EnergiespeicherungBatteriespeicher erleben Boom

Im Sunshine-State Kalifornien funktioniert das Wechselspiel aus Stromerzeugung durch Photovoltaikanlagen und Verbrauch durch Batterien.
(Bildquelle: stock.adobe.com/Anulak)
Mit Staunen schauen wir auf Kalifornien. Dort sorgt der anhaltende Batteriehochlauf regelmäßig für einen Ausgleich zwischen der starken Stromerzeugung durch Photovoltaikanlagen in den Mittagsstunden und dem Verbrauch, indem die Batterien in den Abendstunden bei hohem Strombedarf wieder entladen werden. Auch Erzeuger- und Verbraucherflexibilität werden genutzt, um Kilowattstunden zu verschieben. Das Zusammenspiel von fluktuierenden Erneuerbaren, Speichern, flexiblen Verbrauchern wie Elektroautos und Wärmepumpen sowie flexibel steuerbaren Erneuerbaren wie Bioenergie, Wasserkraft oder Geothermie wird auch in Deutschland zunehmend den Ausgleich von Erzeugung und Verbrauch in Echtzeit decken und den Bedarf an fossilen Kapazitäten senken.
Rasantes Wachstum
Die Kapazitäten von stationären und mobilen Batteriespeichern in Deutschland wachsen in einem enormen Tempo. Laut einer Auswertung des Marktstammdatenregisters der Bundesnetzagentur durch das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) waren in Deutschland im August 2025 mehr als zwei Millionen Batteriespeicher in Betrieb. Von Januar bis Juli 2025 wurden über 318.000 neue Anlagen mit über zwei Gigawatt (GW) Leistung und 3,9 Gigawattstunden (GWh) Speicherkapazität in Betrieb genommen. Für das Gesamtjahr 2025 rechnet das IWR mit etwa 550.000 zusätzlichen Speichern.
Ende dieses Jahres könnten damit rund 2,3 Millionen Anlagen mit einer Gesamtleistung von 16 GW und einer Kapazität von 25 GWh installiert sein. Nach aktuellen Marktprognosen des Bundesverbands Solarwirtschaft könnte es in den kommenden zwei Jahren zu einer Verfünffachung der installierten Kapazität alleine großer Batteriespeicher kommen. Auch der Markt für Heimspeicher wächst rasant.
Hinzu kommen in zunehmendem Maße die mobilen Speicher in E-Fahrzeugen, die immer leistungsfähiger werden. Die Gesamtkapazität von E-Auto-Batterien in Deutschland betrug Stand 2024 rund 100 GWh, was etwa 1,5 Millionen Fahrzeugen entspricht. Bis 2030 soll diese Speicherkapazität auf 1.000 GWh und 15 Millionen E-Autos anwachsen. Auch wenn dieses Ziel aufgrund nachholender Dynamik voraussichtlich erst etwas später erreicht wird, werden mobile Batterien künftig einen erheblichen Teil des Energiebedarfs decken. Vorausgesetzt, sie werden intelligent vernetzt und es werden bidirektionale Ladefunktionen genutzt.
Mit V2G Netz stabilisieren
Mit Vehicle to Grid (V2G) könnten E-Fahrzeuge in ihren (meist langen) Standzeiten über ihre Batterien Strom flexibel einspeisen, um das Netz zu stabilisieren und Energie zu speichern. Anfang 2025 waren in Deutschland nach Angaben von Eon bereits mehr als 225.000 Autos zugelassen, die technisch für das sogenannte bidirektionale Laden vorbereitet sind. Mit einer passenden Wallbox können solche Autos künftig nicht nur Strom für den eigenen Betrieb speichern, sondern auch in den Haushalt oder das Stromnetz zurückspeisen. Würden 60 Prozent der vorhandenen Batteriekapazitäten nachts flexibel zur Verfügung stehen, wären heute schon fast 8.000 Megawattstunden Energie kurzfristig und dezentral nutzbar, was der Leistung von knapp zweieinhalb großen Gaskraftwerken entspricht.
