Donnerstag, 31. Juli 2025

BSWZustimmung zum Solarpaket I

[17.08.2023] Das Bundeskabinett hat gestern das Solarpaket I beschlossen. Der BSW begrüßt das Paket: Es löst Wachstumsbremsen für die Solarstromnutzung und stellt die Weichen für einen anhaltenden Solarboom.

Der Bundesverband Solarwirtschaft (BSW) hat das gestern vom Bundeskabinett verabschiedete Solarpaket I begrüßt. Nach Einschätzung des Verbands löst das Paket die Wachstumsbremsen der Solarstromnutzung und stellt die Weichen für einen anhaltenden Solarboom. Der BSW setzt darauf, dass der Bundestag im Herbst 2023 den Abbau weiterer Marktbarrieren beschließt.
Im ersten Halbjahr 2023 seien nach Angaben der Bundesnetzagentur 64 Prozent mehr Photovoltaik-Leistung installiert worden als im Vorjahreszeitraum. Besonders stark boome die Nachfrage nach Solarstromanlagen derzeit bei Eigenheim-Solardächern (plus 135 Prozent) und Steckersolaranlagen (plus 990 Prozent). Besonders großen Nachholbedarf sieht der BSW bei der Solarisierung von Firmendächern und dem Ausbau von Solarparks. Um das Ziel zu erreichen, müsste sich das Wachstumstempo hier in den nächsten drei Jahren etwa verdreifachen.

Marktbarrieren verschwinden

Der BSW begrüßt daher, dass mit dem Gesetzespaket eine ganze Reihe von Marktbarrieren abgebaut werden können. Der Zugang zu Stromnetzen, geeigneten Solarparkstandorten und staatlicher Solarförderung werde dadurch künftig erleichtert und Planungsprozesse beschleunigt. Die Ampel-Koalition habe in den vergangenen Monaten durch einen frühzeitigen Praxistest und die Einbindung aller Interessengruppen zahlreiche Investitionshemmnisse in der Solartechnik identifiziert. Diese sollen nun mit dem Solarpaket I beseitigt werden.
Die Hälfte der Photovoltaikleistung soll nach dem Willen der Bundesregierung künftig auf Freiflächen installiert werden. Wegweisend sei in diesem Zusammenhang der in den letzten Wochen im Rahmen der Ressortabstimmung zum Solarpaket I zwischen den Bundesministerien für Wirtschaft, Landwirtschaft und Umwelt erzielte Kompromiss zur künftigen Flächennutzung.
Nach Einschätzung des BSW wird der geplante Bürokratieabbau dazu beitragen, dass die Nachfrage nach Solartechnik in Deutschland in den kommenden Jahren wachsen kann. Dies sei ein wichtiger Impuls für den Klimaschutz in Deutschland.
Nachbesserungen am vorliegenden Gesetzesentwurf durch den Bundestag erhofft sich der BSW bei der Höhe der Marktprämien für neue Gewerbedächer. Kostensteigerungen durch stark gestiegene Zinsen würden derzeit noch viele Unternehmen von PV-Investitionen abhalten. Auch der Einsatz von Speichern und Solarkomponenten aus europäischer Produktion müsse erleichtert werden, um die Resilienz der zukünftigen Energieversorgung zu erhöhen.

Zukünftige Erleichterungen

Positive Impulse für die Energiewende seien nach Einschätzung des Branchenverbandes unter anderem dadurch zu erwarten, dass Mieterinnen und Mieter durch Gemeinsame Gebäudeversorgung und Steckersolargeräte künftig stärker von preiswertem Solarstrom profitieren
Die Weitergabe von Solarstrom innerhalb eines Gebäudes an mehrere Stromverbraucher im Rahmen einer Gemeinsamen Gebäudeversorgung soll attraktiver werden. Dabei würden PV-Anlagenbetreiber nicht mehr zum Energieversorger, sondern könnten künftig Solarstrom an Mieter und Mitbewohner verkaufen, soweit er gerade verfügbar ist. Den darüber hinaus benötigten Strom könnten die Verbraucher von einem Anbieter ihrer Wahl beziehen. Mit der Gemeinsamen Gebäudeversorgung ließen sich die Potenziale für Prosuming und Sektorkopplung unter anderem in den rund sechs Millionen Mehrfamilienhäusern mit zwei bis sechs Wohneinheiten künftig leichter realisieren – ohne aufwändige Energieversorgerbürokratie und ohne die Installation teurer Messtechnik.
Durch das Solarpaket I dürfte auch das Potenzial für Steckersolaranlagen oder so genannte Balkonkraftwerke zumindest zahlenmäßig wachsen. Der Gesetzentwurf definiere Steckersolaranlagen als eigenständigen Anwendungsfall der Photovoltaik, grenze diese in Mieterhaushalten und bei Wohnungseigentümern immer beliebter werdenden solaren Kleinerzeuger rechtlich von der Installation größerer Solaranlagen ab und vereinfache ihre Nutzung und Anmeldung. Das Balkonkraftwerk soll künftig nur noch in einer Datenbank registriert werden müssen. Alte, nicht-digitale Stromzähler dürfen übergangsweise weiter verwendet werden, sie drehen sich dann einfach rückwärts, wenn Strom vom Balkon ins Netz eingespeist wird. Bisher durfte jeder mit einer kleinen Solaranlage 600 Watt Strom erzeugen – diese Grenze soll auf maximal 800 Watt angehoben werden.

