NorderstedtStadtwerke nutzen Abwärme von Rechenzentrum

Die Wärmepumpen des Typs AquaForce 61XWH-ZE10 liefern bei voller Serverauslastung bis zu 1.800 Kilowatt Heizleistung.
(Bildquelle: Carrier Klimatechnik GmbH)
Die Stadtwerke Norderstedt haben jetzt ein Rechenzentrum auf ihrem Betriebsgelände in die kommunale Fernwärmeversorgung eingebunden. Wie das Unternehmen Carrier mitteilt, wird dies durch zwei Hochtemperatur-Wärmepumpen möglich, die die beim Betrieb der Server entstehende Abwärme nutzbar machen. Seit der Inbetriebnahme im April 2024 wurden bereits 6,8 Millionen Kilowattstunden Wärme ins Fernwärmenetz eingespeist – das entspricht dem Jahresbedarf von etwa 350 Vier-Personen-Haushalten. Laut Stadtwerke ergibt sich daraus eine jährliche CO₂-Einsparung von mindestens 3.800 Tonnen.
Das Projekt ist Teil einer langfristigen Dekarbonisierungsstrategie, mit der die viertgrößte Stadt Schleswig-Holsteins ihre Wärmeversorgung bis spätestens 2040 klimaneutral gestalten will. Schon seit den 1980er-Jahren betreibt Norderstedt ein Fernwärmenetz, das nun sukzessive auf emissionsfreie Wärmequellen umgestellt wird. Die Nutzung industrieller Abwärme gilt dabei als zentrale Maßnahme der kommunalen Wärmeplanung, die angesichts bundesweiter Klimaziele zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Überbrückung der Temperaturdifferenz
Das Rechenzentrum der Stadtwerke ist direkt über dem Fernwärmenetz angesiedelt – eine Voraussetzung, die die Umnutzung der bisher ungenutzten Abwärme technisch erleichtert hat. Die Herausforderung bestand darin, die große Temperaturdifferenz zwischen der Kühlung des Rechenzentrums (13 Grad Celsius) und dem Temperaturniveau des Fernwärmenetzes (81 Grad Celsius) zu überbrücken. Zum Einsatz kommen zwei Wärmepumpen des Typs AquaForce 61XWH-ZE10 von Carrier Klimatechnik. Diese arbeiten mit dem Kältemittel R-1234ze, das ein sehr geringes Treibhauspotenzial (GWP 1,37) aufweist, und liefern bei voller Serverauslastung bis zu 1.800 Kilowatt Heizleistung.
Die doppelte Funktion der Wärmepumpen – Kältebereitstellung und Wärmeerzeugung – führt zu einer verbesserten Energieeffizienz. Ein zusätzlich installierter Umluftkühler stabilisiert die Raumtemperatur und erhöht die nutzbare Abwärmemenge. Perspektivisch kann durch die neue Technik eine maximale Wärmeleistung von 1,8 Megawatt aus dem Rechenzentrumsbetrieb gewonnen werden.
Wärmepumpen ersetzen Erdgas
Das Projekt wurde von dem Unternehmen FC-Planung aus Hamburg geplant und gemeinsam mit Kraftanlagen Energies & Services umgesetzt. Die Wärmepumpen ersetzen dabei teilweise die bisherige Erdgasnutzung im Fernwärmenetz. Neben dem positiven Klimaeffekt ermöglicht das System auch wirtschaftliche Vorteile: Die Stadtwerke rechnen mit einer schnellen Amortisation der Investitionskosten – abhängig von Energiepreisen, Auslastung und Effizienz der Anlage.
Die Stadt Norderstedt plant bereits weitere Vorhaben zur intelligenten Sektorenkopplung. Neben einem weiteren Rechenzentrum sollen auch bestehende BHKW-Standorte um zusätzliche Wärmepumpentechnologie ergänzt werden. Dabei werden unterschiedliche Wärmequellen erschlossen, darunter Außenluft, Abgase und Niedertemperaturpotenziale innerhalb der bestehenden Technik.
Carrier-Vertreter Reiner Nattefort sieht in der Abwärmenutzung ein großes Potenzial für die kommunale Wärmewende: „Norderstedt kann vielen Kommunen als Vorbild dienen, bereits vorhandene Wärmequellen in die Wärmeplanung einzubeziehen.“ Auch Robert Roß von den Stadtwerken betont den Modellcharakter: „Das Projekt spart Kosten, vermeidet Ressourcenverschwendung und reduziert Emissionen deutlich.“
Nordrhein-Westfalen: Leitfaden für die Wärmeplanung
[02.06.2025] Mit einem neuen Praxisleitfaden unterstützt Nordrhein-Westfalen Städte und Gemeinden bei der Wärmeplanung. Das Online-Tool „Wärmeplan.Check“ soll Kommunen dabei helfen, die Qualität ihrer Planung laufend zu prüfen. mehr...
