Kommunale WärmeplanungVerbände fordern klare Regeln

VKU: Gesetzliche Regelungen erschweren den Ausbau von Fernwärmenetzen.
(Bildquelle: KEA-BW)
Bis spätestens 30. Juni 2026 müssen Städte mit mehr als 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern einen kommunalen Wärmeplan vorlegen. Daran erinnern die Verbände VKU und AGFW Ende Juni in einer Pressemitteilung. Die gesetzliche Vorgabe ist Teil der geplanten Wärmewende. Ziel ist es, die Wärmeversorgung bis 2045 klimaneutral zu gestalten.
Pläne sind nicht für Schublade
„Für die Kommunen ist das eine große Herausforderung, aber auch eine wichtige Aufgabe“, sagte Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbands kommunaler Unternehmen bei der Vorstellung eines Gutachtens zu den Kosten verschiedener Heizlösungen. Er warnte jedoch: „Die Pläne sollen nicht in der Schublade verschwinden, sondern müssen auch umgesetzt werden.“ Laut Liebing brauche es dafür einen klaren finanziellen und rechtlichen Rahmen. Andernfalls blieben die Pläne, etwa beim Ausbau von Wärmenetzen, wirkungslos. Auch das Gebäudeenergiegesetz (GEG) müsse überarbeitet werden, mit dem Ziel, mehr Praxisnähe zu schaffen.
Fünf Punkte für die Umsetzung
Zusammen mit dem Branchenverband AGFW nennt der VKU fünf Punkte, mit denen die Bundesregierung die Umsetzung der Pläne erleichtern könnte:
- Rechtsklarheit schaffen: Das GEG und das Wärmeplanungsgesetz (WPG) sollen besser aufeinander abgestimmt werden. Kommunen, Stadtwerke sowie Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer bräuchten Planungssicherheit.
- Mehr Förderung: Die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) solle auf mindestens 3,5 Milliarden Euro jährlich steigen und bis 2035 verlängert werden. Auch das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz müsse erneuert werden – mit Blick auf klimaneutrale Gase.
- Bürokratie abbauen: Zu komplizierte Vorschriften – etwa beim Anschluss an Wärmenetze – sollten entfallen oder vereinfacht werden.
- Technologieoffenheit sichern: Alle klimaneutralen Quellen wie Biomasse, Abwärme oder Wasserstoff müssten gleich behandelt werden.
- Fördermittel gezielt einsetzen: Wo Fernwärme laut Plan die beste Lösung ist, sollten keine Fördermittel mehr für Wärmepumpen fließen. Die Technik bliebe erlaubt, würde aber nicht mehr öffentlich bezuschusst. Dekarbonisierungsfahrpläne sollen nur zusammenfassend veröffentlicht werden, um sensible Daten zu schützen.
Austausch alter Heizungen führt zu Mehrkosten
Liebing kritisierte außerdem bestehende gesetzliche Regelungen, die den Ausbau von Fernwärmenetzen erschweren. Vor allem § 556c des Bürgerlichen Gesetzbuchs (BGB) sowie die Wärmelieferverordnung verhinderten Fortschritte im Mietwohnungsbestand. Ein Kurzgutachten des Ingenieurbüros ITG Dresden im Auftrag von AGFW und VKU zeigt, dass der Austausch alter Heizungen fast immer zu Mehrkosten führt. Diese liegen bei etwa 50 Cent pro Quadratmeter Wohnfläche und Monat. Dieser Betrag entspreche der neuen Modernisierungsumlage im Gesetz – könne aber bei Fernwärme nicht gleichermaßen genutzt werden.
„Der Spielraum für klimafreundliche Heizlösungen wird dadurch stark eingeschränkt, da die Regelung einseitig den Heizungstausch durch den Vermieter bevorzugt“, sagte AGFW-Geschäftsführer Werner Lutsch. Beim Einbau einer Wärmepumpe könne der Vermieter die Kosten auf die Miete umlegen. Beim Anschluss an ein Wärmenetz sei das nicht möglich. Das benachteilige Technologien wie die Fernwärme.
Zuschläge für den Wechsel zu Fernwärme
VKU und AGFW schlagen deshalb eine Änderung von § 556c BGB vor. So solle auch beim Wechsel zu Fernwärme oder beim Einsatz von Contracting ein Zuschlag von bis zu 50 Cent pro Quadratmeter erlaubt werden. Das würde laut den Verbänden faire Wettbewerbsbedingungen zwischen verschiedenen Heizlösungen schaffen.
In Deutschland macht Wärme rund die Hälfte des Energieverbrauchs aus. Noch stammen rund 80 Prozent aus fossilen Quellen. Stadtwerke und kommunale Energieversorger sehen sich in einer Schlüsselrolle für die Wärmewende. Liebing betonte: „Ohne klare Regeln für die Umsetzung bleibt der Wärmeplan ein Papiertiger. Jetzt ist die Politik am Zug.“
BMWE: Entwurf für Wasserstoff-Beschleunigungsgesetz verabschiedet
[06.10.2025] Die Bundesregierung will den Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur beschleunigen. Das Kabinett hat dazu einen Gesetzentwurf beschlossen, der Verfahren vereinfacht, digitalisiert und rechtlich absichert. mehr...
