Samstag, 2. August 2025

EnergiemarktGutachten der Monopolkommission

[06.09.2013] Die Monopolkommission schlägt in ihrem Sondergutachten zur Wettbewerbssituation auf den Energiemärkten unter anderem die Einführung eines Quotenmodells vor. Kritisch äußern sich dazu der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft und der Verband kommunaler Unternehmen.
Die von der Monopolkommission vorgeschlagene Einführung eines Quotenmodells ist laut Hildegard Müller

Die von der Monopolkommission vorgeschlagene Einführung eines Quotenmodells ist laut Hildegard Müller, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, nicht zielführend.

(Bildquelle: BDEW / Roland Horn)

Unter dem Titel „Energie 2013: Wettbewerb in Zeiten der Energiewende“ hat die Monopolkommission, ein unabhängiges Beratungsgremium der Bundesregierung, jetzt ein Sondergutachten vorgestellt. Die Analyse beleuchtet Wettbewerbs- und Effizienzprobleme der unterschiedlichen Märkte des Energiesektors und enthält Lösungsvorschläge. Dabei stellt das Expertengremium bei der Ausgestaltung der Energiewende erhebliche Effizienzdefizite etwa durch Überförderung fest, die für zusätzliche Kosten- und Preissteigerungen verantwortlich sind. Kostensteigerungen resultieren überdies aus dem erforderlichen Netzausbau und neuen Ausgleichsmechanismen. Vor diesem Hintergrund schlägt die Monopolkommission unter anderem vor, die Förderung erneuerbarer Energien auf ein wettbewerbliches und technologieneutrales Quotenmodell nach schwedischem Vorbild umzustellen, die räumliche Ansiedlung von Erzeugungsanlagen durch eine Komponente in den Netzentgelten wirksam zu steuern sowie nicht voreilig durch die Einführung von Kapazitätsmärkten weitere Kostensteigerungen herbeizuführen. „Nur durch eine konsequente Umsteuerung auf effiziente Wettbewerbsmechanismen lassen sich die Kosten der Energiewende im Griff halten“, bekräftigt Professor Daniel Zimmer, Vorsitzender der Monopolkommission.
Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler sieht in dem Gutachten der Monopolkommission die Notwendigkeit eines Systemwechsels beim Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) bestätigt: „Mehr Wettbewerb entsteht, wenn nicht der Staat die Vergütungen festsetzt, sondern die Energieversorger selbst entscheiden können, aus welcher Quelle sie den günstigsten Ökostrom beziehen. Die Vorschläge sind deshalb richtungsweisend für die anstehende energiepolitische Debatte.“ Mit dem Gutachten werde klar, dass einige wenige Sofortmaßnahmen nicht ausreichen. „Wir brauchen beim EEG den großen Wurf“, so der Bundesminister.
Kritisch äußert sich der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zum Quotenmodell. „Durch einen solchen grundlegenden Systemwechsel würden die heute bestehenden Probleme im Zusammenhang mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien aus Sicht des BDEW nicht gelöst“, sagt Hildegard Müller, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Allerdings geht der von der Monopolkommission ebenfalls aufgegriffene Vorschlag zum Thema Direktvermarktung von Strom aus erneuerbaren Energien in die richtige Richtung. Statt weiterhin allein auf die Quantität beim Erneuerbaren-Ausbau zu setzen, muss ein Rollentausch eingeleitet werden, der die Erneuerbaren zunehmend in die Verantwortung nimmt, auf Signale des Marktes zu reagieren und Beiträge zur Systemstabilität zu erbringen. Aus Sicht des BDEW ist daher eine grundlegende und zügige Reform des EEG nach der Bundestagswahl 2013 von allerhöchster Priorität. Wir werden dazu schon bald entsprechende Vorschläge vorlegen.“
#bild2 Kritisch positioniert sich auch der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) zum vorgeschlagenen Quotenmodell. Dieses würde dazu führen, dass nur noch die kostengünstigsten erneuerbaren Energien gefördert werden. „Damit verschenken wir jedoch Potenziale für zukünftige technologische Entwicklungen und gefährden gleichzeitig die Position Deutschlands als Technologieführer in diesem Bereich“, erklärt VKU-Hauptgeschäftsführer Hans-Joachim Reck. „Der VKU schlägt aus diesen Gründen ein Auktionsmodell vor, das eine technologiespezifische Förderung erlaubt. Nur so kann man die Gesamtausbaumenge der erneuerbaren Energien erreichen, während die Technologie- und damit Akteursvielfalt bei größtmöglicher Kosteneffizienz gewahrt bleiben.“
In ihrem Sondergutachten bewertet die Monopolkommission unter anderem auch die Einführung eines Bundesenergieministeriums. Dieses hat nach Auffassung des Gremiums mehr Nach- als Vorteile und wäre kein Garant für strukturelle Verbesserungen. Mit Blick auf den Energiebinnenmarkt begrüßt die Kommission die Integrationstendenzen, sieht aber eine abschließende Verwirklichung noch nicht gegeben. Beim Wettbewerb im Stromgroßhandel stellt sie gegenüber früheren Untersuchungen eine laut eigenen Angaben erheblich gesunkene Marktmacht der großen deutschen Erzeuger fest.





Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik

Haushaltsentwurf 2026: Wenig Geld für klimaneutrale Energien

[31.07.2025] Der Haushaltsentwurf der Bundesregierung für das Jahr 2026 sieht zwar Rekordausgaben vor, doch nach Ansicht des Branchenverbands BDEW bleiben die Investitionen in ein klimaneutrales Energiesystem zu gering. BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae mahnt, den Klimatransformationsfonds ausschließlich für Zukunftsinvestitionen zu nutzen. mehr...

