Dienstag, 8. Juli 2025

Nordrhein-WestfalenPotenzial der Abwasserwärme

[08.07.2025] Bis Mitte 2026 müssen Großstädte ihre Wärmeplanung vorlegen. Dabei rückt eine bisher kaum genutzte Quelle in den Fokus: die Wärme aus Abwasser. In Nordrhein-Westfalen gibt es bereits erste Projekte. Eine Landesinitiative will den Ausbau vorantreiben.

Abwasser könnte künftig eine größere Rolle bei der Wärmeversorgung spielen. Darauf macht die Landesgesellschaft NRW.Energy4Climate aufmerksam. Angesichts der gesetzlich vorgeschriebenen Kommunalen Wärmeplanung seien Städte und Gemeinden jetzt gefragt, alle verfügbaren nachhaltigen Wärmequellen zu prüfen – darunter auch das bislang wenig genutzte Potenzial der Abwasserwärme.

Klimaschonende Wärme für Ballungsräume

Abwasser aus Haushalten, Industrie und Gewerbe sei mit Temperaturen von 10 bis 20 Grad vergleichsweise warm und ganzjährig verfügbar, heißt es in einer Pressemitteilung. Es eigne sich daher gut, um Gebäude in dicht besiedelten Gebieten klimaschonend mit Wärme zu versorgen. Bereits heute gebe es in Nordrhein-Westfalen rund ein Dutzend Anlagen. Ein Beispiel ist Duisburg. Dort wird seit Kurzem Wärme aus dem gereinigten Abwasser einer Kläranlage genutzt, um über 1.000 Haushalte mit Fernwärme zu versorgen (wir berichteten). Weitere Projekte gibt es in Köln-Ehrenfeld oder in Dortmund, wo ein Seniorenheim mit Wärme aus dem Kanalnetz beheizt wird. Besonders geeignet sei diese Form der Energieversorgung für größere Wohnquartiere, Nichtwohngebäude oder kommunale Einrichtungen.

Einfache Technik, stabile Preise

Laut Christian Mildenberger, Geschäftsführer von NRW.Energy4Climate, bietet Abwasserwärme mehrere Vorteile: „Sie ist innerhalb der klimaneutralen Wärmequellen relativ einfach und kostengünstig zu erschließen und kann dazu beitragen, Preisschwankungen wie bei der Fernwärme aus konventionellen Energieträgern auszugleichen.“ Zudem ließen sich die Entwicklungen langfristig verlässlich einschätzen.

Die Landesgesellschaft setzt sich mit der Initiative Abwasserwärme NRW dafür ein, diese Energiequelle stärker zu nutzen. Beteiligt sind Akteurinnen und Akteure aus der Wasserwirtschaft, Energieversorgung, dem Wohnungsbau und dem Betrieb kommunaler Infrastrukturen. Ziel ist es, in Nordrhein-Westfalen mehrere Hundert Projekte auf den Weg zu bringen.

Dabei sollen auch bestehende Hürden abgebaut werden. Die Initiative will unter anderem die Genehmigungsverfahren vereinfachen, technische Lösungen weiterentwickeln und Betreibermodelle prüfen. In der Vergangenheit sei die Wirtschaftlichkeit im Vergleich zu fossilen Energieträgern oft schwer nachzuweisen gewesen – das ändere sich derzeit.

Auch Abwärme und Geothermie im Blick

Neben Abwasserwärme nennt die Landesgesellschaft zwei weitere Wärmequellen mit großem Potenzial: industrielle Abwärme und Geothermie. Kommunen sollten den Kontakt zu ansässigen Unternehmen suchen, um mögliche Abwärmequellen zu erfassen. Auch Geothermie lasse sich vielerorts nutzen – etwa in Krefeld (wir berichteten) oder im Münsterland (wir berichteten). Eine Checkliste von NRW.Energy4Climate soll Kommunen helfen, entsprechende Potenziale systematisch in ihre Wärmeplanung einzubeziehen.





Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Wärmeversorgung

Stadtwerke Gießen: Projekt PowerLahn kommt voran

[07.07.2025] Die Stadtwerke Gießen bauen eine neue Anlage zur umweltfreundlichen Wärmegewinnung. Ab Mitte 2026 sollen drei Großwärmepumpen Energie aus dem Wasser der Lahn gewinnen. Damit wollen die Stadtwerke einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Energiewende leisten. mehr...

Baden-Württemberg: Wärmeplanung im Konvoi

[02.07.2025] Baden-Württemberg will die Wärmewende und den Schutz vor den Folgen des Klimawandels vorantreiben. Ein neuer Gesetzentwurf sieht vor, dass alle Städte und Gemeinden künftig Wärmepläne und Klimaanpassungskonzepte erstellen müssen. Die Kosten sollen über einen finanziellen Ausgleich gedeckt werden. mehr...

