Mittwoch, 15. Oktober 2025

StudieDeutschland verfehlt Klimaziel 2020

[24.11.2016] Eine von Umwelt- und Hilfsorganisationen in Auftrag gegebene Studie des Instituts für ZukunftsEnergieSysteme zeigt, dass Deutschland das Klimaziel 2020 verfehlen wird. Die Verbände fordern deshalb ein Sofortprogramm zur Abschaltung von Kohlekraftwerken.
Die Klimaschutzlücke 2020 kann nur durch die Abschaltung zusätzlicher Kohlekraftwerke geschlossen werden.

Die Klimaschutzlücke 2020 kann nur durch die Abschaltung zusätzlicher Kohlekraftwerke geschlossen werden.

(Bildquelle: IZES)

Eine aktuelle Studie im Auftrag der Umwelt- und Hilfsorganisationen BUND, Greenpeace, Klima-Allianz Deutschland, Oxfam und WWF zeigt, dass Deutschland sein Klimaziel 2020 deutlich zu verfehlen droht. Um die beschlossene Reduktion von 40 Prozent noch erreichen zu können, müssten im Mittel 45 Millionen, im ungünstigsten Fall bis zu 82 Millionen Treibhausgase zusätzlich eingespart werden. Um nicht schon am ersten klimapolitischen Meilenstein zu scheitern, müsse die Bundesregierung jetzt schnell zusätzliche Maßnahmen umsetzen, fordern die Umweltverbände. Das Institut IZES (Institut für ZukunftsEnergieSysteme) hat für die Verbände die Umsetzung des Aktionsprogramms Klimaschutz 2020 und weitere Maßnahmen seit Ende 2014 analysiert. Laut der Studie sind in vielen Bereichen deutlich geringere CO2-Einsparungen zu erwarten als geplant. Die Lücke zum Klimaziel sei außerdem mit insgesamt bis zu 120 Millionen Tonnen Kohlendioxid deutlich größer als die Bundesregierung annehme. Diese gehe von einer Lücke zwischen 62 und 100 Millionen Tonnen aus. Ursache für die Diskrepanz seien zu optimistische Annahmen über die künftige Entwicklung der Emissionen, sagen die Umweltverbände. Um die Pariser Klimaschutzziele zu erreichen, seien deutlich stärker greifende Maßnahmen in Deutschland erforderlich. Die Verbände vermuten, dass das Bundesumweltministerium den offiziellen Berichtsentwurf zum Stand der Zielerreichung für 2020 im Laufe dieser Woche zur Kommentierung an die Stakeholder versenden wird. „Wir brauchen eine deutliche Kurskorrektur beim Klimaschutz in Deutschland. Die Lücke zum Klimaziel für 2020 zu schließen, ist die Ausgangsbasis für alle weiteren Ziele für 2030 und danach, die die Bundesregierung gerade auch im Klimaschutzplan 2050 gesetzt hat“, sagt Viviane Raddatz, Klima- und Energieexpertin beim WWF Deutschland. „Diese werden umso schwerer erreichbar, je mehr wir wirksame Maßnahmen jetzt verschleppen.“ BUND-Energieexpertin Tina Löffelsend bezeichnete den verzögerten Kohleausstieg als klimapolitischen Offenbarungseid der Bundesregierung. Insbesondere im Bereich der Kohleverstromung sei die Umsetzung des Aktionsprogramms Klimaschutz 2020 aus dem Jahr 2014 lückenhaft. Es sei vorgesehen gewesen, deutlich mehr Kohleemissionen einzusparen. „Es rächt sich bitter, dass sich Sigmar Gabriel von der Kohleindustrie hat einwickeln lassen. Die Klimaschutzlücke entspricht mindestens den jährlichen Emissionen der zwölf ältesten Braunkohleblöcke in Deutschland“, bekräftigt Löffelsend. „Kurzfristig wirksam wäre allein, noch vor 2020 ein Vielfaches mehr an Kohlekraftwerken abzuschalten als bislang vorgesehen.“ Greenpeace-Klimaexperte Karsten Smid bestätigt: „Klimaschutz braucht den Kohleausstieg. Niemand darf sich der Illusion hingeben, dass das Klimaziel ohne Abschalten weiterer Kohlekraftwerke erreichbar ist.“ Das Tempo bei der Verringerung der Treibhausgase müsse sich vervierfachen, um das 2020-Ziel noch einzuhalten. Die Einhaltung des Zwischenziels 2020 wirke sich auf einen klimaverträglichen Pfad im Einklang mit dem Weltklimavertrag von Paris aus. Die Verbände fordern die Bundesregierung auf, bis 2020 zusätzliche Kohlekraftwerke vom Netz zu nehmen und erinnern daran, dass es der damalige Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) war, der das 40-Prozent-Ziel im Jahr 2007 auf der Klimakonferenz in Bali verkündet hatte.





Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Klimaschutz

Rheinland-Pfalz: Investitionsprogramm für Klimaschutz verlängert

[13.10.2025] Das Land Rheinland-Pfalz verlängert die Fristen für das Kommunale Investitionsprogramm Klimaschutz und Innovation (KIPKI). Damit sollen Kommunen mehr Zeit erhalten, ihre Klimaschutzprojekte trotz Fachkräftemangel und Lieferproblemen umzusetzen. mehr...

