Stadtwerke WunsiedelAuf dem Weg zur Energieautonomie

Marco Krasser: Die Akzeptanz der Bürger für Veränderungen erreichen wir mit deren aktiven Beteiligung.
(Bildquelle: SWW Wunsiedel)
Herr Krasser, die Stadtwerke Wunsiedel haben den ersten Preis beim Stadtwerke Award 2016 erhalten. In der Begründung der Jury heißt es, Ihr Unternehmen liefert eine Blaupause für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende. Wie sieht diese aus?
Der Wunsiedler Weg Energie 2.0 ist ein ganzheitlicher Ansatz zur lokalen Umsetzung der Energiewende. Unsere Vision ist eine Energiezukunft auf Basis erneuerbarer Energien in allen Sektoren, also Wärme, Strom und Mobilität. In vielen Projekten ist diese Vision bereits in die Realität umgesetzt worden. Die SWW Wunsiedel setzt seit einigen Jahren verstärkt auf regenerative Energien und nachhaltige Technologien. Durch die Nutzung von Solarenergie, Holz, Windenergie und moderne Anlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung entstehen nicht nur neue Arbeitsplätze – wir sichern kommenden Generationen auch eine lebenswerte Zukunft.
Welche Ziele wollen Sie erreichen?
Das von den Stadtwerken und der Stadt entwickelte Konzept hat langfristig die Energieautonomie zum Ziel. Die Energieautonomie ist jedoch kein Selbstzweck, vielmehr stellt sie einen Betriebszustand dar. Wichtigste Aufgabe ist es, ein großes Verbundnetz zu schaffen und einen wichtigen Beitrag zu dessen Stabilität zu leisten. Die SWW betreiben auch Forschung und Entwicklung und sensibilisieren die Einwohner mit verschiedenen Projekten für regenerative Energien.
Welche Schwerpunkte setzen Sie beim Ausbau erneuerbarer Energien?
Die Schwerpunkte liegen im Ausbau der Photovoltaik, Windenergie und Biomasse. Diese Technologien liefern uns inzwischen mehrere Millionen Kilowattstunden Ökostrom im Jahr. Hinzu kommt eine Nahwärmeversorgung mittels der besonders effizienten Kraft-Wärme-Kopplung. Unser Anliegen ist die Nutzung der gesamten bei der Stromerzeugung anfallenden Wärme und die komplett regionale Verwendung des Rohstoffes Holz, vom Wipfel bis zum Span. Unsere zertifizierten Holzpellets etwa werden im Werk Holenbrunn aus regional anfallenden Sägespänen produziert. Seit 2004 setzen wir auf Photovoltaik in Form von Bürgerbeteiligungsanlagen. 2010 kam die Windenergie hinzu, 2012 Bioenergieanlagen, Nahwärme und das schnelle Internet mit Bandbreiten bis zu 200 Megabit pro Sekunde. 2016 startete dann noch das neue Ökostromangebot mit dem Namen FichtelgebirgsStrom, das wir mit dem Energieverbund Zukunftsenergie Fichtelgebirge entwickelt haben. Verbraucher aus einem Gebiet mit mehr als 70.000 Einwohnern können regionalen Strom aus Photovoltaik, Biomasse und Windkraft beziehen. Der neue Stromtarif bringt Konsumenten und Produzenten von Ökostrom in der Region zusammen, denn auch private Stromerzeuger aus der oberfränkischen Gegend dürfen ihren regenerativen Strom künftig an das Projekt der Partner verkaufen.
„Unsere Vision ist eine Energiezukunft auf Basis erneuerbarer Energien in allen Sektoren.”
Sie setzen auch auf Bürgerbeteiligung. Was sind die Erfolgsfaktoren?
Die Akzeptanz der Bürger für Veränderungen erreichen wir mit deren aktiven Beteiligung. Die Bürger sind in alle Stadien der Projekte eingebunden und können sich an entsprechenden Vorhaben auch finanziell beteiligen und den in den Anlagen erzeugten Strom erwerben. Ein weiterer Faktor ist eine niedrige Beteiligungsschwelle, in unseren Fällen konnten sich die Bürger bereits mit 500 Euro an den Projekten beteiligen. Wir haben bei unseren Bürgern erfolgreich darum geworben, dass eine zukunftsfähige Energieversorgung dezentral und erneuerbar sein muss. Das lohnt sich auch wirtschaftlich, die Wertschöpfung von Bioenergieanlagen oder einer Nahwärmeversorgung bleibt zu einem großen Teil in der Region – im Gegensatz zu fossilen Energietechnologien. Dieser Aspekt erhöht ebenfalls die Akzeptanz.
Was können sich andere Stadtwerke bei Ihnen abschauen?
Ein Erfolgsfaktor ist, dass wir die kommunale Energiewende in allen Sektoren, sowohl im Wärme- und Strombereich als auch in der Mobilität, vorantreiben. Darüber hinaus vernetzen wir die Sektoren miteinander. Die Nahwärmeversorgung etwa nutzt die Abwärme der Bioenergie-BHKW, das Regionalstrommodell bietet den daraus gewonnenen Strom an. Konkrete Projekte sind in anderen Kommunen sicherlich regional unterschiedlich auszugestalten, hier ist es sinnvoll, die individuellen Potenziale vor Ort zu nutzen. Besonders wichtig für uns sind auch die Beteiligung der Bürger und die Integration der kommunalen Klimaschutzziele. Nicht zuletzt gehört eine fachkundige Beratung zum Erfolg hinzu. In Energie- und Rechtsfragen haben uns die Experten des Beratungsunternehmens Sterr-Kölln & Partner begleitet. Kommunen können das nötige Know-how angesichts der Komplexität des sich ständig wandelnden Energiemarkts nicht mehr alleine aufbringen.
Dieser Beitrag ist in der Januar/Februar-Ausgabe von stadt+werk erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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