Sonntag, 15. Juni 2025

InterviewAusdauer ist gefragt

[16.09.2019] Für eine Windkraftanlage genügte früher noch ein einfacher Bauantrag. Warum die Antragsunterlagen heute Dutzende von Aktenordnern füllen, erklärt Bernhard Bögelein vom Projektentwickler juwi.
Bernhard Bögelein

Bernhard Bögelein

(Bildquelle: juwi)

Herr Bögelein, im thüringischen Mohlis baut die juwi-Gruppe derzeit ihr tausendstes Windrad. Was waren die größten Herausforderungen in der Planungsphase?

Bei diesem Projekt war es nicht zuletzt der sieben Kilometer entfernte Bundeswehrstandort in Gleina, der uns gefordert hat. Die dortige Radaranlage hat uns viel Kopfzerbrechen bereitet. Als Träger öffentlicher Belange hatte die Bundeswehr Vetorecht bei den Planungen.

Wie konnten Sie das Projekt dennoch retten?

Wir konnten in Zusammenarbeit mit dem Flug- und Rüstungskonzern EADS als Gutachter nachweisen, dass die Radaranlage durch unsere vier Anlagen nicht gestört wird. Das war extrem aufwendig. Der Anlagentyp wurde deshalb so gewählt, dass Turm und Gondel besonders schlank sind und wenig Störpotenzial bieten. Vor allem aber wurden die Anlagenstandorte in einem monatelangen Trial-and-Error-Prozess auf den Planungskarten immer wieder verschoben – solange bis Gutachter und Bundeswehr grünes Licht gaben.

„Der Berg an Themen wird immer höher.”
Welche weiteren Aspekte sind heute für eine Genehmigung zu berücksichtigen?

Eine zentrale Rolle bei fast jedem Projekt spielt der Artenschutz. In gut einem Kilometer Entfernung zu den Anlagenstandorten wurden im Laufe der Voruntersuchungen Horste von Rot- und Schwarzmilan gesichtet. Im Zuge des Genehmigungsverfahrens haben wir deshalb Maßnahmen zum Schutz der Greifvögel entwickelt – darunter ein Mahdkonzept, das dafür sorgt, dass die Anlagen abgeschaltet werden, wenn erhöhte Kollisionsgefahr besteht.

Ist der Aufwand für eine Genehmigung größer geworden?

In den Anfangsjahren der Windenergie war noch ein einfacher Bauantrag ausreichend, heute füllen die Antragsunterlagen Dutzende von Aktenordnern. Unser Antrag auf immissionsschutzrechtliche Genehmigung für Mohlis war ein Großauftrag für die Druckerei: 72 Aktenordner haben wir beim zuständigen Landratsamt eingereicht. 16 Einzelgutachten zu allen möglichen Themen waren notwendig: vom üblichen Turbulenzgutachten bis zu eher außergewöhnlichen Dokumenten wie dem bereits erwähnten Mahdgutachten – und das alles, obwohl der Standort im Entwurf des Regionalplans enthalten war.

Können die Genehmigungsbehörden diesen Umfang zeitlich und fachlich angemessen bearbeiten?

Das ist tatsächlich auch für die Genehmigungsbehörden eine Herausforderung. Deshalb empfehlen wir den zuständigen Behörden eine externe Begleitung, welche bei den formellen Anforderungen eines Verfahrens unterstützt. Das hat sich auch wirklich bewährt. Der Berg an Themen, die für die Genehmigung einer Windenergieanlage abgearbeitet werden müssen, ist immer höher geworden. Ohne Ausdauer und tiefes Fachwissen ist die Entwicklung eines Windenergieprojekts heute nicht mehr möglich – das gilt sowohl für den Projektentwickler als auch für die Genehmigungsbehörde und ihre Fachleute.

Interview: Alexander Schaeff

Bögelein, BernhardBernhard Bögelein ist seit dem Jahr 2004 als Leiter der Abteilung Genehmigungsplanung beim Projektentwickler juwi unter anderem für die Planung und Entwicklung von Windenergieanlagen zuständig. Er studierte Politische Wissenschaft, Geografie und Öffentliches Recht an der TU Darmstadt und der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.

Stichwörter: Windenergie, juwi,


Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Windenergie

Recharge Wind Power Summit: Neues Event für die Windenergiebranche

[10.06.2025] Die internationale Windenergiebranche erhält mit dem Recharge Wind Power Summit 2025 ein neues Event. Am 27. November trifft sich die Branche in Hamburg, um über Herausforderungen, Innovationen und Zukunftsperspektiven zu diskutieren. mehr...

Stadtwerke Münster: Auf Kurs bei Windkraftausbau

[05.06.2025] Die Stadtwerke Münster haben drei neue Windenergieanlagen im Kreis Borken ans Netz gebracht. Weitere Anlagen sind genehmigt. Bürgerinnen und Bürger vor Ort können sich finanziell beteiligen. mehr...

