Dienstag, 17. Juni 2025

NetzausbauKritik an SuedLink

[07.02.2014] Für die einen ist sie das Rückgrat einer funktionierenden Wirtschaft, für die anderen der größte planerische Kurzschluss seit Beginn der Energiewende. Nun melden sich auch die Kommunen und Stadtwerke zur geplanten Nord-Süd-Verbindung SuedLink.
An der geplanten Gleichstromverbindung SuedLink regt sich Widerstand auch von kommunaler Seite.

An der geplanten Gleichstromverbindung SuedLink regt sich Widerstand auch von kommunaler Seite.

(Bildquelle: TransnetBW)

800 Kilometer lang soll die geplante Gleichstromleitung SuedLink werden. Nach ihrer Fertigstellung im Jahr 2022 wird sie sich quer durch ganz Deutschland ziehen, um den windreichen Norden mit dem energiehungrigen Süden zu verbinden (18061+wir berichteten). Nach Angaben der Projektbetreiber Tennet und TransnetBW soll sie das Netz stabilisieren, zur Versorgungssicherheit beitragen und die Energiewende insgesamt voranbringen. Doch längst nicht alle sind mit der geplanten Trassenführung einverstanden. Erst kürzlich hat sich Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) ablehnend zu dem Bauvorhaben geäußert und ein Moratorium für neue Stromtrassen in Erwägung gezogen. Die Antwort seiner Kollegen kam prompt. Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Bündnis 90/Die Grünen) bezeichnete die Forderung als kontraproduktiv und schädlich für die Wirtschaft als auch für die Bürger. Baden-Württembergs Umweltminister Franz Untersteller (Bündnis 90/Die Grünen) äußerte, den Netzentwicklungsplan der Bundesnetzagentur (BNetzA) nicht gänzlich in Frage stellen zu wollen. Dies sei ein Hüftschuss aus einer bayerischen Luftpistole, so der Minister.

Wertschöpfung entsteht dezentral

Kritik an den neuen Plänen kommt aber auch von anderer Seite. Die Stadt sowie die Stadtwerke Wolfhagen und die Stadtwerke Union Nordhessen (SUN) betrachten das Vorhaben mit Sorge. Die Leitung soll laut Planung westlich an den Wolfhager Ortsteilen vorbeiführen. Die Kernstadt selbst wird östlich passiert. Bürgermeister Reinhard Schaake: „Indem wir die lokale Energiewende vorangetrieben haben, haben wir alles dafür getan, solche Leitungen überflüssig zu machen.“ Leicht sei der Prozess in seiner Stadt nicht gewesen. Es habe kontroverse Diskussionen beispielsweise um den Ausbau der Windkraft gegeben. „Vor diesem Hintergrund halte ich die geplante Leitung für eine zu große zusätzliche Belastung der Menschen in unserer Stadt“, sagt Schaake. Unterstützung kommt von Martin Rühl, Geschäftsführer der Stadtwerke Wolfhagen und der SUN: „Wir lehnen den Netzausbau keinesfalls kategorisch ab. Im Zuge der Energiewende brauchen wir neue Leitungen. Die Frage ist aber: Welcher Ausbau ist nötig, wo ist er überflüssig?“ Laut einer Studie des Fraunhofer Institus für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) sei es durchaus möglich, dass Nordhessen mehr als die gesamt benötige Menge seines Strombedarf durch regenerative Energie vor Ort erzeugen könne. Und zwar schon 2030. Bürger und Kommunen würden entlastet. Stadtwerke-Chef Rühl und Bürgermeister Schaake sind sich daher einig: „Regionale Wertschöpfung entsteht nur durch die dezentrale Energiewende.“

Marc Tosenberger




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik

LichtBlick: Millerntor-Stadion erhält PV-Anlage in Regenbogenfarben

[04.06.2025] FC St. Pauli und LichtBlick errichten auf dem Millerntor-Stadion die weltweit erste Solaranlage in Regenbogenfarben. Das Projekt verbindet erneuerbare Energie mit einer klaren Botschaft für Vielfalt und gesellschaftliche Offenheit. mehr...

interview

Interview: Die Politik muss schnell handeln

[02.06.2025] Kerstin Andreae spricht im stadt+werk-Interview über die Erwartungen der Branche an die neue Bundesregierung. Resilienz und Nachhaltigkeit seien wichtige Gründe, die Energiewende weiter voranzutreiben, sagt die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. mehr...

Wärmewende: Verbände fordern klare Regeln

[22.05.2025] Dreizehn Branchenverbände wenden sich mit einem Appell an die Bundesregierung. Sie verlangen Planungssicherheit, verlässliche Förderung und ein verständliches Gebäudeenergiegesetz. mehr...

