Dienstag, 26. August 2025

BüsingenGemeinde heizt mit Sonne und Holz

[28.02.2017] Büsingen im Landkreis Konstanz ist Energie-Kommune des Monats. Ausgezeichnet wurde die Nahwärmeversorgung der Gemeinde mit Holzhackschnitzel- und Solarthermieanlage.
Die Heizzentrale und das Solarthermiekollektorenfeld in Büsingen.

Die Heizzentrale und das Solarthermiekollektorenfeld in Büsingen.

(Bildquelle: solarcomplex AG)

Die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) hat jetzt die baden-württembergische Gemeinde Büsingen am Hochrhein im Landkreis Konstanz zur Energie-Kommune des Monats ernannt. In Büsingen versorgt seit dreieinhalb Jahren eine Kombination von Bioenergie und Solarthermie 107 Haushalte sowie alle öffentlichen Gebäude mit klimafreundlicher Wärme. Dabei liefert ein sechs Kilometer langes Nahwärmenetz die erneuerbare Energie direkt ins Haus. Nils Boenigk, stellvertretender Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien, sagt: „Durch den Betrieb der Holzhackschnitzelanlage in Kombination mit Solarwärme gelingt es dem Bioenergiedorf Büsingen rund 450.000 Liter Heizöl und 1.200 Tonnen Kohlendioxid jährlich einzusparen.“
Mit Planung, Bau und Betrieb der Anlagen und des Nahwärmenetzes hatte die Gemeinde ein Unternehmen aus der Region beauftragt. Bürgermeister Markus Möll betont: „Wir wollten für die Zukunft gewappnet sein, indem wir die Nutzung fossiler Ressourcen vermeiden.“ Die frühzeitige Einbindung der Bürger sei wichtig gewesen, um eine hohe Beteiligung und Anzahl von Hausanschlüssen zu garantieren. Insbesondere das Argument der Kaufkraftbindung durch das Nahwärmenetz habe die Büsinger Bürger überzeugt. Die Energiekosten fließen so in die regionale Kreislaufwirtschaft ein.

Kombination mit Vorbildcharakter

Das Nahwärmenetz in Büsingen ist seit dem Jahr 2012 in Betrieb, 2013 habe man die Solarthermieanlagen zugeschaltet. Ein insgesamt 1.090 Quadratmeter großes Solarthermie-Kollektorfeld erzeugt vorwiegend für den Bedarf im Sommer 12 Prozent der benötigten Wärme. Dabei befindet sich der größte Teil der Vakuumröhrenkollektoren auf zwei Freiflächen, zusätzlich wurden Kollektoren auf der Fassade der Heizzentrale installiert. Die restlichen 88 Prozent Wärme stellt ein Holzhackschnitzelwerk mit einer Leistung von 1.350 Kilowatt zur Verfügung. Zwei Speicher mit je 50 Kubikmetern Warmwasser wirken unterstützend.
Gefördert wurde das Projekt durch das Land Baden-Württemberg aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und einem zusätzlichen KfW-Darlehen Teilschulderlass. Zwar seien die Investitionskosten für das Tandem von Bio- und Solarenergie gegenüber dem Heizen mit nur einem System höher, jedoch ließen sich bei den Brennstoffkosten hohe Einsparungen erzielen. Durch den Mengeneinkauf sind laut einer aktuellen Meldung außerdem die technischen Komponenten und die Montage der Solaranlage günstiger ausgefallen. Bürgermeister Möll ist überzeugt: „Die Investitionen in ein Nahwärmenetz auf Basis von erneuerbaren Energien müssen immer langfristig betrachtet werden. Auch bei derzeit niedrigen Gaspreisen zeigt die Vollkostenrechnung, dass die Erneuerbaren nicht teurer sind.“ Gleichzeitig profitiere die Gemeinde ökologisch enorm von den positiven Effekten dieses Projektes.
Laut AEE bietet sich die Verknüpfung von den beiden regenerativen Wärmetechnologien Solarthermie und Bioenergie auch in anderen Kommunen als gutes Vorbild an. Die Übertragbarkeit zeige sich beispielsweise in der Marktgemeinde Randegg. Eine Nahwärmeversorgung basierend auf Holzhackschnitzeln soll hier in Niederösterreich um eine 2.000 Quadratmeter große Solarthermieanlage ergänzt werden.



Stichwörter: Wärmeversorgung, AEE, Büsingen


Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Wärmeversorgung

Wunstorf: Gründung einer Wärmegesellschaft

[22.08.2025] In Wunstorf soll eine neue Wärmegesellschaft namens MeerWärme entstehen. Stadtwerke, Bauverein und Avacon Natur wollen damit eine klimafreundliche Wärmeversorgung für drei Stadtquartiere aufbauen. mehr...

Bremen: Wärmewände erfahren

[22.08.2025] Mit dem Fahrrad hat Bremens Umweltsenatorin Kathrin Moosdorf im Rahmen ihrer Klimaschutz-Sommertour Projekte rund ums klimafreundliche Heizen besucht. Stationen waren unter anderem ein neu entwickelter Klimaturm, Beispiele für Wärmepumpen im Altbau und ein Quartier mit eigenem Sanierungslotsen. mehr...

