Montag, 27. Oktober 2025

Energiewende 2016Denkfabrik zieht gemischte Bilanz

[11.01.2017] Die Jahresauswertung zur Energiewende von der Denkfabrik Agora zeigt, dass die erneuerbaren Energien zulegen, während Kohleverstromung und Stromverbrauch sinken. Das Tempo reiche jedoch nicht aus, um die Klima- und Effizienzziele 2020 zu erreichen.
Der Foliensatz von Agora fasst die Kernpunkte des Stromjahrs 2016 zusammen.

Der Foliensatz von Agora fasst die Kernpunkte des Stromjahrs 2016 zusammen.

(Bildquelle: Agora Energiewende)

Der Think Tank Agora Energiewende zieht eine gemischte Bilanz der Energiewende 2016. Eine Jahresauswertung zeigt, dass trotz eines Anstiegs der erneuerbaren Energien und eines Rückgangs von Kohlevertromung und Energieverbrauch die Klima- und Effizienzziele 2020 nicht erreicht werden. Schlüsselt man zunächst die guten Nachrichten auf, dann ist das Stromsystem das dritte Jahr in Folge klimafreundlicher geworden, Gaskraftwerke konnten sich von Kohlekraftwerken Marktanteile zurückerobern, der Atomausstieg verlief nach Plan, Erneuerbare-Energien-Anlagen lieferten so viel Strom wie nie zuvor, der Stromverbrauch sank und die Zustimmung der Bevölkerung zur Energiewende ist auf sehr hohem Niveau weiterhin gewachsen. Dem gegenüber steht, dass die Gesamt-Klimagasemissionen Deutschlands abermals gestiegen sind, die Strompreise für Haushalte 2017 erstmals die Marke von 30 Cent pro Kilowattstunde überspringen werden, und die Fortschritte so langsam erfolgen, dass die für 2020 gesetzten Ziele für Klimaschutz und Effizienz nur noch mit einer großen zusätzlichen Kraftanstrengung zu erreichen sind. In Zahlen ausgedrückt: Der Ökostromanteil wuchs im Jahr 2016 um 0,8 Prozentpunkte auf 32,3 Prozent, Erdgaskraftwerke legten um gut ein Viertel auf 12,1 Prozent am Erzeugungsmix zu und lieferten damit fast so viel Strom wie Kernkraftwerke (13,1 Prozent). Deren Erzeugung habe sich seit 2000 annähernd halbiert. Der Anteil von Braunkohle an der Stromerzeugung ist um -0,8 Prozentpunkte auf 23,1 Prozent gesunken, der Anteil der Steinkohle verminderte sich um 1,2 Prozentpunkte auf 17 Prozent. „Wenn man den Rückgang der Kohleverstromung in 2016 in der Zukunft so fortsetzen würde, so würde ungefähr Anfang 2038 das letzte Kohlekraftwerk vom Netz gehen“, sagt Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende. Dies entspreche dem von Agora vorgeschlagenen Kohlekonsens-Pfad. Die CO2-Emissionen des Stromsystems waren 2016 leicht rückläufig (-1,6 Prozentpunkte gegenüber 2015) und lagen bei 306 Millionen Tonnen. Demgegenüber seien die Gesamt-Treibhausgasemissionen Deutschlands von 908 auf 916 Millionen Tonnen um 0,9 Prozent gestiegen. „Die Energiewende ist nicht nur eine Sache des Stromsektors – jetzt müssen auch Industrie, Wärme und Verkehr ihre Klimaschutzbeiträge liefern“, so Graichen. Der Stromverbrauch ging 2016 leicht um 2,4 Terawattstunden auf 592,7 Terawattstunden zurück. Um das Effizienzziel 2020 der Bundesregierung zu erreichen, müssten laut Agora Energiewende aber 9 Terawattstunden pro Jahr eingespart werden. „Deutschland wird zwar immer effizienter im Umgang mit Strom. Denn trotz eines Wirtschaftswachstums von 1,8 Prozent ist der Stromverbrauch gesunken“, sagt Graichen. „Es muss hier aber noch viel mehr geschehen. Jede gesparte Kilowattstunde macht die Energiewende kostengünstiger.“



Stichwörter: Politik, Agora Energiewende


Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik

BDEW: Wärmewende im Neubau bereits Praxis

[27.10.2025] Wärmepumpen und Fernwärme dominieren laut BDEW den Heizungsmarkt im Neubau. Drei von vier neuen Ein- und Zweifamilienhäusern werden bereits mit Wärmepumpen beheizt – fossile Energieträger verlieren weiter an Bedeutung. mehr...

Solarförderung: Mehrheit ist für Beibehaltung

[23.10.2025] Eine deutliche Mehrheit der Eigenheimbesitzer in Deutschland will die Solarförderung beibehalten. Laut einer Umfrage im Auftrag von Green Planet Energy lehnen 62 Prozent den Plan ab, die Unterstützung für Dachanlagen zu streichen. mehr...

