Montag, 13. Oktober 2025

WärmeplanungNicht mit Wasserstoff rechnen

[13.06.2024] Ein neues Gutachten zeigt, dass die Umstellung der Gasnetze auf Wasserstoff noch nicht verlässlich gewährleistet werden kann. Kommunen sollten daher bei ihrer Wärmeplanung nicht von einer Wasserstoffversorgung der Haushalte ausgehen.
Kommunen sollten bei der Wärmeplanung nicht mit Wasserstoff rechnen.

Kommunen sollten bei der Wärmeplanung nicht mit Wasserstoff rechnen.

(Bildquelle: 123rf.com)

Die Netzbetreiber können die Umstellung der Gasnetze auf Wasserstoff noch nicht verlässlich garantieren. Kommunen sollten daher bei ihrer Wärmeplanung nicht von einer Wasserstoffversorgung der Haushalte ausgehen. Zu diesem Ergebnis kommt ein neues Rechtsgutachten der Umweltrechtskanzlei Günther im Auftrag des Umweltinstituts München in Zusammenarbeit mit der Deutschen Umwelthilfe, dem WWF, GermanZero und dem Klima-Bündnis.
Die Gutachter der Kanzlei haben das Wärmeplanungsgesetz (WPG) und das Gebäudeenergiegesetz (GEG) untersucht, um zu klären, welche Handlungsspielräume Kommunen bei der Bewertung von Wasserstoff haben. Die wichtigsten Ergebnisse des Gutachtens:

Kein Fahrplan, keine Planung: Ohne einen verbindlichen Fahrplan für die Umstellung des lokalen Gasnetzes ist eine Wasserstoff-Wärmeplanung für Haushalte nicht verantwortbar. Der lokale Gasverteilnetzbetreiber muss in diesem Fahrplan die hohen Anforderungen des GEG erfüllen und zusichern, dass er bei einem Scheitern der Wasserstoffversorgung die Mehrkosten der Gebäudeeigentümer für die Umrüstung der Heizungsanlage übernimmt.

Fahrpläne für Gasnetzumstellung fehlen: Größere Städte müssen ihre Wärmepläne bis Mitte 2026 vorlegen, die übrigen Gemeinden bis Mitte 2028. Die Netzbetreiber sind derzeit nicht in der Lage, die Fahrpläne zu erstellen, da die regulatorischen Vorgaben für Gas- und Wasserstoffnetze noch nicht aktualisiert wurden und die tatsächliche Versorgung mit Wasserstoff nicht sichergestellt werden kann.

Industrielle Nutzung von Wasserstoff nicht ausgeschlossen: Das Gutachten betont, dass Kommunen in ihren Wärmeplänen nicht vorsorglich Wasserstoff-Netzgebiete vorsehen müssen, um ihre lokale Industrie später mit Wasserstoff zu versorgen. Kommunen können unabhängig von der Wärmeplanung Wasserstoffnetze speziell für die industrielle Nutzung planen.

Kommunen haben starke Rechte: Weder Gaskunden, Gasverteilnetzbetreiber noch Gasversorger können verlangen, dass die Kommune Wasserstoffnetzgebiete für Haushalte prüft oder festlegt. Kommunen können Fahrpläne für die Umstellung des Gasverteilnetzes ablehnen und den Planungsdienstleistern vorschreiben, welche Studien und Leitfäden zu verwenden sind. Entscheidende Abwägungen müssen sie selbst treffen.

Wiebke Hansen vom Umweltinstitut München sagt: „Kommunen sollten nicht mit Wasserstoff zum Heizen planen, weil es unrealistisch ist, dass grüner Wasserstoff dafür verfügbar und bezahlbar sein wird. Es ist gut, dass das Gutachten die Kommunen nun auch rechtlich darin bestärkt, die von den Verbänden der Gaswirtschaft forcierte Umstellung der Gasverteilnetze auf Wasserstoff abzulehnen. Damit können sich die Kommunen besser auf den Ausbau der Strom- und Fernwärmenetze konzentrieren. Mit der klaren Ansage, dass Wasserstoff nicht in die Wärmeversorgung kommt, schützen die Kommunen ihre Bürgerinnen und Bürger vor Fehlinvestitionen in H2-ready-Technologie.“
Andreas Wolter, Bürgermeister der Stadt Köln und Vorstandsvorsitzender des Klima-Bündnis, ergänzt: „Kommunale Wärmeplanung ohne Wasserstoff schont wertvolle finanzielle und personelle Ressourcen der Kommune, indem sie sich auf wirklich grüne und verfügbare Technologien konzentriert. Darüber hinaus hat sie einen positiven Einfluss auf die lokalen Klimaziele, da die Planung und Ausweisung von Wasserstoff-Netzgebieten den Ausstieg aus fossilen Gasen deutlich verlangsamen könnte.“





Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Wasserstoff

BMWE: Entwurf für Wasserstoff-Beschleunigungsgesetz verabschiedet

[06.10.2025] Die Bundesregierung will den Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur beschleunigen. Das Kabinett hat dazu einen Gesetzentwurf beschlossen, der Verfahren vereinfacht, digitalisiert und rechtlich absichert. mehr...

