Montag, 15. September 2025

Geodaten-ManagementEnergiedaten im Portal

[13.10.2015] Der Kreis Nordwestmecklenburg hat Daten über erneuerbare Energien vernetzt und stellt sie als Web-Dienste über das Energieportal NWM zur Verfügung. Für Planer, Bürger und Kommunen wird damit die Energiewende vor Ort sichtbar.
Blick auf den Landkreis Nordwestmecklenburg mit ausgewählten Erneuerbare-Energien-Anlagen.

Blick auf den Landkreis Nordwestmecklenburg mit ausgewählten Erneuerbare-Energien-Anlagen.

(Bildquelle: Energieportal NWM)

Die meisten Informationen zu erneuerbaren Energien definieren sich ausdrücklich über ihren Ortsbezug, es handelt sich also um Geodaten. Im Rahmen des Pilotprojekts Elektronische Energieservices M-V setzte der Landkreis Nordwestmecklenburg daher den Ansatz um, sich gezielt mit amtlichen Energie-Datenquellen zu vernetzen, eigene Daten zur Verfügung zu stellen und Informationen aus öffentlichen Datenquellen verfügbar zu machen. Dabei dienen Geo-Web-Dienste als der zentrale technische Standard für den Informationsaustausch. Unter Web-Diensten versteht man den internetgestützten Zugriff auf Geodaten innerhalb eines verteilten Geo-Informationssystems (GIS). Damit können digitale Karten ausgetauscht werden oder auch direkt Vektordaten mit Fachinformationen, die in Datenbanken abgelegt werden. Inhaltlich beschäftigte sich das Projekt, das von der Europäischen Union und dem Land Mecklenburg-Vorpommern gefördert wurde, von Ende 2012 bis Mai 2015 mit den Energiewende-Bausteinen Bioenergie, Solarenergie, Windenergie und den Grundlagen von Wärmebetrachtungen. Es zeichnete sich schnell der grundlegende Bedarf ab, überhaupt und erstmalig die Informationen zu Bestand, Potenzialen und Planung kartografisch und flächendeckend abzubilden. Die Ergebnisse wurden gezielt für spezielle Fragen von Nutzergruppen wie Anwohner, Bürger, kleine Wirtschaftsunternehmen aufbereitet.

Relevante Datenquellen

Insgesamt wurden 33 relevante Datenquellen identifiziert, welche als Web-Dienste zur Verfügung gestellt werden können. Etwa die Hälfte der Datenquellen kann direkt oder mit vertretbarem Aufwand erschlossen werden, da sie entweder im eigenen Wirkungsbereich liegen oder bereits zur Verfügung stehen. Dazu gehören genehmigte Anlagen, aber auch öffentlich verfügbare Geodaten, wie Windpotenziale des Deutschen Wetterdienstes und Ableitungen aus Geobasisdaten. Im Ergebnis konnten 23 Datenquellen direkt eingebunden oder zur Verfügung gestellt werden. Für aktuell diskutierte Anwendungsfragen in der Region wurden zusätzlich gezielt Geo-Tools eingefügt, wie ein Solar-Wirtschaftlichkeitsrechner oder eine Visualisierung für die Auswirkungen des Siedlungsabstandes auf die Verfügbarkeit von Flächen für Windeignungsgebiete. Der beste Garant für die Nachnutzung und Verstetigung von Projektergebnissen besteht in der Integration in die bestehenden Strukturen und Prozesse der Verwaltungstätigkeit. Die Projektergebnisse im Kreis Nordwestmecklenburg wurden deshalb zunächst in das bestehende Geoportal des Katasteramtes als Fachbereich Energie integriert. Der Betrieb wird durch das Geodatenzentrum des Landkreises gewährleistet, welches seit seiner Gründung im Jahr 2005 als moderner Datendienstleister arbeitet und konsequent die Implementierung von interoperablen Schnittstellen und etablierten Datenstandards vorantreibt.

Anmeldung als Web-Dienst

Die durch die Kommune erstellten Web-Dienste wurden in die zentralen Geodaten-Infrastruktur (GDI) des Landes eingebunden, also für das Metainformationssystem ausdokumentiert und als Web-Dienste angemeldet. Damit können sie von Nutzern mit webfähigen GIS-Systemen gefunden und lokal genutzt und eingebunden werden. Datenmodelle für Bioenergie- und Windenergieanlagen sowie Photovoltaikanlagen wurden in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe aller Kreise in Mecklenburg-Vorpommern eingebracht, dort für verbindlich erklärt und gemeinsam verabschiedet. Zukünftige Veröffentlichungen dieser Anlagentypen als Geo-Web-Dienste aus den Datenbeständen der Arbeitsgruppe dürfen damit als harmonisiert erwartet werden. Verfahrensbeschreibungen für die Erstellung von Diensten und die Systemintegration von Geo-Tools liegen als Vorlagen für die Umsetzung in weiteren Landkreisen und kreisfreien Städten bereit.

Ergebnisse und Nutzen

Die Projektergebnisse wurden Ende April 2015, dem bundesweiten Tag der Erneuerbaren Energien, durch Landrätin Kerstin Weiss (SPD) zusammen mit den Projektpartnern des regionalen Verteilnetzbetreibers WEMAG als regionales Energieportal NWM im Internet freigeschaltet (www.geoport-nwm.de/de/energie.html). Landrätin Weiss sagte: „Die Energiewende ist eine der größten Herausforderungen der Gegenwart. Der Umstieg auf erneuerbare Energie bedeutet nicht nur sichtbare Veränderungen in der Landschaft. Auch Zuständigkeiten, Planungsinstrumente, Genehmigungsverfahren ändern sich oder müssen neu definiert werden.“ Mit den Projektergebnissen und der Implementierung im Energieportal NWM ist es gelungen:
• die Energiewende vor Ort und in der Region sichtbar und damit erlebbar und begreifbar zu machen;
• eine grundsätzliche Auskunftsfähigkeit, vor allem für Bürger, Planer und Investoren zu erzielen;
• fortlaufende Analysen (Bestand, Potenziale) zum Thema erneuerbare Energien effizienter zu gestalten;
• innovative und flächendeckende Energiepotenzialkarten zur Verfügung zu stellen;
• durch eine verbesserte Datenbasis eine gesteigerte Rechtssicherheit und schnellere Prüf- und Genehmigungsverfahren zu ermöglichen;
• Anforderungen des Datenschutzes mit flächendeckender Darstellung zu vereinbaren;
• eine automatische Aktualisierung der Portalkarten durch Web-Dienste zu gewährleisten.

Ausblick

Die Themen Energie – Energiewende – erneuerbare Energien werden auf der kommunalen Ebene auf absehbare Zeit ein dominantes Thema bleiben. Wichtige thematische Bestandteile wie Effizienz, Einsparung und Energieinfrastruktur konnten im Pilotprojekt nicht betrachtet werden, ihre Einbindung ist im Sinne einer ganzheitlichen Betrachtung aber zwingend notwendig. Gegenwärtig wird die Bundes-Förderdatenbank der EEG-Anlagen als Markstammdatenregister reformiert. Es besteht damit die Aussicht, künftig auch diese Geo-Informationen einfach nutzbar zu machen.

Heiko Boje ist Projektleiter in der Stabsstelle Regionalentwicklung im Landkreis Nordwestmecklenburg, Tobias Lerche betreute das Projekt vonseiten der DATAGROUP Inshore Services GmbH, Rostock.




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