Mittwoch, 26. November 2025

IÖWProjekt zu Nahwärmenetzen in kleinen Kommunen

[26.11.2025] Ein Projekt des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) zeigt, wie kleine Kommunen Nahwärmenetze auch ohne eigenes Stadtwerk umsetzen können. Dem IÖW zufolge sind eine gesicherte Nachfrage vor Ort und ein tragfähiges Betreibermodell die Schlüssel zum Erfolg.

Möglicher Aufbau eines Nahwärmenetzes in kleineren Kommunen.

(Bildquelle: Projekt Suburbane Wärmewende/IÖW 2025)

Ein Projekt des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) untersucht, wie kleine Kommunen ohne eigenes Stadtwerk ein wirtschaftlich tragfähiges Nahwärmenetz aufbauen können. Wie das IÖW berichtet, stehen alle Kommunen vor der Aufgabe, bis spätestens 2028 Wärmepläne zu erstellen, haben aber häufig wenig Erfahrung mit Planung, Technik und Betrieb solcher Netze. Im Rahmen des Projekts Suburbane Wärmewende, das das IÖW zusammen mit der Technischen Universität Berlin und dem Umweltzentrum Stuhr-Weyhe verantwortet, wurden technische, wirtschaftliche und organisatorische Optionen analysiert. Die Forschenden begleiteten dabei die Gemeinde Weyhe in Niedersachsen und verglichen ihre Erkenntnisse mit Erfahrungen weiterer Pilotkommunen.

Nachfrage ist entscheidendes Kritierium

Dem IÖW zufolge ist die lokale Nachfrage das entscheidende Kriterium für die Wirtschaftlichkeit. Erst verbindliche Rückmeldungen aus Informationsveranstaltungen, Beratungen und Begehungen zeigen, ob sich genügend Haushalte anschließen wollen. Am Beispiel Weyhe errechneten die Projektpartner, dass vor allem ältere Gebäude mit hohen Temperaturanforderungen vom Anschluss profitieren. Bei neueren, gut gedämmten Häusern hängt die Entscheidung stärker davon ab, wie sich die Kosten einer eigenen Wärmepumpe zu denen eines Netzanschlusses verhalten.

Parallel prüfte das Projektteam verschiedene lokale Wärmequellen im Ortskern von Leeste. In Betracht kommen Abwasserwärme, Solarthermie, Biomasse, Erdwärmesonden unter dem Sportplatzgelände und mitteltiefe Geothermie. Mehr als die Hälfte der befragten Haushalte äußerte Interesse an einem klimaneutralen Wärmenetz, zeigte aber auch Vorbehalte, etwa gegenüber Biomasse. Laut den Forschenden wäre ein Projektstart in einigen Jahren sinnvoll, wenn viele Heizungswechsel ohnehin anstehen. Wirtschaftlich tragfähig wäre ein Einstieg in den dicht bebauten Straßen nahe des Schulgeländes, von wo aus das Netz schrittweise erweitert werden könnte.

Scheu vor Eigenlösungen

Ein weiterer Schwerpunkt des Projekts betrifft die Betreiberfrage. Wie Tidian Baerens vom IÖW erklärt, scheuen viele kleinere Kommunen Eigenlösungen, weil Personal, Mittel und Infrastruktur fehlen. Die im Projekt erarbeiteten Handreichungen stellen deshalb Modelle vor, die kommunale Steuerungsmöglichkeiten erhalten und zugleich externes Know-how einbinden. Eine gemeinsame Wärmenetzgesellschaft mit Bürgerenergiegenossenschaften, benachbarten Stadtwerken oder privaten Unternehmen kann Kapital und Technik bündeln, während die Kommune Stimmrechte behält.

Nach Angaben der Weyher Klimaschutzmanagerin Kirstin Taberski fließen die Ergebnisse direkt in die kommunale Wärmeplanung ein. Für die Gemeinde, die bis 2035 klimaneutral werden will, liefern sie Grundlagen, um den Wärmebereich technisch, organisatorisch und wirtschaftlich auf eine zukunftsfähige Versorgung auszurichten.





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