Samstag, 11. Oktober 2025

StudieElektrifizierung im Fokus

[14.10.2024] Wie Deutschland bis 2045 ein klimaneutrales Energiesystem erreichen kann, haben Forscher des KIT, des DLR und des Forschungszentrums Jülich in einem neuen Bericht vorgestellt. Sie betonen die Bedeutung der Elektrifizierung und des Ausbaus der erneuerbaren Energien als zentrale Bausteine der Energiewende.
Die Grafik symbolisiert Zukunftsszenarien für die Energiewende, die sowohl technische als auch soziale Aspekte einbeziehen. Die in blau gehaltene Grafik zeigt Gebäude, Windräder und Strommasten.

Zukunftsszenarien für die Energiewende beziehen in Analysen sowohl technische als auch soziale Aspekte ein

(Bildquelle: Mediengestaltung, CSE-MEP/KIT)

Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und des Forschungszentrums Jülich (FZJ) haben in einem Policy Briefing der Helmholtz-Gemeinschaft ihre Forschungsergebnisse zur nachhaltigen Transformation des Energiesystems vorgestellt. In der Studie „Die Energiewende integrativ denken“ analysieren sie verschiedene Zukunftsszenarien unter Berücksichtigung ökologischer, ökonomischer, institutioneller, organisatorischer und sozialer Aspekte.

Fundierte Entscheidungsgrundlagen

„Kern unserer Analysen sind sozio-technische Energieszenarien und eine Abschätzung ihrer jeweiligen Nachhaltigkeitswirkungen“, erklärt Jürgen Kopfmüller vom Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse des KIT. Ziel der Forscher sei es, der Politik fundierte Entscheidungsgrundlagen zu liefern, um das deutsche Energiesystem bis 2045 klimaneutral und nachhaltig umzugestalten. Ihr integrativer Ansatz werde der Komplexität des Themas besser gerecht als viele bisher diskutierte Szenarien.

Ein zentrales Element ihrer Empfehlungen ist die Elektrifizierung von Produktions- und Transportprozessen. Professor Patrick Jochem vom DLR-Institut für Vernetzte Energiesysteme betont: „Die Elektrifizierung sollte im Mittelpunkt zukünftiger Strategien stehen. Wir brauchen räumliche und zeitliche Flexibilität im Stromsektor, ergänzt durch den Einsatz von grünem Wasserstoff, der überwiegend importiert wird.“ Im Wärmesektor sei ein Zusammenspiel von energetischer Gebäudesanierung, Energieträgerwechsel und Ausbau der Strom- und Wärmenetze notwendig.

Strombedarf wird stark ansteigen

Durch die Elektrifizierung werde der Strombedarf voraussichtlich stark ansteigen. Derzeit liegt er bei rund 600 Terawattstunden, bis 2045 könnte er auf 1.100 bis 1.300 Terawattstunden pro Jahr steigen. „Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien muss daher deutlich schneller ausgebaut werden“, betont Jochem. Die Forscher prognostizieren, dass die installierte Leistung von Photovoltaikanlagen bis 2045 auf 370 bis 435 Gigawatt steigen muss, die von Windkraftanlagen an Land auf 210 bis 220 Gigawatt und die von Offshore-Windkraftanlagen auf 53 bis 70 Gigawatt. Dies entspräche mehr als einer Verdreifachung der heutigen Kapazitäten.

Neben dem Ausbau der erneuerbaren Energien sei auch ein effizientes Kohlendioxid-Management notwendig, so die Forscher. Einige Treibhausgasemissionen, vor allem in der Landwirtschaft und der Industrie, ließen sich auch in Zukunft nicht vollständig vermeiden. Daher seien Strategien zur Speicherung oder Weiterverarbeitung von Kohlendioxid erforderlich. Zudem müsse der steigende Bedarf an Rohstoffen wie Lithium, Kobalt und Nickel umweltverträglich und mit möglichst geringen geopolitischen Risiken gedeckt werden.

Finanzielle Belastungen minimieren

„Insgesamt erhöhen die untersuchten Transformationsstrategien die Wertschöpfung im Inland“, erklärt Stefan Vögele vom Forschungszentrum Jülich. Zwar könnten Arbeitsplätze in energieintensiven Industrien verlagert werden, ein Arbeitsplatzabbau sei aber nicht zwingend. Allerdings müsse die Politik darauf achten, finanzielle Mehrbelastungen für einkommensschwache Haushalte zu minimieren, um die gesellschaftliche Akzeptanz der Energiewende zu sichern.





Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik

BMWE: Entwurf für Wasserstoff-Beschleunigungsgesetz verabschiedet

[06.10.2025] Die Bundesregierung will den Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur beschleunigen. Das Kabinett hat dazu einen Gesetzentwurf beschlossen, der Verfahren vereinfacht, digitalisiert und rechtlich absichert. mehr...

