Samstag, 13. Dezember 2025

VfEWNetz der Energiewende

[03.07.2015] Der Verband für Energie- und Wasserwirtschaft Baden-Württemberg (VfEW) hat mit Klaus Saiger einen neuen Präsidenten gewählt. Auf der Jahresversammlung forderte er mehr Investitionsanreize für den Netzausbau. Vor allem die Verteilnetze wurden diskutiert.
Klaus Saiger (links) folgt auf Rudolf Kastner als neuer Präsident des Verbands für Energie- und Wasserwirtschaft Baden-Württemberg (VfEW).

Klaus Saiger (links) folgt auf Rudolf Kastner als neuer Präsident des Verbands für Energie- und Wasserwirtschaft Baden-Württemberg (VfEW).

(Bildquelle: Verband für Energie- und Wasserwirtschaft Baden-Württemberg e.V.)

„Die Energiewende findet im Verteilnetz statt.“ Das sagte Netze BW Geschäftsführer Christoph Müller im Rahmen des Energieforums des Verbands für Energie- und Wasserwirtschaft Baden-Württemberg (VfEW). Am 1. Juli 2015 kamen die Verbandsmitglieder in Marbach am Neckar zu ihrer Jahrestagung zusammen. Im Rahmen der Mitgliederversammlung wurde Klaus Saiger, Geschäftsführer der FairNetz GmbH Reutlingen, zum neuen Verbandspräsidenten gewählt. Er folgt auf Rudolf Kastner, Vorstandsvorsitzender der EGT AG, der sich nach siebenjähriger Amtszeit nicht mehr zur Wahl stellte. Er bleibe dem VfEW aber als Präsidiumsmitglied erhalten.

Bedeutung der Verteilnetze

Anlässlich seiner Wahl forderte Saiger eine stärkere Geschlossenheit bei der Umsetzung der Energiewende. Dem Netzausbau werde bislang zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Ob die Netze fit für die Zukunft sind, war zentrales Thema des Energieforums. Im Fokus standen die Verteilnetze. Denn die öffentliche Diskussion rund um den Netzausbau dominieren vor allem die Übertragungsnetze, so Helmfried Meinel (Bündnis 90/Die Grünen), Ministerialdirektor des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg. „Dabei dürfen wir die Verteilnetze nicht aus den Augen verlieren. Denn die Ausweitung dezentraler Erzeugungsanlagen führt vor allem in ländlichen Gebieten mit geringer Abnahme und hoher Erzeugung zu erheblichen Rückeinspeisungen in das vorgelagerte Netz, was den Ausbau der Verteilnetze erforderlich macht.“ Saiger ergänzt: „Etwa 90 Prozent aller Erneuerbare-Energien-Anlagen werden in den Verteilnetzen angeschlossen. Dies sind alleine in Baden-Württemberg über 210.000 Kilometer, welche von über 130 Unternehmen betrieben werden. Der Netzausbau ist notwendig, um die Erneuerbaren zu integrieren und der zunehmenden Dezentralität Rechnung zu tragen.“ Den Verteilnetzen in Baden-Württemberg widmet sich jetzt das Umweltministerium Baden-Württemberg. Laut Helmfried Meinel ist eine Verteilnetzstudie für Baden-Württemberg in enger Abstimmung mit den Netzbetreibern geplant. „Schwerpunkt soll ein Szenario-Rahmen sein, auf dessen Grundlage der Ausbaubedarf der Verteilnetze genauer geplant werden kann. Außerdem soll untersucht werden, wie dezentrale Speicher den Ausbau beeinflussen und reduzieren können.“ Die Studie soll laut Meinel noch im Juli ausgeschrieben werden. Die Vergabe ist für Herbst geplant, erste Ergebnisse erwarte man im ersten Quartal 2016.