Stadtwerke Bayreuth: Elektro statt Wasserstoff

[02.10.2025] Die Stadtwerke Bayreuth beenden ihr geplantes Wasserstoffprojekt für den Stadtbusverkehr. Stattdessen setzen sie künftig auf batterieelektrische Busse, deren Reichweiten inzwischen deutlich gestiegen sind. mehr...

BMWE: Förderaufruf für Wasserstoffprojekte gestartet

[30.09.2025] Das Bundeswirtschaftsministerium hat den zweiten Förderaufruf für internationale Wasserstoffprojekte gestartet. Unternehmen können bis 18. Dezember 2025 Projektskizzen einreichen, um bis zu 30 Millionen Euro Förderung zu erhalten. mehr...

bericht

Wasserstoff: Vom Hochlauf keine Spur

[29.09.2025] Der viel beschworene Wasserstoffhochlauf ist in Deutschland bislang nicht in Sicht, viele Projekte liegen derzeit auf Eis. Die Gründe: fehlende wirtschaftliche Perspektiven, unsichere regulatorische Rahmenbedingungen und eine geringe Nachfrage aus der Industrie. mehr...

Wasserstoffkernnetz: Bremen soll Anschluss erhalten

[29.09.2025] Ab 2027 ist Bremen direkt ans deutsche Wasserstoffkernnetz angeschlossen. Mit der Pipeline Hyperlink entsteht eine zentrale Verbindung, die den Nordwesten mit den großen Industrie- und Verbrauchszentren verbindet. mehr...

Lingen (Ems): Studie empfiehlt Wasserstoffstrategie

[24.09.2025] Die Stadt Lingen (Ems) möchte sich stärker als Wasserstoffregion positionieren. Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) enthält dazu konkrete Vorschläge. mehr...

Fraunhofer IEG: Elektrolyse mit Wärmepumpe in Zittau

[12.09.2025] In Zittau wurde eine neue Versuchsanlage zur Wasserstoffproduktion eingeweiht. Diese kombiniert erstmals einen Elektrolyseur mit einer Wärmepumpe, welche die Abwärme ins Fernwärmenetz einspeist. mehr...

Zeppelin Power Systems: Brennstoffzellen-Stromaggregat versorgt Festival

[10.09.2025] Auf dem Festival „Sandstedter Sommer“ kam erstmals ein Brennstoffzellen-Stromaggregat von Zeppelin Power Systems zum Einsatz. Mit grünem Wasserstoff aus Bremerhaven wurde das Festival drei Tage lang zuverlässig, emissionsfrei und nahezu geräuschlos versorgt. mehr...

ABO Energy: Strategische Partnerschaft mit Hydropulse

[29.08.2025] ABO Energy und die ITM-Power-Tochter Hydropulse haben eine Partnerschaft geschlossen, um gemeinsam dezentrale Wasserstoffproduktionsanlagen zu entwickeln. Ziel ist es, Industriekunden eine verlässliche Versorgung mit grünem Wasserstoff zu bieten, ohne dass diese selbst investieren müssen. mehr...

Sachsen: Zweiter Umsetzungsbericht zur Wasserstoffstrategie

[15.08.2025] Sachsen treibt den Ausbau seiner Wasserstoffwirtschaft voran. Der zweite Umsetzungsbericht zur Wasserstoffstrategie zeigt Fortschritte bei Infrastruktur, Forschung und Kooperationen – und benennt zugleich bestehende Hürden. mehr...

Hamburg: Erdgasleitung soll Wasserstoff transportieren

[08.08.2025] Im Zuge des Aufbaus des Hamburger Wasserstoff-Industrie-Netzes HH-WIN wird eine bestehende Erdgasleitung unter der Süderelbe für den Transport von Wasserstoff vorbereitet. Die Hamburger Energienetze setzen dabei auf Molchtechnik, um die Jahrzehnte alte Leitung auf ihre Tauglichkeit zu prüfen. mehr...

DVGW: Statement zu energiepolitischen Vorhaben

[08.08.2025] Der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches begrüßt die energiepolitischen Vorhaben des Bundeskabinetts, kritisiert aber Schwächen bei Wasserstoffspeichern. mehr...

Entega: Wasserstoff für Busflotten

[06.08.2025] Am Müllheizkraftwerk in Darmstadt wird bald grüner Wasserstoff produziert. Entega hat den Auftrag für die technische Ausstattung der neuen Anlage vergeben. Der Bau beginnt im Oktober. Ab Anfang 2027 soll die Anlage Omnibusse mit Wasserstoff versorgen. mehr...

Dettelbach: Spatenstich für Wasserstoffprojekt

[06.08.2025] Mit dem Bau eines Fünf-Megawatt-Elektrolyseurs und einer Wasserstofftankstelle in Dettelbach treibt das Unternehmen Guttroff gemeinsam mit dem Freistaat Bayern den Aufbau einer regionalen Wasserstoffwirtschaft voran. Das Projekt soll als Beispiel für eine vollständig integrierte Wertschöpfungskette dienen. mehr...

Frankfurt am Main: Neun neue Wasserstoffbusse in Betrieb

[31.07.2025] Frankfurt nimmt neun neue Wasserstoff-Gelenkbusse in Betrieb. Die emissionsfreien Fahrzeuge sollen ab Ende August auf der Metrobuslinie M32 verkehren. mehr...