Verbesserte Förderung

Die Ampelkoalition sei der Branchenempfehlung gefolgt, die Solarstadl-Regelung so zu aktualisieren, dass Landwirte ab 2012 errichtete Gebäude im Außenbereich zu verbesserten Förderkonditionen mit Photovoltaikanlagen nachrüsten können.
Neben weiteren Verbesserungen für solare Mieterstrommodelle sehe das Solarpaket Vereinfachungen beim Repowering von Solardächern und bei der Direktvermarktung von Solarstrom vor. Letztere blieben jedoch hinter den Erwartungen der Branche zurück.
Die derzeit im EEG verankerte starke Einschränkung der förderfähigen Solarparkstandorte erschwere zunehmend die Errichtung von Solarstromanlagen auf Freiflächen (PV-FFA). Dem will die Ampelkoalition auf Anregung des BSW nun durch eine erleichterte Nutzung landwirtschaftlicher Flächen in benachteiligten Gebieten entgegenwirken.
Diese sollen künftig grundsätzlich für PV-Freiflächenanlagen geöffnet werden. Die Bundesländer könnten die Nutzung durch Rechtsverordnung mittels einer Opt-Out-Regelung nur noch in einem Umfang einschränken, der die Zielerreichung beim PV-Ausbau nicht gefährdet. Die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen für die Solarstromerzeugung werde auf maximal 80 Gigawatt bis 2030 begrenzt (das entspricht etwa 0,5 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Deutschland).
Um die Effizienz der Flächennutzung weiter zu erhöhen, werde in den Ausschreibungen für PV-FFA ein eigenes Auktionssegment mit einem eigenen Höchstwert für spezielle Solaranlagen (Agri, Floating, Moor, Parkplatz) eingeführt. Damit könnten die konstruktionsbedingten Mehrkosten dieser PV-Anlagen zukünftig abgebildet werden, was bisher nur sehr eingeschränkt der Fall war.

Netzanschluss wird einfacher

Die Netzanbindung führe bisher regelmäßig zu Verzögerungen bei der Realisierung von Solaranlagen im privaten und gewerblichen Bereich, aber auch im PV-Kraftwerkssegment. Hier werde die Bundesregierung nun zumindest teilweise Abhilfe schaffen. Die bereits im EEG 2023 eingeführte Regelung eines vereinfachten Netzanschlusses für PV-Anlagen bis zu einer Leistung von 10,8 Kilowatt peak (kWp) soll auf PV-Anlagen bis 30 kWp ausgeweitet werden.
Falls sich der Netzbetreiber innerhalb von vier Wochen nicht zum Netzanschlussbegehren äußert, könnten die Anlagen damit in der Regel ans Netz angeschlossen werden.
Darüber hinaus sollen die bisher unverhältnismäßig strengen Regelungen für den Netzzugang gewerblicher PV-Anlagen im mittleren Leistungsbereich vereinfacht werden ( unter anderem Anhebung des Schwellenwertes für die Anlagenzertifizierung).
Für die Verlegung von Netzanschlusskabeln zwischen PV-Freiflächenanlagen und dem Netzanschlusspunkt soll künftig ein Wegenutzungsrecht gegen Entschädigung des Grundstückseigentümers eingeräumt werden, wie es bereits im Bereich der Telekommunikation oder beim Bau von Hochspannungsleitungen besteht.





Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik

Haushaltsentwurf 2026: Wenig Geld für klimaneutrale Energien

[31.07.2025] Der Haushaltsentwurf der Bundesregierung für das Jahr 2026 sieht zwar Rekordausgaben vor, doch nach Ansicht des Branchenverbands BDEW bleiben die Investitionen in ein klimaneutrales Energiesystem zu gering. BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae mahnt, den Klimatransformationsfonds ausschließlich für Zukunftsinvestitionen zu nutzen. mehr...

Bundesregierung: NIS2-Richtlinie beschlossen

[31.07.2025] Das Kabinett hat den Gesetzentwurf zur Umsetzung der NIS2-Richtlinie beschlossen. Damit gelten künftig für deutlich mehr Unternehmen als bisher gesetzliche Pflichten zur Stärkung der Cybersicherheit, zudem erhält das BSI neue Befugnisse für Aufsicht und Unterstützung. mehr...

bericht

NIS2-Richtlinie: Pflichtaufgabe für Stadtwerke

[31.07.2025] Die nationale Umsetzung der NIS2-Richtlinie kommt – und betrifft auch kleinere Stadtwerke. Sie müssen rechtzeitig prüfen, ob sie betroffen sind. Ansonsten drohen Zeitdruck, hohe Kosten und sogar Bußgelder. mehr...

