor: die kommunale Windabgabe.
Kommunen sollen per Abgabe an der Wertschöpfung von Windparks beteiligt werden.

Kommunen sollen per Abgabe an der Wertschöpfung von Windparks beteiligt werden.

(Bildquelle: Windwärts Energie)

Die bundesweite Zustimmung zu erneuerbaren Energien und Windenergie ist hoch. Diese allgemein positive Grundhaltung muss nach Auffassung des Unternehmens Windwärts konkret vor Ort, also an den Projektstandorten im ländlichen Raum, mit einer wahrnehmbaren wirtschaftlichen Beteiligung an der Wertschöpfung verbunden werden. So kann der Nutzen der Windenergie deutlich gemacht und die Akzeptanz langfristig gesichert werden.

Gegner melden sich zu Wort

Die Ziele der Bundesregierung sind ambitioniert: Bis 2030 soll der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung von aktuell 38 Prozent auf 65 Prozent steigen. Neben dem Ausbau der Photovoltaik und der Windenergie auf See ist dafür pro Jahr ein Bruttozubau von rund 1.000 Windenergieanlagen an Land erforderlich. Aufgrund der heutigen Anlagendimensionen mit Gesamthöhen von mehr als 200 Metern werden diese überwiegend im ländlichen Raum errichtet werden. Doch vor Ort melden sich trotz der in der Regel mehrheitlichen Zustimmung der Bevölkerung immer häufiger auch Projektgegner lautstark zu Wort, wenn konkrete Pläne für einen Windpark veröffentlicht werden. Gut organisiert versuchen sie, Windenergieprojekte politisch und juristisch zu verzögern und zu verhindern.
Ohne die Unterstützung der Mehrheit der Bevölkerung wird der klimaschutzpolitisch erforderliche Ausbau der Windenergie langfristig in den Kommunen nicht durchsetzbar sein. Es gilt daher, die Akzeptanz in der Bevölkerung zu stärken und zu stabilisieren. Die Frage ist allerdings, welche Instrumente und Maßnahmen dafür geeignet sind.
Die Akzeptanz der mit der Windenergienutzung verbundenen Auswirkungen ist ein wesentlicher Aspekt von Windenergieprojekten. Dazu zählen beispielsweise angemessene Grenzwerte für Schallimmissionen und Schattenwurf sowie die zu vermeidende Gefährdung geschützter Tierarten. Dies erfolgt im Rahmen des Genehmigungsverfahrens nach Bundesimmissionsschutzgesetz. Weitere Aspekte sind Kompensationsmaßnahmen für die Veränderung des Landschaftsbilds und eine bedarfsgerechte Nachtkennzeichnung.

Gerechte Verteilung

Von ebenfalls großer Bedeutung sind Fragen der Verfahrens- und Verteilungsgerechtigkeit. Verfahrensgerechtigkeit wird mit Prozessen zur Beteiligung der Öffentlichkeit adressiert. Verteilungsgerechtigkeit thematisiert hingegen die ökonomische Beteiligung von Bürgern und Kommunen an der durch Windenergie vor Ort generierten Wertschöpfung.
Wie bei allen Infrastruktur- und Energieprojekten ist es unerlässlich, die Bevölkerung über die Gründe und die Sinnhaftigkeit des Vorhabens zu informieren und einen transparenten Planungs- und Genehmigungsprozess durchzuführen. Neben den formalen Wegen der Verfahrensbeteiligung sind Informationsveranstaltungen, Zukunftswerkstätten und Leitbildprozesse geeignet, um die Bürger in die Meinungsbildung einzubeziehen. Förderlich für eine hohe Akzeptanz ist es, wenn die Initiatoren des Projekts einen lokalen Bezug haben oder diesen zumindest suchen.
Hinsichtlich der wirtschaftlichen Beteiligung schaffen direkte Partizipationsmöglichkeiten der Anlieger oder ein regionales (vergünstigtes) Stromangebot eine positive Verbindung. Viele Projektentwickler und Betreiber von Windparks versuchen seit Langem, derartige Konzepte im lokalen und regionalen Zusammenhang zu entwickeln und umzusetzen. Was fehlt, ist ein Instrument zur Beteiligung der Kommunen an der Wertschöpfung, das unabhängig vom Engagement einzelner Akteure und von regionalen Strukturen funktioniert und damit überall gleichermaßen anwendbar ist.

