Dienstag, 10. Dezember 2024

ENERGY-TRANSDie neuen Akteure des Energiesystems

[22.03.2016] Die Forschungsallianz ENERGY-TRANS konnte die Bürgerbeteiligung als notwendige Voraussetzung für die Akzeptanz von Infrastrukturprojekten belegen. Ihre Ergebnisse aus fünf Jahren Forschungsarbeit hat das Bündnis jetzt als Empfehlungen an die Politik formuliert.
Die Untersuchung neuer Rollen und Akteure des künftigen Energiesystems waren ein Schwerpunkt der Helmholtz-Allianz ENERGY-TRANS.

Die Untersuchung neuer Rollen und Akteure des künftigen Energiesystems waren ein Schwerpunkt der Helmholtz-Allianz ENERGY-TRANS.

(Bildquelle: ENERGY-TRANS)

Die Helmholtz-Allianz ENERGY-TRANS zeigt, dass die Energiewende mehr ist als der Ersatz alter durch neue Technologien. Das Forscher-Team konnte vielmehr belegen, wie wichtig partizipative Verfahren für die Akzeptanz neuer Infrastrukturprojekte sind. Dass die Energiewende eine gesellschaftliche Aufgabe sei, zeige sich beispielsweise darin, dass Privathaushalte zu Stromproduzenten werden, dass sich ganze Landschaften verändern, aber eben auch in Protesten gegen neue Hochspannungstrassen, in Diskussionen um die Umweltauswirkungen von Windparks oder in Vorbehalten gegenüber der Elektromobilität. „Sie ist eine gesellschaftliche Transformation, die viele Lebensbereiche betrifft“, sagt Armin Grunwald, Leiter des Instituts für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und einer der beiden Sprecher des Forschungsverbundes. Die vom ITAS koordinierte Allianz hat jetzt bei einer Abschlusstagung in Berlin ihre Ergebnisse vorgestellt und Empfehlungen an die Politik formuliert. Davor hatte die Allianz über einen Zeitraum von fünf Jahren das Energiesystem von der Bedarfs- und Nutzerseite aus untersucht. Wie die Forschungspartner mitteilen, waren vier Helmholtz-Zentren, vier Universitäten und das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung an dem Verbund beteiligt. Ortwin Renn, Soziologieprofessor an der Universität Stuttgart und zweiter Sprecher der Allianz: „Die Energiewende wird häufig als ein technisches Projekt verstanden, bei dem die bestehende nukleare und fossile Energieerzeugung durch erneuerbare Energiequellen ausgetauscht werden soll. Aber sie ist viel mehr als das: Sie ist eine gesellschaftliche Transformation, die Konsum, Produktion und die Art, wie unsere Gesellschaft politische Entscheidungen trifft, nachhaltig prägen wird.“ Renn betont, dass es ohne neue und effektive Formen der aktiven Beteiligung der Bürger an der Umsetzung der Energiewende nicht gehen wird.