Stadtwerke Kiel/HanseWerk: Gemeinschaftsunternehmen gegründet

[27.06.2025] Mit der Gründung des Unternehmens FördeWärme bündeln die Stadtwerke Kiel und HanseWerk Natur ihre Kräfte für eine klimaneutrale Nahwärmeversorgung. Die neue Gesellschaft soll bestehende Netze dekarbonisieren und neue Versorgungsgebiete rund um Kiel erschließen. mehr...

Fraunhofer IEG: Forschungsprojekt zu Großwärmepumpen

[25.06.2025] Großwärmepumpen könnten eine zentrale Rolle bei der Dekarbonisierung der Fernwärme spielen. Ein vom BMWK gefördertes Forschungsprojekt unter Leitung der Fraunhofer IEG zeigt, wie sich natürliche und industrielle Wärmequellen an ehemaligen Kohlekraftwerksstandorten effizient nutzen lassen. mehr...

Nürnberg: Kommunalen Wärmeplan verabschiedet

[20.06.2025] Nürnberg hat einen kommunalen Wärmeplan verabschiedet, der den Weg zu einer klimaneutralen und bezahlbaren Wärmeversorgung bis 2040 ebnen soll. Im Zentrum stehen der Ausbau der Fernwärme, der Einsatz erneuerbarer Energien und die Einbindung dezentraler Lösungen wie Wärmepumpen. mehr...

Thüga: Erweiterung des Portfolios

[19.06.2025] Mit neuen Rahmenverträgen wird die Thüga-Gruppe zum Komplettanbieter für Wärmepumpenlösungen. Stadtwerke und Regionalversorger des Netzwerks können damit künftig alles aus einer Hand anbieten – von der Technik bis zur Installation. mehr...

LEA Hessen: Infoportal zu Großwärmepumpen online

[18.06.2025] Ein neues, bundesweit einzigartiges Infoportal gibt erstmals einen umfassenden Marktüberblick zu Großwärmepumpen. Die Datenbank unterstützt Industrie und Kommunen mit technischen Informationen, Projektbeispielen und praktischen Tools bei der Umsetzung klimaneutraler Wärmeversorgung. mehr...

Saarland: Beratungsstelle für Kommunen gestartet

[18.06.2025] Das Saarland hat eine neue Anlaufstelle für Fragen rund um die kommunale Wärmeplanung eingerichtet. Die Beratungsstelle Wärmewende unterstützt ab sofort Gemeinden und weitere Akteure im Land bei der Umsetzung der Wärmewende. mehr...

Lotte: Kommunalen Wärmeplan vorgelegt

[13.06.2025] Die Gemeinde Lotte gehört mit ihrem neuen kommunalen Wärmeplan zu den Vorreitern der Wärmewende in Nordrhein-Westfalen. Bereits drei Jahre vor Ablauf der gesetzlichen Frist legt sie eine Strategie für eine klimafreundliche Wärmeversorgung vor. mehr...

bericht

EWE Netz: Nicht von der Stange

[12.06.2025] Der Energienetzbetreiber EWE Netz hat bereits zahlreiche Kommunen auf dem Weg der Wärmeplanung begleitet. Dabei konnte er wichtige Erkenntnisse zu den Herausforderungen und Fallstricken bei der kommunalen Wärmeplanung sammeln. mehr...

Bremen: Öffentliche Liegenschaften an Wärmenetz angeschlossen

[12.06.2025] Immobilien Bremen bringt drei Schulen in Blumenthal ans neue enercity-Wärmenetz und leistet damit einen Beitrag zur Wärmewende in Bremen-Nord. Die klimafreundliche Versorgung soll ab dem zweiten Halbjahr 2026 starten – weitere öffentliche Gebäude könnten folgen. mehr...

bericht

Osnabrück: Im Dialog zum Ziel

[10.06.2025] In Osnabrück wurde im Februar 2024 mit der Erstellung der Wärmeplanung begonnen. Neben der datenbasierten technischen Erarbeitung legt die niedersächsische Stadt dabei viel Wert auf eine transparente kommunikative Begleitung, da diese für die Akzeptanz entscheidend ist. mehr...

Norderstedt: Stadtwerke nutzen Abwärme von Rechenzentrum

[03.06.2025] Die Stadtwerke Norderstedt nutzen die Abwärme ihres eigenen Rechenzentrums zur Einspeisung ins kommunale Fernwärmenetz. Zwei Hochtemperatur-Wärmepumpen ermöglichen damit jährlich Einsparungen von rund 3.800 Tonnen CO₂. mehr...

Nordrhein-Westfalen: Leitfaden für die Wärmeplanung

[02.06.2025] Mit einem neuen Praxisleitfaden unterstützt Nordrhein-Westfalen Städte und Gemeinden bei der Wärmeplanung. Das Online-Tool „Wärmeplan.Check“ soll Kommunen dabei helfen, die Qualität ihrer Planung laufend zu prüfen. mehr...