Samstag, 8. November 2025

DIW BerlinSystemfreundlichkeit belohnen

[23.10.2017] Bislang gibt es keine Anreize, um in systemfreundliche Anlagen zu investieren. Vielmehr steht bei der Planung die Gesamtausbeute des Kraftwerks im Vordergrund. Um hier gegenzusteuern, schlägt das DIW Berlin die Einführung eines Marktwertmodells vor.
Nach Osten oder Westen ausgerichtete Solarpanele

Nach Osten oder Westen ausgerichtete Solarpanele, die in den Morgen- und Abendstunden ernten, sind systemfreundliche Anlagen.

(Bildquelle: Tobias Machhaus)

Das DIW Berlin hat jetzt ein Modell zur besseren Integration erneuerbarer Energien in das Stromsystem vorgeschlagen: das so genannte Marktwertmodell. Dieses baut zwar auf dem existierenden Förderrahmen auf, berücksichtigt aber zusätzlich den künftigen Marktwert des produzierten Stroms. So muss nach Ansicht der Forscher vom DIW immer mehr in Anlagen investiert werden, die dann produzieren, wenn der Strom auch benötigt wird. Denn solche systemfreundliche Anlagen werden sich langfristig am besten in das Stromsystem integrieren.
Dabei können etwa nach Osten oder Westen ausgerichtete Solarpanele systemfreundlich sein: Sie produzieren zwar insgesamt weniger Strom als diejenigen, die nach Süden ausgestellt sind, dafür aber mehr in den Morgen- und Abendstunden.
„Je größer der Anteil erneuerbarer Energien an der gesamten Stromproduktion, desto bedeutender wird diese Komponente der Systemfreundlichkeit: Es wird immer wichtiger, dass der Strom dann produziert wird, wenn er benötigt wird, also zum Beispiel dann, wenn herkömmliche Anlagen nicht so viel produzieren“, sagt Jörn Richstein, gemeinsam mit Nils May und Karsten Neuhoff Autor der Studie.
Bisher sei es für Projektentwickler allerdings ungewiss, ob sich der höhere künftige Marktwert auch in höheren Erlösen widerspiegelt. Die Anreize, die Gesamtproduktion einer Anlage zu erhöhen, seien folglich viel stärker als in systemfreundliche Windparks oder Solaranlagen zu investieren. Deshalb schlagen die Studienautoren das Marktwertmodell vor, um den Bau systemfreundlicher Anlagen attraktiv zu machen und gleichzeitig die Finanzierungskosten erneuerbarer Energien niedrig zu halten.
Im Marktwertmodell simuliert die Bundesnetzagentur die langfristige Entwicklung des Stromsystems mit großen Anteilen erneuerbarer Energien. Daraus lasse sich ableiten, wie viel höher der Marktwert systemfreundlicher Anlagen zukünftig sein wird. Hierauf aufbauend kann für jede Anlage, für jede Technologie und für jeden Standort berechnet werden, wie hoch der Marktwert des Stroms sein wird. Dieser wird in einem Marktwertfaktor abgebildet. Angebote, die bei Ausschreibungen eingereicht werden, werden um diesen Marktwertfaktor korrigiert. Auf diese Weise sollen sich nicht nur die günstigsten, sondern auch die systemfreundlichsten Angebote durchsetzen. In einigen Ländern wie Mexiko werden ähnliche Modelle bereits angewandt, informiert das DIW Berlin.
„Der Vorteil des Marktwertmodells ist, dass die systemfreundlichen Eigenschaften einer Anlage bereits bei der Investitionsentscheidung berücksichtigt werden können“, betont Nils May. „So kann bereits jetzt in die Windparks und Solaranlagen investiert werden, die für den Erfolg der Energiewende langfristig nötig sind.“



Stichwörter: Politik, DIW Berlin


Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik
Dr. Karin Thelen, Geschäftsführerin Regionale Energiewende der Stadtwerke München (SWM), im Unternehmenssitz der SWM.

Wärme-Gesetz: SWM fordern Nachbesserungen

[06.11.2025] In einer Anhörung des Bundestags haben die Stadtwerke München die Pläne der Bundesregierung zum schnelleren Ausbau klimaneutraler Wärmequellen begrüßt. SWM-Managerin Karin Thelen betrachtet den Gesetzentwurf zwar als wichtigen Schritt, fordert jedoch verbindliche Fristen, klare Zuständigkeiten und einfachere Verfahren. mehr...

Zwei große Fernwärmerohre werden in einem aufgeschütteten Graben entlang einer Straße verlegt, im Hintergrund sind Bauarbeiten und Gebäude zu sehen.
bericht

BDEW: Kein überhöhtes Preisniveau bei Fernwärme

[06.11.2025] Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft begrüßt die Einschätzung der Monopolkommission zum Wettbewerb im Energiesektor, sieht aber bei der Bewertung der Fernwärme Nachbesserungsbedarf. Auch zur Elektromobilität äußert sich der Verband zustimmend – mit Einschränkungen. mehr...

