Freitag, 1. August 2025

KlimaschutzEU-Vorschläge zu Paris-Beschlüssen

[22.07.2016] Die EU-Kommission hat beschlossen, ihre Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 um 40 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 zu senken. Das ist zu wenig, sagt die Deutsche Umwelthilfe.
Der EU-Vorschlag zur Aufteilung des EU-Klimaziels wird von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) stark kritisiert.

Der EU-Vorschlag zur Aufteilung des EU-Klimaziels wird von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) stark kritisiert.

(Bildquelle: Andreas Hermsdorf  / pixelio.de)

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hat den Vorschlag der EU-Kommission zur Aufteilung des gemeinsamen europäischen Klimaziels für 2030 auf die Mitgliedstaaten begrüßt: „Das ist eine gute Grundlage für die
anstehenden Verhandlungen.“ Die EU hatte sich mit dem Pariser Klimaschutzabkommen dazu bekannt, ihre Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 um mindestens 40 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 zu senken. Der Vorschlag der EU diene nun der Umsetzung dieses Ziels. Hendricks wies darauf hin, dass erstmals auch die osteuropäischen Staaten ihre Emissionen verbindlich reduzieren werden. So schlägt die Kommission für jeden EU-Mitgliedstaat ein Klimaziel für die Bereiche vor, die nicht am Emissionshandel teilnehmen, also Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft und Abfall. Deutschland müsse etwa seine Treibhausgase bis 2030 um 38 Prozent gegenüber 2005 senken. Industrie und Energieerzeugung seien vom EU-Vorschlag nicht betroffen, da sie unter den europaweiten Emissionshandel fallen. Der jetzige Vorschlag beruhe auf den Klimazielen der EU für das Jahr 2030, die bereits im Oktober 2014 vom Europäischen Rat beschlossen wurden. Schon damals habe man sich auf eine grobe Aufteilung des Ziels geeinigt. Danach müssen Staaten mit höherem Pro-Kopf-Einkommen mehr tun als ärmere Mitgliedstaaten. Ein zweiter Legislativvorschlag der EU-Kommission widmet sich Wäldern und Böden. Auch deren Klimawirkung soll erstmals durch eine europäische Klimaverordnung geregelt werden. Die Mitgliedstaaten sollen entsprechend sicherstellen, dass Wälder, die CO2 aufnehmen und binden, die Klimaschutzwirkung verbessern. Emissionsgutschriften aus diesem Sektor könnten in begrenztem Umfang auch dazu genutzt werden, um Ziele in den anderen Sektoren zu erreichen. Hendricks sprach sich jedoch dafür aus, Ausnahmeregelungen wie Waldgutschriften zurückhaltend zu handhaben.

DUH: EU untergräbt Paris-Abkommen

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) kritisiert die Zielvorgaben der EU-Kommission als unzureichend. Zentral für den Klimaschutz auf europäischer Ebene sei die so genannte Effort Sharing Decision oder Entscheidung zur Lastenverteilung. Da das Emissionshandelsystem nur 40 Prozent der in der EU verursachten Treibhausgase abdeckt, reguliere die Effort Sharing Decision die übrigen 60 Prozent mit den Hauptemittenten Verkehr, Landwirtschaft und Gebäude. Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert insbesondere den jetzt von der Europäischen Kommission vorgestellten Zielrahmen zum Effort Sharing. Der Vorschlag enthalte zahlreiche Schlupflöcher und stehe nicht im Einklang mit den Verpflichtungen von Paris. Das bereits im Jahr 2014 festgesetzte Treibhausgasminderungsziel von mindestens 40 Prozent bis 2030 sei nicht ausreichend, um einen wirkungsvollen Beitrag zum 1,5-Grad-Ziel zu leisten. Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH, kommentiert: „Betrachtet man den Vorschlag zum Effort Sharing wird abermals deutlich, dass sich die Europäische Kommission beim Klimaschutz mit einer Politik des kleinsten gemeinsamen Nenners zufrieden gibt. Erneut wird eine Chance verspielt, dringend notwendige Impulse für eine Dekarbonisierung unserer Wirtschaft zu setzen.“ Stattdessen fordert die DUH klare sektorale Minderungspfade. Die zahlreichen Flexibilitäten und Ausnahmeregelungen des Instruments wirkten sich ebenfalls negativ auf die Zielerreichung bis 2030 aus. Besonders fatale Auswirkungen hätte die Anrechnung von Waldkrediten. Diese könnte die Umsetzung von lange überfälligen Minderungsmaßnahmen noch über Jahrzehnte hinauszögern. „Die Kosten dieser Verweigerungspolitik werden am Ende die Menschen in Europa tragen müssen. Die Verhandlungen der kommenden Monate werden zeigen, ob sich die Europäische Union einer gesamtgesellschaftlichen Zukunftsvision oder den sektoralen Partikularinteressen einzelner Wirtschaftszweige verpflichtet fühlt“, sagt Sascha Müller-Kraenner.





Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik

Haushaltsentwurf 2026: Wenig Geld für klimaneutrale Energien

[31.07.2025] Der Haushaltsentwurf der Bundesregierung für das Jahr 2026 sieht zwar Rekordausgaben vor, doch nach Ansicht des Branchenverbands BDEW bleiben die Investitionen in ein klimaneutrales Energiesystem zu gering. BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae mahnt, den Klimatransformationsfonds ausschließlich für Zukunftsinvestitionen zu nutzen. mehr...