Gefahr der Komplexität

Geschlossenheit herrscht bei den am Netzausbau beteiligten Gruppierungen noch nicht. Das wurde vor allem in der Podiumsdiskussion deutlich. Die Bundesnetzagentur (BNetzA) will laut Jean-Marc Behringer, Referatsleiter Anreizregulierung, Vergleichsverfahren bei der BNetzA, den Netzbetreiber dazu bringen, innovativ zu sein und dennoch zu investieren. Das Plenum kritisierte die vorgeschlagenen Maßnahmen als nicht praktikabel – Wissenschaft und Tatsachen stehen einander entgegen. Der neue Verbandspräsident Saiger griff vor diesem Hintergrund in seinem Schlusswort die Komplexität der Thematik auf: „Die Technik wird immer komplexer, die Gesetze auch. Über Gesetze und Verordnungen, die der Normalbürger versteht, sind wir in unserer Branche bereits hinaus. Und wir laufen Gefahr, dass die Thematik so komplex wird, dass am Ende nur noch wenige Spezialisten verstehen, was eigentlich vor sich geht und dabei auch nicht mehr das Gesamtsystem im Blick haben. Deshalb meine Bitte an alle, an Politik, Behörden und Ministerien: Keep it simple soweit möglich.“



Stichwörter: Politik, Klaus Saiger, Netze, VfEW


Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik

BDEW: Kritik an NEST-Paket

[12.12.2025] Das von der Bundesnetzagentur veröffentlichte NEST-Paket überzeugt die Branche nicht. Aus Sicht des BDEW fehlt ein verlässlicher Rahmen für die neue Anreizregulierung. Die Verbände warnen vor Folgen für Investitionspläne vieler Netzbetreiber. mehr...

Biogasrat: Warnung vor Wettbewerbsnachteilen

[12.12.2025] Der Biogasrat warnt, dass der neue Kabinettsentwurf zur Weiterentwicklung der Treibhausgasminderungsquote die Existenz mittelständischer Produzenten fortschrittlicher Biokraftstoffe gefährde. mehr...

AGFW: Statement zum Geothermie-Beschleunigungsgesetz

[10.12.2025] Der Bundestag hat das Geothermie-Beschleunigungsgesetz beschlossen und damit neue Standards für schnellere Planfeststellungsverfahren bei Wärmeleitungen gesetzt. Der Energieeffizienzverband AGFW warnt vor möglichen zusätzlichen Hürden durch unklare Formulierungen im Gesetz. mehr...

interview

Interview: Der Schnellere und Bessere gewinnt

[09.12.2025] Wenn wir heute von vorne beginnen würden, ein Energiesystem aufzubauen, würden wir es dezentral gestalten, sagt Milan Nitzschke. stadt+werk sprach mit ihm und Stefan Liesner über Wege zu einem sinnvollen und zukunftsfähigen Strommarktdesign. mehr...

Energieministerkonferenz: Verlässliche Rahmenbedingungen gefordert

[09.12.2025] Die Energieministerkonferenz in Stralsund hat ein gemeinsames Signal an den Bund gesendet: Für den Erfolg der Energiewende braucht es verlässliche Rahmenbedingungen, bezahlbaren Strom und Tempo beim Wasserstoffhochlauf. Ländervertretern zufolge stocken zentrale Projekte wie Kernnetz, Elektrolyse und Offshore-Ausbau, während die Industrie Planungssicherheit einfordert. mehr...

Energiepolitik: Länder warnen vor Ausbremsen der Energiewende

[02.12.2025] Sieben Bundesländer fordern vom Bund mehr Klarheit und Verlässlichkeit in der Energiepolitik. Ein gemeinsames Positionspapier warnt vor Einschnitten bei Förderprogrammen und beim Ausbau der Erneuerbaren. mehr...

Bundesnetzagentur: Monitoringbericht 2025 erschienen

[01.12.2025] Der Monitoringbericht 2025 von Bundeskartellamt und Bundesnetzagentur sieht den Wettbewerb auf den Energie­märkten weiterhin als verlässlichen Stabilitätsanker. Trotz der Turbulenzen der vergangenen Jahre zeigen die Daten für 2024 eine hohe Wechselbereitschaft, fallende Preise und eine Stromerzeugung, die sich deutlich in Richtung erneuerbarer Energien verschiebt. mehr...