Ergebnisse und Empfehlungen an die Politik

So konnten die Wissenschaftler belegen, dass Anwohner Entscheidungen über Infrastrukturprojekte eher mittragen, wenn intensive partizipative Verfahren vorgeschaltet werden. Projekte wie neue Stromtrassen, Wind- und Solarparks könnten sogar von der speziellen Expertise der Bürger vor Ort profitieren, wenn diese sich emotional mit einem Infrastrukturprojekt identifizieren und seinen Stellenwert für die weitere Entwicklung des örtlichen Umfeldes erfassen. Eine neue Rolle im Energiesystem übernehme auch der Prosument, der als Kombination aus Produzent und Konsument etwa mit Solarenergie den Eigenbedarf deckt und gleichzeitig Strom ins Netz einspeist. Ein Feldversuch mit intelligenten Zählern und Haushaltsgeräten beziehungsweise Smart-Home-Geräten habe zudem gezeigt, dass eine detaillierte Analyse und Darstellung des Stromverbrauchs zu einer deutlichen Stromeinsparung in den Haushalten führen kann. Projektpartner für dieses Teilvorhaben waren die Stadtwerke Heidelberg und das Gemeinschaftsunternehmen Trianel. Die Verfasser der Studie sprechen sich darüber hinaus gegen zusätzliche Kapazitätszahlungen an Betreiber fossiler Kraftwerke aus: Einmal eingeführt, wären sie nur schwer wieder zurückzunehmen. Um die schwankende Stromerzeugung aus Wind- und Sonnenenergie auszugleichen, empfehlen sie alternativ einen Instrumentenmix bestehend aus einem Ausbau der Netze, Speichern und einem intelligenten Last-Management. Die Verbreitung von erneuerbaren Energien und Elektromobilität könne nicht nur durch Anreizprogramme, sondern auch durch kommunikative Maßnahmen gefördert werden: „Soziale Netzwerke, Sichtbarkeit und Kommunikation über diese Neuerungen haben weit mehr Bedeutung als allgemein angenommen. Man kann die Verbreitung von technischen Innovationen daher nicht nur durch Anreizprogramme fördern, sondern sollte auch die Vernetzung und Kommunikation der Akteure gezielt unterstützen und begleiten“, sagt die Umweltpsychologin Ellen Matthies von der Universität Magdeburg.





Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik
Das Bild zeigt Franziska Giffey (SPD), Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe und Bürgermeisterin von Berlin, bei der Eröffnungsrede auf den Vienna Science Days in Berlin.
bericht

Wien/Berlin: Gemeinsam für die urbane Energiewende

[09.12.2024] Bei den Vienna Science Days in Berlin trafen sich Ende November Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft, um über die Herausforderungen der Energiewende und Dekarbonisierung in Großstädten zu diskutieren. Im Fokus standen die Zusammenarbeit zwischen Wien und Berlin. mehr...

Auf dem Bild ist das Kohlekraftwerk Weisweiler zu sehen, im Vordergrund stehen zwei Windräder.
bericht

Monitoringbericht: Energiemarkt in Bewegung

[09.12.2024] Der aktuelle Monitoringbericht von Bundeskartellamt und Bundesnetzagentur zum Strom- und Gasmarkt zeigt: Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien steigt, konventionelle Kraftwerke bleiben aber unverzichtbar. Und: Sinkende Strom- und Gaspreise entlasten die Verbraucher. mehr...

Das Bild zeigt einen Blick in den Plenarsaal des Deutschen Bundestags. Zusehen sind die Reihen der Abgeordneten und im Hintergrund der Bundesadler.

KWKG: Bundestag berät über Verlängerung

[09.12.2024] Ein Antrag der CDU/CSU-Bundestagsfraktion sieht vor, die Geltungsdauer des KWK-Gesetzes bis zum 31. Dezember 2030 zu verlängern. Der Bundestag hat jetzt erstmals darüber beraten. Unterstützung für die Initiative der Unionsfraktion kommt aus der Energiewirtschaft. mehr...

Biogasalage: Der Bundesverband Bioenergie (BBE) hat die herausragende Bedeutung der Bioenergie betont.

BMWK: Bioenergiepaket soll Anreize schaffen

[09.12.2024] Die Flexibilität und Planungssicherheit für Biogasanlagen sollen verbessert werden. Dazu hat das Bundeswirtschaftsministerium ein Bioenergiepaket vorgelegt. Der Entwurf zur Änderung des EEG 2023 ist allerdings noch nicht innerhalb der Bundesregierung abgestimmt. mehr...

interview

Interview: Volle Unterstützung für Holzenergie

[05.12.2024] Die energetische Holznutzung ist eine wichtige Säule für die Wertschöpfung im ländlichen Raum, sagt Hubert Aiwanger. stadt+werk sprach mit dem bayerischen Wirtschaftsminister über die Ziele des Pakts Holzenergie Bayern. mehr...