Drei Prozent für die Gemeinde

Bislang entstanden kommunale Einnahmen in der Regel lediglich aus der Verpachtung kommunaler Grundstücke für die Infrastruktur sowie aus nur eingeschränkt kalkulierbaren Einnahmen aus Gewerbesteuerzahlungen der Betreibergesellschaft. Zudem dauert es je nach Projekt und Standort viele Jahre, bis die Zahlungen der Gewerbesteuer beginnen.
Als schnell wirksames und verlässliches Instrument schlägt Windwärts vor, mittels der Windabgabe drei Prozent des Umsatzes aus der Stromproduktion eines neu errichteten Windparks an die Standortgemeinde sowie die Nachbarkommunen abzuführen. Je nach Anlagentyp, Höhe der Stromproduktion und Vergütungssatz sind jährliche Einnahmen zwischen 10.000 und 18.000 Euro pro Windenergieanlage zu erwarten. Durch die rechtliche Konzeption muss sichergestellt werden, dass diese Zahlungen nicht in den kommunalen Finanzausgleich fließen. So können Kommunen durch die Einführung einer kommunalen Windabgabe von Beginn an zuverlässig von der Wertschöpfung eines Windparks profitieren. Die positive Wirkung der kommunalen Windabgabe ist umso größer, je besser die Wahrnehmung der Einnahmen in Verbindung mit dem Betrieb des Windparks gestaltet werden kann. Windwärts schlägt daher eine optionale Steuerung der Mittelverwendung durch kommunal verankerte Gremien vor.

Bundeseinheitliche Regelung

Die Regierungskoalition in Berlin hat den Bedarf an einer Stärkung der Akzeptanz erkannt und im Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD eine bundeseinheitliche Regelung beim weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien vorgesehen. Standortgemeinden sollen stärker an der Wertschöpfung von Anlagen beteiligt und die Möglichkeiten einer Projektbeteiligung von Bürgern verbessert werden, ohne dass dies insgesamt zu Kostensteigerungen beim Ausbau der erneuerbaren Energien führt.
Die kommunale Windabgabe wird nicht alle Probleme lösen und nicht alle Kritiker verstummen lassen. Aber sie kann einen Beitrag dazu leisten, dass diejenigen profitieren, deren Wohnsitz sich in der Nähe der Anlagen befindet. Windwärts fordert die Gesetzgeber in Bund und Ländern daher auf, in den Prozess der Einführung einer Windabgabe einzusteigen und diese möglichst zeitnah umzusetzen.

Lothar Schulze

Schulze, LotharLothar Schulze zählt zu den Pionieren der Windenergie. Er ist Mitbegründer und heutiger Leiter Politik der Windwärts Energie GmbH. Als Mitglied im Rat von Agora Energiewende wirkt er an der Entwicklung nachhaltiger Lösungsmodelle für die Herausforderungen der Energiewende mit.

Stichwörter: Windenergie,


Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Windenergie

STAWAG: Ausbau der Windkraft

[29.07.2025] STAWAG Energie baut seine Aktivitäten im Bereich erneuerbarer Energien weiter aus. Neue Windparks in Hessen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein sollen die Stromerzeugung aus Windkraft deutlich erhöhen. mehr...

Offshore-Windkraft: Branche fordert klare Weichenstellung

[24.07.2025] Viele Offshore-Windprojekte warten noch auf ihre Umsetzung. Die Branchenverbände sehen deshalb nun die Bundesregierung in der Pflicht, den rechtlichen Rahmen anzupassen, damit das Ausbauziel von 70 Gigawatt bis 2045 erreicht werden kann. mehr...

Baden‑Württemberg: Windkraftausbau stagniert

[16.07.2025] In Baden‑Württemberg stagniert der Ausbau der Windkraft: Von Januar bis Juni 2025 gingen nur 13 neue Anlagen ans Netz, während Projektierer gleichzeitig Anträge für rund 800 weitere Turbinen einreichten. mehr...

BWE: Bundestag verabschiedet Richtlinie

[14.07.2025] Der Bundestag hat am 10. Juli 2025 die vollständige nationale Umsetzung der EU‑Richtlinie RED III für die Windenergie an Land verabschiedet. Der Bundesverband WindEnergie (BWE) begrüßt die Schließung einer wichtigen Regelungslücke, kritisiert jedoch, dass das neue Gesetz hinter den europarechtlichen Möglichkeiten zur Genehmigungsbeschleunigung zurückbleibt. mehr...