Köln: Erste Ergebnisse der Wärmeplanung
[02.06.2025] Die Stadt Köln hat Daten zur aktuellen Wärmeversorgung veröffentlicht. Sie zeigen Einsparpotenziale und mögliche künftige Energiequellen. mehr...
Konstanz: Regionaler Wärmeverbund nimmt nächste Etappe
[28.05.2025] Der erste kommunale Wärmeverbund in Konstanz nimmt konkrete Formen an: Der Gemeinderat hat der Gründung einer Projektgesellschaft durch die Stadtwerke Konstanz und Iqony Energies zugestimmt. mehr...
Magdeburg: Beteiligung an kommunaler Wärmeplanung
[27.05.2025] Magdeburg öffnet den nächsten Beteiligungsschritt zur kommunalen Wärmeplanung: Bis zum 18. Juni können Bürgerinnen und Bürger online Stellung zum aktuellen Planungsentwurf nehmen. Die Stadt will ihre Wärmeversorgung bis spätestens 2045 klimaneutral und bezahlbar gestalten. mehr...
Unna: Ergebnisse der Wärmeplanung vorgestellt
[23.05.2025] Die Stadt Unna hat die Ergebnisse ihrer kommunalen Wärmeplanung vorgestellt. Ziel ist eine klimaneutrale und bezahlbare Wärmeversorgung – mit einem Mix aus Wärmenetzen und Wärmepumpen je nach Gebiet. mehr...
Green Planet Energy: Studie zu Wärmepumpen und E-Autos
[19.05.2025] Eine neue Studie zeigt: Wärmepumpen und Elektroautos können gezielt dann Strom verbrauchen, wenn er besonders günstig und klimafreundlich ist. Dadurch sinken nicht nur Kosten und CO₂-Emissionen, sondern auch der Bedarf an fossiler Reservekraft. mehr...
Stadtwerke Flensburg: Plan zur Wärmeversorgung vorgestellt
[07.05.2025] Die Stadtwerke Flensburg haben dem schleswig-holsteinischen Energieminister Tobias Goldschmidt ihren Plan zur klimaneutralen Fernwärme bis 2035 vorgestellt. Das zentrale Heizkraftwerk der Stadt soll durch Großwärmepumpen, Wasserstoff und Biomasse dekarbonisiert werden. mehr...
SAENA: Webinar zur Bürgerbeteiligung bei der kommunalen Wärmeplanung
[07.05.2025] Ein Online-Workshop der Sächsischen Energieagentur thematisiert am 21. Mai 2025 die Rolle der Bürgerbeteiligung in der kommunalen Wärmeplanung. Kommunale Vertreter erhalten praxisnahe Impulse, wie Transparenz und frühe Einbindung die Akzeptanz geplanter Maßnahmen erhöhen können. mehr...
Thüringen: Wärmekataster für Kommunen
[29.04.2025] Thüringer Kommunen können ihre Wärmeplanung künftig einfacher gestalten. Ein neues Wärmekataster liefert digitale Daten über Gebäude und Wärmebedarf. Energieminister Tilo Kummer verspricht weniger Aufwand und geringere Kosten. mehr...
Bürgerbeteiligungsreport: Wärmewende als Belastung
[22.04.2025] Die Wärmewende sorgt bei vielen Menschen für Unsicherheit. Das zeigt eine neue Studie des Steinbeis-Instituts. Viele Bürger fürchten hohe Kosten und mangelnde Beteiligung. mehr...
DStGB/PD: Praxisleitfaden für kommunale Wärmeplanung
[11.04.2025] Ein neuer Praxisleitfaden soll Städte und Gemeinden bei der kommunalen Wärmeplanung unterstützen. Entwickelt wurde er aus den Erfahrungen von zehn Kommunen, die bereits erste Schritte in Richtung Wärmewende gegangen sind. mehr...
rhenag: Eisspeicherprojekt in Rommerskirchen-Widdeshoven
[09.04.2025] Im nordrhein-westfälischen Rommerskirchen-Widdeshoven hat rhenag Energie ein innovatives Eisspeicherprojekt gestartet, das ein ganzes Neubaugebiet mit klimaneutraler Wärme versorgen soll. mehr...
Scharbeutz: Konzept für Wärmeplanung zugestimmt
[09.04.2025] Die Gemeinde Scharbeutz hat den von Green Planet Energy entwickelten Wärmeplan beschlossen und sich damit frühzeitig zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung bekannt. mehr...
NTT DATA: Wärmekonzept für Berlin-Spandau
[07.04.2025] Ein neues Wärmekonzept in Berlin-Spandau nutzt die Abwärme eines Bestandsrechenzentrums von NTT DATA zur Versorgung des Neubaugebiets Das Neue Gartenfeld. Quartierswerk Gartenfeld setzt dabei auf eine nachhaltige Lösung, die CO2-freie Wärme für mehr als 10.000 Menschen bereitstellt. mehr...