Freitag, 5. Dezember 2025

EWEDrei Wasserstoffspeicherprojekte auf PCI-Liste

[05.12.2025] Die EU-Kommission hat drei geplante Wasserstoffspeicherprojekte von EWE in Huntorf, Jemgum und Rüdersdorf auf die PCI-Liste gesetzt. Der Schritt gilt als Anerkennung ihrer Bedeutung für Versorgungssicherheit und den künftigen Wasserstoffhochlauf.

Die EU-Kommission hat jetzt drei geplante Wasserstoffspeicherprojekte von EWE in die PCI-Liste aufgenommen.

(Bildquelle: Nadine Auras)

Drei geplante Wasserstoffspeicherprojekte von EWE sind von der EU-Kommission in die Liste der Projects of Common Interest (PCI) aufgenommen worden. Wie EWE berichtet, betrifft dies die Standorte Huntorf, Jemgum und Rüdersdorf, deren strategische Rolle für Versorgungssicherheit, Netzstabilität und industrielle Transformation in Brüssel hervorgehoben wurde. Die Entscheidung wurde auf den PCI-Days in der belgischen Hauptstadt offiziell verkündet.

Der PCI-Status bringt nach Unternehmensangaben Vorteile für Genehmigungen und Planung: Verfahren sollen beschleunigt, die europäische Koordination enger verzahnt und Fördermöglichkeiten über das Programm Connecting Europe Facility erleichtert werden. Für Projekte, die sich noch in einer frühen Entwicklungsphase befinden, bedeutet dies laut EWE mehr Tempo und höhere Planungssicherheit. Eine Investitionsentscheidung selbst ist damit jedoch nicht verbunden.

Wichtige Standorte

EWE zufolge liegen die Speicherstandorte in Regionen, die für die entstehende Wasserstoffwirtschaft wichtig werden. Die Kavernen in Huntorf und Jemgum zählen heute bereits zu den großen Energiespeichern Deutschlands, während Rüdersdorf wegen seiner Nähe zu Berlin als Versorgungsbaustein für industrielle Abnehmer gilt. Mit der Umrüstung zu Wasserstoffkavernen ließe sich grüner Wasserstoff flexibel zwischenspeichern, Lastspitzen dämpfen und die Versorgung stabilisieren – unabhängig von Erzeugungsvolatilität oder Netzbelastung. Diese Kombination habe die Kommission überzeugt.

EWE-CEO Stefan Dohler wertet den Entscheid als europäisches Signal, das den Stellenwert von Speichern im Wasserstoffsystem unterstreiche. „Der PCI-Status zeigt, dass Europas Wasserstoffhochlauf ohne Speicher nicht gelingen kann“, wird er zitiert. Zugleich mahnt er verlässliche Rahmenbedingungen an, darunter wettbewerbsfähige Strompreise, klare Regeln für grünen Wasserstoff und wirksame Nachfrageimpulse. Ohne diese Grundlagen drohe der Markthochlauf zu stocken.

Schritt nach vorn

Auch Peter Schmidt, Geschäftsführer der EWE Gasspeicher, bezeichnet den PCI-Status als Schritt nach vorn. Wie EWE mitteilt, bereitet das Unternehmen seine Standorte auf die Wasserstoffnutzung vor, betont aber die Notwendigkeit eines belastbaren Förder- und Finanzierungsrahmens. Erst dieser könne Investitionen auslösen und verhindern, dass Speicher zum fehlenden Bindeglied des künftigen Systems würden.

Die drei Vorhaben bleiben trotz europäischer Anerkennung in einem frühen Stadium. EWE treibt nach eigenen Angaben bereits langfristige Planungsschritte voran, obwohl die Rahmenbedingungen derzeit keine Investitionsentscheidungen erlauben. Der PCI-Status bestätige jedoch die zentrale Rolle von Speichern für die europäische Infrastruktur.

Politischer Rahmen gefordert

Gleichzeitig verweist EWE darauf, dass nun nationale Entscheidungen nötig seien. Dohler fordert laut Meldung einen politischen Rahmen, der den Speicherhochlauf ermöglicht: klare Finanzierung, eine Anerkennung von Speichern als Flexibilitätsquelle ohne doppelte Netzentgelte sowie technisch pragmatische Standards. Ohne diese Weichenstellungen sei der Wasserstoffhochlauf gefährdet.

Die Speicherprojekte sind Bausteine des Programms Clean Hydrogen Coastline, das Erzeugung, Speicherung und Transport von Wasserstoff in Nordwestdeutschland verbindet. Dazu zählen eine 320-Megawatt-Elektrolyseanlage in Emden sowie die erste großtechnische Wasserstoffkaverne, die EWE am Standort Huntorf umrüstet. Parallel entsteht eine Pipelineinfrastruktur als Teil des deutschen Wasserstoff-Kernnetzes, das künftig Erzeuger, Speicher und Abnehmer koppeln soll. Studien wie das aktuelle Fraunhofer-Whitepaper empfehlen diesen systemischen Ansatz, der Netze, Speicher und Produktion gemeinsam denkt.

Die Erfahrungen aus dem Projekt HyCAVmobil in Rüdersdorf, bei dem EWE nach eigenen Angaben die sichere Wasserstoffspeicherung unter realen Bedingungen getestet hat, fließen in die weitere Planung ein und sollen den Ausbau großtechnischer Speicher erleichtern.





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