Biogasrat+: Kritik an Referentenentwurf

[22.07.2025] Der Biogasrat+ kritisiert den Referentenentwurf zur Weiterentwicklung der Treibhausgasminderungsquote als klimapolitisch und wirtschaftlich unzureichend. Besonders die geplante Abschaffung der Doppelanrechnung fortschrittlicher Biokraftstoffe ab 2026 gefährde Investitionen und Erzeugungskapazitäten im Mittelstand. mehr...

Kommunen sollten bei der Wärmeplanung nicht mit Wasserstoff rechnen.

BDEW: Klare Finanzierung für Wasserstoffhochlauf

[14.07.2025] Das Bundeswirtschaftsministerium möchte den Ausbau von Wasserstoff schneller vorantreiben. Der Branchenverband BDEW begrüßt zwar den Gesetzentwurf, warnt aber zugleich vor Kürzungen der Mittel im Bundeshaushalt. Für Investitionen seien verlässliche Zusagen nötig. mehr...

Gesetzgebung: Beschleunigung für Wasserstoffprojekte

[14.07.2025] Der Entwurf des Wasserstoffbeschleunigungsgesetzes liegt vor. Stellungnahmen dazu können bis zum 28. Juli 2025 eingereicht werden. mehr...

BWE: Bundestag verabschiedet Richtlinie

[14.07.2025] Der Bundestag hat am 10. Juli 2025 die vollständige nationale Umsetzung der EU‑Richtlinie RED III für die Windenergie an Land verabschiedet. Der Bundesverband WindEnergie (BWE) begrüßt die Schließung einer wichtigen Regelungslücke, kritisiert jedoch, dass das neue Gesetz hinter den europarechtlichen Möglichkeiten zur Genehmigungsbeschleunigung zurückbleibt. mehr...

Thüga: Studie warnt vor Kosten der Kraftwerksreserve

[11.07.2025] Ein staatlicher Eingriff in den Strommarkt könnte die Preise in die Höhe treiben. Eine neue Studie rechnet mit bis zu neun Prozent höheren Kosten und kritisiert die geplanten Maßnahmen der Bundesregierung. mehr...

Prognos-Studie: Die Fernwärmeversorger müssen bis 2030 insgesamt 43

Kommunale Wärmeplanung: Verbände fordern klare Regeln

[10.07.2025] Große Städte in Deutschland müssen bis Mitte 2026 ihre Wärmeplanung abschließen. Das fordert das Gesetz. Doch für die Umsetzung braucht es laut Branchenverbänden mehr Geld, weniger Bürokratie und faire Regeln. Sonst bleiben die Pläne ohne Wirkung. mehr...

Bremen: Vertiefte Energiepartnerschaft mit EWE

[03.07.2025] Die Stadt Bremen und der Energieversorger EWE haben eine engere Zusammenarbeit bei der Energie- und Wärmewende vereinbart. Eine entsprechende Absichtserklärung wurde jetzt unterzeichnet. Ziel ist eine sichere, klimaneutrale und bezahlbare Energieversorgung für die Region. mehr...

LENA: Veranstaltung zu Bürgerenergieprojekten

[23.06.2025] Bei einer Informationsveranstaltung in Rochau diskutierten über 50 Kommunalvertreter aus Sachsen-Anhalt die Chancen und Herausforderungen von Bürgerenergieprojekten. Besonders im Fokus stand die Frage, wie durch lokale Beteiligung und neue Leitlinien mehr Wertschöpfung vor Ort entstehen kann. mehr...

VSHEW: Kieler Wärmegipfel

[18.06.2025] Stadtwerke aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen treiben die Wärmewende voran. Beim Kieler Wärmegipfel des Verbands der Schleswig-Holsteinischen Energie- und Wasserwirtschaft zeigten sie, wie unterschiedlich lokale Lösungen aussehen können – und wo die Politik nachbessern soll. Schleswig-Holsteins Energieminister Tobias Goldschmidt sicherte Unterstützung zu. mehr...

LichtBlick: Millerntor-Stadion erhält PV-Anlage in Regenbogenfarben

[04.06.2025] FC St. Pauli und LichtBlick errichten auf dem Millerntor-Stadion die weltweit erste Solaranlage in Regenbogenfarben. Das Projekt verbindet erneuerbare Energie mit einer klaren Botschaft für Vielfalt und gesellschaftliche Offenheit. mehr...

interview

Interview: Die Politik muss schnell handeln

[02.06.2025] Kerstin Andreae spricht im stadt+werk-Interview über die Erwartungen der Branche an die neue Bundesregierung. Resilienz und Nachhaltigkeit seien wichtige Gründe, die Energiewende weiter voranzutreiben, sagt die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. mehr...

Wärmewende: Verbände fordern klare Regeln

[22.05.2025] Dreizehn Branchenverbände wenden sich mit einem Appell an die Bundesregierung. Sie verlangen Planungssicherheit, verlässliche Förderung und ein verständliches Gebäudeenergiegesetz. mehr...