BMWE: Förderaufruf für Wasserstoffprojekte gestartet
[30.09.2025] Das Bundeswirtschaftsministerium hat den zweiten Förderaufruf für internationale Wasserstoffprojekte gestartet. Unternehmen können bis 18. Dezember 2025 Projektskizzen einreichen, um bis zu 30 Millionen Euro Förderung zu erhalten. mehr...
Wasserstoff: Vom Hochlauf keine Spur
[29.09.2025] Der viel beschworene Wasserstoffhochlauf ist in Deutschland bislang nicht in Sicht, viele Projekte liegen derzeit auf Eis. Die Gründe: fehlende wirtschaftliche Perspektiven, unsichere regulatorische Rahmenbedingungen und eine geringe Nachfrage aus der Industrie. mehr...
BDEW: Wärmepolitik bleibt hinter Bedarf zurück
[25.09.2025] Der BDEW begrüßt die im Bundeshaushalt 2026 vorgesehenen zusätzlichen Mittel für den Ausbau und die Dekarbonisierung der Wärmenetze. Die vorgesehene Summe reiche aber nicht aus, um die Klimaziele zu erreichen. mehr...
Energiepolitik: Grüne Flexibilität
[25.09.2025] Die Bundesregierung muss im Energiesektor dringend Prioritäten setzen. Insbesondere sollten flexible Erzeugungskapazitäten konsequent aufgebaut und nutzbar gemacht werden. Dadurch eröffnet sich für Stadtwerke ein wirtschaftliches Zukunftsfeld. mehr...
Monitoringbericht: Positives Echo und Kritik
[17.09.2025] Die Reaktionen auf den Monitoringbericht zur Energiewende zeigen: Der eingeschlagene Kurs wird überwiegend bestätigt, doch die Bewertungen der Akteure fallen unterschiedlich aus. Während Verbände die Klimaziele bekräftigen und den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien einfordern, kritisieren andere eine Verlangsamung und fehlende Planungssicherheit. mehr...
Monitoringbericht: Energiewende am Scheideweg
[16.09.2025] Die Bundesregierung hat den aktuellen Monitoringbericht zur Energiewende vorgelegt. Er zeigt Erfolge beim Ausbau erneuerbarer Energien, macht aber auch erhebliche Probleme sichtbar. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche schlägt deshalb zehn wirtschafts- und wettbewerbsfreundliche Maßnahmen vor. mehr...
KRITIS-Dachgesetz: Kabinett beschließt Entwurf
[11.09.2025] Die Bundesregierung will Deutschland widerstandsfähiger gegen Krisen und Angriffe machen. Jetzt hat das Kabinett den Entwurf für ein neues KRITIS-Dachgesetz beschlossen. mehr...
GAIA: Kritik an geplanter Änderung des Referenzertrags
[11.09.2025] GAIA warnt vor einem Aus der Windenergie in Süddeutschland. Der Projektentwickler sieht durch die geplante Änderung des Referenzertrags tausende Anlagen, Arbeitsplätze und Investitionen bedroht. mehr...
Baden-Württemberg: Pflicht zur Wärmeplanung ausgeweitet
[05.09.2025] Seit dem 6. August gilt in Baden-Württemberg ein novelliertes Klimaschutzgesetz. Laut KEA-BW betrifft die wichtigste Änderung die Pflicht aller Kommunen, eine Wärmeplanung vorzulegen. mehr...
BDEW: Statement zum Monitoring Energiewende
[01.09.2025] Anlässlich des vom Bundeswirtschaftsministerium beauftragten Monitorings zur Energiewende fordert der BDEW größere Handlungsspielräume für die Digitalisierung. mehr...
NRW: PV-Initiative gestartet
[27.08.2025] Nordrhein-Westfalen will mehr Sonnenstrom von den Dächern seiner Städte holen. Landesregierung und Wohnungswirtschaft haben dazu eine gemeinsame Initiative für Photovoltaik auf Mehrparteienhäusern gestartet. mehr...
Metropolregion Nordwest: Förderaufruf für Projektideen
[26.08.2025] Die Metropolregion Nordwest ruft zur Einreichung neuer Projektideen für die Energietransformation auf. Bis zum 15. Oktober 2025 können Vorhaben beantragt werden, die Innovationen und länderübergreifende Kooperationen in Bremen und Niedersachsen fördern. mehr...
BSW-Solar: Einschätzung zu Referentenentwurf des Bundesfinanzministeriums
[21.08.2025] Der Bundesverband Solarwirtschaft sieht im aktuellen Entwurf zur Änderung des Energiesteuer- und Stromsteuergesetzes Fortschritte, warnt aber vor fortbestehenden Hürden. Besonders die doppelte Stromsteuer-Belastung für Speicher und E-Autos müsse dringend korrigiert werden. mehr...
Sachsen: Zweiter Umsetzungsbericht zur Wasserstoffstrategie
[15.08.2025] Sachsen treibt den Ausbau seiner Wasserstoffwirtschaft voran. Der zweite Umsetzungsbericht zur Wasserstoffstrategie zeigt Fortschritte bei Infrastruktur, Forschung und Kooperationen – und benennt zugleich bestehende Hürden. mehr...