Hochschule Hamm-Lippstadt: Nachhaltige Wirtschaftsflächen in Südwestfalen

[08.10.2025] Wie lassen sich Industrie- und Gewerbeflächen so gestalten, dass sie wirtschaftlich und nachhaltig sind? Das Projekt „Nachhaltige Wirtschaftsflächen in Südwestfalen“ entwickelt dafür integrierte Konzepte und Werkzeuge. mehr...

regio iT: Neue Lösung für kommunalen Klimaschutz

[08.10.2025] regio iT hat gemeinsam mit ClimateView, Gertec und Drees & Sommer eine Komplettlösung für den kommunalen Klimaschutz vorgestellt. Die neue Plattform soll Städten und Gemeinden helfen, Klimadaten zu bündeln, Maßnahmen zu planen und Fortschritte messbar zu machen. mehr...

Potsdam: Klima-Monitor vorgestellt

[26.09.2025] Potsdam hat ein neues Online-Werkzeug für den Klimaschutz vorgestellt. Der Klima-Monitor zeigt aktuelle Daten zu Energie, Verkehr und Emissionen und macht Fortschritte wie Defizite sichtbar. mehr...

Niedersachsen: Task Force schließt Arbeit ab

[26.09.2025] Die niedersächsische Task Force Energiewende hat ihre Arbeit nach rund zweieinhalb Jahren beendet. Laut Umweltministerium konnten Genehmigungen für Windräder beschleunigt und Photovoltaik-Zubau auf Rekordniveau gesteigert werden. mehr...

Osnabrück: Stadtwerke legen CO₂-Bilanz vor

[19.09.2025] Die Stadtwerke Osnabrück haben ihre erste CO₂-Bilanz erstellt. Grundlage hierfür ist ein neues digitales Berichtssystem, das nach eigenen Angaben Branchenstandards setzen soll. Der erste Nachhaltigkeitsbericht soll 2026 erscheinen. mehr...

Stockholm: Meilenstein für CO2-Abscheidung

[12.09.2025] Der schwedische Energieversorger Stockholm Exergi realisiert ein Großprojekt zur CO2-Abscheidung aus Biomasse. Bis zu 800.000 Tonnen CO2 sollen künftig unter der Nordsee eingelagert werden. Die dafür verwendete Technologie stammt vom Unternehmen Everllence. mehr...

Hannover: Klimaschutzmonitor ist online

[08.09.2025] Hannover hat den Klimaschutzmonitor online gestellt. Die Stadt will damit transparent machen, wie weit sie auf dem Weg zur angestrebten Klimaneutralität bis 2035 ist. mehr...

AEE: Hoyerswerda ist Energie-Kommune des Monats

[21.08.2025] Die Stadt Hoyerswerda ist jetzt von der Agentur für Erneuerbare Energien als Energie-Kommune des Monats ausgezeichnet worden. Mit wissenschaftlicher Begleitung bereitet sich die Lausitzstadt auf das Ende der Kohlewärme vor. mehr...

Mannheim: Spitzenreiter im Klimaschutz

[14.08.2025] Mannheim gehört erneut zu den internationalen Spitzenreitern im Klimaschutz. Die Stadt erhielt zum dritten Mal in Folge die Bestnote A der Umweltorganisation CDP für ihre transparente Klimabilanz und wirksame Strategien. mehr...

Stuttgart: Neuer digitaler Klimaatlas

[08.08.2025] Ein neuer digitaler Klimaatlas unterstützt Planerinnen und Planer in der Region Stuttgart bei der klimaresilienten Stadtentwicklung. Das vom Forschungsprojekt ISAP entwickelte Online-Tool liefert aktuelle Klimadaten, Szenarien und Bewertungen möglicher Anpassungsmaßnahmen. mehr...

bericht

Emissionshandel: CO₂-Ausstoß im Energiesektor sinkt stark

[18.07.2025] Der Europäische Emissionshandel besteht seit 20 Jahren. In Deutschland sind die Emissionen der beteiligten Anlagen seitdem um fast die Hälfte gesunken. Besonders stark wirkt der Handel im Energiesektor. mehr...

bericht

Stuttgart: Klimaschutz zahlt sich aus

[17.07.2025] Die Landeshauptstadt Stuttgart hat ihren Energieverbrauch im Jahr 2023 weiter gesenkt und auch die Emissionen konnten reduziert werden. Dennoch wurde der CO₂-Zielwert knapp überschritten. Die Einsparungen summieren sich allerdings auf über 80 Millionen Euro. Dies geht aus dem aktuellen Energie- und Klimaschutzbericht hervor. mehr...

ASEW: Erweiterung des Netzwerks

[17.07.2025] Die ASEW baut ihr Netzwerk weiter aus. Nach Dreieich und Blomberg lässt nun auch Oberursel sein Stromportfolio durch die ASEW prüfen, dort sogar mit dem höheren ok‑power‑plus‑Siegel. mehr...

Stuttgart: Klimazwischenziel erreicht

[16.07.2025] Stuttgart hat sein Klimazwischenziel erreicht: Der neue Energie‑ und Klimaschutzbericht weist für 2023 einen Rückgang der CO₂‑Emissionen um 54 Prozent und des Endenergieverbrauchs um 23 Prozent gegenüber 1990 aus. mehr...