Bundesregierung: NIS2-Richtlinie beschlossen

[31.07.2025] Das Kabinett hat den Gesetzentwurf zur Umsetzung der NIS2-Richtlinie beschlossen. Damit gelten künftig für deutlich mehr Unternehmen als bisher gesetzliche Pflichten zur Stärkung der Cybersicherheit, zudem erhält das BSI neue Befugnisse für Aufsicht und Unterstützung. mehr...

bericht

NIS2-Richtlinie: Pflichtaufgabe für Stadtwerke

[31.07.2025] Die nationale Umsetzung der NIS2-Richtlinie kommt – und betrifft auch kleinere Stadtwerke. Sie müssen rechtzeitig prüfen, ob sie betroffen sind. Ansonsten drohen Zeitdruck, hohe Kosten und sogar Bußgelder. mehr...

Biogasrat+: Kritik an Referentenentwurf

[22.07.2025] Der Biogasrat+ kritisiert den Referentenentwurf zur Weiterentwicklung der Treibhausgasminderungsquote als klimapolitisch und wirtschaftlich unzureichend. Besonders die geplante Abschaffung der Doppelanrechnung fortschrittlicher Biokraftstoffe ab 2026 gefährde Investitionen und Erzeugungskapazitäten im Mittelstand. mehr...

Kommunen sollten bei der Wärmeplanung nicht mit Wasserstoff rechnen.

BDEW: Klare Finanzierung für Wasserstoffhochlauf

[14.07.2025] Das Bundeswirtschaftsministerium möchte den Ausbau von Wasserstoff schneller vorantreiben. Der Branchenverband BDEW begrüßt zwar den Gesetzentwurf, warnt aber zugleich vor Kürzungen der Mittel im Bundeshaushalt. Für Investitionen seien verlässliche Zusagen nötig. mehr...

Gesetzgebung: Beschleunigung für Wasserstoffprojekte

[14.07.2025] Der Entwurf des Wasserstoffbeschleunigungsgesetzes liegt vor. Stellungnahmen dazu können bis zum 28. Juli 2025 eingereicht werden. mehr...

BWE: Bundestag verabschiedet Richtlinie

[14.07.2025] Der Bundestag hat am 10. Juli 2025 die vollständige nationale Umsetzung der EU‑Richtlinie RED III für die Windenergie an Land verabschiedet. Der Bundesverband WindEnergie (BWE) begrüßt die Schließung einer wichtigen Regelungslücke, kritisiert jedoch, dass das neue Gesetz hinter den europarechtlichen Möglichkeiten zur Genehmigungsbeschleunigung zurückbleibt. mehr...

Thüga: Studie warnt vor Kosten der Kraftwerksreserve

[11.07.2025] Ein staatlicher Eingriff in den Strommarkt könnte die Preise in die Höhe treiben. Eine neue Studie rechnet mit bis zu neun Prozent höheren Kosten und kritisiert die geplanten Maßnahmen der Bundesregierung. mehr...

Prognos-Studie: Die Fernwärmeversorger müssen bis 2030 insgesamt 43

Kommunale Wärmeplanung: Verbände fordern klare Regeln

[10.07.2025] Große Städte in Deutschland müssen bis Mitte 2026 ihre Wärmeplanung abschließen. Das fordert das Gesetz. Doch für die Umsetzung braucht es laut Branchenverbänden mehr Geld, weniger Bürokratie und faire Regeln. Sonst bleiben die Pläne ohne Wirkung. mehr...

Bremen: Vertiefte Energiepartnerschaft mit EWE

[03.07.2025] Die Stadt Bremen und der Energieversorger EWE haben eine engere Zusammenarbeit bei der Energie- und Wärmewende vereinbart. Eine entsprechende Absichtserklärung wurde jetzt unterzeichnet. Ziel ist eine sichere, klimaneutrale und bezahlbare Energieversorgung für die Region. mehr...

LENA: Veranstaltung zu Bürgerenergieprojekten

[23.06.2025] Bei einer Informationsveranstaltung in Rochau diskutierten über 50 Kommunalvertreter aus Sachsen-Anhalt die Chancen und Herausforderungen von Bürgerenergieprojekten. Besonders im Fokus stand die Frage, wie durch lokale Beteiligung und neue Leitlinien mehr Wertschöpfung vor Ort entstehen kann. mehr...

VSHEW: Kieler Wärmegipfel

[18.06.2025] Stadtwerke aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen treiben die Wärmewende voran. Beim Kieler Wärmegipfel des Verbands der Schleswig-Holsteinischen Energie- und Wasserwirtschaft zeigten sie, wie unterschiedlich lokale Lösungen aussehen können – und wo die Politik nachbessern soll. Schleswig-Holsteins Energieminister Tobias Goldschmidt sicherte Unterstützung zu. mehr...

LichtBlick: Millerntor-Stadion erhält PV-Anlage in Regenbogenfarben

[04.06.2025] FC St. Pauli und LichtBlick errichten auf dem Millerntor-Stadion die weltweit erste Solaranlage in Regenbogenfarben. Das Projekt verbindet erneuerbare Energie mit einer klaren Botschaft für Vielfalt und gesellschaftliche Offenheit. mehr...

interview

Interview: Die Politik muss schnell handeln

[02.06.2025] Kerstin Andreae spricht im stadt+werk-Interview über die Erwartungen der Branche an die neue Bundesregierung. Resilienz und Nachhaltigkeit seien wichtige Gründe, die Energiewende weiter voranzutreiben, sagt die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. mehr...

Wärmewende: Verbände fordern klare Regeln

[22.05.2025] Dreizehn Branchenverbände wenden sich mit einem Appell an die Bundesregierung. Sie verlangen Planungssicherheit, verlässliche Förderung und ein verständliches Gebäudeenergiegesetz. mehr...