Samstag, 1. November 2025

Klimaschutzplan 2050Verbindliche Ziele gefordert

[05.10.2016] Politik und Verbände haben ihre Stellungnahmen zum Klimaschutzplan 2050 abgegeben. Einig sind sich alle darin, dass mehr Verbindlichkeit und klare Ziele vonnöten sind.
Umwelt- und Energieverbände fordern konkrete Maßnahmen und verlässliche Rahmenbedingungen für den Klimaschutz.

Umwelt- und Energieverbände fordern konkrete Maßnahmen und verlässliche Rahmenbedingungen für den Klimaschutz.

(Bildquelle: Rainer Sturm  / pixelio.de)

Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg geht mit dem Klimaschutzplan 2050 des Bundes hart ins Gericht. So fordert der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller (Bündnis 90/Die Grünen): „Nur mit einem verbindlichen Fahrplan zum Ausstieg aus der Verbrennung fossiler Kraftstoffe und zum Umstieg auf erneuerbare Energien und verbesserter Energieeffizienz kann Deutschland einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz leisten.“ Genau das lässt der Entwurf Untersteller zufolge jedoch vermissen. So werde erneut die Chance verspielt, einen klaren gesetzlichen Entwurf für den Klimaschutz zu schaffen. Auf insgesamt 15 Seiten bewertet das baden-württembergische Umweltministerium den Klimaschutzplan, der in seiner ursprünglichen Fassung wesentlich besser gewesen sei. Untersteller: „Der Ursprungsentwurf ist leider in ganz wesentlichen Punkten aufgeweicht worden, das weckt Zweifel an der Ernsthaftigkeit, mit der die Bundesregierung den Klimaschutz angeht. Wer sich wie die Bundesregierung für die Unterschrift unter den Weltklimavertrag feiern lässt, sollte den Mumm haben, konkrete Taten folgen zu lassen.“ Entsprechend fordert Untersteller konkrete Maßnahmen für die Bereiche erneuerbare Energien, Ausstieg aus der Kohleverstromung, klimafreundliches Bauen und Wohnen sowie Verkehr und Industrie. Hier müsse die Bundesregierung dringend nacharbeiten. Auch die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch warnt davor, dass das Kabinett am Ende einen weitgehend wirkungslosen Klimaschutzplan 2050 verabschiedet oder ein solcher sogar ganz scheitert. „Kurz vor dem Beginn der deutschen G20-Präsidentschaft zum Jahresende wäre das ein verheerendes Signal“, sagt Christopher Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch, und erläutert: „Während der eigenen Präsidentschaft will die Bundesregierung von allen G20-Staaten erreichen, dass diese bis 2018 ambitionierte Klimaschutzstrategien bis 2050 vorlegen. Das ist schwierig, wenn der eigene Plan nicht ambitioniert ist.“ Die Anhörung habe bislang gezeigt, dass auch viele Akteure der Wirtschaft ambitionierte Schritte zum Erreichen der Klimaziele von Paris sowie Sektorziele fordern, die dann wiederum neue Geschäftsmodelle ermöglichen sollen.

