Baden-WürttembergBW muss beim Klimaschutz zulegen

Baden-Württemberg muss auch den Ausbau Erneuerbarer Energien beschleunigen, so ein Ergebnis der Studie der Plattform EE BW.
(Bildquelle: Vaclav Volrab/123rf.com)
Baden-Württemberg muss seine Treibhausgasemissionen deutlich stärker reduzieren als bislang vorgesehen. Nur so kann das Land seinen Beitrag zu den Pariser Klimaschutzbeschlüssen leisten. Das zeigt eine am 11. Mai 2020 veröffentlichte Studie im Auftrag der Plattform Erneuerbare Energien Baden-Württemberg (EE BW). Um die Ziele zu erreichen, sei vor allem ein beschleunigter Ausbau von Wind- und Solarenergie und anderen erneuerbaren Energien erforderlich. Die Untersuchung empfiehlt im Ausbauszenario BW PLUS einen Zubau von 13 Gigawatt installierter Ökostromleistung auf insgesamt 22 Gigawatt bis 2030, teilt die Dachorganisation für Verbände, Unternehmen und Forschungsinstitute aus der Erneuerbare-Energien-Branche in Baden-Württemberg mit. Damit könne der Anteil erneuerbaren Stroms auf 70 Prozent steigen. Im Wärmesektor soll der Anteil Erneuerbarer von 17 auf 27 Prozent zulegen. Möglich sei ein solcher Umbau der Energieversorgung für Privathaushalte, Unternehmen und Kommunen durchaus. Die Plattform EE BW erwarte dadurch auch positive Konjunktureffekte in der Corona-Krise. Erforderlich dafür seien jedoch angepasste Rahmenbedingungen auf allen politischen Ebenen. So brauche es etwa eine Photovoltaikpflicht zumindest im Neubau sowie beschleunigte Genehmigungsverfahren.
Verschiedene Ausbaupfade
Die von Joachim Nitsch erstellte Studie „Ausbau der erneuerbaren Energien für eine wirksame Klimapolitik in Baden-Württemberg“ zeigt an Hand von vier Szenarien, zu welchem Ergebnis verschiedene Ausbaupfade erneuerbarer Energien kommen und ob sie zu der notwendigen Reduktion von Treibhausgasen bis zum Jahr 2030 beziehungsweise 2050 führen. Der Fokus liegt dabei auf der Strom- und Wärmeerzeugung, mit einem kurzen Exkurs zum Mobilitätsbereich. Die vier Szenarien bauen aufeinander auf: Das erste entspricht dem Ziel der Landesregierung, die Treibhausgasemissionen bis 2030 um 42 Prozent zu senken (Szenario ZIEL BW). Das zweite ergänzt es um den auf Bundesebene beschlossenen Kohleausstieg (Szenario KOHLE 38). Das dritte setzt auf verstärkten EE-Ausbau und geht von einem auf 2030 vorgezogenen Kohleausstieg aus (Szenario BW PLUS) und das vierte baut erhöhte Effizienzmaßnahmen und Verbrauchssenkungen in allen Sektoren ein (Szenario ZIEL PARIS).
Unternehmerische Perspektivel
In die Studie sind auch Einschätzungen der Plattform EE BW und ihrer Mitgliedsverbände eingeflossen, informiert die Dachorganisation. Der wissenschaftlichen Grundlage sei so eine unternehmerische Perspektive hinzugefügt worden, unter anderem was die Machbarkeit angeht. „Das in der Studie beschriebene Ausbauszenario BW PLUS zeigt den notwendigen Handlungsbedarf für den Ausbau der Erneuerbaren Energien in den nächsten Jahren als Mindestmaß für echten Klimaschutz”, sagt Jörg Dürr-Pucher, Vorsitzender der Plattform EE BW. Es entspricht einer Halbierung der Treibhausgasemissionen Baden-Württembergs von 1990 bis 2030 und hält damit die Tür offen für die Erreichung des Pariser Klimaziels, so der Bericht der Plattform EE BW. In Baden-Württemberg seien bislang nur 42 Prozent Reduktion vorgesehen.
Die Landesregierung habe mit der Fortschreibung des Klimaschutzgesetzes den richtigen Weg eingeschlagen. Jedoch sei das Ziel zu bescheiden und damit kein ausreichender Beitrag zum Pariser Klimaschutzabkommen. „Baden-Württemberg muss den Ausstoß von Treibhausgasen schneller reduzieren als bislang, eine Versechsfachung der jährlichen Reduktionsrate ist das Mindestmaß für wirksamen Klimaschutz. Ein ambitionierter Ausbau erneuerbarer Energien ist dafür unabdingbar”, erklärt Dürr-Pucher.
