Dienstag, 17. Juni 2025

VKUÜbergangslösungen im GEG gefordert

[17.04.2023] Der VKU hat jetzt im Gebäudeenergiegesetz Übergangslösungen gefordert, bis bundesweite kommunale Wärmepläne vorliegen.

In seiner Stellungnahme zum Referentenentwurf des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) hat der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) jetzt die Bedeutung einer engen Verzahnung von GEG mit dem geplanten Wärmeplanungsgesetz betont. „Technologische Vorfestlegungen, die den Lösungsraum der kommunalen Wärmeplanung einschränken, lehnen wir ab“, sagte VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing. Bis die Wärmepläne bundesweit vorliegen, müssten sinnvolle Erlaubnisse und Übergangslösungen gefunden werden. Dazu zählten neben Härtefallregelungen vor allem praxistaugliche Transformationspläne der Energiewirtschaft für den Ausbau und die Umrüstung von Wärme- und Gasnetzen mit angemessenen Fristen.
Wie der VKU mitteilt, sind dabei Wärmenetze für die Wärmewende von zentraler Bedeutung, vor allem in städtischen Gebieten. Die kommunalen Wärmenetzbetreiber planten deren Aus- und Umbau auf Basis der Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW). Die nun im Gesetzentwurf vorgesehenen Zwischenziele für die Jahre 2030 und 2035 stellten aus VKU Sicht eine Verschärfung und Abweichung vom BEW-Ansatz dar. „Die Projektlaufzeiten in der Fernwärme sind lang, das Ziel könnte für eine Vielzahl von Wärmenetzen sowohl technisch als auch zeitlich nicht erreichbar sein. Der klimapolitisch erforderliche und politische avisierte Ausbau von Wärmenetzen wird dadurch unterlaufen“, warnte Liebing. Falls die Bundesregierung an den Zwischenzielen festhalten sollte, seien zumindest Übergangsfristen dringend notwendig – zum Beispiel beim Einsatz von Kraft-Wärme-Kopplung(KWK)-Anlagen, beim Vorliegen einer Transformationsplanung sowie bei Härtefällen.

Unverhältnismäßige Fristverkürzung

Im aktuellen Gesetzentwurf, so der VKU, wird die vollständige Umstellung des Verteilnetzes auf Wasserstoff statt im Jahr 2045 bereits im Jahr 2035 gefordert. Ziel und Tempo der geplanten Wärmewende seien grundsätzlich richtig, sagte Liebing. Er wendet allerdings ein: „Ein solches Vorziehen der Ziele zur Erreichung der Klimaneutralität speziell für Gasnetze ist unverhältnismäßig und realitätsfern, deshalb sollte aus unserer Sicht die Frist verlängert werden.“
Wenn es aber später zu Problemen bei der Bereitstellung grüner Gase kommt, dürften dafür nicht die Netzbetreiber pauschal in Regress genommen werden. In ihre Verantwortung könne nur die zeitgerechte technische Umstellung der Netze fallen. Das gelte ebenso wir bei der Dekarbonisierung von Wärmenetzen.
Der VKU begrüßt, dass laut Gesetzentwurf funktionierende Heizungen weiter betrieben und kaputte Heizungen repariert werden dürfen. Allerdings sieht Liebing weiteren Optimierungsbedarf: „Der grundsätzlich sinnvolle Ansatz einer Zwischenlösung bei einem Heizungsdefekt und dem perspektivischen Anschluss an ein Wärmenetz wird durch die hohen Anforderungen in der Praxis zum Nachteil von Gebäudeeigentümer und Wärmenetzbetreiber kaum Anwendung finden.“
Zudem sollten als mögliche Optionen auch dezentrale KWK-Anlagen und Brennstoffzellen im Gesetz berücksichtigt werden: „Diese könnten vor allem in großen und oft kommunalen Gebäuden zum Einsatz kommen, die nicht effizient ohne einen unverhältnismäßigen Umbau auf Basis von Wärmepumpen versorgt werden können“, sagte Liebing.

Nutzung von grünen Gasen

Aus VKU-Sicht sollten neben Wasserstoff auch weitere so genannte grüne Gase, wie etwa Biomethan oder synthetisches Methan (SNG) genutzt werden können. „Klimaneutrale Gase stehen bereits heute im Produktportfolio der Stadtwerke. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um auf Biomethan basierende Produkte und zukünftig auch um Wasserstoff“, sagt Liebing.
Bei der Energie- und Wärmewende zähle jedes Gasmolekül, betonte Liebing. Potenzielle Erzeuger im In- und Ausland bräuchten ein Signal, um in die Produktion von klimaneutralen Gasen zu investieren: „Bestehende Hemmnisse, beispielsweise fehlende oder unklare Herkunftsnachweise oder schädliche Entflechtungsregeln, wie diese aktuell im Gesetzgebungsverfahren zur Gasbinnenmarktrichtlinie von der EU-Kommission und dem Ministerrat vorgeschlagen werden, führen zu großen Unsicherheiten“, sagt Liebing. Wer einen breiten und schnellen Einsatz insbesondere von Wasserstoff aber auch Biomethan oder SNG wolle, müsse bei diesen Regelungen ansetzen.