Batteriespeicher – stationär und mobil – werden damit mehr und mehr zu einer zentralen Säule eines zukunftsfähigen, klimaneutralen Energiesystems. Sie stabilisieren nicht nur das Stromnetz, sondern eröffnen zugleich neue wirtschaftliche Perspektiven für Unternehmen, Kommunen und private Haushalte. Denn sie gleichen kurzfristige Einspeisespitzen aus und sorgen damit für eine stabile Netzauslastung. Sie entschärfen regionale Netzengpässe und mindern den Netzausbaubedarf. Sie tragen zudem dazu bei, negative Preise abzufedern, die sich auch negativ auf die Marktwerte der Erneuerbaren auswirken. Darüber hinaus reduzieren sie Redispatch-Maßnahmen, also Eingriffe in die Stromerzeugung, um Netzengpässe zu vermeiden, dämpfen Preisvolatilitäten und bieten deutliche Effizienzvorteile bei Speicherzeiträumen von bis zu 72 Stunden.
Technologieoffen ausgestalten
Für längere Zeiträume, etwa zur Überbrückung von Dunkelflauten, kommen flexibel steuerbare Erneuerbare, wie Bioenergie mit überbauter Gasspeicher- und Motorenleistung, Wasserkraft, Kraft-Wärme-Kopplung und perspektivisch Geothermie und grüner Wasserstoff zum Einsatz. In diesem Kontext ist es wichtig, die heimische Produktion von Wasserstoff mittels Elektrolyseuren anzukurbeln, um deren systemdienliches Potenzial voll auszuschöpfen. Die Kraftwerksstrategie sollte daher zu einer ganzheitlichen Flexibilitätsstrategie weiterentwickelt werden, in der alle Erneuerbaren- und Speicherpotenziale vollumfänglich ausgeschöpft und durch dezentrale Ausbaupfade ergänzt werden. Der Kapazitätsmechanismus muss deshalb technologieoffen ausgestaltet werden.
Heimspeicher ermöglichen zudem die Teilhabe von Bürgerinnen und Bürgern an der Energiewende. Haushalte und Unternehmen können günstigen Solarstrom zwischenspeichern, selbst verbrauchen oder ins Netz einspeisen. Batteriespeicher sind somit nicht nur ein technisches, sondern auch ein gesellschaftliches Rückgrat der Transformation. In Verbindung mit PV-Anlagen, Wärmepumpen, E-Autos sowie einer smarten Infrastruktur, variablen Netzentgelten und dynamischen Stromtarifen bilden sie eine unverzichtbare Flexibilitätsoption im Stromsystem, die auch ökonomische Vorteile auf allen Ebenen bringen. Die weitere Umsetzung des EU Energy Sharing und neue Mieterstrommodelle erweitern die Möglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger, Nachbarschaften und Regionen, Energie heimisch, sicher und sauber zu erzeugen, zu verteilen, zu speichern und zu verbrauchen.
Für rechtliche Klarheit sorgen
Renditechancen für Betreiber und Investoren sowie klare Systemvorteile von Batteriespeichern machen deren Ausbau für alle Beteiligten attraktiv. Gleichzeitig stellen die nach wie vor hohen Anfangsinvestitionen eine nicht zu unterschätzende Hürde dar. Sogenannte Baukostenzuschüsse, wie sie derzeit diskutiert werden, bergen die Gefahr, Investitionshemmnisse weiter zu verstärken, insbesondere dort, wo sie als unkalkulierbarer Risikofaktor wirken. Die Folge: Die dringend benötigte Flexibilisierung des Energiesystems könnte ins Stocken geraten und damit auch der Fortschritt der Energiewende. Um dies zu verhindern, braucht es rechtssichere, klare und vor allem bundesweit einheitliche Regelungen für Batteriespeicher, schnellere Genehmigungen und Netzanschlüsse, um Planungssicherheit für Investoren und Projektträger zu gewährleisten.
Dazu gehört auch die Möglichkeit, Batteriespeicher über das Jahr 2029 hinaus von der Zahlung von Netzentgelten zu befreien. Denn anders als klassische Erzeuger oder Verbraucher belasten Speicher das Netz nicht dauerhaft. Im Gegenteil: Sie stabilisieren es durch Lastverschiebung und kurzfristige Einspeisung. Entscheidend ist es auch hier, zeitnah für rechtliche Klarheit zu sorgen. Dazu beitragen wird auch die Regelung, dass der Ausbau von Speichern im überragenden öffentlichen Interesse liegt. Dies hat schon bei erneuerbaren Energien (geregelt im EEG) zu einer deutlichen Genehmigungsbeschleunigung beigetragen. Großbatteriespeicher werden mit der EnWG-Novelle nun im Außenbereich privilegiert. Das ist ein wichtiger Schritt für deren weiteren Ausbau und beschleunigt Genehmigungen.
