Dienstag, 14. Oktober 2025

BundesrechungshofEnergiewende nicht auf Kurs

[08.03.2024] Die Bundesregierung verfehlt ihre Ziele bei der Energiewende, warnt der Bundesrechnungshof. Vor allem der Ausbau der erneuerbaren Energien und die damit verbundenen Investitionen in die Infrastruktur blieben weit hinter den Erwartungen zurück, heißt es in einem Sonderbericht der Behörde.
Ein Sonderbericht des Bundesrechnungshofs konstatiert: Die Energiewende ist nicht auf Kurs.

Ein Sonderbericht des Bundesrechnungshofs konstatiert: Die Energiewende ist nicht auf Kurs.

(Bildquelle: Bundesrechungshof)

„Das Gelingen der Energiewende ist für Deutschland von zentraler Bedeutung. Die Ziele sind ehrgeizig. Doch bei der Stromversorgung ist die Bundesregierung nicht auf Kurs“, stellt Kay Scheller, Präsident des Bundesrechnungshofs, bei der Vorstellung eines kritischen Sonderberichts fest. Die Bedeutung der Energiewende für den Klimaschutz, die wirtschaftliche Zukunft des Landes und die Verringerung der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern sei unbestritten. „Der Erfolg der Energiewende ist wichtig für ihre Akzeptanz in der Bevölkerung, für den Wirtschaftsstandort Deutschland und für das Erreichen der Klimaschutzziele“, so Scheller. Er forderte die Regierung auf, die Schwachstellen entschlossen anzugehen.

Eigene Ansprüche werden nicht erfüllt

Ein zentrales Element der Energiewende ist der Ausbau der erneuerbaren Energien. Doch gerade hier hinke Deutschland den eigenen Ansprüchen hinterher. Vor allem beim Ausbau der Windenergie an Land bleibe die Realität weit hinter den Zielen zurück. Im Jahr 2023 konnte die Bundesnetzagentur nur die Hälfte der angestrebten Menge an Windenergieprojekten bezuschlagen. Auch der für die Stabilität des Stromnetzes wichtige Ausbau von Backup-Kraftwerken und des Stromnetzes selbst verzeichneten erhebliche Verzögerungen, die den Zeitplan um Jahre zurückwerfen.
Neben der Versorgungssicherheit steht auch die Bezahlbarkeit von Energie im Fokus der Kritik. Die bereits hohen und voraussichtlich weiter steigenden Strompreise belasten sowohl den Wirtschaftsstandort Deutschland als auch die privaten Haushalte erheblich. Die Investitionen in den Netzausbau werden bis 2045 auf über 460 Milliarden Euro geschätzt – ein Betrag, der die bisherigen Ausgaben bei weitem übersteigt. Scheller fordert die Bundesregierung auf, die Systemkosten der Energiewende transparent zu machen und klar zu definieren, was unter einer bezahlbaren Stromversorgung zu verstehen ist.

Umweltverträglichkeit erneuerbarer Energien

Ein weiteres Problemfeld sei die Umweltverträglichkeit des Ausbaus erneuerbarer Energien. Die Inanspruchnahme von Flächen und Ressourcen sowie die Beeinträchtigung der biologischen Vielfalt sind mit negativen Umweltwirkungen verbunden. Die Bundesregierung müsse sicherstellen, dass die Energiewende die Umwelt so wenig wie möglich belastet. Dazu ist ein effektives Ziel- und Monitoring-System zur Bewertung der Umweltverträglichkeit unerlässlich, um unerwünschte Auswirkungen frühzeitig zu erkennen und gegensteuern zu können.
Zusammenfassend stellt der Sonderbericht fest, dass die Bundesregierung vor der Herausforderung steht, die Energiewende nicht nur als ambitioniertes Projekt zu begreifen, sondern auch die notwendigen Schritte zur Behebung der bestehenden Defizite umzusetzen. Die Zukunft Deutschlands als Wirtschaftsstandort und Vorreiter im Klimaschutz hänge entscheidend vom Gelingen der Energiewende ab.



Stichwörter: Politik, Bundesrechungshof


Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik

BMWE: Entwurf für Wasserstoff-Beschleunigungsgesetz verabschiedet

[06.10.2025] Die Bundesregierung will den Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur beschleunigen. Das Kabinett hat dazu einen Gesetzentwurf beschlossen, der Verfahren vereinfacht, digitalisiert und rechtlich absichert. mehr...

BMWE: Förderaufruf für Wasserstoffprojekte gestartet

[30.09.2025] Das Bundeswirtschaftsministerium hat den zweiten Förderaufruf für internationale Wasserstoffprojekte gestartet. Unternehmen können bis 18. Dezember 2025 Projektskizzen einreichen, um bis zu 30 Millionen Euro Förderung zu erhalten. mehr...

bericht

Wasserstoff: Vom Hochlauf keine Spur

[29.09.2025] Der viel beschworene Wasserstoffhochlauf ist in Deutschland bislang nicht in Sicht, viele Projekte liegen derzeit auf Eis. Die Gründe: fehlende wirtschaftliche Perspektiven, unsichere regulatorische Rahmenbedingungen und eine geringe Nachfrage aus der Industrie. mehr...

