Cloud ComputingMehr Wolken am Himmel der Abrechnung

Stadtwerke sollten bei der Wahl der richtigen Cloud-Lösung genau hinsehen.
(Bildquelle: MEV Verlag/PEAK Agentur für Kommunikation)
Am Markt ist derzeit eine konsequent wachsende Nachfrage nach cloudbasierten Abrechnungssystemen zu beobachten. Das deutet darauf hin, dass immer mehr Energieversorger den Mehrwert des IT-Outsourcings auf Anwendungsebene erkennen. Insgesamt werden bereits mehrere Millionen Zählpunkte über Cloud-Lösungen abgerechnet – Tendenz steigend. Als große Software-as-a-Service-Anbieter (SaaS-Anbieter) auf SAP-Basis warten seit einigen Jahren vor allem die Unternehmen EnBW Energie Baden-Württemberg oder die Deutsche Telekom auf. Aber auch zahlreiche andere Dienstleister offerieren entsprechende IT-Services. Einschlägige Projekterfahrungen zeigen, dass die realisierten Einsparpotenziale bis zu 40 Prozent erreichen – sofern alle Aspekte rund um die Abrechnung betrachtet werden. Denn hierbei spielen nicht nur Hardware und Lizenzierung eine Rolle. Auch Wartung, Pflege oder Schulungen und die damit verknüpften Personalressourcen sind im Alltag vieler Versorger nicht zu unterschätzende Kostentreiber.
Chancen nutzen
Vor den Chancen, die dieser Ansatz bietet, sollten vor allem kleinere Versorger ihre Augen nicht länger verschließen – zumal der fortschreitende Anbieterwettbewerb zur Folge hat, dass die Prozesseffizienz der angebotenen Cloud-Lösungen zunimmt. Vor allem für die Datensicherheit verspricht ein Wechsel in die Cloud keine zusätzlichen Risiken. Mit ISO 27001-Zertifizierung auf Basis von IT-Grundschutz und Erfüllung der DIN 9001-Norm sowie weiterer Auflagen genügen die IT-Landschaften der Cloud-Anbieter meist höheren Sicherheitsanforderungen als die bestehenden Rechenzentren vieler Stadtwerke. Zudem trägt der Gesetzgeber mit seinen regelmäßig neuen Vorgaben zur kontinuierlichen Standardisierung der energiewirtschaftlichen Prozesse bei. Je höher die Standardisierung der Prozesse, desto größer die Skaleneffekte, die sich über Cloud-Modelle realisieren lassen.
Angebote vergleichen
Bei der großen Anbietervielfalt von Cloud-Services zeigen sich natürlich Unterschiede der jeweiligen Leistungsangebote oder Vertragsmodalitäten. Das wird bereits beim Vergleich großer Anbieter auf SAP-Basis deutlich. Zum Teil bestehen beispielsweise gravierende Preisunterschiede zwischen den einzelnen Angeboten. Daher sollten Energieversorgungsunternehmen mit Bedacht einen geeigneten Partner auswählen.
Zu den Aspekten, die stets hinterfragt werden sollten, gehört der angebotene Prozessumfang. Bezieht sich der Service beispielsweise allein auf die Abrechnung und beinhaltet keine Möglichkeit zur gleichzeitigen Abwicklung der Finanzbuchhaltung, dann werden zusätzliche Schnittstellen erforderlich. Diese erhöhen wiederum den Aufwand eines IT-Outsourcings für den Kunden. Die ursprünglich erwarteten Kosteneinsparungen fallen deutlich geringer aus. In diesem Zusammenhang können vor allem Anbieter punkten, welche die gesamte Meter-to-Cash-Kette abbilden und daher das Zusammenspiel der einzelnen Komponenten bestens kennen. Zudem ist die Berücksichtigung von CRM-Funktionalitäten – integriert oder über bestehende Schnittstellen – gerade auf lange Sicht für den Auftraggeber von Vorteil. Es sollten trotz der Nutzung eines solchen Abrechnungstemplates keine Prozesssilos entstehen.