Trianel: Bundeskanzler besucht Windpark

[11.07.2025] Bundeskanzler Friedrich Merz hat bei einem Besuch des Trianel Windparks Sundern die Bedeutung kommunaler Beteiligung an der Energiewende unterstrichen. Das Projekt gilt als Modell für den Ausbau der Windenergie in Deutschland. mehr...

BWE: Windenergie ist auf Kurs

[07.07.2025] Die Ausschreibung der Bundesnetzagentur für Windenergie an Land war zum vierten Mal in Folge überzeichnet. Fast 3.450 Megawatt wurden vergeben. Die Branche fordert mehr Tempo bei der Bearbeitung. mehr...

Eningen: Windpark mit kommunaler Beteiligung

[02.07.2025] Die Gemeinde Eningen unter Achalm will mit einem neuen Windpark Strom für rund 20.000 Haushalte erzeugen.Der Gemeinderat hat sich für eine Zusammenarbeit mit dem Projektierer Sowitec entschieden. Die Kommune kann sich an der Betreibergesellschaft beteiligen – auch Bürgerinnen und Bürger sollen finanziell mitwirken können. mehr...

Recharge Wind Power Summit: Neues Event für die Windenergiebranche

[10.06.2025] Die internationale Windenergiebranche erhält mit dem Recharge Wind Power Summit 2025 ein neues Event. Am 27. November trifft sich die Branche in Hamburg, um über Herausforderungen, Innovationen und Zukunftsperspektiven zu diskutieren. mehr...

Stadtwerke Münster: Auf Kurs bei Windkraftausbau

[05.06.2025] Die Stadtwerke Münster haben drei neue Windenergieanlagen im Kreis Borken ans Netz gebracht. Weitere Anlagen sind genehmigt. Bürgerinnen und Bürger vor Ort können sich finanziell beteiligen. mehr...

Kreis Gemersheim: Inbetriebnahme von neuer Windkraftanlage

[03.06.2025] Mit der Inbetriebnahme einer neuen Windkraftanlage vom Typ Vestas V162 am Standort Gollenberg erweitert JUWI den Bestand an Windenergieanlagen im Landkreis Germersheim. Die 5,6-Megawatt-Anlage versorgt rechnerisch rund 5.000 Haushalte mit klimafreundlichem Strom. mehr...

RheinEnergie: Repowering des Windparks Coppanz abgeschlossen

[26.05.2025] Der Windpark Coppanz in Thüringen wurde umfassend modernisiert und liefert nun mehr als dreimal so viel Strom wie zuvor. Durch das Repowering steigt die Jahresproduktion auf 39 Millionen Kilowattstunden – genug für rund 11.500 Haushalte. mehr...

Trianel/VEW: Unternehmen für Windkraftausbau gegründet

[22.05.2025] Trianel Wind und Solar und VEW haben ein gemeinsames Unternehmen gegründet, um in Nordhessen einen Windpark mit zehn Anlagen zu realisieren. Ziel der Kooperation ist es, regionale Energiewendeprojekte effizient umzusetzen und gleichzeitig kommunale Wertschöpfung zu stärken. mehr...

Offshore Windenergie: Warnung vor aktuellem Ausschreibungsmodell

[21.05.2025] Eine neue Studie warnt vor gravierenden Risiken des aktuellen Ausschreibungsmodells für Offshore-Windenergie in Deutschland. Die Stiftung Offshore Windenergie fordert eine Kurskorrektur der kommenden Bundesregierung, um langfristige Schäden für Strompreise, Investitionen und die Energiewende abzuwenden. mehr...

enercity: Windkraft aus der Vulkaneifel

[20.05.2025] Die Windenergieanlagen von enercity in der Vulkaneifel erzeugen nicht nur grünen Strom für rund 3.500 Haushalte, sondern bringen auch direkte finanzielle Vorteile für die beteiligten Gemeinden. Zusätzlich sorgen begleitende Ausgleichsmaßnahmen für eine ökologische Aufwertung der betroffenen Flächen. mehr...

enercity: Genehmigungsverfahren für Windpark eingeleitet

[13.05.2025] enercity hat die Einleitung des Genehmigungsverfahrens für den geplanten Windpark in der Wedemark bekannt gegeben. 34 Windkraftanlagen sollen dort ab 2027 grünen Strom für über 140.000 Haushalte liefern und jährlich rund 130.000 Tonnen CO₂ einsparen. mehr...