VKU dringt auf Dekarbonisierungskonzept

Auch der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) fordert klare politische Rahmenbedingungen und ein Konzept zur Dekarbonisierung der Energiewirtschaft. VKU-Hauptgeschäftsführerin Katherina Reiche macht deutlich: „Die Energiewirtschaft als größter Emittent ist sich ihrer Verantwortung für die Umsetzung der Klimaziele bewusst und hat die damit verbundenen Herausforderungen angenommen.“ Um das Energiesystem sukzessive von fossilen auf erneuerbare Energieträger umzubauen, brauche es jedoch verlässliche Rahmenbedingungen. Diese fehlten im Moment. Der Emissionshandel müsse zwar das zentrale Instrument bleiben, um Treibhausgasemissionen zu reduzieren, bis dieser aber Investitionen in klimafreundliche Technologien auslöse, vergehe Zeit. Reiche: „Die Bundesregierung sollte deshalb zeitnah mit allen betroffenen Akteuren zusammenkommen und ein Konzept für die Dekarbonisierung unserer Wirtschaft erarbeiten. Planungssicherheit ist eine grundlegende Voraussetzung für die dringend benötigten Investitionen.“ Auch müsse Klimaschutz ganzheitlich und sektorübergreifend gedacht werden. „Kommunen sind dafür zentrale Akteure. Sie arbeiten daran, die Bereiche Strom, Wärme, Wasser und Abwasser, Entsorgung sowie Verkehr zu vernetzen, gemeinsame Infrastrukturen aufzubauen und dadurch Synergien zu heben“, so Reiche. Insbesondere im Bereich der Fernwärme gebe es aus Sicht des VKU noch Potenzial, das stärker genutzt werden soll. Reiche bekräftigt: „Es gibt keine Energiewende ohne Wärmewende.“ Eine Präzisierung des Stromeinsatzes im Wärmemarkt und eine größere Beachtung der tiefengeothermischen Potenziale bei der Fernwärmeversorgung fordert indessen der Bundesverband Geothermie. Dessen Präsident Erwin Knapek bemängelt, dass die Geothermie bislang zu wenig Beachtung im Entwurf des Klimaschutzplans findet und fordert ein Erkundungsprogramm für Tiefe Geothermie, das durch die Bundesregierung initiiert werden soll. Der Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung (B.KWK) begrüßt die im Klimaschutzplan verankerte Sektorenkopplung. Diese müsse jedoch ganzheitlich betrachtet werden, was bedeute, dass auch Effizienzmaßnahmen zur Senkung des Primärenergieeinsatzes realisiert werden müssten. Dies werde durch den Einsatz von KWK-Anlagen mit sektorübergreifender Wärmenutzung möglich. Die Einordnung von KWK als Übergangstechnologie sieht der B.KWK hingegen kritisch. Auch müsse der Bestandsschutz für KWK-Anlagen über das Jahr 2017 hinaus vollständig erhalten bleiben. Die Meilensteine des Jahres 2030 mit einem KWK-Anteil an der Stromerzeugung von 120 Terawattstunden bezeichnet der Verband hingegen als nicht sonderlich ambitioniert. Es werde jedoch ein Zubau prognostiziert, der zumindest für Gas-KWK ab 2030 eine langfristige Perspektive aufzeige. Da die Kraft-Wärme-Kopplung später überwiegend mit erneuerbaren Energieträgern Strom und Wärme hocheffizient erzeugen werde, könne sie auch nicht als Übergangstechnologie eingeordnet werden.





Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik

BDEW: Kritik an Anreizregulierung NEST

[31.10.2025] Die Bundesnetzagentur hat den Länderausschuss über Anpassungen bei der neuen Anreizregulierung NEST informiert. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) begrüßt einzelne Änderungen, hält sie insgesamt aber für unzureichend, um dringend nötige Investitionen in die Energienetze zu sichern. mehr...

BDEW: Wärmewende im Neubau bereits Praxis

[27.10.2025] Wärmepumpen und Fernwärme dominieren laut BDEW den Heizungsmarkt im Neubau. Drei von vier neuen Ein- und Zweifamilienhäusern werden bereits mit Wärmepumpen beheizt – fossile Energieträger verlieren weiter an Bedeutung. mehr...

Solarförderung: Mehrheit ist für Beibehaltung

[23.10.2025] Eine deutliche Mehrheit der Eigenheimbesitzer in Deutschland will die Solarförderung beibehalten. Laut einer Umfrage im Auftrag von Green Planet Energy lehnen 62 Prozent den Plan ab, die Unterstützung für Dachanlagen zu streichen. mehr...

Hochschule Nordhausen: Kooperation für Fachkräftesicherung

[21.10.2025] Die Hochschule Nordhausen und die Stadtwerke Sondershausen bündeln ihre Kräfte für die Fachkräftesicherung in Nordthüringen. Ein neuer Kooperationsvertrag soll ein praxisorientiertes Studium ermöglichen, das Wissenschaft und Arbeitswelt enger verbindet. mehr...