Schulung für Mitarbeiter
Selbsterklärende Oberflächen sind insbesondere dann wichtig, wenn die Fachanwender von Branchensystemen anderer Hersteller auf das SAP-Template wechseln. Bei der Portalanbindung gilt es vorab zu klären, inwieweit sich bestehende Lösungen verknüpfen lassen. Dadurch lässt sich der Aufwand möglichst gering halten und dennoch Wiedererkennung gewährleisten. Ein erfolgreicher Wechsel zu einer cloudbasierten Lösung hängt außerdem davon ab, inwieweit die Mitarbeiter, die täglich mit dem neuen System arbeiten sollen, in den Auswahl- und Übernahmeprozess mit einbezogen werden. Das Schulungsangebot sollte entsprechend lückenlos sein, um die Fachanwender rechtzeitig mit den neuen Prozesswelten vertraut zu machen. Das gilt auch für die künftigen Mitarbeiter.
Referenzen sprechen lassen
Referenzen sichern zusätzlich ab. Je mehr zufriedene Kunden ein Anbieter hat, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Übergang in die neue Welt des Cloud Computing reibungslos vonstatten geht. Gleichzeitig steigt das Potenzial, umfassend von den damit einhergehenden Skaleneffekten zu profitieren. Geklärt werden muss, ob die allgemein verbindlichen Marktanforderungen rechtzeitig umgesetzt werden. Aber auch die Philosophie des potenziellen Partners gegenüber spezifischen Erweiterungen des Templates – beispielsweise zur Umsetzung der Mehr- oder Mindermengenabrechnung oder des EEG-Billings – ist in Erfahrung zu bringen. Letztendlich wird vor allem der Preis ausschlaggebend sein. Deshalb ist das Geschäftsmodell der jeweiligen Anbieter ein ebenso wichtiger Aspekt, den Stadtwerke bei der Auswahl beachten sollten. Hier gibt es klare Unterschiede. Die Preiskalkulation basiert beispielsweise auf Zählpunkt- oder Vertragsebene, auf Monats- oder Jahresbasis. Zudem gilt es, die Kosten der Migration soweit wie möglich vorher abzustecken. Diese richten sich nicht zuletzt nach der Erfahrung des Unternehmens, das mit dem Datenumzug betraut wird.
Ja zur Cloud
Stadtwerke, die bei der Partnerauswahl die genannten Facetten beachten, können vom Wechsel auf ein cloudbasiertes Abrechnungssystem maßgeblich profitieren – unabhängig von der jeweiligen Anzahl betreuter Zählpunkte. Der größte Nutzen bietet sich derzeit Netzbetreibern, da in diesem Umfeld die Prozessstandardisierung am stärksten vorangeschritten ist. Skaleneffekte kommen besonders zum Tragen. Aber auch Vertriebsunternehmen verspricht die Cloud deutliche Entlastung. Statt sich mit IT-Sorgen plagen zu müssen, können sich die Mitarbeiter ganz auf ihr Kerngeschäft konzentrieren.
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe März/April von stadt+werk erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
Lösungen: Aufzeichnen, auswerten, abwehren
[14.08.2025] Kritische Infrastrukturen sind gefordert, Schutzmechanismen zu errichten, die den Betrieb essenzieller Systeme bei Cyberangriffen, Naturereignissen oder menschlichem Versagen aufrechterhalten. Ein empfehlenswerter Ansatz ist hier das Security Information and Event Management. mehr...
Kisters/FlexPowerHub: Neue Lösung für den Regelenergiemarkt
[04.08.2025] Mit einer vollautomatisierten Lösung für den Regelenergiemarkt ermöglichen Kisters und FlexPowerHub präzisere Prognosen, effizientere Abläufe und höhere Erlöse. Die Partnerschaft setzt auf KI und durchgängige Prozessdigitalisierung – von der Datenerfassung bis zur Gebotsabgabe. mehr...
Kundenservice: Intelligente Voicebots
[28.07.2025] Der Kundenservice bei Stadtwerken und Energieversorgern muss auf immer komplexere Fragestellungen reagieren – und das bei dünner Personaldecke und knappen Budgets. Fortschrittliche KI-gestützte Voicebots können die Zufriedenheit der Kunden trotzdem sichern. mehr...
Künstliche Intelligenz: Einsatz mit Bedacht
[21.07.2025] Die Hamburger Energienetze wollen die Chancen der Künstlichen Intelligenz nutzbar machen, behalten aber auch mögliche Risiken im Blick. Als wichtige Erfolgsfaktoren erweisen sich die Beteiligung des Betriebsrats und der enge Schulterschluss mit Rechts- und Ethikfachleuten. mehr...