Biogasrat: Kritik an Referentenentwurf

[01.12.2025] Der Biogasrat kritisiert den Referentenentwurf zum Gas- und Wasserstoff-Binnenmarktpaket als unzureichend und warnt vor Rückschritten bei Klimaschutz und Versorgungssicherheit. Der Verband fordert verlässliche Regeln für den Netzanschluss von Biomethananlagen, den Erhalt bestehender Privilegien und klare Vorgaben zur Investitionssicherheit. mehr...

Deutscher Bundestag: Anhörung zu Wasserstoffgesetz

[26.11.2025] Zum Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Beschleunigung des Wasserstoffhochlaufs hat der Ausschuss für Wirtschaft und Energie jetzt eine öffentliche Anhörung durchgeführt. Dabei zeigte sich ein breiter Wunsch nach mehr Tempo und einem deutlich erweiterten Anwendungsbereich des geplanten Gesetzes. mehr...

Lausitz: EU genehmigt Entschädigung für Kohleausstieg

[24.11.2025] Die EU-Kommission hat die Entschädigungsregelung für den Braunkohleausstieg der LEAG genehmigt und damit Milliardenhilfen für die Lausitz freigegeben. Für Brandenburg und Sachsen bedeutet das Planungssicherheit beim Strukturwandel und bei der Rekultivierung der Tagebaue. mehr...

Stiftung Umweltenergierecht: Landesregeln zur Beteiligung sind widersprüchlich

[21.11.2025] Eine neue Untersuchung zeigt, dass die Landesregeln zur finanziellen Beteiligung an erneuerbaren Energien teils widersprüchlich wirken und den Ausbau bremsen können. Laut der Stiftung Umweltenergierecht schafft die Vielfalt der Vorgaben Unsicherheit und in manchen Fällen sogar rechtliche Risiken. mehr...

Umweltministerkonferenz: Willingmann wirbt für stärkere Nutzung von Flusswärme

[21.11.2025] Sachsen-Anhalts Umweltminister Armin Willingmann hat bei der Umweltministerkonferenz für die stärkere Nutzung von Flüssen als klimafreundliche Wärmequelle geworben. Auslöser ist ein Projekt in Tangermünde, das der Elbe Wärme entziehen und ganze Stadtquartiere versorgen soll. mehr...

Berlin: Fünftes Solarpaket vereinbart

[20.11.2025] Reinickendorf und die Berliner Stadtwerke bringen das fünfte gemeinsame Solarpaket auf den Weg und erweitern die Photovoltaikleistung auf öffentlichen Dächern. Bis Mitte 2026 sollen zehn neue Anlagen mit zusammen 827 Kilowatt ans Netz gehen. mehr...

BSW-Solar: Verband begrüßt Bauänderung

[18.11.2025] Der Bundestag erleichtert den Bau von Strom-, Wärme- und Wasserstoffspeichern: Eine Änderung des Baurechts und neue Regeln zur Netzentgeltbefreiung sollen Projekte beschleunigen und wirtschaftlicher machen. Der Bundesverband Solarwirtschaft begrüßt die Beschlüsse und sieht darin einen Schub für den Speicherausbau. mehr...

BDEW/VKU: Wichtiger Schritt für die Energiewende

[17.11.2025] Die schwarz-rote Koalition hat sich auf neue Regeln für den Bau steuerbarer Kraftwerke sowie auf einen Deutschlandfonds zur Finanzierung der Energie-Infrastruktur geeinigt. Die Branchenverbände BDEW und VKU bewerten dies als Schritt in die richtige Richtung. Kritik gibt es jedoch dafür, dass die Kraft-Wärme-Kopplung im Beschluss der Koalition keine Rolle spielt. mehr...