BSI: Positionspapier zu Cybersicherheit im Energiesektor

[22.05.2025] Das BSI warnt vor gravierenden Risiken für die Energieversorgung durch Cyberangriffe. In einem aktuellen Positionspapier fordert die Behörde umfassende Maßnahmen zur Stärkung der Cybersicherheit im Energiesektor. mehr...

Offshore Windenergie: Warnung vor aktuellem Ausschreibungsmodell

[21.05.2025] Eine neue Studie warnt vor gravierenden Risiken des aktuellen Ausschreibungsmodells für Offshore-Windenergie in Deutschland. Die Stiftung Offshore Windenergie fordert eine Kurskorrektur der kommenden Bundesregierung, um langfristige Schäden für Strompreise, Investitionen und die Energiewende abzuwenden. mehr...

BDEW: Verbesserung und Verabschiedung des KWSG gefordert

[20.05.2025] Der BDEW fordert eine zügige Verabschiedung des Kraftwerkssicherheitsgesetzes mit gezielten Nachbesserungen. Nur so lasse sich der dringend benötigte Ausbau steuerbarer, wasserstofffähiger Kraftwerke verlässlich und investitionssicher realisieren. mehr...

Bürgerenergie: Forschende fordern bessere Regeln

[12.05.2025] In Deutschland gibt es rund 3.000 lokale Energiegemeinschaften. Ein Forschungsteam empfiehlt der Politik nun, klare Ziele zu setzen und bessere Rahmenbedingungen zu schaffen. So könne Bürgerenergie zum Motor der Energiewende werden. mehr...

Bundesregierung: Neue Vorgaben für Gasspeicher

[05.05.2025] Die Bundesregierung plant, die Mindestfüllstände für Gasspeicher im kommenden Winter zu senken. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft hält dies für einen richtigen und notwendigen Schritt. Die Anpassung soll Kosten senken und den Markt entlasten. mehr...

Schleswig-Holstein: Neuer Plan für Windkraftausbau

[05.05.2025] Der jetzt vorgelegte Entwurf des Landesentwicklungsplans Windenergie Schleswig-Holstein soll mehr Flächen für die Windenergie sichern – und gleichzeitig den Naturschutz stärken. Ab dem 21. Mai 2025 können Bürgerinnen und Bürger dazu Stellung nehmen. mehr...

Das Bild zeigt Armin Willingmann, Minister für Wissenschaft, Energie, Klimaschutz und Umwelt des Landes Sachsen-Anhalt

Sachsen-Anhalt: Entwurf für Wärmplanungsgesetz

[02.05.2025] Bis spätestens 2028 sollen alle Städte und Gemeinden in Sachsen-Anhalt Wärmepläne aufstellen. Einen entsprechenden Gesetzentwurf hat die Landesregierung jetzt vorgelegt. mehr...

Strommarktdesign: Regionale Differenzierung senkt Kosten

[30.04.2025] Eine neue Studie von Agora Energiewende und Fraunhofer IEE zeigt: Lokale Strompreise könnten Netzengpässe reduzieren und die Stromkosten für Unternehmen und Haushalte senken. mehr...

Das Bild ist ein Porträtfoto des schleswig-holsteinischen Energieministers Tobias Goldschmidt

Schleswig-Holstein: Kommunalfonds für die Wärmewende

[22.04.2025] Schleswig-Holstein fördert ab Mai erste Schritte von Wärme- und Effizienzprojekten in Kommunen mit bis zu 300.000 Euro. Eine neue Richtlinie schafft die Grundlage für Zuschüsse in der Frühphase, wenn noch keine Finanzierung durch Banken möglich ist. mehr...

Baden-Württemberg: Rückschritt beim Windkraftausbau?

[15.04.2025] In Baden-Württemberg sorgt eine Formulierung im neuen Koalitionsvertrag zum Thema Windkraft für Irritationen. Verbände warnen vor einem Rückschlag für die Energiewende im Süden. mehr...

Koalitionsvertrag: Zustimmung und Kritik

[10.04.2025] Der Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD stößt in der Energiewirtschaft auf überwiegend positive Reaktionen. Die Verbände BDEW und VKU sowie die Stadtwerke-Kooperation Trianel sehen wichtige Signale für die Energiewende – fordern aber rasches Handeln und warnen vor kritischen Markteingriffen. mehr...

Rheinland-Pfalz: Weg frei für kommunale Wärmeplanung

[09.04.2025] Rheinland-Pfalz hat ein Ausführungsgesetz zur kommunalen Wärmeplanung verabschiedet. Es soll den Kommunen mehr Klarheit und Handlungsspielraum geben. Insbesondere kleinere Gemeinden können auf ein vereinfachtes Verfahren setzen. mehr...