Dienstag, 1. Juli 2025

WindkraftVorreiter in Sachen Offshore

[11.04.2016] Im Sommer 2015 ist der erste rein kommunale Offshore-Windpark in der Nordsee mit 40 Anlagen und einer Leistung von 200 Megawatt in Betrieb gegangen. 33 Stadtwerke und regionale Energieversorger haben mit dem Bau des Trianel Windparks Borkum Pioniergeist bewiesen.
Der erste rein kommunale Offshore-Windpark in der Nordsee ist mit 40 Anlagen und einer Leistung von 200 Megawatt in Betrieb gegangen.

Der erste rein kommunale Offshore-Windpark in der Nordsee ist mit 40 Anlagen und einer Leistung von 200 Megawatt in Betrieb gegangen.

(Bildquelle: Trianel Windkraftwerk Borkum GmbH & Co. KG)

2015 war das bisher stärkste Jahr für die Offshore-Windenergie. Nach vorläufigen Schätzungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen hat sich der Beitrag von Offshore-Wind an der deutschen Stromproduktion 2015 im Vergleich zum Vorjahr fast versechsfacht. Und auch im Mix der erneuerbaren Energien spielen Windparks auf hoher See eine immer wichtigere Rolle. Denn: Offshore-Windparks haben gegenüber ihren kleineren Pendants an Land wesentliche Vorteile. So herrscht auf hoher See ein deutlich höheres Windaufkommen als an Land. Während Onshore-Windkraftanlagen auf durchschnittlich rund 2.000 Volllaststunden kommen, sind es bei Offshore-Windanlagen über 4.000 Stunden. Darüber hinaus weht der Wind auf hoher See beständiger. Das ermöglicht eine wesentlich konstantere Stromproduktion, sodass Offshore-Windparks prinzipiell in der Lage sind, einen Teil der Grundlast abzudecken. Zusätzlich kann von einer wesentlich höheren Akzeptanz von Windparks auf offener See als an Land ausgegangen werden.
Nach den Plänen der Bundesregierung soll die Offshore-Windenergie im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes 2016 bis zum Jahr 2020 auf eine Leistung von 6.500 Megawatt und bis 2030 auf 15.000 MW ausgebaut werden. Dazu muss die Anzahl der Windparks in Nord- und Ostsee in den kommenden Jahren nahezu verdoppelt werden.
Dabei ist das Engagement beim Offshore-Ausbau nicht nur den großen Versorgungsunternehmen vorbehalten. Kooperationen ermöglichen auch kommunalen Versorgern den Schritt auf offene See. Aktuell befinden sich rund 20 Prozent der in der Nordsee installierten Kapazitäten in der Hand von Stadtwerken und kommunalen Unternehmen.

Stadtwerke betreten Neuland

Mit dem Bau des Windparks Borkum haben Trianel und die beteiligten Stadtwerke Neuland betreten und zugleich eine steile Lernkurve durchlaufen. So hat die Erfahrung gezeigt, dass der Bau deutlich anspruchsvoller ist, als von den Experten noch vor wenigen Jahren angenommen. Dabei sind es weniger die besonderen Bedingungen für deutsche Offshore-Windparks – Standorte weit vor der Küste und Wassertiefen bis zu 40 Meter –, die die Umsetzung zu einer Herausforderung werden lassen. Vielmehr haben die noch ungelösten Probleme der bis dato jungen Offshore-Industrie ihr Übriges beigetragen.
Neben Fertigungsproblemen bei Zulieferern für die dreibeinigen Fundamente (Tripods) oder die parkinterne Umspannplattform, hatte den Projektentwicklern vor allem die Netzanbindung große Sorgen bereitet. So sahen sich die Bauherren und Eigentümer des Windparks bereits ein halbes Jahr nach Baubeginn erstmals gezwungen, den gesamten Errichtungszeitplan völlig neu zu schreiben. Zahlreiche weitere Verzögerungen bei der Fertigstellung des Netzanschlusses ließen den Bauablauf komplett durcheinander geraten. Im Ergebnis hat sich die Inbetriebnahme des Windparks um rund zwei Jahre verspätet. Am 1. September 2015 haben die beteiligten Stadtwerke schließlich gemeinsam mit dem Minister für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen Johannes Remmel (Bündnis 90/Die Grünen) das Pionierprojekt feierlich in Betrieb genommen.
Stadtwerke und kommunale Energieversorger hatten sich als erste Unternehmen sprichwörtlich in unbekannte Gewässer begeben und in die junge Offshore-Industrie investiert. Trotz der Unwägbarkeiten während der Bauphase ist der Trianel Windpark Borkum heute ein werthaltiges Energiewende-Projekt mit einer soliden Rendite. Der Windpark liefert jährlich rund 800 Millionen Kilowattstunden umweltfreundlichen Strom.

