Samstag, 25. Oktober 2025

EUStellungnahmen zum Clean Industrial Deal

[28.02.2025] Der von der EU-Kommission vorgestellte Clean Industrial Deal soll Europas Wettbewerbsfähigkeit stärken und die Industrie klimaneutral umgestalten. Unterschiedliche Stellungnahmen hierzu haben jetzt Thüga, Bitkom und BEE abgegeben.

Dr. Constantin H. Alsheimer, Vorsitzender des Vorstands der Thüga Aktiengesellschaft, fordert von der Europäischen Union, die kommunale Energiewirtschaft in Deutschland im Blick zu halten.

(Bildquelle: Thüga/Obert)

Die EU-Kommission hat jetzt mit dem Clean Industrial Deal ein umfangreiches Maßnahmenpaket zur Stärkung der europäischen Industrie vorgelegt. Neben der Förderung klimafreundlicher Technologien sollen auch bürokratische Hürden abgebaut und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen verbessert werden. Die Reaktionen aus der Wirtschaft fallen unterschiedlich aus.

Der kommunale Energieversorgerverbund Thüga begrüßt in einer Stellungnahme grundsätzlich den Abbau von Bürokratie im Energiesektor. Vorstandsvorsitzender Michael Alsheimer hebt insbesondere die geplanten Ausnahmen für kleinere und mittlere Energieversorger im Bereich der Taxonomie, des Grenzausgleichssystems und des Lieferkettengesetzes hervor. Auch die Straffung und Bündelung der Meldeverfahren sei ein wichtiger Schritt in Richtung Entbürokratisierung. Kritisch sieht Thüga jedoch die Einbeziehung der Energiewirtschaft in die europäische Finanzmarktregulierung. Die damit verbundenen Nachweis- und Berichtspflichten seien für kleinere Versorger schwer umsetzbar und könnten ihre wirtschaftliche Stabilität gefährden. Ebenso problematisch seien die von der EU-Kommission vorgeschlagenen neuen Beihilferegeln, die dezentrale Vermarktungsmodelle im Kapazitätsmarkt erschweren könnten. Besonders für Deutschland, das stark auf kommunale Stadtwerke setzt, wäre dies ein Nachteil. Auch geplante Eingriffe in die Netzentgeltregulierung sieht Thüga kritisch, da sie die ohnehin geringe Verzinsung der Netzinfrastruktur weiter verschlechtern könnten.

Bitkom fordert stärkere digitale Ausrichtung

Der Digitalverband Bitkom bewertet die EU-Initiative grundsätzlich positiv, fordert jedoch eine stärkere digitale Ausrichtung des Clean Industrial Deals. Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder betont, dass nach einer Vielzahl regulatorischer Eingriffe in der vergangenen Legislaturperiode nun der Fokus auf die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft gelegt werden müsse. Ein zentraler Punkt sei der von der Kommission geplante Abbau des Verwaltungs- und Meldeaufwands für Unternehmen, der für alle Unternehmen um 25 Prozent und für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sogar um mindestens 35 Prozent reduziert werden soll. Rohleder fordert zudem eine engere Verknüpfung von Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Bestehende Nachhaltigkeitsvorgaben wie die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und die Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CS3D) seien nicht ausreichend aufeinander abgestimmt und führten zu doppelten oder widersprüchlichen Berichtspflichten für Unternehmen. Weniger Bürokratie bedeute daher nicht weniger, sondern mehr Nachhaltigkeit, da digitale Lösungen schneller entwickelt und in den Markt gebracht werden könnten. Bitkom plädiert dafür, Digitalisierung als Kernstrategie des Clean Industrial Deals zu verankern und eine verbindliche „Digital-First-Strategie“ für die grüne Transformation der Industrie festzulegen. Gleichzeitig fordert der Verband wettbewerbsfähige Strompreise für digitale Infrastrukturen und eine Anerkennung von Rechenzentren als systemrelevante Einrichtungen.

Wichtiger Schritt für Klimaschutz

Der Bundesverband Erneuerbare Energien (BEE) bewertet den Clean Industrial Deal als wichtigen Schritt für den Klimaschutz und die Stärkung der europäischen Wettbewerbsfähigkeit. Präsidentin Simone Peter betont, dass Klimaschutz und wirtschaftliches Wachstum keine Gegensätze seien, sondern gemeinsam gedacht werden müssten. Ein zentraler Bestandteil des Pakets sei der „Action Plan for Affordable Energy“, der eine Elektrifizierungsrate von 32 Prozent bis 2030 anstrebt. Dies setze jedoch voraus, dass jährlich 100 Gigawatt an erneuerbaren Energien in der EU installiert werden. Peter sieht zudem die finanzielle und administrative Vereinfachung der Direktbelieferung mit erneuerbarem Strom als entscheidend an, um die Industrie effizient zu dekarbonisieren. Positiv bewertet der BEE auch die geplante Förderung flexibler Stromabnahmeverträge, die die Integration erneuerbarer Energien erleichtern soll.

Kritisch sieht der BEE hingegen die Pläne zur Förderung von Low-Carbon-Hydrogen, die nach Ansicht von Peter nicht als Schlupfloch für fossile oder atomare Energieträger dienen dürften. Grüner Wasserstoff aus erneuerbaren Energien müsse im Zentrum der Wasserstoffstrategie stehen. Ebenso äußert der Verband Bedenken hinsichtlich der geplanten Genehmigungsvereinfachungen für Small-Modular-Reactors (SMR) und andere Atomtechnologien. Peter verweist darauf, dass weltweit erst zwei SMR-Reaktoren am Netz seien und diese Technologie weder kosteneffizient noch zeitnah marktreif sei. Zudem verschärfe sie das Problem der nuklearen Endlagerung. Die Vereinfachung von Genehmigungen sollte daher gezielt erneuerbare Energien und Technologien der Energiewende fördern, statt bestehende Probleme zu verstärken.





Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik

Solarförderung: Mehrheit ist für Beibehaltung

[23.10.2025] Eine deutliche Mehrheit der Eigenheimbesitzer in Deutschland will die Solarförderung beibehalten. Laut einer Umfrage im Auftrag von Green Planet Energy lehnen 62 Prozent den Plan ab, die Unterstützung für Dachanlagen zu streichen. mehr...

Hochschule Nordhausen: Kooperation für Fachkräftesicherung

[21.10.2025] Die Hochschule Nordhausen und die Stadtwerke Sondershausen bündeln ihre Kräfte für die Fachkräftesicherung in Nordthüringen. Ein neuer Kooperationsvertrag soll ein praxisorientiertes Studium ermöglichen, das Wissenschaft und Arbeitswelt enger verbindet. mehr...

Brandenburg: Netzentgelte für Strom und Gas sinken

[21.10.2025] Die Netzentgelte für Strom und Gas in Brandenburg sollen im Jahr 2026 deutlich sinken. Energieminister Daniel Keller sieht darin einen Erfolg jahrelanger Bemühungen der Landesregierung. mehr...

EnWG-Novelle: Verbände fordern Nachbesserungen

[16.10.2025] Die Branchenverbände BDEW und BEE begrüßen die Reform des Energiewirtschaftsgesetzes, mahnen aber einfachere Verfahren und weniger Bürokratie an. Beide sehen beim Energy Sharing und beim Netzanschluss dringenden Änderungsbedarf. mehr...

BMWE: Entwurf für Wasserstoff-Beschleunigungsgesetz verabschiedet

[06.10.2025] Die Bundesregierung will den Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur beschleunigen. Das Kabinett hat dazu einen Gesetzentwurf beschlossen, der Verfahren vereinfacht, digitalisiert und rechtlich absichert. mehr...

BMWE: Förderaufruf für Wasserstoffprojekte gestartet

[30.09.2025] Das Bundeswirtschaftsministerium hat den zweiten Förderaufruf für internationale Wasserstoffprojekte gestartet. Unternehmen können bis 18. Dezember 2025 Projektskizzen einreichen, um bis zu 30 Millionen Euro Förderung zu erhalten. mehr...

bericht

Wasserstoff: Vom Hochlauf keine Spur

[29.09.2025] Der viel beschworene Wasserstoffhochlauf ist in Deutschland bislang nicht in Sicht, viele Projekte liegen derzeit auf Eis. Die Gründe: fehlende wirtschaftliche Perspektiven, unsichere regulatorische Rahmenbedingungen und eine geringe Nachfrage aus der Industrie. mehr...

BDEW: Wärmepolitik bleibt hinter Bedarf zurück

[25.09.2025] Der BDEW begrüßt die im Bundeshaushalt 2026 vorgesehenen zusätzlichen Mittel für den Ausbau und die Dekarbonisierung der Wärmenetze. Die vorgesehene Summe reiche aber nicht aus, um die Klimaziele zu erreichen. mehr...

bericht

Energiepolitik: Grüne Flexibilität

[25.09.2025] Die Bundesregierung muss im Energiesektor dringend Prioritäten setzen. Insbesondere sollten flexible Erzeugungskapazitäten konsequent aufgebaut und nutzbar gemacht werden. Dadurch eröffnet sich für Stadtwerke ein wirtschaftliches Zukunftsfeld. mehr...

bericht

Monitoringbericht: Positives Echo und Kritik

[17.09.2025] Die Reaktionen auf den Monitoringbericht zur Energiewende zeigen: Der eingeschlagene Kurs wird überwiegend bestätigt, doch die Bewertungen der Akteure fallen unterschiedlich aus. Während Verbände die Klimaziele bekräftigen und den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien einfordern, kritisieren andere eine Verlangsamung und fehlende Planungssicherheit. mehr...

bericht

Monitoringbericht: Energiewende am Scheideweg

[16.09.2025] Die Bundesregierung hat den aktuellen Monitoringbericht zur Energiewende vorgelegt. Er zeigt Erfolge beim Ausbau erneuerbarer Energien, macht aber auch erhebliche Probleme sichtbar. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche schlägt deshalb zehn wirtschafts- und wettbewerbsfreundliche Maßnahmen vor. mehr...

KRITIS-Dachgesetz: Kabinett beschließt Entwurf

[11.09.2025] Die Bundesregierung will Deutschland widerstandsfähiger gegen Krisen und Angriffe machen. Jetzt hat das Kabinett den Entwurf für ein neues KRITIS-Dachgesetz beschlossen. mehr...

GAIA: Kritik an geplanter Änderung des Referenzertrags

[11.09.2025] GAIA warnt vor einem Aus der Windenergie in Süddeutschland. Der Projektentwickler sieht durch die geplante Änderung des Referenzertrags tausende Anlagen, Arbeitsplätze und Investitionen bedroht. mehr...

Baden-Württemberg: Pflicht zur Wärmeplanung ausgeweitet

[05.09.2025] Seit dem 6. August gilt in Baden-Württemberg ein novelliertes Klimaschutzgesetz. Laut KEA-BW betrifft die wichtigste Änderung die Pflicht aller Kommunen, eine Wärmeplanung vorzulegen. mehr...

BDEW: Statement zum Monitoring Energiewende

[01.09.2025] Anlässlich des vom Bundeswirtschaftsministerium beauftragten Monitorings zur Energiewende fordert der BDEW größere Handlungsspielräume für die Digitalisierung. mehr...