Brandenburg: Netzentgelte für Strom und Gas sinken

[21.10.2025] Die Netzentgelte für Strom und Gas in Brandenburg sollen im Jahr 2026 deutlich sinken. Energieminister Daniel Keller sieht darin einen Erfolg jahrelanger Bemühungen der Landesregierung. mehr...

EnWG-Novelle: Verbände fordern Nachbesserungen

[16.10.2025] Die Branchenverbände BDEW und BEE begrüßen die Reform des Energiewirtschaftsgesetzes, mahnen aber einfachere Verfahren und weniger Bürokratie an. Beide sehen beim Energy Sharing und beim Netzanschluss dringenden Änderungsbedarf. mehr...

BMWE: Entwurf für Wasserstoff-Beschleunigungsgesetz verabschiedet

[06.10.2025] Die Bundesregierung will den Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur beschleunigen. Das Kabinett hat dazu einen Gesetzentwurf beschlossen, der Verfahren vereinfacht, digitalisiert und rechtlich absichert. mehr...

BMWE: Förderaufruf für Wasserstoffprojekte gestartet

[30.09.2025] Das Bundeswirtschaftsministerium hat den zweiten Förderaufruf für internationale Wasserstoffprojekte gestartet. Unternehmen können bis 18. Dezember 2025 Projektskizzen einreichen, um bis zu 30 Millionen Euro Förderung zu erhalten. mehr...

bericht

Wasserstoff: Vom Hochlauf keine Spur

[29.09.2025] Der viel beschworene Wasserstoffhochlauf ist in Deutschland bislang nicht in Sicht, viele Projekte liegen derzeit auf Eis. Die Gründe: fehlende wirtschaftliche Perspektiven, unsichere regulatorische Rahmenbedingungen und eine geringe Nachfrage aus der Industrie. mehr...

BDEW: Wärmepolitik bleibt hinter Bedarf zurück

[25.09.2025] Der BDEW begrüßt die im Bundeshaushalt 2026 vorgesehenen zusätzlichen Mittel für den Ausbau und die Dekarbonisierung der Wärmenetze. Die vorgesehene Summe reiche aber nicht aus, um die Klimaziele zu erreichen. mehr...

bericht

Energiepolitik: Grüne Flexibilität

[25.09.2025] Die Bundesregierung muss im Energiesektor dringend Prioritäten setzen. Insbesondere sollten flexible Erzeugungskapazitäten konsequent aufgebaut und nutzbar gemacht werden. Dadurch eröffnet sich für Stadtwerke ein wirtschaftliches Zukunftsfeld. mehr...

bericht

Monitoringbericht: Positives Echo und Kritik

[17.09.2025] Die Reaktionen auf den Monitoringbericht zur Energiewende zeigen: Der eingeschlagene Kurs wird überwiegend bestätigt, doch die Bewertungen der Akteure fallen unterschiedlich aus. Während Verbände die Klimaziele bekräftigen und den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien einfordern, kritisieren andere eine Verlangsamung und fehlende Planungssicherheit. mehr...

bericht

Monitoringbericht: Energiewende am Scheideweg

[16.09.2025] Die Bundesregierung hat den aktuellen Monitoringbericht zur Energiewende vorgelegt. Er zeigt Erfolge beim Ausbau erneuerbarer Energien, macht aber auch erhebliche Probleme sichtbar. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche schlägt deshalb zehn wirtschafts- und wettbewerbsfreundliche Maßnahmen vor. mehr...

KRITIS-Dachgesetz: Kabinett beschließt Entwurf

[11.09.2025] Die Bundesregierung will Deutschland widerstandsfähiger gegen Krisen und Angriffe machen. Jetzt hat das Kabinett den Entwurf für ein neues KRITIS-Dachgesetz beschlossen. mehr...

GAIA: Kritik an geplanter Änderung des Referenzertrags

[11.09.2025] GAIA warnt vor einem Aus der Windenergie in Süddeutschland. Der Projektentwickler sieht durch die geplante Änderung des Referenzertrags tausende Anlagen, Arbeitsplätze und Investitionen bedroht. mehr...