Last, but not least sollte sichergestellt werden, dass Batterien auch künftig noch aus europäischer Herstellung kommen, denn die heimische Produktion bietet unter anderem den Vorteil der Resilienz gegenüber internationalen Sicherheits- und Wirtschaftskrisen. Bei erneuerbaren Zukunftstechnologien wie Stromerzeugung, Wasserstoffproduktion oder eben Batteriespeichern sollten europäische Volkswirtschaften zudem den Anspruch stellen, auf dem Weltmarkt führend zu bleiben oder zu werden.
Potenzial richtig einschätzen
Umso unverständlicher ist, dass die Bundesnetzagentur in ihrem aktuellen Versorgungssicherheitsbericht die Potenziale von Batteriegroßspeichern unzureichend und an der realen Entwicklung vorbei modelliert. Bundesweit liegen Anschlussanfragen in dreistelliger Gigawatt-Höhe vor, der Bericht geht aber sogar von einem Rückbau stationärer Batteriespeicher aus. Die Branche macht darauf aufmerksam, dass ein klarer Fahrplan notwendig ist, wie Speicher systematisch in das Portfolio für gesicherte Leistung und in die Versorgungssicherheitsanalysen integriert werden.
Auch für die Nutzung mobiler Batterien in E-Fahrzeugen hat der Gesetzgeber noch einiges zu tun. Aktuell sind E-Autos aus rechtlicher Sicht Pkw und keine Batteriespeicher, für die es eine steuerliche Gleichbehandlung mit stationären Speichern braucht. Für die Einbindung ins Energiesystem über Vehicle to Grid sind ebenfalls noch Voraussetzungen zu erfüllen. Neben V2G-fähigen Fahrzeugen braucht es eine Lade-Infrastruktur, intelligente Steuerungselemente sowie einheitliche Normen und Regeln. So können Elektrofahrzeuge zu virtuellen Kraftwerken zusammengeschlossen werden. Deshalb ist zu begrüßen, dass mit Änderungen des Energiesteuer- und Stromsteuergesetzes geplant ist, bidirektionales Laden steuerlich privilegiert zu behandeln.
Die Bundesnetzagentur hat entsprechende Entwürfe zur Festlegung der „Marktintegration Speicher und Ladepunkte“ (MiSpeL) vorgelegt. Diese Festlegung soll neue Möglichkeiten für eine marktaktive Nutzung von Stromspeichern und Ladepunkten eröffnen. Der Ladepunkt kann damit künftig im Home-Energy-Management-System wie ein stationärer Stromspeicher genutzt werden und von förder- und saldierungsfähiger Netzeinspeisung profitieren. Hiervon sollen auch die Besitzer von Heimspeichern profitieren, um flexibel am Marktgeschehen teilnehmen zu können.
Zeithain: Baustart von Solar-Batterie-Kombiprojekt
[18.11.2025] In Zeithain entsteht ein Kombiprojekt aus Solarfeld und Batteriespeicher, das den intelligenten Ausbau erneuerbarer Energien demonstrieren soll. SachsenEnergie meldet den Start der Bauarbeiten für eine 20-Megawatt-PV-Anlage, die später um einen leistungsstarken Speicher ergänzt werden soll. mehr...
Staßfurt: Großspeicher entsteht
[10.11.2025] In Förderstedt bei Staßfurt entsteht ein groß dimensionierter Batteriespeicher mit 300 Megawatt Leistung und mehr als 700 Megawattstunden Speicherkapazität. Nach Angaben von Eco Stor soll die privat finanzierte Anlage das Stromnetz stabilisieren und in Zeiten schwankender Einspeisung aus erneuerbaren Energien bis zu 500.000 Haushalte zwei Stunden lang versorgen können. mehr...
Gundremmingen: Bau des größten Batteriespeichers Deutschlands
[07.11.2025] RWE baut in Gundremmingen den bislang größten Batteriespeicher Deutschlands. Die Anlage mit 400 Megawatt Leistung soll 2028 in Betrieb gehen und rund 230 Millionen Euro kosten. mehr...