BDEW: Wärmepolitik bleibt hinter Bedarf zurück

[25.09.2025] Der BDEW begrüßt die im Bundeshaushalt 2026 vorgesehenen zusätzlichen Mittel für den Ausbau und die Dekarbonisierung der Wärmenetze. Die vorgesehene Summe reiche aber nicht aus, um die Klimaziele zu erreichen. mehr...

bericht

Energiepolitik: Grüne Flexibilität

[25.09.2025] Die Bundesregierung muss im Energiesektor dringend Prioritäten setzen. Insbesondere sollten flexible Erzeugungskapazitäten konsequent aufgebaut und nutzbar gemacht werden. Dadurch eröffnet sich für Stadtwerke ein wirtschaftliches Zukunftsfeld. mehr...

bericht

Monitoringbericht: Positives Echo und Kritik

[17.09.2025] Die Reaktionen auf den Monitoringbericht zur Energiewende zeigen: Der eingeschlagene Kurs wird überwiegend bestätigt, doch die Bewertungen der Akteure fallen unterschiedlich aus. Während Verbände die Klimaziele bekräftigen und den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien einfordern, kritisieren andere eine Verlangsamung und fehlende Planungssicherheit. mehr...

bericht

Monitoringbericht: Energiewende am Scheideweg

[16.09.2025] Die Bundesregierung hat den aktuellen Monitoringbericht zur Energiewende vorgelegt. Er zeigt Erfolge beim Ausbau erneuerbarer Energien, macht aber auch erhebliche Probleme sichtbar. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche schlägt deshalb zehn wirtschafts- und wettbewerbsfreundliche Maßnahmen vor. mehr...

KRITIS-Dachgesetz: Kabinett beschließt Entwurf

[11.09.2025] Die Bundesregierung will Deutschland widerstandsfähiger gegen Krisen und Angriffe machen. Jetzt hat das Kabinett den Entwurf für ein neues KRITIS-Dachgesetz beschlossen. mehr...

GAIA: Kritik an geplanter Änderung des Referenzertrags

[11.09.2025] GAIA warnt vor einem Aus der Windenergie in Süddeutschland. Der Projektentwickler sieht durch die geplante Änderung des Referenzertrags tausende Anlagen, Arbeitsplätze und Investitionen bedroht. mehr...

Baden-Württemberg: Pflicht zur Wärmeplanung ausgeweitet

[05.09.2025] Seit dem 6. August gilt in Baden-Württemberg ein novelliertes Klimaschutzgesetz. Laut KEA-BW betrifft die wichtigste Änderung die Pflicht aller Kommunen, eine Wärmeplanung vorzulegen. mehr...

BDEW: Statement zum Monitoring Energiewende

[01.09.2025] Anlässlich des vom Bundeswirtschaftsministerium beauftragten Monitorings zur Energiewende fordert der BDEW größere Handlungsspielräume für die Digitalisierung. mehr...

NRW: PV-Initiative gestartet

[27.08.2025] Nordrhein-Westfalen will mehr Sonnenstrom von den Dächern seiner Städte holen. Landesregierung und Wohnungswirtschaft haben dazu eine gemeinsame Initiative für Photovoltaik auf Mehrparteienhäusern gestartet. mehr...

Metropolregion Nordwest: Förderaufruf für Projektideen

[26.08.2025] Die Metropolregion Nordwest ruft zur Einreichung neuer Projektideen für die Energietransformation auf. Bis zum 15. Oktober 2025 können Vorhaben beantragt werden, die Innovationen und länderübergreifende Kooperationen in Bremen und Niedersachsen fördern. mehr...

BSW-Solar: Einschätzung zu Referentenentwurf des Bundesfinanzministeriums

[21.08.2025] Der Bundesverband Solarwirtschaft sieht im aktuellen Entwurf zur Änderung des Energiesteuer- und Stromsteuergesetzes Fortschritte, warnt aber vor fortbestehenden Hürden. Besonders die doppelte Stromsteuer-Belastung für Speicher und E-Autos müsse dringend korrigiert werden. mehr...

Sachsen: Zweiter Umsetzungsbericht zur Wasserstoffstrategie

[15.08.2025] Sachsen treibt den Ausbau seiner Wasserstoffwirtschaft voran. Der zweite Umsetzungsbericht zur Wasserstoffstrategie zeigt Fortschritte bei Infrastruktur, Forschung und Kooperationen – und benennt zugleich bestehende Hürden. mehr...