Zweite Ausbaustufe gestartet

Für die Entwicklung der zweiten Ausbaustufe des Trianel Windparks Borkum hat die Stadtwerke-Kooperation gemeinsam mit dem kommunal verankerten Versorgungsunternehmen EWE aus Oldenburg bereits das Gemeinschaftsunternehmen Trianel Windkraftwerk Borkum II als Joint Venture gegründet. Der EWE-Konzern bringt hier insbesondere seine Expertise aus der Entwicklung und dem Betrieb des ersten deutschen Offshore-Windparks alpha ventus und des ersten kommerziellen Offshore-Windparks Riffgat ein.
Den Projektpartnern kommt jetzt zugute, dass Trianel bereits während der ersten Ausbaustufe die wesentlichen Voraussetzungen für eine Weiterentwicklung des Windparks auf eine Gesamtleistung von 400 MW gelegt hatte. Neben der Genehmigung durch das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie, dimensionierte Trianel schon damals die parkinterne Umspannplattform groß genug für die zweite Phase des Windparks. Auch der Netzanschluss ist bereits vorhanden.
EWE und Trianel werden das Projekt gemeinsam bis zur Baureife bringen. Für Anfang 2017 ist der Bauschluss für weitere 40 Anlagen mit einer Leistung von 200 Megawatt geplant. Der Baubeginn auf See wird voraussichtlich 2018 erfolgen.
Die ersten Ausschreibungen für Gewerke wie zum Beispiel die Windturbinen laufen bereits. Weitere Ausschreibungen etwa für die Gründungsstrukturen und die Innerparkverkabelung werden in den kommenden Monaten folgen.
Mit dem Trianel Windpark Borkum haben Stadtwerke und kommunale Energieversorger gezeigt, dass ein Engagement über die eigenen Stadtgrenzen hinaus machbar und lohnenswert ist. Als First Mover aus dem kommunalen Bereich sind Stadtwerke in die Offshore-Windenergie eingestiegen und haben mit Trianel gemeinsame Interessen gebündelt und umgesetzt. Nach dem Prinzip eines Scheibenkraftwerks hält jedes der 33 beteiligten Stadtwerke einen auf sich zugeschnittenen Anteil an Leistung am Trianel Windpark Borkum. Mit der zweiten Ausbaustufe des Windparks wird dieses Engagement in den kommenden Jahren erweitert.

Klaus Horstick

Horstick, KlausKlaus Horstick ist Geschäftsführer der Gesellschaft Trianel Windkraft Borkum und Bereichsleiter für die Projektentwicklung Offshore bei Trianel. Bevor Horstick zur Stadtwerke-Kooperation wechselte, entwickelte er Projekte beim Ruhrgasunternehmen Erdgas Energie Systeme sowie beim Technologiekonzern ABB.



Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Windenergie

Recharge Wind Power Summit: Neues Event für die Windenergiebranche

[10.06.2025] Die internationale Windenergiebranche erhält mit dem Recharge Wind Power Summit 2025 ein neues Event. Am 27. November trifft sich die Branche in Hamburg, um über Herausforderungen, Innovationen und Zukunftsperspektiven zu diskutieren. mehr...

Stadtwerke Münster: Auf Kurs bei Windkraftausbau

[05.06.2025] Die Stadtwerke Münster haben drei neue Windenergieanlagen im Kreis Borken ans Netz gebracht. Weitere Anlagen sind genehmigt. Bürgerinnen und Bürger vor Ort können sich finanziell beteiligen. mehr...

Kreis Gemersheim: Inbetriebnahme von neuer Windkraftanlage

[03.06.2025] Mit der Inbetriebnahme einer neuen Windkraftanlage vom Typ Vestas V162 am Standort Gollenberg erweitert JUWI den Bestand an Windenergieanlagen im Landkreis Germersheim. Die 5,6-Megawatt-Anlage versorgt rechnerisch rund 5.000 Haushalte mit klimafreundlichem Strom. mehr...