Röhrsdorf: LichtBlick baut Großbatteriespeicher
[29.10.2025] In Röhrsdorf bei Chemnitz startet der Bau des ersten Großbatteriespeichers von LichtBlick. Die 100-Millionen-Euro-Investition soll ab 2027 mit 100 Megawatt Leistung und vier Stunden Speichertiefe einen wichtigen Beitrag zur Netzstabilität leisten. mehr...
Crottendorf: Bau eines Großbatteriespeichers
[23.10.2025] In Crottendorf im Erzgebirge soll noch 2025 der Bau eines Großbatteriespeichers beginnen. Das Projekt des Hamburger Unternehmens Big Battery Deutschland hat die Baureife erreicht und soll künftig 15 Megawatt Leistung und 30 Megawattstunden Speicherkapazität bereitstellen. mehr...
Föhren: Großbatteriespeicher eingeweiht
[17.10.2025] In Föhren bei Trier ist einer der ersten Großbatteriespeicher im europäischen Verteilnetz offiziell in Betrieb gegangen. Das System soll zeigen, wie Speicher und Wechselrichter künftig zur Netzstabilität beitragen und die Energiewende technisch absichern können. mehr...
Positionspapier: Speicher besser einbinden
[16.10.2025] Der Bundesverband Windenergie und der Bundesverband Energiespeicher Systeme wollen, dass der kombinierte Ausbau von Erneuerbaren und Speichern gezielt gefördert wird. Das soll Kosten senken, Versorgung sichern und Bürokratie abbauen. mehr...
Hertener Stadtwerke: Zechengelände erhält Großbatteriespeicher
[15.10.2025] Die Hertener Stadtwerke errichten auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Ewald einen Batteriegroßspeicher mit einer Kapazität von über 20 Megawattstunden. Die Anlage soll ab Februar 2027 Strom ins Netz einspeisen und so zur Stabilisierung der regionalen Energieversorgung beitragen. mehr...
Stadtwerke Villingen-Schwenningen: Zwei Großbatteriespeicher geplant
[14.10.2025] Die Stadtwerke Villingen-Schwenningen wollen zwei Großbatteriespeicher errichten, um Strom aus erneuerbaren Energien flexibler nutzen zu können. Die Anlagen sollen die Versorgungssicherheit stärken und die Stadt ihrem Ziel der Klimaneutralität näherbringen. mehr...
Münster: Baustart von Batteriezellfabrik
[07.10.2025] In Münster hat der Bau der großangelegten Batteriezellfabrik der Fraunhofer-Gesellschaft begonnen. Bis Ende 2027 soll auf 20.000 Quadratmetern im Hansa-Business-Park eine Forschungs- und Produktionsanlage entstehen, die Maßstäbe in der Batteriezellenfertigung setzen soll. mehr...
Reußenköge: Großspeicher für Windstrom
[24.09.2025] In Reußenköge in Schleswig-Holstein entsteht ein Großbatteriespeicher, der Windstrom speichert und ins Netz einspeist. Das Projekt der Unternehmen Dirkshof und be.storaged, einer Tochter des Energiekonzerns EWE, soll die Versorgung stabiler machen. mehr...
Stadtwerke Erfurt: Power-to-Heat-Anlage am Netz
[18.09.2025] In Erfurt ist eine neue Power-to-Heat-Anlage ans Netz gegangen. Das Projekt wurde gemeinsam von den Stadtwerken Erfurt und dem Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz umgesetzt. Die Technik soll Stromüberschüsse aus erneuerbaren Energien in Wärme umwandeln und ins Fernwärmenetz einspeisen. In das Projekt wurden rund acht Millionen Euro investiert. mehr...
Stadtwerke Kempen: Spatenstich für Großstromspeicher erfolgt
[10.09.2025] Die Stadtwerke Kempen haben mit einem Spatenstich den Bau eines Großstromspeichers gestartet. Das Projekt soll die Versorgungssicherheit erhöhen und die Energiewende vor Ort voranbringen. mehr...
Wernigerode: Brauerei setzt auf Batteriespeicher
[05.09.2025] Die Hasseröder Brauerei in Wernigerode setzt seit einem Jahr auf einen Batteriespeicher mit 1,5 Megawattstunden Kapazität. Energieminister Armin Willingmann informierte sich nun vor Ort über das Projekt, das Energiekosten senken und die Wettbewerbsfähigkeit stärken soll. mehr...