SAENA: Neues Umfragetool

[04.12.2024] Die SAENA bietet jetzt für die finanzielle Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger Umfragetools und Workshops an. mehr...

Saarland: Förderprogramm für Straßenbeleuchtung

[02.12.2024] Das saarländische Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitales und Energie fördert jetzt mit dem neuen Programm ZEP-Kommunal die Umrüstung von Straßenbeleuchtungen in Kommunen auf LED-Technologie. mehr...

Das Bild zeigt das Gaskrafterk Irsching.

Kraftwerkssicherheitsgesetz: Die Politik ist gefordert

[25.11.2024] Ein Referentenentwurf für ein Kraftwerkssicherheitsgesetz liegt vor, berichten Medien. Er sieht neben neuen Regelungen für wasserstofffähige Gaskraftwerke auch eine Verlängerung des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes vor. Der BDEW betont den dringenden Handlungsbedarf für die Energieversorgung. mehr...

Projekt PaDiSo: Tipps für die lokale Energiewende

[14.11.2024] Forscherinnen des Projekts PaDiSo haben Handlungsempfehlungen für deutsche Kommunen entwickelt, um sie bei der Gestaltung eines klimaneutralen Energiesystems zu unterstützen. Ziel ist es, kommunalen Akteuren praxisnahe Instrumente und Strategien an die Hand zu geben. mehr...

Das Bild ist ein Porträtfoto des schleswig-holsteinischen Energieministers Tobias Goldschmidt

Energieministerkonferenz: Der Geist von Brunsbüttel

[11.11.2024] Die Energieministerkonferenz in Brunsbüttel hat mit der „Brunsbütteler Erklärung“ einen deutlichen Appell an die Bundesregierung verabschiedet: Die Ministerinnen und Minister fordern spürbare Entlastungen bei den Strompreisen, eine zügige Umsetzung der Gesetze und eine klare Strategie für erneuerbare Energien und Biomasse. mehr...

Das Bild ist ein Portätfoto von Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung.

BDEW: Energiebranche besorgt über Ampel-Aus

[07.11.2024] Nach dem Bruch der Ampelkoalition warnt der BDEW vor den Folgen für die Energiepolitik. Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, mahnt schnelles und einvernehmliches Handeln an. mehr...

Auf dem Bild ist ein Umspannwerk zu sehen, im Vordergrund zwei Personen, die sich über einen Plan beugen.

Bundesregierung: KRITIS-Dachgesetz beschlossen

[07.11.2024] Die Bundesregierung hat den Entwurf des KRITIS-Dachgesetzes beschlossen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser betont die Notwendigkeit des Gesetzes, um Deutschland widerstandsfähiger gegen Krisen und Katastrophen zu machen. mehr...

Auf dem Bild sind Michael Maxelon, Vorstandsvorsitzender der Mainova AG, Hessens Energie- und Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori und Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef zu sehen. Sie halten ein Plakat in Händen, das das Konzept der Energiewendeviertel illustriert.

Frankfurt am Main: Energiezukunft gemeinsam gestalten

[05.11.2024] Bei einer Veranstaltung der Mainova diskutierten Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef und Hessens Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori über den geplanten Ausbau der Strom- und Wärmenetze in Frankfurt. mehr...

Barcamp 2023 in der SMA Solar Academy. Foto: Heiko Meyer

Energieblogger: Energiewende in Krisenzeiten

[05.11.2024] Wie kann man Menschen trotz globaler Krisen und Konflikte für die Energiewende gewinnen? Mit dieser Frage beschäftigt sich das 12. Barcamp Renewables Mitte November in Kassel. mehr...

Stuttgart: Status zur Wärmeplanung

[30.10.2024] Die Landeshauptstadt Stuttgart plant bis 2035 eine klimaneutrale Wärmeversorgung und erhält Unterstützung durch das Regierungspräsidium. In einer Ausschusssitzung berichteten Verantwortliche über den Status und die Herausforderungen dieser nachhaltigen Wärmeplanung. mehr...