Geothermie.BayernVerleihung geothermischer Energiepreise

Die Preisträger der diesjährigen geothermischen Energiepreise Bayern.
(Bildquelle: Marc Fernandez)
Auf dem Praxisforum Geothermie.Bayern wurden am 6. Oktober 2022 in Pullach mit Waldkraiburg und Laufzorn die effizientesten Anlagen in den Kategorien Wärme und Strom ausgezeichnet. Dies teilt der Veranstalter Enerchange jetzt mit. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler), der das Praxisforum zum zweiten Mal beehrte, erläuterte in seiner Ansprache: „Schon jetzt ist Bayern Vorreiter bei der Nutzung von Erdwärme. 85 Prozent der in Deutschland aus Geothermie gewonnenen Wärme liefern die 24 Geothermieanlagen im Freistaat, von denen sieben zusätzlich Strom erzeugen. Doch Geothermie hat ein noch viel größeres Potenzial. Insbesondere das im südbayerischen Molassebecken eingeschlossene siedend heiße Thermalwasser ist eine strategische, klimafreundliche und grundlastfähige Energiereserve, die wir in noch viel größerem Umfang nutzen müssen als bisher. Wir könnten ein Viertel des bayerischen Wärmebedarfs über Geothermie decken, dieses Ziel müssen wir jetzt in Angriff nehmen. Indem wir den Ausbau der Geothermie mit Hochdruck vorantreiben, zahlen wir nicht nur auf das Konto unserer Klimaziele ein. Wir machen Bayern auch weiter unabhängig von Energieimporten aus dem Ausland und stärken die regionale Wertschöpfung.“
Vorrang der Geothermie vor Gas
Angaben von Enerchange zufolge habe daran anschließend Wolfgang Geisinger von der Geothermie Unterhaching das Thema Bundesförderung effiziente Wärmenetze (BEW) angesprochen. Für Bayern forderte er einen Vorrang der Geothermie vor Gas, sodass nicht durch die Gasförderung mögliche Geothermiebohrungen verbaut werden. Zudem gebe es in Bayern zuhauf Geothermieprofis aus Wirtschaft, Wissenschaft und Kommunen. Diese gelte es zu bündeln, zu fördern und zu vernetzen.
Laut Enerchange war ein weiterer Wunsch an den Minister eine zusätzliche Förderung der geothermischen Wärmeerzeugung, beispielsweise durch den freiwilligen Verkauf von Zertifikaten für vermiedene Emissionen, analog zur Wasserstoffförderung. Hier könne der Freistaat Bayern mittels der „Premiumwärme Geothermie“ eigene Emissionen kompensieren.
Zum fünften Mal habe Enerchange die Betriebsdaten der bayerischen Geothermieanlagen abgefragt. Nach Auswertung der Betreiberdaten habe die effizienteste geothermische Wärmeanlage in Bayern im abgefragten Zeitraum 8.714 Betriebsstunden erreicht. Bei 8.760 Stunden, die ein Jahr insgesamt zählt, sei die Anlage also fast durchgehend gelaufen. Die höchste Fernwärmeeinspeisung eines einzelnen Heizwerks habe im Jahr 2021 bei 183.600 Megawattstunden (MWh) gelegen. Hochgerechnet erzeugten die bayerischen Geothermieanlagen über 1,5 Terawattstunden Fernwärme – zuverlässig, klimafreundlich und preisstabil.
149.400 MWh klimafreundlichen Strom
In der Stromerzeugung produzierten sechs bayerische Geothermieanlagen 149.400 MWh klimafreundlichen Strom. Die Kraftwerke liefen dafür durchschnittlich 7.200 Stunden im Jahr. Neben der Verfügbarkeit des Heiz- oder Kraftwerks und der Leistungszahl (COP-Zahl) fließe dieses Jahr der Jahresnutzungsgrad der Geothermieanlage in die Gesamtwertung mit ein – immer unter dem Aspekt „Wer nutzt seine gegebene Ressource am optimalsten?“
Als effizienteste geothermische Wärmeanlage habe das Heizwerk in Waldkraiburg abgeschnitten. Die Auszeichnung Goldenes Kraftwerk habe in diesem Jahr zum nunmehr zweiten Mal die Anlage von Erdwärme Grünwald in Laufzorn erhalten. Gewinner des diesjährigen Christian-Hecht-Preises, einer Nachwuchsförderung für Forschungsprojekte, die einen bedeutenden Beitrag zur geothermischen Nutzung des bayerischen Molassebeckens oder Oberrheingrabens leisten, sei Felix Schölderle. Seine Arbeit „Faseroptisches Monitoring in einer tiefengeothermischen Förderbohrung im oberjurassischen Aquifer in Süddeutschland: Ergebnisse vom Stillstand, unter Injektionsbedingungen und während der Förderung“ sei im Rahmen seiner Promotion am Lehrstuhl für Hydrogeologie der Technischen Universität München (TUM) entstanden. Die Arbeit habe den Einbau eines Glasfaserkabels in eine Tiefengeothermiebohrung begleitet, über dieses nun zahlreiche Daten gewonnen werden können.
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