GASAG: Netzabrechnung in der SAP-Cloud
[14.07.2025] Die GASAG-Gruppe hat ihr Abrechnungssystem für den Netzbetrieb auf eine Cloud-Lösung umgestellt. Die neue Software basiert auf dem RISE-Modell von SAP. Das Ziel besteht darin, einen stabileren, flexibleren und langfristig automatisierten Betrieb zu erreichen. mehr...
WEMAG: 450-MHz-Netz startet im Norden
[07.07.2025] WEMAG hat ihr neues 450-Megahertz-Funknetz offiziell in Betrieb genommen. Es soll selbst bei langen Stromausfällen die Kommunikation gewährleisten. Für den Ausbau hat das Unternehmen rund 20 Millionen Euro investiert und 34 Funkmasten errichtet. mehr...
Stadtwerke München: KI beschleunigt Anlagenplanung
[30.06.2025] Eine neue Software zur Planung von Photovoltaikanlagen setzen die Stadtwerke München ein. Die Anwendung basiert auf künstlicher Intelligenz und stammt vom US-Unternehmen Aurora Solar. Damit sollen Angebote dreimal so schnell erstellt werden können wie bisher. mehr...
Stadtwerke Flensburg: Digitalisierung mit SAP-Lösungen
[30.06.2025] Die Stadtwerke Flensburg digitalisieren ihre Geschäftsprozesse mit Hilfe von SAP. Ziel ist es, schneller auf die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden zu reagieren und die Energiewende aktiv mitzugestalten. mehr...
adesso/Natuvion: Studie zu IT-Transformation
[26.06.2025] Eine neue Studie von adesso und Natuvion zeigt: IT-Transformationen bei Energieversorgern sind vor allem durch Komplexität, Zeitdruck und mangelnde Datenqualität geprägt. Künstliche Intelligenz wird bislang nur als unterstützender Faktor genutzt – nicht als Haupttreiber. mehr...
Interview: Dezentrale Strategie
[24.06.2025] Auf der diesjährigen E-world hat die Kraftwerk Software Gruppe ihre Plattformstrategie vorgestellt. Inwiefern diese dem allgemeinen Wandel hin zu dezentralen Strukturen gerecht wird, erläutert Kraftwerk-CEO Andreas Weber im Gespräch mit stadt+werk. mehr...
Stadtwerke Heidelberg: Einfach zuverlässig kalkulieren
[19.06.2025] Für die Instandhaltung der Versorgungsleitungen setzt die Netzgesellschaft der Stadtwerke Heidelberg ein ganzheitliches Baukostenmanagementsystem ein. Ein hoher Automatisierungsgrad vermeidet Fehler. Auch erhalten sie auf Knopfdruck eine nachvollziehbare Kostenplanung. mehr...
Illumio/Nvidia: Mehr Sicherheit für KRITIS
[10.06.2025] Die Unternehmen Illumio und Nvidia verknüpfen ihre Sicherheits- und Rechenplattformen. Betreiber Kritischer Infrastrukturen können damit Netzwerkzugriffe überwachen und steuern, ohne ihre bestehende Infrastruktur aufwendig anpassen zu müssen. mehr...
N-ERGIE: Umstellung auf SAP
[28.05.2025] Die N‑ERGIE Aktiengesellschaft hat ihr energiewirtschaftliches System in der Marktrolle Lieferant auf SAP S/4HANA umgestellt. Die neue Plattform soll Kundenprozesse beschleunigen und interne Abläufe deutlich effizienter gestalten. mehr...
BSI: Positionspapier zu Cybersicherheit im Energiesektor
[22.05.2025] Das BSI warnt vor gravierenden Risiken für die Energieversorgung durch Cyberangriffe. In einem aktuellen Positionspapier fordert die Behörde umfassende Maßnahmen zur Stärkung der Cybersicherheit im Energiesektor. mehr...
Bundesnetzagentur: Höhere IT-Sicherheit für Energienetze
[12.05.2025] Die Bundesnetzagentur reagiert auf die zunehmende Digitalisierung und die veränderte Bedrohungslage in der Energiewirtschaft. Nun sollen die IT-Sicherheitskataloge für Netzbetreiber angepasst werden. mehr...