SAENA: Veranstaltungen zur kommunalen Wärmeplanung

[21.08.2025] Die Sächsische Energieagentur SAENA unterstützt Kommunen bei der Wärmeplanung mit Schulungen und Fachtagungen. Ziel ist es, Städte und Gemeinden fit für eine klimaneutrale und sozialverträgliche Wärmeversorgung zu machen. mehr...

Jena: Umsetzbarkeit von Abwärmeprojekt bestätigt

[20.08.2025] Abwärme aus der Jenaer Kläranlage könnte künftig Unternehmen in Jena-Nord mit Heizenergie versorgen. Eine Machbarkeitsstudie bestätigt die technische und wirtschaftliche Umsetzbarkeit des Projekts ANIKA. mehr...

Tettnang: Baubeginn eines Nahwärmenetzes

[30.07.2025] In Tettnang beginnt der Bau eines Nahwärmenetzes auf Basis erneuerbarer Energien. ENGIE Deutschland und das Regionalwerk Bodensee versprechen sich davon jährlich über 4.000 Tonnen CO₂-Einsparung im Vergleich zu fossilen Heizsystemen. mehr...

Saarbrücken: Kommunale Wärmeplanung gestartet

[30.07.2025] Die Landeshauptstadt Saarbrücken hat den Startschuss für ihre kommunale Wärmeplanung gegeben. Ziel ist eine klimafreundliche, effiziente und sozial gerechte Wärmeversorgung bis 2026. mehr...

Hartheim: Standort für Heizwerk gefunden

[23.07.2025] In Hartheim bei Freiburg soll ein neues Heizwerk auf Basis tiefer Geothermie entstehen. badenova sieht darin einen entscheidenden Schritt für eine klimafreundliche Wärmeversorgung von rund 20.000 Menschen in der Region. mehr...

Schleswig-Holstein: Land stellt Wärmeliniendichtekarte bereit

[22.07.2025] Schleswig-Holstein stellt ab sofort eine flächendeckende Wärmeliniendichtekarte für das gesamte Landesgebiet bereit. Kommunen erhalten damit eine solide Datengrundlage, um ihre kommunale Wärmeplanung effizienter und zielgerichteter umzusetzen. mehr...

Erkner: Zweite Großwärmepumpe angeliefert

[18.07.2025] Mit der Anlieferung der zweiten Großwärmepumpe ist das neue Heizsystem in Erkner Mitte vollständig. Ab Herbst liefert es erstmals grüne Fernwärme – mehr als die Hälfte davon aus erneuerbaren Quellen. mehr...

Hamburg: Nutzung von Abwasser

[14.07.2025] Hamburg setzt beim Klimaschutz auf Abwasser: Auf dem Klärwerk Dradenau entsteht Deutschlands größte Abwasserwärmepumpe mit 60 Megawatt Leistung. Ab 2026 soll sie bis zu 39.000 Haushalte mit klimafreundlicher Fernwärme versorgen. mehr...

Wien Energie: Großwärmepumpenanlage verwendet Softstarter

[11.07.2025] Wien Energie setzt bei Europas leistungsstärkster Großwärmepumpenanlage auf Mittelspannungs-Sanftanlasser von AuCom. Die Technik unterstützt den klimaneutralen Betrieb mit erneuerbarer Energie und steigert die Effizienz beim Start großer Kompressoren. mehr...

Ennepe-Ruhr-Kreis: Planungsprojekte für klimafreundliche Energiezukunft

[10.07.2025] Mit der kommunalen Wärmeplanung und dem Projekt EMG.Ruhr verfolgt der Ennepe-Ruhr-Kreis zwei parallel laufende Ansätze für eine klimafreundliche Energiezukunft. Während die Wärmeplanung den Blick auf Wohnquartiere richtet, analysiert EMG.Ruhr systematisch die Energieversorgung von Gewerbegebieten. mehr...

Nordrhein-Westfalen: Potenzial der Abwasserwärme

[08.07.2025] Bis Mitte 2026 müssen Großstädte ihre Wärmeplanung vorlegen. Dabei rückt eine bisher kaum genutzte Quelle in den Fokus: die Wärme aus Abwasser. In Nordrhein-Westfalen gibt es bereits erste Projekte. Eine Landesinitiative will den Ausbau vorantreiben. mehr...

Stadtwerke Gießen: Projekt PowerLahn kommt voran

[07.07.2025] Die Stadtwerke Gießen bauen eine neue Anlage zur umweltfreundlichen Wärmegewinnung. Ab Mitte 2026 sollen drei Großwärmepumpen Energie aus dem Wasser der Lahn gewinnen. Damit wollen die Stadtwerke einen Beitrag zum Klimaschutz und zur Energiewende leisten. mehr...

Baden-Württemberg: Wärmeplanung im Konvoi

[02.07.2025] Baden-Württemberg will die Wärmewende und den Schutz vor den Folgen des Klimawandels vorantreiben. Ein neuer Gesetzentwurf sieht vor, dass alle Städte und Gemeinden künftig Wärmepläne und Klimaanpassungskonzepte erstellen müssen. Die Kosten sollen über einen finanziellen Ausgleich gedeckt werden. mehr...