Stichwörter: Politik, GEG, VKU


Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik

LichtBlick: Millerntor-Stadion erhält PV-Anlage in Regenbogenfarben

[04.06.2025] FC St. Pauli und LichtBlick errichten auf dem Millerntor-Stadion die weltweit erste Solaranlage in Regenbogenfarben. Das Projekt verbindet erneuerbare Energie mit einer klaren Botschaft für Vielfalt und gesellschaftliche Offenheit. mehr...

interview

Interview: Die Politik muss schnell handeln

[02.06.2025] Kerstin Andreae spricht im stadt+werk-Interview über die Erwartungen der Branche an die neue Bundesregierung. Resilienz und Nachhaltigkeit seien wichtige Gründe, die Energiewende weiter voranzutreiben, sagt die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. mehr...

Wärmewende: Verbände fordern klare Regeln

[22.05.2025] Dreizehn Branchenverbände wenden sich mit einem Appell an die Bundesregierung. Sie verlangen Planungssicherheit, verlässliche Förderung und ein verständliches Gebäudeenergiegesetz. mehr...

BSI: Positionspapier zu Cybersicherheit im Energiesektor

[22.05.2025] Das BSI warnt vor gravierenden Risiken für die Energieversorgung durch Cyberangriffe. In einem aktuellen Positionspapier fordert die Behörde umfassende Maßnahmen zur Stärkung der Cybersicherheit im Energiesektor. mehr...

Offshore Windenergie: Warnung vor aktuellem Ausschreibungsmodell

[21.05.2025] Eine neue Studie warnt vor gravierenden Risiken des aktuellen Ausschreibungsmodells für Offshore-Windenergie in Deutschland. Die Stiftung Offshore Windenergie fordert eine Kurskorrektur der kommenden Bundesregierung, um langfristige Schäden für Strompreise, Investitionen und die Energiewende abzuwenden. mehr...

BDEW: Verbesserung und Verabschiedung des KWSG gefordert

[20.05.2025] Der BDEW fordert eine zügige Verabschiedung des Kraftwerkssicherheitsgesetzes mit gezielten Nachbesserungen. Nur so lasse sich der dringend benötigte Ausbau steuerbarer, wasserstofffähiger Kraftwerke verlässlich und investitionssicher realisieren. mehr...

Bürgerenergie: Forschende fordern bessere Regeln

[12.05.2025] In Deutschland gibt es rund 3.000 lokale Energiegemeinschaften. Ein Forschungsteam empfiehlt der Politik nun, klare Ziele zu setzen und bessere Rahmenbedingungen zu schaffen. So könne Bürgerenergie zum Motor der Energiewende werden. mehr...

Bundesregierung: Neue Vorgaben für Gasspeicher

[05.05.2025] Die Bundesregierung plant, die Mindestfüllstände für Gasspeicher im kommenden Winter zu senken. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft hält dies für einen richtigen und notwendigen Schritt. Die Anpassung soll Kosten senken und den Markt entlasten. mehr...

Schleswig-Holstein: Neuer Plan für Windkraftausbau

[05.05.2025] Der jetzt vorgelegte Entwurf des Landesentwicklungsplans Windenergie Schleswig-Holstein soll mehr Flächen für die Windenergie sichern – und gleichzeitig den Naturschutz stärken. Ab dem 21. Mai 2025 können Bürgerinnen und Bürger dazu Stellung nehmen. mehr...

Das Bild zeigt Armin Willingmann, Minister für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt

Sachsen-Anhalt: Entwurf für Wärmplanungsgesetz

[02.05.2025] Bis spätestens 2028 sollen alle Städte und Gemeinden in Sachsen-Anhalt Wärmepläne aufstellen. Einen entsprechenden Gesetzentwurf hat die Landesregierung jetzt vorgelegt. mehr...

Strommarktdesign: Regionale Differenzierung senkt Kosten

[30.04.2025] Eine neue Studie von Agora Energiewende und Fraunhofer IEE zeigt: Lokale Strompreise könnten Netzengpässe reduzieren und die Stromkosten für Unternehmen und Haushalte senken. mehr...

Das Bild ist ein Porträtfoto des schleswig-holsteinischen Energieministers Tobias Goldschmidt

Schleswig-Holstein: Kommunalfonds für die Wärmewende

[22.04.2025] Schleswig-Holstein fördert ab Mai erste Schritte von Wärme- und Effizienzprojekten in Kommunen mit bis zu 300.000 Euro. Eine neue Richtlinie schafft die Grundlage für Zuschüsse in der Frühphase, wenn noch keine Finanzierung durch Banken möglich ist. mehr...

Baden-Württemberg: Rückschritt beim Windkraftausbau?

[15.04.2025] In Baden-Württemberg sorgt eine Formulierung im neuen Koalitionsvertrag zum Thema Windkraft für Irritationen. Verbände warnen vor einem Rückschlag für die Energiewende im Süden. mehr...

Koalitionsvertrag: Zustimmung und Kritik

[10.04.2025] Der Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD stößt in der Energiewirtschaft auf überwiegend positive Reaktionen. Die Verbände BDEW und VKU sowie die Stadtwerke-Kooperation Trianel sehen wichtige Signale für die Energiewende – fordern aber rasches Handeln und warnen vor kritischen Markteingriffen. mehr...

Rheinland-Pfalz: Weg frei für kommunale Wärmeplanung

[09.04.2025] Rheinland-Pfalz hat ein Ausführungsgesetz zur kommunalen Wärmeplanung verabschiedet. Es soll den Kommunen mehr Klarheit und Handlungsspielraum geben. Insbesondere kleinere Gemeinden können auf ein vereinfachtes Verfahren setzen. mehr...