BMWE: Förderaufruf für Wasserstoffprojekte gestartet

[30.09.2025] Das Bundeswirtschaftsministerium hat den zweiten Förderaufruf für internationale Wasserstoffprojekte gestartet. Unternehmen können bis 18. Dezember 2025 Projektskizzen einreichen, um bis zu 30 Millionen Euro Förderung zu erhalten. mehr...

bericht

Wasserstoff: Vom Hochlauf keine Spur

[29.09.2025] Der viel beschworene Wasserstoffhochlauf ist in Deutschland bislang nicht in Sicht, viele Projekte liegen derzeit auf Eis. Die Gründe: fehlende wirtschaftliche Perspektiven, unsichere regulatorische Rahmenbedingungen und eine geringe Nachfrage aus der Industrie. mehr...

BDEW: Wärmepolitik bleibt hinter Bedarf zurück

[25.09.2025] Der BDEW begrüßt die im Bundeshaushalt 2026 vorgesehenen zusätzlichen Mittel für den Ausbau und die Dekarbonisierung der Wärmenetze. Die vorgesehene Summe reiche aber nicht aus, um die Klimaziele zu erreichen. mehr...

bericht

Energiepolitik: Grüne Flexibilität

[25.09.2025] Die Bundesregierung muss im Energiesektor dringend Prioritäten setzen. Insbesondere sollten flexible Erzeugungskapazitäten konsequent aufgebaut und nutzbar gemacht werden. Dadurch eröffnet sich für Stadtwerke ein wirtschaftliches Zukunftsfeld. mehr...

bericht

Monitoringbericht: Positives Echo und Kritik

[17.09.2025] Die Reaktionen auf den Monitoringbericht zur Energiewende zeigen: Der eingeschlagene Kurs wird überwiegend bestätigt, doch die Bewertungen der Akteure fallen unterschiedlich aus. Während Verbände die Klimaziele bekräftigen und den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien einfordern, kritisieren andere eine Verlangsamung und fehlende Planungssicherheit. mehr...

bericht

Monitoringbericht: Energiewende am Scheideweg

[16.09.2025] Die Bundesregierung hat den aktuellen Monitoringbericht zur Energiewende vorgelegt. Er zeigt Erfolge beim Ausbau erneuerbarer Energien, macht aber auch erhebliche Probleme sichtbar. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche schlägt deshalb zehn wirtschafts- und wettbewerbsfreundliche Maßnahmen vor. mehr...

KRITIS-Dachgesetz: Kabinett beschließt Entwurf

[11.09.2025] Die Bundesregierung will Deutschland widerstandsfähiger gegen Krisen und Angriffe machen. Jetzt hat das Kabinett den Entwurf für ein neues KRITIS-Dachgesetz beschlossen. mehr...

GAIA: Kritik an geplanter Änderung des Referenzertrags

[11.09.2025] GAIA warnt vor einem Aus der Windenergie in Süddeutschland. Der Projektentwickler sieht durch die geplante Änderung des Referenzertrags tausende Anlagen, Arbeitsplätze und Investitionen bedroht. mehr...

Baden-Württemberg: Pflicht zur Wärmeplanung ausgeweitet

[05.09.2025] Seit dem 6. August gilt in Baden-Württemberg ein novelliertes Klimaschutzgesetz. Laut KEA-BW betrifft die wichtigste Änderung die Pflicht aller Kommunen, eine Wärmeplanung vorzulegen. mehr...

BDEW: Statement zum Monitoring Energiewende

[01.09.2025] Anlässlich des vom Bundeswirtschaftsministerium beauftragten Monitorings zur Energiewende fordert der BDEW größere Handlungsspielräume für die Digitalisierung. mehr...

NRW: PV-Initiative gestartet

[27.08.2025] Nordrhein-Westfalen will mehr Sonnenstrom von den Dächern seiner Städte holen. Landesregierung und Wohnungswirtschaft haben dazu eine gemeinsame Initiative für Photovoltaik auf Mehrparteienhäusern gestartet. mehr...

Metropolregion Nordwest: Förderaufruf für Projektideen

[26.08.2025] Die Metropolregion Nordwest ruft zur Einreichung neuer Projektideen für die Energietransformation auf. Bis zum 15. Oktober 2025 können Vorhaben beantragt werden, die Innovationen und länderübergreifende Kooperationen in Bremen und Niedersachsen fördern. mehr...

BSW-Solar: Einschätzung zu Referentenentwurf des Bundesfinanzministeriums

[21.08.2025] Der Bundesverband Solarwirtschaft sieht im aktuellen Entwurf zur Änderung des Energiesteuer- und Stromsteuergesetzes Fortschritte, warnt aber vor fortbestehenden Hürden. Besonders die doppelte Stromsteuer-Belastung für Speicher und E-Autos müsse dringend korrigiert werden. mehr...

Sachsen: Zweiter Umsetzungsbericht zur Wasserstoffstrategie

[15.08.2025] Sachsen treibt den Ausbau seiner Wasserstoffwirtschaft voran. Der zweite Umsetzungsbericht zur Wasserstoffstrategie zeigt Fortschritte bei Infrastruktur, Forschung und Kooperationen – und benennt zugleich bestehende Hürden. mehr...