Dienstag, 18. Februar 2025

DIW BerlinSystemfreundlichkeit belohnen

[23.10.2017] Bislang gibt es keine Anreize, um in systemfreundliche Anlagen zu investieren. Vielmehr steht bei der Planung die Gesamtausbeute des Kraftwerks im Vordergrund. Um hier gegenzusteuern, schlägt das DIW Berlin die Einführung eines Marktwertmodells vor.
Nach Osten oder Westen ausgerichtete Solarpanele

Nach Osten oder Westen ausgerichtete Solarpanele, die in den Morgen- und Abendstunden ernten, sind systemfreundliche Anlagen.

(Bildquelle: Tobias Machhaus)

Das DIW Berlin hat jetzt ein Modell zur besseren Integration erneuerbarer Energien in das Stromsystem vorgeschlagen: das so genannte Marktwertmodell. Dieses baut zwar auf dem existierenden Förderrahmen auf, berücksichtigt aber zusätzlich den künftigen Marktwert des produzierten Stroms. So muss nach Ansicht der Forscher vom DIW immer mehr in Anlagen investiert werden, die dann produzieren, wenn der Strom auch benötigt wird. Denn solche systemfreundliche Anlagen werden sich langfristig am besten in das Stromsystem integrieren.
Dabei können etwa nach Osten oder Westen ausgerichtete Solarpanele systemfreundlich sein: Sie produzieren zwar insgesamt weniger Strom als diejenigen, die nach Süden ausgestellt sind, dafür aber mehr in den Morgen- und Abendstunden.
„Je größer der Anteil erneuerbarer Energien an der gesamten Stromproduktion, desto bedeutender wird diese Komponente der Systemfreundlichkeit: Es wird immer wichtiger, dass der Strom dann produziert wird, wenn er benötigt wird, also zum Beispiel dann, wenn herkömmliche Anlagen nicht so viel produzieren“, sagt Jörn Richstein, gemeinsam mit Nils May und Karsten Neuhoff Autor der Studie.
Bisher sei es für Projektentwickler allerdings ungewiss, ob sich der höhere künftige Marktwert auch in höheren Erlösen widerspiegelt. Die Anreize, die Gesamtproduktion einer Anlage zu erhöhen, seien folglich viel stärker als in systemfreundliche Windparks oder Solaranlagen zu investieren. Deshalb schlagen die Studienautoren das Marktwertmodell vor, um den Bau systemfreundlicher Anlagen attraktiv zu machen und gleichzeitig die Finanzierungskosten erneuerbarer Energien niedrig zu halten.
Im Marktwertmodell simuliert die Bundesnetzagentur die langfristige Entwicklung des Stromsystems mit großen Anteilen erneuerbarer Energien. Daraus lasse sich ableiten, wie viel höher der Marktwert systemfreundlicher Anlagen zukünftig sein wird. Hierauf aufbauend kann für jede Anlage, für jede Technologie und für jeden Standort berechnet werden, wie hoch der Marktwert des Stroms sein wird. Dieser wird in einem Marktwertfaktor abgebildet. Angebote, die bei Ausschreibungen eingereicht werden, werden um diesen Marktwertfaktor korrigiert. Auf diese Weise sollen sich nicht nur die günstigsten, sondern auch die systemfreundlichsten Angebote durchsetzen. In einigen Ländern wie Mexiko werden ähnliche Modelle bereits angewandt, informiert das DIW Berlin.
„Der Vorteil des Marktwertmodells ist, dass die systemfreundlichen Eigenschaften einer Anlage bereits bei der Investitionsentscheidung berücksichtigt werden können“, betont Nils May. „So kann bereits jetzt in die Windparks und Solaranlagen investiert werden, die für den Erfolg der Energiewende langfristig nötig sind.“



Stichwörter: Politik, DIW Berlin


Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik

Schleswig-Holstein: Zentrum für Energiewendeforschung gegründet

[14.02.2025] Schleswig-Holstein hat zum Jahresbeginn 2025 ein Landeskompetenzzentrum Energiewendeforschung eingerichtet. Es soll die Energiewendeforschung im Land bündeln, Innovationen vorantreiben und eine zentrale Rolle in der wissenschaftlichen Begleitung der Transformation zur Klimaneutralität spielen. mehr...

BDEW: „Energie, die Zukunft schafft“

[12.02.2025] Der BDEW gibt Handlungsempfehlungen zur Bundestagswahl und für die neue Bundesregierung. Wichtige Punkte sind: das Gesamtsystem in den Blick nehmen, Effizienzpotenziale heben, Weichen für neue steuerbare Leistung jetzt stellen und Versorgungssicherheit gewährleisten. mehr...

Das Bild zeigt eine Windkraftanlage im Bau. Der Turm steht schon, im Vodergrund liegen Rotoren.

Rheinland-Pfalz: Erneuerbare gewinnen an Fahrt

[29.01.2025] Beim Ausbau der erneuerbaren Energien hat Rheinland-Pfalz seine Ziele für 2024 übertroffen. Mit deutlichen Zuwächsen bei Wind- und Solarenergie sieht sich das Land auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2040. mehr...