RheinEnergie: Repowering des Windparks Coppanz abgeschlossen

[26.05.2025] Der Windpark Coppanz in Thüringen wurde umfassend modernisiert und liefert nun mehr als dreimal so viel Strom wie zuvor. Durch das Repowering steigt die Jahresproduktion auf 39 Millionen Kilowattstunden – genug für rund 11.500 Haushalte. mehr...

Trianel/VEW: Unternehmen für Windkraftausbau gegründet

[22.05.2025] Trianel Wind und Solar und VEW haben ein gemeinsames Unternehmen gegründet, um in Nordhessen einen Windpark mit zehn Anlagen zu realisieren. Ziel der Kooperation ist es, regionale Energiewendeprojekte effizient umzusetzen und gleichzeitig kommunale Wertschöpfung zu stärken. mehr...

Offshore Windenergie: Warnung vor aktuellem Ausschreibungsmodell

[21.05.2025] Eine neue Studie warnt vor gravierenden Risiken des aktuellen Ausschreibungsmodells für Offshore-Windenergie in Deutschland. Die Stiftung Offshore Windenergie fordert eine Kurskorrektur der kommenden Bundesregierung, um langfristige Schäden für Strompreise, Investitionen und die Energiewende abzuwenden. mehr...

enercity: Windkraft aus der Vulkaneifel

[20.05.2025] Die Windenergieanlagen von enercity in der Vulkaneifel erzeugen nicht nur grünen Strom für rund 3.500 Haushalte, sondern bringen auch direkte finanzielle Vorteile für die beteiligten Gemeinden. Zusätzlich sorgen begleitende Ausgleichsmaßnahmen für eine ökologische Aufwertung der betroffenen Flächen. mehr...

enercity: Genehmigungsverfahren für Windpark eingeleitet

[13.05.2025] enercity hat die Einleitung des Genehmigungsverfahrens für den geplanten Windpark in der Wedemark bekannt gegeben. 34 Windkraftanlagen sollen dort ab 2027 grünen Strom für über 140.000 Haushalte liefern und jährlich rund 130.000 Tonnen CO₂ einsparen. mehr...

RWE: Repowering von Windpark abgeschlossen

[28.04.2025] RWE hat das Repowering des Windparks Krusemark-Ellingen in Sachsen-Anhalt abgeschlossen und die installierte Leistung von 15,7 auf 19,8 Megawatt gesteigert. mehr...

Prüm: Windpark erhält Förderungszuschlag

[23.04.2025] Der geplante Windpark Schneifelhöhe bei Prüm hat von der Bundesnetzagentur den Zuschlag für die Förderung erhalten. Damit ist ein zentraler Schritt für die Umsetzung des Projekts erreicht, das 2026 ans Netz gehen soll. mehr...

Trianel: Bauarbeiten für Windpark gestartet

[23.04.2025] Im Hochsauerlandkreis haben die Bauarbeiten für den Trianel Windpark Sundern begonnen – das größte kommunale Windenergieprojekt in Nordrhein-Westfalen. Mit zwölf Anlagen und 67 Megawatt Leistung soll der Park ab Ende 2026 jährlich rund 55.000 Haushalte mit grünem Strom versorgen. mehr...

Windkraft: Rekord bei Genehmigungen

[17.04.2025] Im ersten Quartal 2025 wurde so viel neue Windkraft-Leistung genehmigt wie nie zuvor in einem Frühjahr. Auch der Ausbau legte kräftig zu. Das zeigt eine aktuelle Analyse der Fachagentur Wind und Solar. mehr...

Nordrhein-Westfalen: Wegweiser für Kommunen

[31.03.2025] Das Bürgerenergiegesetz NRW verpflichtet Projektierer, Kommunen und Bürger an neuen Windenergieprojekten finanziell zu beteiligen. NRW.Energy4Climate hat jetzt einen Leitfaden veröffentlicht, mit dem sich Kommunen auf die Vertragsverhandlungen vorbereiten können. mehr...

JUWI: Windpark in Nordost-Baden-Württemberg übernommen

[26.03.2025] Der Projektentwickler JUWI hat einen Windpark in Nordost-Baden-Württemberg übernommen und plant ein umfassendes Repowering. mehr...

Windpark Gomadingen: Bau für Umspannwerk begonnen

[20.03.2025] Der Bau des Umspannwerks für den Windpark Gomadingen hat begonnen. Die Netzanbindung mit einer Leistung von 31 Megawatt soll bis Oktober 2025 fertiggestellt werden, sodass der Windpark im Sommer 2026 in Betrieb gehen kann. mehr...