Thüga: Klare Regeln beim Gas-Gesetz gefordert

[06.11.2025] Thüga fordert beim geplanten Gas-Gesetz klare Regeln für den Umbau der Verteilnetze hin zu Wasserstoff und Biomethan. Vorstandschef Constantin H. Alsheimer warnt vor überzogenen Vorgaben und ungelöster Finanzierung. mehr...

Bundesrechnungshof: Wasserstoffstrategie gefährdet

[05.11.2025] Der Bundesrechnungshof sieht die Umsetzung der deutschen Wasserstoffstrategie weit hinter den Zielen zurück und warnt vor massiven Risiken für Energiewende, Industriestandort und Bundesfinanzen. Trotz Milliardenförderung drohen Preisprobleme, Infrastrukturfehler und zusätzliche Emissionen. mehr...

Mecklenburg-Vorpommern: Zurück zum Atom

[05.11.2025] Sechs Bundesländer bündeln ihre Kräfte zur Weiterentwicklung der Kernfusion in Deutschland. Mecklenburg-Vorpommern unterzeichnet die Eckpunkte der neuen Fusionsallianz und bringt seine Forschungskompetenz ein. mehr...

Nordrhein-Westfalen: Von Dänemark bei der Wärmewende lernen

[05.11.2025] Nordrhein-Westfalen und Dänemark vertiefen ihre Zusammenarbeit bei der Wärmewende. Eine auf drei Jahre angelegte Vereinbarung soll den Austausch über Fernwärme, Digitalisierung und industrielle Abwärme beschleunigen. mehr...

Die rheinland-pfälzische Umweltministerin Katrin Eder steht im Freien vor ihrem Ministerium in Mainz. Sie trägt einen dunkelblauen Blazer und ein weißes T-Shirt mit Blumenmotiv. Im Hintergrund sind Bäume, ein Platz und Verwaltungsgebäude zu sehen.

Rheinland-Pfalz: Neue Aufgaben für Energieagentur

[03.11.2025] Die rheinland-pfälzische Energieagentur trägt jetzt den Zusatz „Klimaschutz” im Namen. Sie firmiert nun unter Energie- und Klimaschutzagentur Rheinland-Pfalz. Mit der Namensänderung gehen neue Aufgaben einher: Die Agentur soll Kommunen noch stärker bei Klimaschutzprojekten, Wärmeplanung und Förderberatung unterstützen. mehr...

BDEW: Kritik an Anreizregulierung NEST

[31.10.2025] Die Bundesnetzagentur hat den Länderausschuss über Anpassungen bei der neuen Anreizregulierung NEST informiert. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) begrüßt einzelne Änderungen, hält sie insgesamt aber für unzureichend, um dringend nötige Investitionen in die Energienetze zu sichern. mehr...

BDEW: Wärmewende im Neubau bereits Praxis

[27.10.2025] Wärmepumpen und Fernwärme dominieren laut BDEW den Heizungsmarkt im Neubau. Drei von vier neuen Ein- und Zweifamilienhäusern werden bereits mit Wärmepumpen beheizt – fossile Energieträger verlieren weiter an Bedeutung. mehr...

Solarförderung: Mehrheit ist für Beibehaltung

[23.10.2025] Eine deutliche Mehrheit der Eigenheimbesitzer in Deutschland will die Solarförderung beibehalten. Laut einer Umfrage im Auftrag von Green Planet Energy lehnen 62 Prozent den Plan ab, die Unterstützung für Dachanlagen zu streichen. mehr...

Hochschule Nordhausen: Kooperation für Fachkräftesicherung

[21.10.2025] Die Hochschule Nordhausen und die Stadtwerke Sondershausen bündeln ihre Kräfte für die Fachkräftesicherung in Nordthüringen. Ein neuer Kooperationsvertrag soll ein praxisorientiertes Studium ermöglichen, das Wissenschaft und Arbeitswelt enger verbindet. mehr...

Brandenburg: Netzentgelte für Strom und Gas sinken

[21.10.2025] Die Netzentgelte für Strom und Gas in Brandenburg sollen im Jahr 2026 deutlich sinken. Energieminister Daniel Keller sieht darin einen Erfolg jahrelanger Bemühungen der Landesregierung. mehr...

EnWG-Novelle: Verbände fordern Nachbesserungen

[16.10.2025] Die Branchenverbände BDEW und BEE begrüßen die Reform des Energiewirtschaftsgesetzes, mahnen aber einfachere Verfahren und weniger Bürokratie an. Beide sehen beim Energy Sharing und beim Netzanschluss dringenden Änderungsbedarf. mehr...

BMWE: Entwurf für Wasserstoff-Beschleunigungsgesetz verabschiedet

[06.10.2025] Die Bundesregierung will den Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur beschleunigen. Das Kabinett hat dazu einen Gesetzentwurf beschlossen, der Verfahren vereinfacht, digitalisiert und rechtlich absichert. mehr...

BMWE: Förderaufruf für Wasserstoffprojekte gestartet

[30.09.2025] Das Bundeswirtschaftsministerium hat den zweiten Förderaufruf für internationale Wasserstoffprojekte gestartet. Unternehmen können bis 18. Dezember 2025 Projektskizzen einreichen, um bis zu 30 Millionen Euro Förderung zu erhalten. mehr...