Hochschule Nordhausen: Kooperation für Fachkräftesicherung

[21.10.2025] Die Hochschule Nordhausen und die Stadtwerke Sondershausen bündeln ihre Kräfte für die Fachkräftesicherung in Nordthüringen. Ein neuer Kooperationsvertrag soll ein praxisorientiertes Studium ermöglichen, das Wissenschaft und Arbeitswelt enger verbindet. mehr...

Brandenburg: Netzentgelte für Strom und Gas sinken

[21.10.2025] Die Netzentgelte für Strom und Gas in Brandenburg sollen im Jahr 2026 deutlich sinken. Energieminister Daniel Keller sieht darin einen Erfolg jahrelanger Bemühungen der Landesregierung. mehr...

EnWG-Novelle: Verbände fordern Nachbesserungen

[16.10.2025] Die Branchenverbände BDEW und BEE begrüßen die Reform des Energiewirtschaftsgesetzes, mahnen aber einfachere Verfahren und weniger Bürokratie an. Beide sehen beim Energy Sharing und beim Netzanschluss dringenden Änderungsbedarf. mehr...

BMWE: Entwurf für Wasserstoff-Beschleunigungsgesetz verabschiedet

[06.10.2025] Die Bundesregierung will den Ausbau der Wasserstoff-Infrastruktur beschleunigen. Das Kabinett hat dazu einen Gesetzentwurf beschlossen, der Verfahren vereinfacht, digitalisiert und rechtlich absichert. mehr...

BMWE: Förderaufruf für Wasserstoffprojekte gestartet

[30.09.2025] Das Bundeswirtschaftsministerium hat den zweiten Förderaufruf für internationale Wasserstoffprojekte gestartet. Unternehmen können bis 18. Dezember 2025 Projektskizzen einreichen, um bis zu 30 Millionen Euro Förderung zu erhalten. mehr...

bericht

Wasserstoff: Vom Hochlauf keine Spur

[29.09.2025] Der viel beschworene Wasserstoffhochlauf ist in Deutschland bislang nicht in Sicht, viele Projekte liegen derzeit auf Eis. Die Gründe: fehlende wirtschaftliche Perspektiven, unsichere regulatorische Rahmenbedingungen und eine geringe Nachfrage aus der Industrie. mehr...

BDEW: Wärmepolitik bleibt hinter Bedarf zurück

[25.09.2025] Der BDEW begrüßt die im Bundeshaushalt 2026 vorgesehenen zusätzlichen Mittel für den Ausbau und die Dekarbonisierung der Wärmenetze. Die vorgesehene Summe reiche aber nicht aus, um die Klimaziele zu erreichen. mehr...

bericht

Energiepolitik: Grüne Flexibilität

[25.09.2025] Die Bundesregierung muss im Energiesektor dringend Prioritäten setzen. Insbesondere sollten flexible Erzeugungskapazitäten konsequent aufgebaut und nutzbar gemacht werden. Dadurch eröffnet sich für Stadtwerke ein wirtschaftliches Zukunftsfeld. mehr...

bericht

Monitoringbericht: Positives Echo und Kritik

[17.09.2025] Die Reaktionen auf den Monitoringbericht zur Energiewende zeigen: Der eingeschlagene Kurs wird überwiegend bestätigt, doch die Bewertungen der Akteure fallen unterschiedlich aus. Während Verbände die Klimaziele bekräftigen und den weiteren Ausbau erneuerbarer Energien einfordern, kritisieren andere eine Verlangsamung und fehlende Planungssicherheit. mehr...

bericht

Monitoringbericht: Energiewende am Scheideweg

[16.09.2025] Die Bundesregierung hat den aktuellen Monitoringbericht zur Energiewende vorgelegt. Er zeigt Erfolge beim Ausbau erneuerbarer Energien, macht aber auch erhebliche Probleme sichtbar. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche schlägt deshalb zehn wirtschafts- und wettbewerbsfreundliche Maßnahmen vor. mehr...

KRITIS-Dachgesetz: Kabinett beschließt Entwurf

[11.09.2025] Die Bundesregierung will Deutschland widerstandsfähiger gegen Krisen und Angriffe machen. Jetzt hat das Kabinett den Entwurf für ein neues KRITIS-Dachgesetz beschlossen. mehr...

GAIA: Kritik an geplanter Änderung des Referenzertrags

[11.09.2025] GAIA warnt vor einem Aus der Windenergie in Süddeutschland. Der Projektentwickler sieht durch die geplante Änderung des Referenzertrags tausende Anlagen, Arbeitsplätze und Investitionen bedroht. mehr...

Baden-Württemberg: Pflicht zur Wärmeplanung ausgeweitet

[05.09.2025] Seit dem 6. August gilt in Baden-Württemberg ein novelliertes Klimaschutzgesetz. Laut KEA-BW betrifft die wichtigste Änderung die Pflicht aller Kommunen, eine Wärmeplanung vorzulegen. mehr...