Lokale Wertschöpfung
Die Unternehmen der Erneuerbaren-Branchen könnten und wollten einen solchen verstärkten Ausbau umsetzen, informiert die Plattform EE BW. Wie dieser konkret aussehen kann, werde in der veröffentlichten Studie skizziert. Eine solche Stimulierung des Erneuerbaren-Ausbaus bedeute mehr lokale Wertschöpfung und die Schaffung neuer Arbeitsplätze und könne dabei helfen, die ökonomischen Auswirkungen der Corona-Krise abzumildern. Verstärkte Investitionen in eine zukunftsfähige Energieinfrastruktur müssten Teil eines nachhaltigen Konjunkturpaketes sein.
„Das Szenario BW PLUS zeigt, dass durchschnittliche Zubauraten für Photovoltaik von 870 Megawatt installierte Leistung pro Jahr beziehungsweise für Windenergie von 325 Megawatt pro Jahr bis 2030 notwendig sind, um beim Klimaschutz voranzukommen“, berichtet Plattform-EE-Geschäftsführer Franz Pöter. „Damit liegen sie höher als in den letzten zwei Jahren, zugleich aber weit hinter den jeweiligen Spitzenwerten zurückliegender Jahre.“ Statt des bislang stark schwankenden Zubaus muss es jetzt eine Verstetigung und Stabilisierung des Marktes geben, heißt es vonseiten der Plattform EE BW. Auch bei den anteilig kleineren Erneuerbaren gelte es noch Potenziale zu heben, zum Beispiel bei der Wasserkraft durch Modernisierung alter Anlagen und Nutzung bereits bestehender Querverbauungen wie Wehre für die Wasserkraft. Insgesamt könnten so im Jahr 2030 22 Gigawatt erneuerbare Energien im Stromsektor installiert sein. Der Naturschutz und die Beteiligung der (lokalen) Bevölkerung müssten und könnten dabei angemessen berücksichtigt werden.
Umgestaltung des Wärmesektors
Für einen erfolgreichen Klimaschutz sei auch die Umgestaltung des Wärmesektors essenziell: 2018 stammte knapp die Hälfte der Treibhausgas-Emissionen Baden-Württembergs aus diesem Bereich. Als Grundlage nennt die Studie den Ausbau von Wärmenetzen, deren Anteil an der Wärmebereitstellung sich im Ausbauszenario BW PLUS von jetzt 15 auf 30 Prozent im Jahr 2030 verdoppelt. Der Neubau von bis zu zehn neuen Geothermieanlagen ist darin ebenso vorgesehen, wie eine leichte Steigerung der Wärmeerzeugung durch Biomasse. Dafür kommen laut Studie bislang ungenutzte Holzpotenziale sowie eine stärkere Gülle- und Mistvergärung in Frage. Im Bereich der Solarthermie verdopple sich die Kollektorfläche auf neun Millionen Quadratmeter, darunter vermehrt große Freiflächenanlagen, die in Wärmenetze einspeisen. Wo es keine netzgebundenen Alternativen gebe, kämen Wärmepumpen zum Einsatz, mit einem verstetigten Zubau von wie heute 25.000 Stück pro Jahr. Zusammen mit einer sinkenden Gesamtnachfrage nach Wärme (minus 20 Prozent bis 2030) durch Effizienzmaßnahmen könnte der Südwesten demnach den Anteil erneuerbarer Energien auf 27 Prozent des Wärmeverbrauchs steigern.
Genehmigungsverfahren beschleunigen
Um die Ausbaupfade zu erreichen, fordert die Plattform EE BW auf landes- wie bundespolitischer Ebene eine Reihe von Änderungen. „Wir müssen Genehmigungsverfahren beschleunigen und vereinheitlichen, um Realisierungszeiträume für EE-Projekte wieder zu verkürzen. Außerdem müssen bestehende Ausbaugrenzen und Degressionsmechanismen im Rahmen der anstehenden EEG-Novelle beseitigt werden“, sagt Pöter. „Auch eine Solardachpflicht lohnt sich für das Klima – und die Hauseigentümer.“ Darüber hinaus bedarf die Ausschöpfung noch vorhandener Potenziale insbesondere in der Biomasse und Wasserkraft einer expliziten Unterstützung durch die Politik, heißt es von der Dachorganisation.
Das bereits angekündigte Instrument der Wärmeleitplanung sollte demnach für alle Kommunen verpflichtend sein, um so auch den Bau von Wärmenetzen voranzubringen und damit größere Projekte zum Beispiel der Geothermie oder der Solarthermie zu ermöglichen. Eine echte Sektorkopplung zwischen Strom, Wärme und Mobilität, die zum Beispiel durch den Aufbau von Produktionskapazitäten für grünen Wasserstoff auf den Weg gebracht werden kann, und ein angemessener CO2-Preis würden den weiteren Rahmen für einen ambitionierten Ausbau erneuerbarer Energien in Baden-Württemberg bilden.
Zur Studie „Ausbau der erneuerbaren Energien für eine wirksame Klimapolitik in Baden-Württemberg“
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