Kreis Gemersheim: Inbetriebnahme von neuer Windkraftanlage

[03.06.2025] Mit der Inbetriebnahme einer neuen Windkraftanlage vom Typ Vestas V162 am Standort Gollenberg erweitert JUWI den Bestand an Windenergieanlagen im Landkreis Germersheim. Die 5,6-Megawatt-Anlage versorgt rechnerisch rund 5.000 Haushalte mit klimafreundlichem Strom. mehr...

RheinEnergie: Repowering des Windparks Coppanz abgeschlossen

[26.05.2025] Der Windpark Coppanz in Thüringen wurde umfassend modernisiert und liefert nun mehr als dreimal so viel Strom wie zuvor. Durch das Repowering steigt die Jahresproduktion auf 39 Millionen Kilowattstunden – genug für rund 11.500 Haushalte. mehr...

Trianel/VEW: Unternehmen für Windkraftausbau gegründet

[22.05.2025] Trianel Wind und Solar und VEW haben ein gemeinsames Unternehmen gegründet, um in Nordhessen einen Windpark mit zehn Anlagen zu realisieren. Ziel der Kooperation ist es, regionale Energiewendeprojekte effizient umzusetzen und gleichzeitig kommunale Wertschöpfung zu stärken. mehr...

Offshore Windenergie: Warnung vor aktuellem Ausschreibungsmodell

[21.05.2025] Eine neue Studie warnt vor gravierenden Risiken des aktuellen Ausschreibungsmodells für Offshore-Windenergie in Deutschland. Die Stiftung Offshore Windenergie fordert eine Kurskorrektur der kommenden Bundesregierung, um langfristige Schäden für Strompreise, Investitionen und die Energiewende abzuwenden. mehr...

enercity: Windkraft aus der Vulkaneifel

[20.05.2025] Die Windenergieanlagen von enercity in der Vulkaneifel erzeugen nicht nur grünen Strom für rund 3.500 Haushalte, sondern bringen auch direkte finanzielle Vorteile für die beteiligten Gemeinden. Zusätzlich sorgen begleitende Ausgleichsmaßnahmen für eine ökologische Aufwertung der betroffenen Flächen. mehr...

enercity: Genehmigungsverfahren für Windpark eingeleitet

[13.05.2025] enercity hat die Einleitung des Genehmigungsverfahrens für den geplanten Windpark in der Wedemark bekannt gegeben. 34 Windkraftanlagen sollen dort ab 2027 grünen Strom für über 140.000 Haushalte liefern und jährlich rund 130.000 Tonnen CO₂ einsparen. mehr...

RWE: Repowering von Windpark abgeschlossen

[28.04.2025] RWE hat das Repowering des Windparks Krusemark-Ellingen in Sachsen-Anhalt abgeschlossen und die installierte Leistung von 15,7 auf 19,8 Megawatt gesteigert. mehr...

Prüm: Windpark erhält Förderungszuschlag

[23.04.2025] Der geplante Windpark Schneifelhöhe bei Prüm hat von der Bundesnetzagentur den Zuschlag für die Förderung erhalten. Damit ist ein zentraler Schritt für die Umsetzung des Projekts erreicht, das 2026 ans Netz gehen soll. mehr...

Trianel: Bauarbeiten für Windpark gestartet

[23.04.2025] Im Hochsauerlandkreis haben die Bauarbeiten für den Trianel Windpark Sundern begonnen – das größte kommunale Windenergieprojekt in Nordrhein-Westfalen. Mit zwölf Anlagen und 67 Megawatt Leistung soll der Park ab Ende 2026 jährlich rund 55.000 Haushalte mit grünem Strom versorgen. mehr...

Windkraft: Rekord bei Genehmigungen

[17.04.2025] Im ersten Quartal 2025 wurde so viel neue Windkraft-Leistung genehmigt wie nie zuvor in einem Frühjahr. Auch der Ausbau legte kräftig zu. Das zeigt eine aktuelle Analyse der Fachagentur Wind und Solar. mehr...

Nordrhein-Westfalen: Wegweiser für Kommunen

[31.03.2025] Das Bürgerenergiegesetz NRW verpflichtet Projektierer, Kommunen und Bürger an neuen Windenergieprojekten finanziell zu beteiligen. NRW.Energy4Climate hat jetzt einen Leitfaden veröffentlicht, mit dem sich Kommunen auf die Vertragsverhandlungen vorbereiten können. mehr...

JUWI: Windpark in Nordost-Baden-Württemberg übernommen

[26.03.2025] Der Projektentwickler JUWI hat einen Windpark in Nordost-Baden-Württemberg übernommen und plant ein umfassendes Repowering. mehr...

Windpark Gomadingen: Bau für Umspannwerk begonnen

[20.03.2025] Der Bau des Umspannwerks für den Windpark Gomadingen hat begonnen. Die Netzanbindung mit einer Leistung von 31 Megawatt soll bis Oktober 2025 fertiggestellt werden, sodass der Windpark im Sommer 2026 in Betrieb gehen kann. mehr...