Samstag, 1. November 2025

MonitoringberichtEnergiemarkt in Bewegung

[09.12.2024] Der aktuelle Monitoringbericht von Bundeskartellamt und Bundesnetzagentur zum Strom- und Gasmarkt zeigt: Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien steigt, konventionelle Kraftwerke bleiben aber unverzichtbar. Und: Sinkende Strom- und Gaspreise entlasten die Verbraucher.
Auf dem Bild ist das Kohlekraftwerk Weisweiler zu sehen, im Vordergrund stehen zwei Windräder.

Monitoringbericht 2024: Weitere Anstrengungen auf dem Weg zu einer klimaneutralen Energieversorgung sind notwendig.

(Bildquelle: RWE)

Das Bundeskartellamt und die Bundesnetzagentur (BNetzA) haben Ende November den Monitoringbericht 2024 zu den deutschen Strom- und Gasmärkten vorgelegt. Der Bericht analysiert schwerpunktmäßig die Entwicklungen des Jahres 2023, berücksichtigt aber auch wichtige Trends des Jahres 2024 und zeigt auf, wie sich der Energiemarkt verändert und welche Herausforderungen noch zu bewältigen sind.

Bereits 2023 sei ein Meilenstein auf dem Weg zu einer klimaneutralen Energieversorgung erreicht worden, so Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur (BNetzA). Erstmals stamme mehr als die Hälfte des erzeugten Stroms aus erneuerbaren Energien. Allerdings seien weitere Anstrengungen nötig, insbesondere beim Ausbau der Netze und der Lade-Infrastruktur. Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamts, erklärte, dass trotz des Ausbaus der erneuerbaren Energien die konventionelle Stromerzeugung unverzichtbar bleibe. Gleichzeitig betonte er die Bedeutung von Marktanalysen, da konventionelle Erzeuger potenziell über zu viel Marktmacht verfügten.

Stromerzeugung und Marktstrukturen

Der Monitoringbericht stellt fest, dass die Stromerzeugung in Deutschland im Jahr 2023 insgesamt rückläufig war. Als Gründe werden eine schwächere Konjunktur, milde Wintertemperaturen und die Abschaltung der letzten drei Kernkraftwerke genannt. Die Erzeugung aus erneuerbaren Energien sei gestiegen, insbesondere aus Solar- und Windkraftanlagen. Die Biomasseproduktion habe die gesetzlich festgelegten Ausbauziele erreicht.

Der Energiekonzern RWE bleibe nach wie vor der größte Anbieter von konventionell erzeugtem Strom. Kritisch sei die Bedeutung einzelner Anbieter vor allem dann, wenn sie bei geringer Verfügbarkeit erneuerbarer Energien für die Stromversorgung unverzichtbar werden. Analysen zufolge, so Andreas Mundt, sei RWE in solchen Phasen häufig systemrelevant und müsse daher das kartellrechtliche Missbrauchsverbot beachten.

Gasversorgung und Handel

Dem Bericht zufolge basierte die Gasversorgung Deutschlands im Jahr 2023 zu 91 Prozent auf Importen aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien. Zusätzliche Mengen würden über LNG-Terminals geliefert. Auch die Gasspeicher seien frühzeitig gut gefüllt gewesen. Trotz großer Marktverschiebungen bleibe die Marktkonzentration im Gasbereich hoch: Die drei größten Speicherbetreiber kontrollieren rund 70 Prozent der Kapazitäten.

Preistrends und Verbraucherverhalten

Das Jahr 2023 brachte eine spürbare Entlastung durch sinkende Strom- und Gaspreise. Haushaltskunden zahlten mit durchschnittlich 41,59 Cent pro Kilowattstunde Strom und 12,5 Cent für Gas deutlich weniger als im Vorjahr. Auch für Industrie- und Gewerbekunden sanken die Preise spürbar. Die Zahl der Lieferantenwechsel erreichte 2023 einen Rekordwert: Rund sechs Millionen Strom- und 1,8 Millionen Gaskunden wechselten laut Monitoringbericht ihren Anbieter. Dynamische Stromtarife, die direkt auf Marktentwicklungen reagieren, würden immer beliebter. 

Fazit

Der Monitoringbericht 2024 zeigt, dass der deutsche Energiemarkt weiterhin in Bewegung ist. Der Ausbau der erneuerbaren Energien schreitet voran, aber Versorgungssicherheit und Marktkonzentration bleiben Herausforderungen. Sinkende Preise bieten den Verbrauchern Chancen beim Wechsel des Energieversorgers, erfordern aber auch aktive Mitwirkung.

Die Bundesnetzagentur und das Bundeskartellamt wollen die dynamische Entwicklung der Strom- und Gasmärkte in Deutschland weiterhin aufmerksam beobachten und in ihren jeweiligen Zuständigkeitsbereichen aktiv begleiten, heißt es im Monitoringbericht.

Alexander Schaeff




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