Bundestag: Einigung über einige Energiegesetze

[27.01.2025] Der BDEW begrüßt die fraktionsübergreifende Einigung bei zentralen Energiegesetzen durch SPD, Bündnis 90/Die Grünen und CDU/CSU. mehr...

Wolfsburg: Entwurf zur Ausweisung neuer Windenergieflächen liegt vor

[21.01.2025] Der Regionalverband Großraum Braunschweig hat einen ersten Entwurf zur Ausweisung neuer Windenergieflächen vorgelegt. In Wolfsburg stehen dabei drei mögliche Erweiterungsgebiete im Fokus, deren Bewertung nun durch Stadtverwaltung und Politik erfolgt. mehr...

DVGW: Klare politische Weichenstellungen gefordert

[20.01.2025] Der DVGW hat zum Jahresauftakt klare politische Weichenstellungen für den Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur und die Energiewende gefordert. In Berlin präsentierte der Verband seine energie- und wasserpolitischen Forderungen, darunter die Schaffung regulatorischer Sicherheit und Investitionen in eine flächendeckende Wasserstoffversorgung. mehr...

CO2-Emissionen: Historischer Tiefstand

[08.01.2025] Deutschland hat im Jahr 2024 seine Treibhausgasemissionen um 18 Millionen Tonnen gesenkt und damit das nationale Klimaziel erreicht. Das zeigen aktuelle Zahlen von Agora Energiewende. Haupttreiber der Emissionsminderung war der Energiesektor. mehr...

Auf dem Bild sind Photovoltaikanlagen und im Hintergrund Windräder zu sehen.

ZSW/BDEW: Rekordjahr für Erneuerbare

[16.12.2024] Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien hat im Jahr 2024 einen neuen Höchststand erreicht. Nach vorläufigen Berechnungen von ZSW und BDEW lieferten Solar-, Wind-, Wasser- und Biomassekraftwerke mehr als die Hälfte des in Deutschland verbrauchten Stroms. mehr...

Bayern: Grüne stellen Dringlichkeitsantrag

[13.12.2024] Die Grünen im Bayerischen Landtag haben gestern im Plenum einen Dringlichkeitsantrag für konsequenten Klimaschutz eingebracht. Ziel ist es, die bayerischen Klimaziele bis 2040 zu sichern und notwendige Maßnahmen, insbesondere in der Wärmepolitik, zügig umzusetzen. mehr...

Das Bild zeigt Franziska Giffey (SPD), Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe und Bürgermeisterin von Berlin, bei der Eröffnungsrede auf den Vienna Science Days in Berlin.
bericht

Wien/Berlin: Gemeinsam für die urbane Energiewende

[09.12.2024] Bei den Vienna Science Days in Berlin trafen sich Ende November Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft, um über die Herausforderungen der Energiewende und Dekarbonisierung in Großstädten zu diskutieren. Im Fokus standen die Zusammenarbeit zwischen Wien und Berlin. mehr...

Auf dem Bild ist das Kohlekraftwerk Weisweiler zu sehen, im Vordergrund stehen zwei Windräder.
bericht

Monitoringbericht: Energiemarkt in Bewegung

[09.12.2024] Der aktuelle Monitoringbericht von Bundeskartellamt und Bundesnetzagentur zum Strom- und Gasmarkt zeigt: Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien steigt, konventionelle Kraftwerke bleiben aber unverzichtbar. Und: Sinkende Strom- und Gaspreise entlasten die Verbraucher. mehr...

Das Bild zeigt einen Blick in den Plenarsaal des Deutschen Bundestags. Zusehen sind die Reihen der Abgeordneten und im Hintergrund der Bundesadler.

KWKG: Bundestag berät über Verlängerung

[09.12.2024] Ein Antrag der CDU/CSU-Bundestagsfraktion sieht vor, die Geltungsdauer des KWK-Gesetzes bis zum 31. Dezember 2030 zu verlängern. Der Bundestag hat jetzt erstmals darüber beraten. Unterstützung für die Initiative der Unionsfraktion kommt aus der Energiewirtschaft. mehr...

Biogasalage: Der Bundesverband Bioenergie (BBE) hat die herausragende Bedeutung der Bioenergie betont.

BMWK: Bioenergiepaket soll Anreize schaffen

[09.12.2024] Die Flexibilität und Planungssicherheit für Biogasanlagen sollen verbessert werden. Dazu hat das Bundeswirtschaftsministerium ein Bioenergiepaket vorgelegt. Der Entwurf zur Änderung des EEG 2023 ist allerdings noch nicht innerhalb der Bundesregierung abgestimmt. mehr...

interview

Interview: Volle Unterstützung für Holzenergie

[05.12.2024] Die energetische Holznutzung ist eine wichtige Säule für die Wertschöpfung im ländlichen Raum, sagt Hubert Aiwanger. stadt+werk sprach mit dem bayerischen Wirtschaftsminister über die Ziele des Pakts Holzenergie Bayern. mehr...

SAENA: Neues Umfragetool

[04.12.2024] Die SAENA bietet jetzt für die finanzielle Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger Umfragetools und Workshops an. mehr...