Bundesregierung: NIS2-Richtlinie beschlossen

[31.07.2025] Das Kabinett hat den Gesetzentwurf zur Umsetzung der NIS2-Richtlinie beschlossen. Damit gelten künftig für deutlich mehr Unternehmen als bisher gesetzliche Pflichten zur Stärkung der Cybersicherheit, zudem erhält das BSI neue Befugnisse für Aufsicht und Unterstützung. mehr...

bericht

NIS2-Richtlinie: Pflichtaufgabe für Stadtwerke

[31.07.2025] Die nationale Umsetzung der NIS2-Richtlinie kommt – und betrifft auch kleinere Stadtwerke. Sie müssen rechtzeitig prüfen, ob sie betroffen sind. Ansonsten drohen Zeitdruck, hohe Kosten und sogar Bußgelder. mehr...

Biogasrat+: Kritik an Referentenentwurf

[22.07.2025] Der Biogasrat+ kritisiert den Referentenentwurf zur Weiterentwicklung der Treibhausgasminderungsquote als klimapolitisch und wirtschaftlich unzureichend. Besonders die geplante Abschaffung der Doppelanrechnung fortschrittlicher Biokraftstoffe ab 2026 gefährde Investitionen und Erzeugungskapazitäten im Mittelstand. mehr...

Kommunen sollten bei der Wärmeplanung nicht mit Wasserstoff rechnen.

BDEW: Klare Finanzierung für Wasserstoffhochlauf

[14.07.2025] Das Bundeswirtschaftsministerium möchte den Ausbau von Wasserstoff schneller vorantreiben. Der Branchenverband BDEW begrüßt zwar den Gesetzentwurf, warnt aber zugleich vor Kürzungen der Mittel im Bundeshaushalt. Für Investitionen seien verlässliche Zusagen nötig. mehr...

Gesetzgebung: Beschleunigung für Wasserstoffprojekte

[14.07.2025] Der Entwurf des Wasserstoffbeschleunigungsgesetzes liegt vor. Stellungnahmen dazu können bis zum 28. Juli 2025 eingereicht werden. mehr...

BWE: Bundestag verabschiedet Richtlinie

[14.07.2025] Der Bundestag hat am 10. Juli 2025 die vollständige nationale Umsetzung der EU‑Richtlinie RED III für die Windenergie an Land verabschiedet. Der Bundesverband WindEnergie (BWE) begrüßt die Schließung einer wichtigen Regelungslücke, kritisiert jedoch, dass das neue Gesetz hinter den europarechtlichen Möglichkeiten zur Genehmigungsbeschleunigung zurückbleibt. mehr...

Thüga: Studie warnt vor Kosten der Kraftwerksreserve

[11.07.2025] Ein staatlicher Eingriff in den Strommarkt könnte die Preise in die Höhe treiben. Eine neue Studie rechnet mit bis zu neun Prozent höheren Kosten und kritisiert die geplanten Maßnahmen der Bundesregierung. mehr...

Prognos-Studie: Die Fernwärmeversorger müssen bis 2030 insgesamt 43

Kommunale Wärmeplanung: Verbände fordern klare Regeln

[10.07.2025] Große Städte in Deutschland müssen bis Mitte 2026 ihre Wärmeplanung abschließen. Das fordert das Gesetz. Doch für die Umsetzung braucht es laut Branchenverbänden mehr Geld, weniger Bürokratie und faire Regeln. Sonst bleiben die Pläne ohne Wirkung. mehr...

Bremen: Vertiefte Energiepartnerschaft mit EWE

[03.07.2025] Die Stadt Bremen und der Energieversorger EWE haben eine engere Zusammenarbeit bei der Energie- und Wärmewende vereinbart. Eine entsprechende Absichtserklärung wurde jetzt unterzeichnet. Ziel ist eine sichere, klimaneutrale und bezahlbare Energieversorgung für die Region. mehr...

LENA: Veranstaltung zu Bürgerenergieprojekten

[23.06.2025] Bei einer Informationsveranstaltung in Rochau diskutierten über 50 Kommunalvertreter aus Sachsen-Anhalt die Chancen und Herausforderungen von Bürgerenergieprojekten. Besonders im Fokus stand die Frage, wie durch lokale Beteiligung und neue Leitlinien mehr Wertschöpfung vor Ort entstehen kann. mehr...

VSHEW: Kieler Wärmegipfel

[18.06.2025] Stadtwerke aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen treiben die Wärmewende voran. Beim Kieler Wärmegipfel des Verbands der Schleswig-Holsteinischen Energie- und Wasserwirtschaft zeigten sie, wie unterschiedlich lokale Lösungen aussehen können – und wo die Politik nachbessern soll. Schleswig-Holsteins Energieminister Tobias Goldschmidt sicherte Unterstützung zu. mehr...

LichtBlick: Millerntor-Stadion erhält PV-Anlage in Regenbogenfarben

[04.06.2025] FC St. Pauli und LichtBlick errichten auf dem Millerntor-Stadion die weltweit erste Solaranlage in Regenbogenfarben. Das Projekt verbindet erneuerbare Energie mit einer klaren Botschaft für Vielfalt und gesellschaftliche Offenheit. mehr...

interview

Interview: Die Politik muss schnell handeln

[02.06.2025] Kerstin Andreae spricht im stadt+werk-Interview über die Erwartungen der Branche an die neue Bundesregierung. Resilienz und Nachhaltigkeit seien wichtige Gründe, die Energiewende weiter voranzutreiben, sagt die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. mehr...

Wärmewende: Verbände fordern klare Regeln

[22.05.2025] Dreizehn Branchenverbände wenden sich mit einem Appell an die Bundesregierung. Sie verlangen Planungssicherheit, verlässliche Förderung und ein verständliches Gebäudeenergiegesetz. mehr...